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Peter Wippermann · Jens Krüger

werte
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2020

HERAUSGEBER

Prof. Peter Wippermann (V.i.S.d.P.), Wippermann Trendforschung

Bornstraße 3, 20146 Hamburg

Telefon: +49 (0) 40 414 68 767

p.wippermann@trendbuero.com

www.peterwippermann.com; www.trendbuero.com

Jens Krüger, Kantar GmbH

c/o Joachim Bacher

Darmstädter Landstraße 112, 60598 Frankfurt am Main

Telefon +49 (0) 69 9133 62 13

joachim.bacher@kantar.com, www.kantardeutschland.de

REDAKTION Maria Angerer, Franz-Josef Kilzer

AUTOREN Maria Angerer, Joachim Bacher, Ann-Kathrin Brauns, Marilen Hennebach, Franz-Josef Kilzer, Ulrich Köhler, Jens Krüger, Prof. Peter Wippermann

LEKTORAT Uta Kleimann/UK Schlussredaktion & Lektorat

WISSENSCHAFTLICHE BERATUNG Prof. Dr. Norbert Bolz, Technische Universität Berlin

ART-DIREKTION Jürgen Kaffer

RECHTEKLÄRUNG Maximilian Voigt, Trendbüro

ÜBERSETZUNGEN Johannes Stehle

COVERFOTO knowyourmeme.com/Atsuko Sato

VERLAG Deutscher Fachverlag GmbH

Mainzer Landstraße 251, 60326 Frankfurt am Main

buchverlag@dfv-fachbuch.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.

Alle Rechte vorbehalten.

DRUCK UND BINDUNG Optimal : Media GmbH, Glienholzweg 7, 17207 Rubel/Müritz

Printed in Germany

eISBN 978-3-86641-509-6

Inhalt

_Vorworte

_Executive Summary

_Beratungsansatz

_Gesundheit

_Familie

_Erfolg

_Freiheit

_Sicherheit

_Gemeinschaft

_Natur

_Anerkennung

_Gerechtigkeit

_Nachhaltigkeit

_Methodik

_Erläuterung der Diagramme

_Verzeichnis weiterer Quellen

_Projektpartner

_Projektteam

„Für alle, die etwas besser machen wollen, sind es gute Zeiten.“

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„OK Boomer“ – das Internet-Meme bringt einen Konflikt zum Ausdruck, der wohl schon länger in der Luft liegt, aber so noch nicht wirklich thematisiert wurde: die kollektive Frustration der jüngeren Generationen mit der älteren Generation. Mit den Babyboomern, die in den Wirtschaftswunderjahren mit der Idee des ewigen Wachstums aufgewachsen sind. Für die das Paradigma der Netzwerkökonomie etwas ist, was man neu lernen muss. Eine Generation, deren Unternehmer es noch mit Milton Friedman halten konnten: „Der gesellschaftliche Auftrag eines Unternehmens besteht darin, profitabel zu sein.“

Dieser Generation stehen die Generationen Y und Z gegenüber. Wie anders diese Generationen ticken, damit haben wir Älteren uns in den vergangenen Jahren bereits ausgiebig beschäftigt. Vor allem wenn es darum ging, sie als Kunden oder Mitarbeiter zu gewinnen. Und während wir uns über ihren Mangel an politischem Engagement gewundert haben, haben die jüngeren Generationen einfach schon mal gemacht – und vieles ganz anders, als wir Älteren es gewohnt sind. Nicht nur Greta Thunberg und ihre Fridays-for-Future-Bewegung. Es sind auch Unternehmer wie die Gründer von Kushel (im Interview auf Seite 100), für die Business ohne gesellschaftlichen Anspruch einfach keinen Sinn ergibt. Es sind junge Menschen, die Forderungen stellen – auch an uns ältere Unternehmer und Entscheider. Entweder weil sie für niemanden arbeiten wollen, der ihnen nur ein Job-, aber kein Sinn-Angebot machen kann. Oder weil sie irritiert davon sind, dass ihre Eltern sich in ihrer Arbeit für etwas einsetzen, was ihren eigenen Zukunftschancen völlig zuwiderläuft.

Die Ergebnisse des Werte-Index sind keine „Wohlfühl-Ergebnisse“. Wir leben auch in keiner „Wohlfühl-Zeit“. Aber für alle, die Innovationen lieben und etwas besser machen wollen, sind es gute Zeiten. Wenn wir den Herausforderungen gewachsen sein wollen, brauchen wir ganz neue Denkweisen, neue Lösungen, neue Partnerschaften. Das wird nicht einfach sein. Aber wir sind ja nicht allein. Es ist Zeit, zu machen – gemeinsam. Freuen wir uns darauf. Okay, Millennial?

