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Das grüne Ungeheuer, Labyrinth im Kaoko-Veld und andere spannende DDR-Abenteuerromane


Das grüne Ungeheuer, Labyrinth im Kaoko-Veld und andere spannende DDR-Abenteuerromane

Die fünf Leben des Dr. Gundlach, Der Mann auf den Klippen, Labyrinth im Kaoko-Veld
1. Auflage

von: Elisabeth Schulz-Semrau

5,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 11.07.2014
ISBN/EAN: 9783863943608
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 103

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

In diesen drei Texten erzählt die Autorin mit viel Wärme und Verständnis und einem Blick für Details sowie mit für den Leser unerwarteten Wendungen von Leben, wie sie hätten sein sollen oder zumindest können und wie sie abweichend von ursprünglichen Träumen tatsächlich waren. So endete das Leben des Vaters von Onkel Alfred, dem Helden der dritten Erzählung, tragisch:
Nachdem Onkel Alfreds Vater mit dem kleinen Sohn von seinen Montagearbeiten in Riga ins heimatliche Aue zurückgekehrt war, tat er etwas Fürchterliches. Er hängte sich auf!
Und wir erfahren noch von einer anderen Liebe des Uhren- und Brillen-Reparateurs:
In der Pause kam der Geiger an unseren Tisch. Er reichte Onkel Alfred die Hand und sagte: Nanu, Alfred, du wirst doch nicht unsolide? Mit so einer jungen Frau?
Warum sollte ich nicht, antwortete Onkel Alfred in einer für seine Art ungewohnten Keckheit. Erklärte dann aber dass ich seine Nichte sei.
Auch in den beiden anderen Erzählungen geht Schulz-Semrau auf Spurensuche: In „Karalautschi“ erzählt sie von ängstlichen Kindheitstagen und quälenden Klavierstunden sowie von einem seltsamen Abkommen mit Gott, dem Allesfresser:
Auf meinem Schulweg, der natürlich immer mit irgendetwas, das ich vergessen, nicht ordentlich oder gar nicht erledigt hatte, beschwert war, kam ich an der Konditorei Kaiser vorbei. Ich verweilte kurz vor den gefüllten Schaufenstern und begann mit meinem Ablasshandel. Also, lieber Gott, heute bekommst du zehn Stück Bienenstich, zehn Sahnerollen, fünfzehn Streuselschnecken, zehn Marzipanschnittchen, zwanzig Windbeutel, fünfzig Baiser mit Schlagsahne (das aß ich selbst am liebsten), ....
In der Titelgeschichte „Gerda, das Nuschtchen“ setzt sich die Autorin mit den Themen gelungenes und nicht gelungenes Leben auseinander:
Die todkranke Mutter der dreizehnjährigen Gerda bittet die „Gnädige“, bei der sie zusätzlich zu ihrer Arbeit an der Wäscherolle beim Hausputz hilft, sich um ihre Tochter zu kümmern. Als die Frau drei Tage später stirbt, wird die (fast) fensterlose Speisekammer als Schlafraum für das Mädchen hergerichtet, das ein Jahr später die Schule verlässt und die entlassene Dienstmagd ersetzt. Gerda hält auch auf der Flucht aus Königsberg ihren „Herrschaften“ die Treue und trägt in der schweren Nachkriegszeit mit ihrer Hände Arbeit in der neuen Heimat Tangermünde ganz wesentlich zur Ernährung bei. Ganz allmählich und sehr zaghaft entwickelt sich bei Gerda etwas Selbstbewusstsein, die nun die Frau nicht mehr „Gnädige“ nennt.
Karalautschi
Gerda, das Nuschtchen
Onkel Alfred
Am 14.7.1931 als Tochter eines Beamten im ehemaligen Königsberg/Preußen (heute Kaliningrad) geboren. Mädchenname: Elisabeth Appe.
Vier Jahre konfessionelle Grundschule, drei Jahre Lyzeum. 1945 Flucht in die Altmark, Tangermünde. Oberschule ohne Abschluss.
1948 bis 1949 Lehrerbildungsinstitut, ab November 1949 Lehrerin.
Fernstudium für 1. und 2. Lehrerprüfung, Fernstudium an der Pädagogischen Hochschule Potsdam.
Bis Ende August 1967 Lehrerin in Rangsdorf bei Berlin. Während dieser Zeit Gedichte geschrieben.
Von 1967-1970 Studium am Institut für Literatur Johannes R. Becher in Leipzig. Zwei Jahre freischaffend, danach 14 Jahre Lehrtätigkeit im Fach Prosa (bei Fernstudenten) an diesem Institut, zuletzt als Dozentin.
Von 1986-1990 für vier Jahre vom Hochschuldienst beurlaubt, in dieser Zeit freischaffend.
Verwitwet, zwei Söhne.
Wohnhaft in Leipzig, Berlin, Rangsdorf, jetzt wieder Berlin.
Auszeichnungen:
Förderpreis des Mitteldeutschen Verlages
Kunstpreis der Stadt Leipzig.
Liste der künstlerischen Arbeiten
Bibliografie (Romane):
Jedes Leben hat auch seine Zeit, Mitteldeutscher Verlag Halle 1974
Ausstellung einer Prinzessin, Mitteldeutscher Verlag Halle 1977
Axel und der Maler Sim, Kinderbuchverlag Berlin 1979
Die Beurteilung, Mitteldeutscher Verlag Halle 1981
Suche nach Karalautschi/Report einer Kindheit, Mitteldeutscher Verlag Halle 1984
Liane und ihr Baby, Kinderbuchverlag Berlin 1988
Küchengespräche mit Frau L. (Portraits und Geschichten), Mitteldeutscher Verlag Halle 1989
Drei Kastanien aus Königsberg, Mitteldeutscher Verlag Halle 1990
Wer gibt uns unsere Träume zurück, Langen Müller Verlag, München 1995
Im Mantel von Allerleirauh, BS Verlag Rostock 1995
Gerda, das Nuschtchen. Drei Erzählungen zwischen Königsberg und Tangermünde, OsirisDruck, Leipzig 2007
Elchritter. Fast ein Märchen aus vergangenen Tagen, OsirisDruck, Leipzig 2008
Wenn ich mich nicht irre, blieb Edith nach Gerdas Konfirmation noch ein weiteres Jahr, zumindest eine Reihe von Monaten, bei uns, um Gerda richtig einzuarbeiten. Das geschah weniger aus Rücksichtnahme auf das spillerige, immer noch einem zwölfjährigen Kind gleichende Jerdachen als auf meine Mutter, die in anderen Umständen war und wahrscheinlich daran dachte, eines der beiden Mädchen als Kindermädchen zu gebrauchen. Das Kind wurde tot geboren.
Davon erfuhr ich erst, als ich schon erwachsen war. Die Eltern hatten wohl den Mädchen verboten, mir davon zu erzählen. Dabei muss dieses Geschehen eine chaotische Wirkung auf meine Eltern gehabt haben, denn für eine Zeit lang ließen sie die beiden Dienstmädchen und auch mich aus den Augen.
Das gab uns Freiräume und auch Gerda die Möglichkeit, sich noch einmal kindlich auszuspielen.
Jerdachen musste tatsächlich Kind sein, ebenso wie ich. Das dritte, neugeborene Baby war meine Puppe, die wurde in den Kinderwagen meiner toten Schwester gebettet. Unsere "Eltern" waren Dora und Edith.
Dora überragte Jerdachen um eine Handbreite, war ein hübsches, kräftiges, mehr ihrer Mutter ähnelndes Mädchen. Sie war der Vater unserer improvisierten Familie, Edith die Mutter. Das Spiel wurde in den Anlagen am Oberteich betrieben, dazu hatten sie den Wäschevorrat des toten Kindes "ausgeliehen", Laken, Badetücher, Windeln. Während Gerdas und meine Aufgabe darin bestand, artig oder ungezogen zu sein, zu petzen, auf "unsere kleine Schwester" aufzupassen, gelobt oder bestraft zu werden, schliefen die Eltern wiederholt miteinander auf Parkbänken, von einem großen Moltontuch zugedeckt.
Irgendetwas war da, aber ich begriff es nicht. Wahrscheinlich war dieses Spiel überhaupt wegen seines sonderbaren Aspekts von den Mädchen ausgewählt worden ...
Interessanter waren für mich Spiele in der Kaplanstraße oder auf dem Kirchenplatz vor der Tragheimer Kirche.
Auf mein Betteln hin nahm mich Jerdachen einige Male in ihre Armeleutestraße mit. Dass de aber nuscht deine Mutter sagen tust! drohte sie.
Aber wo würde ich ... Ich half ihr sogar rasch bei einigen Arbeiten, denn ohne Gerda würden die "Kroppzeugkinder" nie mit mir spielen.
Wir tobten als Räuber und Prinzessin durch Wohnhäuser vom Keller bis zum Boden, versteckten uns auf Hinterhöfen, kletterten in den verbotenen Pfarrgarten oder schlichen durch den stillen, von riesigen Bäumen überdachten Park eines Stifts vornehmer alter Fräuleins.
Nie hätte ich ohne Gerda die aufregende Maßlosigkeit wilder Spiele erfahren, nie ein sich bis zur Erschöpfung Austoben. Sicher waren Gerdas Tage, bevor ihre Mutter starb, öfter von solchen Spielen geprägt gewesen. Wie schlimm muss es also für sie gewesen sein, als sie bei uns nun zunehmend in die Pflicht genommen wurde.

