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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

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Nr. 2388

 

Objekt Ultra

 

Friedensfahrer in Hangay – ein tödliches Spiel beginnt

 

Christian Montillon

 

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Wir schreiben das Jahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4933 alter Zeitrechnung: Seit Monaten stehen die Erde und die anderen Planeten des Solsystems unter Belagerung. Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR haben das System abgeriegelt, während sich die Menschen hinter den sogenannten TERRANOVA-Schirm zurückgezogen haben.

Währenddessen hat die Armada der Chaosmächte die komplette Milchstraße unter ihre Kontrolle gebracht. Nur in einigen Verstecken der Galaxis hält sich weiterhin zäher Widerstand. Dazu zählen der Kugelsternhaufen Omega Centauri mit seinen uralten Hinterlassenschaften und die Charon-Wolke. Wenn die Galaktiker aber eine Chance gegen TRAITOR haben wollen, müssen sie mächtige Instrumente entwickeln.

Die neuen Verbündeten von Perry Rhodans Terranern, die Friedensfahrer, begeben sich unterdessen nach Hangay. Auch wenn ihre Raumschiffe in Hangay selbst nicht mehr operieren können, so können sie doch zumindest neue Beobachtungsstationen errichten und alles für spätere Operationen vorbereiten. Zu den Friedensfahrern zählen auch drei Galaktiker: der unsterbliche Alaska Saedelaere, Perry Rhodans Sohn Kantiran und die junge Cosmuel Kain, die wie eine Terranerin aussieht, aber Cyno-Blut in den Adern hat. Diese drei stehen an vorderster Front, als ein bisher unbekannter Faktor ins Spiel kommt: das OBJEKT ULTRA …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Cosmuel Kain – Die Halb-Cyno besinnt sich auf ihr Stimmtalent.

Alaska Saedelaere – Der unsterbliche Friedensfahrer beweist wieder einmal Geduld.

Mondra Diamond – Seit ihrer Mission in ZENTAPHER hütet sie einen unbekannten Schatz an Erinnerungen.

Kantiran – Perry Rhodans Sohn nähert sich einem masselosen Objekt.

Bronwyn Noreed – Der Choi geht einer großen Aufgabe nach.

Forejam Kareis – Noreeds Untergebener schlägt einen seltsamen Pfad ein.

Prolog:

22. Oktober 1345 NGZ

»Eine neue Spielerin«

 

»Du klingst wie dein eigener Vater!« Cosmuel Kains Lachen übertönte nicht nur die allgegenwärtige Geräuschkulisse in Hakkans Schuppen, sondern auch das penetrante Glucksen des Telramoners, der sich hinter ihrem Stuhl auf dem Boden wälzte.

Sie sah Kantiran Rhodan an, dass seine eben noch prächtige Laune verflog. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Was habe ich gesagt, das dich an Perry erinnert?«

Diese Frage verwirrte Cosmuel. Sie legte Kantiran die Hand gegen die Wange. »Entschuldige … Wer hat denn behauptet, dass du mich an Perry Rhodan erinnerst?«

»Ich habe nun mal keinen anderen Vater.«

Hinter ihnen blubberte es aus der Mundöffnung des Telramoners, der Cosmuel unwillkürlich an einen blauen, mit Wasser gefüllten Sack denken lies. »Armes Bürschchen. Hast nur einen Vater wie die meisten Lebewesen. Tust mir leid, ich habe sieben Erzeuger, die sich vereinten, um …«

»Dich hat keiner gefragt«, unterbrach Kantiran. Unhöflichkeit war die einzige Möglichkeit, diesen speziellen Friedensfahrer loszuwerden, wenn er einmal zu reden begonnen hatte. Der Telramoner konnte, ohne ein einziges Mal Atem zu schöpfen, für knapp drei Stunden Luft aus seinem Wasserbauch nach oben steigen lassen und die deutlich sichtbar flatternden Stimmbänder in Bewegung setzen, um ohne Pause zu reden.