Prof. Peter Wippermann

„Eine schöne Welt zu präsentieren reicht nicht, man muss aktiv mitarbeiten.“

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Wir sind angekommen. Im Zeitalter der Netzökonomie, deren Übergang wir in den letzten zwölf Jahren auch mit dem Werte-Index begleitet haben. Anfangs stand mit der Digitalisierung vor allem die technische Konnektivität im Mittelpunkt. Am Ende dieses Jahrzehnts ist es einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen gelungen, sich auch kulturell mit ihren Kunden zu verbinden. Marketing war nie aufregender als heute.

Der Werte-Index 2020 liefert jetzt einen spannenden Ausblick: Stehen wir wieder am Anfang einer Zäsur?

Während wir in den vergangenen Jahren und über alle Werte hinweg erlebt haben, dass die von uns beobachteten und analysierten Werte zunehmend eine immer stärkere Konnotation mit Lifestyle bekommen haben, sehen wir erstmalig für einige Werte einen Rückzug aus der Lifestyle-Zone. Vor allem in denjenigen Feldern, die zunehmend in einer breiten gesellschaftlichen Diskussion stehen, wie es beim Thema Natur beziehungsweise Umwelt der Fall ist, verstimmen die reinen Lifestylisten und mit ihnen auch die Influencer. Natur hat ihre Natürlichkeit als reiner Marketingkontext verloren.

Was ist passiert? Die tiefe Sorge um die Zukunft unseres Planeten ist nicht neu, war in der Vergangenheit allerdings immer gepaart mit einer Portion Optimismus und Zuversicht – es wird schon gut gehen, irgendwie. Wird es aber nicht. Was mit #FridaysForFuture angefangen hat, ist in einer erkennbar erstarkenden Politisierung unserer Gesellschaft angekommen. Insbesondere die Generation Z führt eine aktive Diskussion um die Werte von morgen, der sich Politik und Wirtschaft nicht entziehen können. Heißt, wer das Thema spielen möchte, muss auch liefern. Es reicht nicht mehr, eine schöne Welt zu präsentieren, man muss aktiv mitarbeiten. Die kommenden Consumer-Generationen werden Unternehmen und Marken an ihrer Echtheit, ihrem Bewusstsein, ihrer Haltung messen.

Auch das ist wieder eine Chance. Cultural and Human Consciousness. Wem es gelingt, authentisch, empathisch und letztlich auf Augenhöhe sich mit seinen Kunden zu verbinden, gewinnt. Alle anderen müssen nachsitzen. Marketing kann so anstrengend sein.

Jens Krüger

Executive Summary Key-Findings im Überblick.

Der Werte-Index 2020 zeigt, wie häufig und in welchen Zusammenhängen zehn grundlegende Werte in den deutschsprachigen Social Media diskutiert werden. 84 Prozent der Deutschen über 14 Jahren sind aktive Internetnutzer (D21-Digital-Index 2018/19). Damit sind die Ergebnisse aussagekräftig für den Wertewandel in Deutschland. Im Vergleich mit den Ergebnissen aus den vorigen Ausgaben können Veränderungen identifiziert und nachverfolgt werden. Dabei fließt auch Instagram als Social-Media-Quelle und damit Bildmaterial in die Analyse ein. Außerdem werden zum ersten Mal Auswertungen nach Generationenzugehörigkeit und Geschlecht vorgenommen.

2020

Wert

2018

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Gesundheit

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Familie

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Erfolg

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Freiheit

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Sicherheit

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Gemeinschaft

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Natur

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Anerkennung

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Gerechtigkeit

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Nachhaltigkeit

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Fazit: Weniger Lifestyle, mehr Politik.

Im Gesamtüberblick weisen die Veränderungen in den Social-Media-Diskussionen auf eine zunehmende Politisierung bzw. einen höheren Level an kritischen und reflektierten Meinungsäußerungen hin. Waren die Diskussionen in den letzten Ausgaben des Werte-Index sehr stark an den alltäglichen Dingen des Lebens und Lifestyle-Themen ausgerichtet, werden die Gespräche insgesamt kritischer, politischer und handfester. Das zeigt sich am deutlichsten am Wert Natur, aber auch in Werten wie Erfolg, Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.