Als Gerda fünfzehn Jahre geworden war, wurde Edith entlassen. Nun zählte Jerdachen als richtiges Dienstmädchen und bekam einen monatlichen Lohn von fünfzehn Deutschen Reichsmark. FÜNFZEHN ...
Gewiss, sie wurde ernährt - darüber wird zu reden sein -, gekleidet, aus den abgelegten Sachen meiner Mutter, hatte ein Dach überm Kopf - genauer eine Speisekammerdecke.
So scheuerte, bürstete, kratzte, fegte, saugte, bohnerte, wusch Jerdachen in den nächsten zehn Jahren unsern Dreck weg. Klein, mager, schielend rackerte sie durch sechs Zimmer und drei weitere Räume. Eines Tages hackte sie sich ein Stück Finger weg.
Wieder so ein Zeichen ... Anstatt Mitgefühl zu empfinden, nahm ich ihren ekligen Finger als Beweis ihrer Minderwertigkeit. Wahrscheinlich brauchte ich eine solche Sicht, um mein schlechtes Gewissen zu unterdrücken, da ich doch erlebte, wie meine Spielgefährtin ausgenutzt wurde.
Eventuell war es aber auch so, dass ich, ein Kind, über das die Eltern ständig ihre Unzufriedenheit äußerten, froh war, dass da eine war, die noch weniger taugte als ich. Und sicher nahm ich die Ausbrüche meines Vaters über die Verstocktheit dieses "Groschenferkels" als Rechtfertigung oder fühlte Genugtuung, wenn meine Mutter von Gerdas falschem Blick sprach und behauptete: Wenn die könnte, wie sie wollte ...

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