»Na, so was, hältst dich wohl für was Besseres, was? Humanoide sind einfach alle gleich, die meinen, sie wären die Krönung von …«

Cosmuel beugte sich zu dem sackförmigen Wesen, das sich inzwischen fast zur doppelten Größe aufgeplustert hatte. Außer der Mundöffnung konnte sie keine Sinnesorgane erkennen, aber zumindest hören konnte der Telramoner ausgezeichnet. »Er ist etwas Besseres. Erkennst du den Garanten Kantiran nicht?«

»Ein Garant, nein so was! Entschuldige, wenn ich deine Ruhe gestört habe. Natürlich werde ich dich nicht weiter belästigen, aber kannst du mir sagen, ob es stimmt, dass eine weitere Initiation geplant ist, ich hörte dieses Gerücht und würde …«

Cosmuel unterdrückte mit Mühe den Wunsch, ihm einen kräftigen rechten Haken in den Wasserbauch zu versetzen. Vielleicht hätte das dessen gesamte Redeenergie im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Schlag verbraucht.

»Es stimmt nicht«, stellte Kantiran klar. »Wir haben gestern eine neue Friedensfahrerin in unserer Mitte begrüßt, aber es steht keine weitere Zeremonie an.«

»Ich habe es also tatsächlich verpasst, das ärgert mich furchtbar, ich hätte die Neue gerne getroffen. Es ist diese Terracyno oder Terrorcyno oder so, die irgendwas mit unserer Heißen Legion zu tun hat. Habt ihr von dem Gerücht schon gehört? Sie soll mit der Legion verwandt sein oder so ähnlich. Das ist ein bisschen rätselhaft, ich habe es nicht genau verstanden, und außerdem scheint niemand etwas Genaueres zu wissen, nicht mal Hakkan, der Wirt, denn er sagte …«

»Ich bin diese Neue.« Cosmuel fragte sich, wie der Telramoner auf die Idee kam, dass ausgerechnet Hakkan eine gute Informationsquelle abgab. »Meine Initiation fand gestern statt.«

Der blaue unförmige Berg schwappte einige weitere Zentimeter in die Höhe, und eine Extremität bildete sich aus. Zentimeter für Zentimeter schob sie sich aus einer bis dahin nicht sichtbaren Hautfalte. Der neue Arm reckte sich Cosmuel entgegen. »Lass mich dich begrüßen und in unserer Mitte willkommen heißen. Ich habe mich auf dem Herflug in den Datenbanken informiert. Ist es nicht üblich bei deinem Volk, sich die Hände zu schütteln, um sich zu begrüßen, weil …«

»Bei Terranern ja, bei Cynos nicht unbedingt.« Cosmuel scheute sich, die leicht schleimig glänzende Körpermasse zu berühren. »Aber ich danke dir für die Glückwünsche. Nun würde ich mich gerne weiter mit meinem Begleiter unterhalten. Sicher findest du jemand anderen, mit dem du dich austauschen …«

»Da du mich nicht ausreden lässt, unterbreche ich dich ebenfalls. Hör mir zu, ich würde gerne mehr über deine Initiation erfahren, weil ich es für wichtig erachte, zu hören, was …«

Cosmuel schaltete innerlich ab und sah sich um. Leider war Hakkans Schuppen bei Weitem nicht so gut besucht wie sonst – zumindest war das Lokal in Kantirans Erzählungen immer geradezu aus allen Nähten geborsten.

Aus eigenem Erleben war es Cosmuel nicht möglich, einen Vergleich zu ziehen. Da sie erst vor wenigen Stunden endgültig zu einem Teil des Geheimbunds der Friedensfahrer geworden war, betrat sie diesen beliebten Treffpunkt zum ersten Mal.

Wer nicht selbst zu den Friedensfahrern gehörte, dem war das Betreten der Mondkette im System Rosella Rosado strikt untersagt. Die von dem Telramoner erwähnte Heiße Legion, eine immaterielle Wächtertruppe, sorgte durch eine geheimnisvolle Prüfung dafür, dass kein den Friedensfahrern feindlich gesinntes Wesen ins System einfliegen konnte.

Bei ihrem letzten Besuch im System war es Cosmuel verboten gewesen, die OREON-Kapsel zu verlassen; und daran hatte sie sich gehalten. Es hatte sie lediglich äußerst unfreiwillig auf den Kapellenmond Ospera verschlagen – die Heiße Legion hatte bei der Überprüfung eine besondere Ähnlichkeit erkannt und sie dorthin entführt. Im Zuge dieser Ereignisse war ans Licht gekommen, dass die Heiße Legion, die geheimnisvolle Schutztruppe des Friedensfahrer-Geheimbunds, aus Cynos hervorgegangen war, deren Raumschiff auf Ospera havariert war. Diese Cynos hatten im Dienst der Superintelligenz LICHT VON AHN vor Jahrzehntausenden gegen das Entstehen einer Negasphäre gekämpft.