An der Spitze: Gesundheit, Familie, Erfolg.

Die Top 3 des Werte-Index verändern sich: An der Spitze steht wieder der Wert Gesundheit. Gefolgt wird er von den Werten Familie auf Platz 2 sowie Erfolg auf Platz 3. Der Wert Gesundheit nimmt seine jahrelange Siegesserie aus den Jahren 2014 und 2016 wieder auf. Selbstdiagnose und -therapie zählen einmal mehr zu den am häufigsten diskutierten Themen. Dabei spielt der Austausch über konkrete Diagnosen, Therapien und diesbezügliche Ratschläge wieder eine wichtigere Rolle als zuletzt. Der Austausch ist zudem praxisorientierter. Gesundheitsgefahren werden ebenfalls häufiger als in der Vergangenheit diskutiert. Das Trendthema Ernährung ist hingegen im Rückgang begriffen. An zweiter Stelle steht der Wert Familie. Dabei bleiben alltägliche, aber als kostbar wahrgenommene Momente mit der eigenen Familie das wichtigste Gesprächsthema, auch wenn sie gegenüber 2018 einen Rückgang verzeichnen. Konfliktpotenziale innerhalb der Familie werden häufiger als noch vor zwei Jahren besprochen. Dabei steht der Verlust von Familienangehörigen oder -beziehungen im Vordergrund.

Der Erfolg nimmt den dritten Rang des Werte-Index-Rankings ein. Er stieg um drei Plätze auf und ist damit der Aufsteiger-Wert dieser Ausgabe schlechthin. Dabei bleibt die Themenlage weitgehend unverändert: Worin man erfolgreich ist, dominiert die Diskussion. Wichtigster Aufsteiger in der Themenliste sind die politischen Erfolge. Daran beteiligen sich in dieser Untersuchung auch Influencer in gleichem Ausmaß wie andere User.

Viel Veränderung bei Natur und Nachhaltigkeit.

Einen dramatischen Abstieg verzeichnet der Wert Natur. Landete er 2018 nach einem kontinuierlichen und zuletzt steilen Aufstieg an der Spitze des Werte-Index-Rankings, fällt seine Platzierung in dieser Ausgabe auf Platz 7. Ebenso tief greifend ist die Veränderung der Diskussion rund um den Wert selbst: Wurde der Wert in der Vergangenheit vor allem mit dem „Schönen, Wahren und Ursprünglichen“ verbunden, geht diese Konnotation in der vorliegenden Ausgabe stark zurück. Aktuell erfahren kritische und politische Wortmeldungen stärkeren Aufwind denn je. Es herrscht eine überwältigende Einigkeit über die Notwendigkeit wirksamer Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz. Große Veränderungen sind genauso beim Wert Nachhaltigkeit zu beobachten: Auch hier dominiert nach einem sprunghaften Anstieg eindeutig das Thema Ökologie.

Freiheit und Sicherheit landen im Mittelfeld.

Die Werte Freiheit und Sicherheit landen unverändert und wiederholt im Mittelfeld auf den Plätzen 4 und 5. Beim Wert Freiheit ist ebenfalls eine stärkere Politisierung der Diskussion zu beobachten – die entsprechenden Kategorien wie „Unabhängigkeit von Institutionen“ verzeichnen deutliche Zuwächse. Beim Wert Sicherheit fällt die prominente Position des Staates als Garant für Sicherheit ins Auge.

Generationen- und Geschlechterunterschiede.

Interessante Unterschiede im Diskussionsverhalten zwischen Generationen bzw. Männern und Frauen zeigen sich beim Wert Natur: Kritische Aspekte wie Umwelt- und Klimaschutz werden stärker von der Generation Y diskutiert als von älteren Generationen. Zudem wird die Diskussion stärker von Männern als von Frauen geführt. Ansonsten dominieren beim Vergleich zwischen Generationen und Geschlechtern nicht die Unterschiede, sondern ein ähnliches Diskussionsverhalten.

Werte-Index-Ranking.

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Werteübergreifende Veränderungen und Ausblick.

Ende 2019 haben wir einen weiteren zu heißen Sommer hinter uns. Wir haben Hunderttausende Menschen auf die Straße gehen sehen, die für wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel und für Klimagerechtigkeit eintraten. Greta Thunberg wurde vom „Time Magazine“ zur Person des Jahres gekürt. Wir haben Flugscham kennengelernt und Fluglinien, die dafür werben, mehr mit der Bahn zu fahren. Fridays-for-Future zeigte uns, wie politisch aktiv die Jugend ist. Angesichts dieser Entwicklungen irritieren die Ergebnisse des Werte-Index auf den ersten Blick: Gerade der Wert Natur stürzt ab – von Platz eins auf Platz sieben. Auch der Wert Nachhaltigkeit fällt um eine Position. Der Erfolg ist hingegen der wichtigste Aufsteiger. Wie passt das alles zusammen?

Trendwende hin zur politischen Diskussion.

Antworten findet, wer unter die Oberfläche des Rankings blickt. Die wesentlichen Veränderungen sind an den Inhalten der Gespräche abzulesen. Und hier kann durchaus von einer Revolution gesprochen werden. Sowohl Aufstieg des Werts Erfolg als auch Fall des Werts Natur kann über die gleiche Entwicklung erklärt werden – eine zunehmende Politisierung der öffentlichen Diskussion. In über zehn Jahren Werte-Index-Geschichte wurde der Wert Natur noch nie so häufig mit politischen Forderungen verbunden wie aktuell. Der Wert Natur hat mit seinem Gesprächsanteil vor allem unsere verklärte Wahrnehmung von ihr verloren: als das Heile, Ursprüngliche und Schöne, das dem modernen Menschen Kraft und Energie gibt. Auch der Wert Erfolg legt vor allem bei Gesprächen zu, in denen es um die politische Dimension geht: Wahlerfolge, politische Errungenschaften. Die Tendenz der Politisierung bzw. Ökologisierung der Diskussion zieht sich auch durch fast alle anderen Werte hindurch, wie Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Die sozialen Medien stellen sich stärker als in der jüngeren Vergangenheit als Raum für die öffentliche Diskussion dar. In den früheren Ausgaben des Werte-Index beobachteten wir, dass die Gespräche immer privater und alltäglicher wurden. Mit dieser Ausgabe zeichnet sich eine Trendwende ab.

Globale Krise als globale Chance?

Vor zwei Jahren wurden die Ergebnisse des Werte-Index durch Geflüchtete, Terroranschläge in Deutschland, Brexit und Trump geprägt. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise folgte die Migrationskrise. Unterschiede und Klüfte taten sich nicht nur sozial, sondern auch kulturell auf. „Der Rückzug ist kein Ausweg“, schloss der Werte-Index 2018 mit Blick in die Zukunft. Und noch weiter: „Auszumachen, wie wir leben wollen – das ist keine Möglichkeit mehr. Es ist eine Notwendigkeit.“ Jetzt hat die Klimakrise die Öffentlichkeit mit voller Wucht erwischt. Da ist Rückzug erst recht keine Option. Im Gegenteil: Wahrscheinlich erzeugte noch keine Krise zuvor eine derart globale Betroffenheit. Keine Krise hatte ein derartig internationales Mobilisierungspotenzial, keine so viel Zeug zur globalen gemeinsamen Sache.

Der Klimawandel als soziale und kulturelle Herausforderung.

Der Kampf gegen den Klimawandel ist keine reine ökologische Frage oder gar ein technisches Problem, das darin besteht, CO2 zu reduzieren. Die kritische Aufgabe liegt in den sozialen und kulturellen Herausforderungen. Wie schaffen wir es, Wirtschaft und Wachstum so zu begreifen und zu gestalten, dass unser Planet dabei nicht zerstört wird? Wie schaffen wir einen Begriff von Gerechtigkeit – zwischen unterschiedlichen Regionen, Interessen und Generationen –, mit dem sich alle identifizieren können? Wie schaffen wir es – trotz unserer Unterschiede und abweichender Interessen –, erfolgreich an diesem einen entscheidenden Strang zu ziehen? Dass die Antworten auf diese Fragen vor allem auch neue Chancen bereitstellen, erklären u. a. Postwachstumsökonom André Reichel, der US-Verfassungsrechtler Lawrence Lessig und Philosophin Ariadne von Schirach in den Interviews in dieser Ausgabe (S. 136, 124 und 76).

Vom Teil des Problems zum Teil der Lösung.