Der Telramoner gab sich noch nicht geschlagen. »Die anderen Besucher sind alle langweilig, mit denen will ich mich nicht unterhalten, wenn gleichzeitig zwei so interessante …«

Vom Nachbartisch stampfte ein übergroßer Insektoide mit dreifach geschnürtem Leib und schreiend bunt gefärbtem Metallpanzer heran. Die Enden der Brustplatten kratzten übereinander, was Cosmuel in den Ohren schmerzte. »Langweilig? Wie kannst du es wagen, mich langweilig zu nennen? Immerhin war ich nicht so dumm, die Initiation in der Glasbasilika zu versäumen!«

Cosmuel wechselte einen schnellen Blick mit ihrem Geliebten. Das war die Chance, aus dem Lokal zu verschwinden und sich in die Zweisamkeit von Kantirans OREON-Kapsel THEREME zurückzuziehen, die ganz in der Nähe wartete.

Andererseits hatte sie Hunger, und sie waren in Hakkans Schuppen gegangen, um etwas Ordentliches zu sich zu nehmen; etwas Nichtsynthetisches. Hakkan brüstete sich seit einigen Wochen damit, sein Gemüse sei besonders schmackhaft, weil er es selbst anpflanzte.

Die Idee kam wie von selbst. Cosmuel schaute dem Insektoiden direkt in die Facettenaugen. »Es wäre mir unangenehm, wenn meinetwegen ein Streit ausbricht. Wärst du so gut und würdest unserem telramonischen Freund von meiner Initiation berichten?«

Ohne eine Antwort abzuwarten, die ohnehin nur wieder in einem endlosen Sermon seitens des Blauhäutigen geendet hätte, stand sie auf und packte Kantirans Hand. Der verstand sofort, erhob sich ebenfalls, und sie zogen sich in eine möglichst weit entfernte Ecke des Lokals zurück.

 

*

 

Ob das Gemüse tatsächlich besser schmeckte, vermochte sie nicht zu beurteilen. Die Konsistenz war ihrer Meinung nach ekelerregend – es lag wie ein Batzen Schleim im Mund. Also schob sie den Teller von sich, und ihr Magen knurrte nach wie vor.

»Den Ausflug hätten wir uns sparen können«, monierte sie. »Ich weiß gar nicht, was ihr alle an diesem Schuppen findet. Nervige Gäste, widerwärtiges Essen … Warum nur sind alle Friedensfahrer hellauf begeistert von Hakkan?«

Kantiran stocherte in seiner Mahlzeit herum. »Schließ dich mit Alaska Saedelaere zusammen. Er kommt auch nicht gerne her.«

»Wir haben Alaska lange nicht getroffen.«

»Ich weiß ebenso wenig wie du, wo er sich herumtreibt. Im August hat er die Unterlagen der Algorrian ins Solsystem gebracht, das war das Letzte, was ich von ihm gehört habe.«

»Es ist schade, dass er an meiner Initiation nicht teilgenommen hat. Immerhin war er dein Mentor und hat dich mit den Friedensfahrern in Kontakt gebracht.«

Kantiran nahm einen kräftigen Bissen. Cosmuel wunderte sich immer wieder, wie wenig Scheu er vor exotischen Speisen aller Art empfand – er aß schlicht alles, was ihm vorgesetzt wurde. »Er sagte mir zuletzt, dass er eine Idee habe, die umzusetzen sich lohnen könnte.«

»Typisch Alaska … geheimniskrämerisch bis ins Letzte. Eine Idee, die umzusetzen sich lohnen könnte – mehr weißt du nicht?«

Er schüttelte den Kopf, während er mit sichtlichem Genuss kaute. »Du solltest das Essen versuchen. Es ist ungewöhnlich gewürzt, aber man gewöhnt sich schnell daran. Delikat!«