Ohne erfolgreiches gemeinsames Tun wird die Welt nicht zu retten sein. Das Ökologische geht zwangsläufig mit dem Sozialen und dem Kulturellen Hand in Hand. Das gilt auch für Unternehmen. Die rasante Durchdringung unternehmerischer Agenden und ihrer Kommunikation mit Begriffen wie jenen der SDGs (Sustainable Development Goals) oder Prinzipien wie Purpose und Impact ist beeindruckend. Unternehmen erkennen zunehmend die Chance, statt Teil des Problems zum Teil der Lösung zu werden. Und mit ihnen ihre Mitarbeiter. Wie schnell sich Einstellungen und Verhalten ändern können, lässt sich etwa am Aufstieg fleischloser Ernährungsalternativen beobachten: Vor wenigen Jahren noch ein Nischenphänomen, fand sich der vegane Lifestyle 2018 auch im Mainstream des Werte-Index; dieses Jahr tritt Fleisch als „Gesundheitsgefahr“ (vgl. Wert Gesundheit) in Erscheinung. Fleischproduzenten investieren in fleischlose Alternativen. Die Disruption der Digitalisierung zeigte, wie ganze Branchen umgekrempelt oder zerstört wurden. Jetzt geht es darum, sich nicht nur schnell auf Veränderungen einzustellen, sondern vor allem experimentier- und kooperationsfreudig zu sein. Um herauszufinden, wie Wirtschaft planetenschonend geht, müssen wir bereit sein, Neues auszuprobieren.

„Wie geht Wirtschaft, ohne den Planeten zu zerstören?“

Beratungsansatz Die Digitale Transformation mit Werten erfolgreich gestalten.

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Joachim Bacher

Für Unternehmen wird es im Rahmen der digitalen Transformation von gleich großer Wichtigkeit sein, den Werte-Fit zu ihren Kunden zu behalten und geeignete Strategien für ihre Mitarbeiter zu entwickeln. Schon länger ist bekannt, dass zukünftiges Wachstum nicht wie bisher von Innovationen aus Technologie und Wirtschaft gekennzeichnet sein wird, sondern von Fähigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich. Hier liegt sehr großes Potenzial. Diejenigen Unternehmen, denen es gelingt, dieses Potenzial zu nutzen, werden sich durch eine gesteigerte Produktivität und zukünftiges Wachstum auszeichnen.

Digitale Transformation bringt kulturelle Veränderungen mit sich.

Die digitale Transformation bestimmt den heutigen Alltag in vielen Unternehmen. Damit steigen die Anforderungen an alle Unternehmensbereiche. Es reicht zukünftig bei Weitem nicht mehr aus, Produkte oder Dienstleistungen digital verfügbar zu machen. Unternehmen müssen auch ihre bisher gelebte Wertekultur überdenken, um die digitale Transformation erfolgreich gestalten zu können.

Das liegt vor allem daran, dass sich altbewährte interne Abläufe im Rahmen der Transformation ändern. Bereits seit längerer Zeit spiegelt sich dies u. a. im Wechsel von der Industrieökonomie zur Netzwerkgesellschaft wider. Die Hierarchien in Unternehmen werden flacher, dafür werden vielerorts neue Schnittstellen eingeführt. Die Organisationsform der Matrix soll dabei helfen, effizienter zu werden. Product-Owner leiten interdisziplinäre Projekte und verzahnen so eine neue agile Arbeitskultur mit dem existierenden Wissen im Unternehmen. Dies führt automatisch zu einem überraschenden Klimawandel im Unternehmen.

Besonders intensiv werden im Rahmen der digitalen Transformation die Personalabteilungen gefordert. Viele Unternehmen haben nicht nur einen erhöhten Schulungsbedarf, um den kulturellen Wandel zu begleiten, sondern wollen auch bunter werden und öffnen sich in Stellenanzeigen gegenüber Diversität. Alle Maßnahmen zahlen darauf ein, die Belegschaft zu motivieren und fit für den Wandel zu machen. Gesundheitsprogramme runden das Spektrum der HR-Maßnahmen ab.

Der Werte-Index beschreibt ja schon seit Längerem die Erfolgsgeschichte des Werts Gesundheit. Aber auch Wirtschaftsexperten sind sich längst einig, dass Unternehmen mit motivierten und gesunden Mitarbeitern erfolgreich bleiben.

Zukünftiges Wachstum durch verbesserte Fähigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich.

Die Wirtschaftstheorie der langen Wellen des Wissenschaftlers Kondratieff geht von 40- bis 60-jährigen Innovationszyklen für Primär-Innovationen aus. Aktuell befinden wir uns im sechsten Kondratieff-Zyklus (siehe Abbildung unten). Diese Konjunkturperiode führt weg vom Computer hin zum Menschen und rückt diesen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt. Die physischen und psychischen Komponenten stehen gleichermaßen im Vordergrund und betonen ein ganzheitliches Wohlbefinden des Menschen.

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Leo A. Nefiodow ist einer der bekanntesten Vertreter der Theorie der langen Wellen und gilt als einer der angesehensten Vordenker der Informationsgesellschaft. Er sieht insbesondere den Informationsmarkt sowie Umweltschutz, Biotechnologie und Gesundheit als die aus diesen Überlegungen resultierenden Produktivitätsreserven des aktuellen Zyklus.

Das Thema Gesundheit bleibt also ein Dauerbrenner. Nur der Blickwinkel ändert sich. Die psychosoziale Kompetenz eines Unternehmens steht damit im Mittelpunkt. Aktuell geht es also nicht mehr um die Suche nach der nächsten Primär-Innovation, wie in den Zyklen davor, sondern um physische und psychische Komponenten. Die sechste Welle ist folglich nicht von technologischen Innovationen, sondern von kulturellen und sozialen Innovationen geprägt. Diese Auseinandersetzung mit dem Menschen auf psychosozialer und psychotherapeutischer Ebene vermittelt eine Steigerung des Wohlgefühls und kann als größter Nutzen dieses Zyklus verstanden werden. Als Wachstumsbarriere definieren die Wirtschaftsexperten moralische Defizite, die sich gesellschaftlich in Gewalt, Kriminalität, Drogenmissbrauch, Umweltzerstörung, Energieverschwendung oder auch in Terrorismus manifestieren.

Besonders im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, wo in Unternehmen zahlreiche Ressourcen durch Frust, Mobbing, Streit und Intrigen verloren gehen, schlagen sich diese Mängel nieder. Diese Unstimmigkeiten in interpersonellen Relationen hinterlassen im Unternehmen ein Loch, das nicht durch maschinelle Innovationen oder technische Einrichtungen kompensiert werden kann. Eine wertebasierte Unternehmensstrategie kann hier aber gegensteuern. Kantar hilft Ihnen gern dabei!

Fit for Future?

Im Rahmen des Werte-Index 2018 hat Kantar zusammen mit dem Trendbüro den Werte-Canvas vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Workshop-Format, das Unternehmen die Auseinandersetzung mit dem Wertewandel erleichtert und ihnen hilft, eine wertebasierte Unternehmensstrategie zu entwickeln bzw. die vorhandene zu schärfen.

Zu Beginn des Workshops wird die gesellschaftliche Perspektive durch aktuelle Erkenntnisse aus der Trend- und Zukunftsforschung ergänzt. Hierzu steuert Kantar ein breites Spektrum an Studien bei. Dies ist besonders hilfreich, um mittel- bis langfristige Prognosen über Marktveränderungen zu berücksichtigen. So hat Kantar mehrere Trend- und Zukunftsstudien zu den Themen Mobilität, Logistik, Ernährung, Living oder Handel durchgeführt und Zukunftsszenarien entwickelt. Im zweiten Schritt des Workshops wird die aktuelle Unternehmensperspektive analysiert. Sie stellt die entscheidende Komponente im Workshop dar. Die Innensicht ist der Schlüssel, um Stärken und Schwächen im Kontext der digitalen Transformation und des Wertewandels zu identifizieren. Besonders wichtig dabei ist es, sowohl die Kunden- als auch die Mitarbeitersicht zu berücksichtigen. Wie ist der aktuelle Werte-Fit?

Aus dem Zusammenspiel der gesellschaftlichen Perspektive und der Unternehmensperspektive entstehen im dritten Teil des Workshops konkrete Zukunftsimplikationen für das Unternehmen. Um die Ergebnisse bei Bedarf zu verfeinern und auch im Unternehmen zu implementieren, folgen in der Regel weitere Workshops. Wir helfen Ihnen, sich fit für die Zukunft zu machen – sprechen Sie uns an! Unser erfahrenes Werte-Team unterstützt Sie gern dabei.

Weiterführende Informationen finden Sie unter www.kantardeutschand.de

Werte-Index-Canvas.

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Der Werte-Index-Canvas als Formular kann auf Anfrage unter www.kantardeutschland.de/werteindex2020 oder www.trendbuero.com/werteindexcanvas zugesandt werden.

Pictogramme: Gregor Cresnar; BomSymbols; Iconsphere; Barracuda; Post Mello; hans draiman; Evan Shuster; thenounproject.com

2020 wird das Jahr Purpose-getriebener Unternehmensstrategien.

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Ulrich Köhler