Unter »delikat« verstand Cosmuel allerdings etwas merklich weniger Wabbeliges. Sie drehte die Spitzen ihres weißblonden Haares um den Zeigefinger, wie sie es oft tat, wenn sie in Gedanken versunken war. »Eine Idee ist wohl dringend nötig. Irgendwie treten wir auf der Stelle, findest du nicht?«

Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, von denen herab gerade ein Soßentropfen in den dichten schwarzen Vollbart rann. »Ich liebe es, wenn du optimistisch bist. Auf der Stelle treten kann man es wohl kaum nennen. Es geht steil bergab.« Er hob die linke Hand und streckte nacheinander die Finger aus. »Camp Sondyselene ist zerstört worden, der designierte Chaotender-Pilot Kirmizz ist uns entkommen, die weiteren Ermittlungen im Bereich von Hangay sind fruchtlos verlaufen, nach Hangay selbst können wir weiterhin nicht einfliegen, wir haben nicht die geringste Vorstellung, wie es dort inzwischen aussieht …«

»Immerhin bauen unsere Freunde gerade nach deinen Vorgaben den Irrläufermond Cala Impex zum neuen Stützpunkt in der Nähe von Hangay aus. Die Friedensfahrer sind aus ihrer Lethargie erwacht und in den aktiven Kampf gegen die Negasphäre übergegangen.«

Kantiran seufzte. »Fragt sich nur, ob das etwas bringt. Zwar war ich einer der eifrigsten Kämpfer dafür, dass genau das geschieht, aber manchmal frage ich mich, ob ich damit den Untergang des Geheimbundes eingeläutet habe. Zum ersten Mal seit ihrer Gründung mischen sich die Friedensfahrer in die Belange der Hohen Mächte ein. Sowohl die Mächte der Ordnung als auch die Chaotarchen könnten bei ernsthafter Motivation Rosella Rosado und die Mondkette jederzeit vernichten. Da hilft selbst die Heiße Legion als Schutztruppe nichts. Wir sind zu schwach.«

»Du glaubst, der Angriff auf Kirmizz liefere eine solche Motivation?« Cosmuel griff nach seiner Hand. »Du vergisst, wie gigantisch die Ausmaße des Feldzugs um Hangay sind. Unsere Aktion gegen Kirmizz war ein Anschlag auf eine Einzelperson, nicht mehr. Mit etwas Glück wird auf der Gegenseite nicht weiter darüber nachgedacht, oder es wird nicht einmal als gezielte Aktion gegen TRAITOR wahrgenommen. Wir befinden uns nun einmal im Krieg, Kantiran, daran lässt sich nichts ändern. Und dieser Krieg war nicht deine Idee.«

»Aber ich habe die Friedensfahrer in die Auseinandersetzung hineingezogen!«

»Du hast dafür gesorgt, dass der Geheimbund seiner wahren Aufgabe nachkommt, nicht mehr und nicht weniger. Deswegen darfst du dir keine Vorwürfe machen. Die Friedensfahrer sind letztlich aus einem Kampf gegen eine Negasphäre entstanden, hast du das nicht selbst während der Vollversammlung vor zehn Monaten gesagt? Die Enthonen waren einst ein Hilfsvolk des LICHTS VON AHN, und sie wurden beinahe ausgelöscht, weil …«

»Schon gut«, unterbrach Kantiran. »Du redest ja fast so viel wie dieser Telramoner! Ich weiß das alles.«

»Dann handle gefälligst danach und lass dich von deinen Selbstzweifeln nicht runterziehen. Womit wir übrigens wieder beim ursprünglichen Thema sind. Bist du der Sohn deines Vaters oder nicht? Und würde Perry Rhodan hier sitzen und Trübsal blasen?«

Kantiran lächelte. »Das würde er nicht. So wenig wie ich. Ich teile lediglich meine Gedanken mit dir. Warum hast du vorhin übrigens gesagt, ich würde dich an meinen eigenen Vater erinnern?«

»Ach, du hast irgend so eine altkluge Bemerkung gemacht. Ich weiß nicht mehr genau, welche. Nichts Wichtiges. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass ich nachher keinen alten Philosophen im Bett haben will, sondern einen jungen Kantiran. Alles klar?«

 

*

 

Viel später, in der OREON-Kapsel THEREME, in ihrem gemeinsamen Privatraum, versuchte Cosmuel die nahezu vollständige Dunkelheit zu durchdringen.

Ihr Blick fing sich an der Kontur des holografischen Rosenstrauchs, den Kantiran für sie programmiert hatte – sie liebte Rosen, und er war sehr detailreich vorgegangen. Es hatte sicher einige Stunden in Anspruch genommen. Andere hätten es wohl für geschmacklos gehalten, künstliche Blumen zu verschenken; sie fand es wunderbar. Eine nachgebildete terranische Rose war ihr allemal lieber als irgendein echtes Gewächs von einem Planeten, den sie nie im Leben betreten hatte.

Kantiran lag neben ihr auf dem Bauch und atmete tief und gleichmäßig, das einzige Geräusch, das zu hören war. Cosmuel war ebenfalls müde, aber ihre Gedanken fanden einfach nicht zur Ruhe.

Nun war es also so weit, seit mehr als vierundzwanzig Stunden inzwischen. Ihr Wunsch, mit dem sie kühn an den ihr damals völlig Unbekannten – Kantiran – herangetreten war, als er die Isla Bartolomé auf Terra besuchte, war in Erfüllung gegangen: Sie war eine Friedensfahrerin.

Die junge Frau dachte an die Zeremonie in der Glasbasilika zurück. Es war ein ergreifender Moment für sie gewesen, und sogar der neue Patron des Geheimbundes, der Heesorter Chyndor, war gekommen, um ihn mitzuerleben.

Ihre Lippen murmelten beinahe ohne ihr Zutun erneut die Worte des Credos: Friedensfahrer stiften Frieden, wenn Gewalt und Krieg drohen, sie verstehen sich als Helfer und Beschützer des Lebens in all seinen Ausprägungen und Mentalitäten. Friedensfahrer kämpfen nicht gegen Ordnung oder Chaos als kosmische Prinzipien, sondern für das Leben an sich.

So lautete das Credo noch immer, obwohl sich daran etwas geändert hatte: Für das Leben an sich zu kämpfen bedeutete mittlerweile, den Kampf gegen Ordnung und Chaos in Kauf zu nehmen, wenn auch in ihren greifbaren Manifestationen und nicht als Mächte an sich. Die Friedensfahrer gingen aktiv gegen die entstehende Negasphäre vor und damit automatisch gegen die Terminale Kolonne TRAITOR und die dahinterstehenden Hohen Mächte des Chaos, die Chaotarchen.

»Friedensfahrer kämpfen für das Leben an sich«, wiederholte sie leise. Die Negasphäre bedrohte jegliches Leben in mehreren Galaxien und ganz besonders in der heimatlichen Lokalen Gruppe. Und war es nicht ohnehin gut, wenn man schon zu kämpfen gezwungen war, für etwas zu kämpfen und nicht gegen etwas?

1.

22. Januar 1346 NGZ

»Rien ne va plus«

 

Es war einer der wenigen Momente, in denen sich Alaska Saedelaere gesellig zeigte. Was er allerdings sagte, gefiel Mondra Diamond gar nicht.

Sie wollte nicht darüber nachdenken, denn sie hatte sich schon tausendmal wegen dieses Themas den Kopf zerbrochen. Die Konsequenzen dieser Überlegung machten ihr Angst, auch wenn sie nach außen stets ein anderes Bild vorspielen musste, das der starken Frau, die nicht von Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen innerlich zerrissen war.

Mondra Diamond war schließlich die Frau, die – wenn auch nur kurz – als Lebensgefährtin des Terranischen Residenten Perry Rhodan gegolten hatte.

Sie war die Mutter von Delorian Rhodan, jenem Kind, das letztendlich als Chronist zu einem Teil der Superintelligenz ES wurde; das Baby, in dem die Zeitschleife erfüllt wurde, die erst zur Entstehung von ES führte. Ihr Baby, das ihr auf diese Weise brutal genommen worden war.

Eine solche Frau durfte nicht an sich selbst zweifeln … behauptete zumindest die öffentliche Meinung.

Noch schlimmer als dieses Anspruchsdenken war nur jener Gedanke, der bei einigen notorischen Beckmessern aufgekommen war: Mondra Diamond als Gefäß für ES’