cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

img1.jpg

 

Nr. 2398

 

Aufbruch nach Hangay

 

Sie stehen auf verlorenem Posten – Atlan spielt auf Zeit

 

Uwe Anton

 

img2.jpg

 

Wir schreiben das Jahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4933 alter Zeitrechnung. Seit Monaten stehen die Erde und die anderen Planeten des Solsystems unter Belagerung der Terminalen Kolonne TRAITOR. Die Menschheit verbirgt sich hinter dem TERRANOVA-Schirm.

Die Chaosmächte haben fast die komplette Milchstraße unter ihre Kontrolle gebracht. Nur in einigen Verstecken der Galaxis hält sich der Widerstand. Dazu zählen der Kugelsternhaufen Omega Centauri mit seinen uralten Hinterlassenschaften und die Charon-Wolke. Wenn die Galaktiker eine Chance gegen TRAITOR haben wollen, müssen sie mächtige Instrumente entwickeln – und sie müssen den Hebel dort ansetzen, wo das Problem seinen Ursprung hat: in Hangay.

Das wissen allerdings auch die Diener der Chaotarchen. Der Duale Kapitän Zerberoff begibt sich direkt in das hyperphysikalische Chaos von Omega Centauri. Dort soll er den Galaktikern das Vordringen nach Hangay unmöglich machen, indem er den Startpunkt der Transmitterstrecke nach Hangay in Besitz nimmt.

Doch Atlan und seine Begleiter planen weiterhin den AUFBRUCH NACH HANGAY …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide setzt am Anfang der Transmitterstraße auf ermüdendes Warten.

Perry Rhodan – Der Terraner verbirgt seine Geheimnisse sogar vor den besten Freunden.

Dantyren – Der Duale Kapitän wagt sich weiter auf unbekanntes Terrain vor.

Cornor Lerz – Der alternde Haluter lernt mehr über alte terranische Sprichwörter.

Laurai Broder – Die Technikerin hat Angst in einem Raumschiff.

Prolog

15. März 1346 NGZ

JEFE CLAUDRIN

 

In dem kleinen Raum herrschte trügerisches Zwielicht. Die einzige Helligkeit strahlte ein Hologramm in der Mitte des Raums aus. Es zeigte das eigene Schiff, den ENTDECKER-Raumer JEFE CLAUDRIN, der im Orbit um Kharag-Stahlwelt kreiste.

Obwohl es sich bei den drei Personen im Raum auf den ersten – und auch den zweiten – Blick um Terraner zu handeln schien, benötigten sie nicht mehr Licht. Notfalls hätten sie auf die spärliche Illumination des Hologramms verzichten können.

»Bislang ist alles nach Plan verlaufen. Niemand hat Verdacht geschöpft.« Der vermeintliche Terraner sprach TraiCom, das Idiom der Terminalen Kolonne.

Die Wesen mussten nicht befürchten, deshalb aufzufliegen. Was augenscheinlich überflüssig leichtsinnig wirken mochte, war ungefährlich. Ein mit bloßem Auge nicht wahrnehmbares Abschirmfeld verhinderte, dass die Bordpositronik über das Eindringen von Unbefugten in diesen Raum informiert wurde und sie belauschen konnte.

Die Geschöpfe waren unter sich.

Das schwache Licht flackerte kurz, als das Hologramm umblendete. Es zeigte nun den Sternhaufen Omega Centauri, der nur einen »Katzensprung« von der Erde entfernt und trotzdem praktisch unerreichbar war.

Das zweite Wesen lächelte. »Bald gehört diese Bastion uns.«

»Wir dürfen nicht zu selbstsicher werden«, mahnte das dritte Geschöpf. »Die Galaktiker sind findiger, als wir vermutet haben.«

»Aber nicht findig genug«, meinte das dritte. »Sie werden uns niemals auf die Schliche kommen.«

»Omega Centauri gilt nicht unser Hauptaugenmerk«, stellte das erste Wesen klar. »Wir haben eine andere Aufgabe zu erfüllen.« Wie auf ein Stichwort veränderte sich das Holo und zeigte wieder den terranischen Raumer. »Auf die großen Ereignisse können wir keinen Einfluss nehmen. Aber hier können wir etwas bewirken. Und so, wie ich es sehe, haben wir unsere Tätigkeit soeben beendet.«

»Dann widmen wir uns der nächsten Phase.« Der erste Terraner drehte sich zur Tür zum Korridor um. Sie war geschlossen; um den Raum zu verlassen, hätte er sie öffnen müssen, was die Automatik zweifelsfrei registriert hätte.

Einen Moment lang blieb das Geschöpf vor der Tür stehen. Die Konturen seines Gesichts schienen sich zu verändern, weicher zu werden, undeutlicher. Es war keine optische Täuschung, begünstigt durch das trügerische Licht – das Hologramm veränderte sich wieder und zeigte erneut den ENTDECKER.

Der Prozess beschleunigte sich, und der Terraner zerfloss vor dem Schott wie Geleemasse. Einen Moment lang breitete die Substanz sich ziellos auf dem Boden aus, dann schien sie sich orientiert zu haben. Sie verflüssigte sich zusehends und glitt unter den schmalen Schottschlitz, nutzte auch winzigste Undichtheiten im Bereich von Hundertstelmillimetern aus.

Die drei hatten für alles gesorgt: Das Schutzfeld im Raum verschwand mit dem Letzten von ihnen, die Bordpositronik würde – auch nachher – nichts anmessen. Körperwärme, Luftverbrauch … nichts. Und schon dehnte sich das Feld auf dem Gang auf der anderen Seite der Tür aus.

Hätte sich dort ein Besatzungsmitglied der JEFE CLAUDRIN befunden, hätte sich ihm ein befremdliches Schauspiel geboten.

Eine zähe Substanz sickerte unter dem Schott hervor und verdickte sich. Sie schlug Blasen, als würde sie erhitzt werden, und wuchs in die Höhe. Dann verfestigte sie sich wieder und nahm die Konsistenz an, die sie zuvor gehabt hatte.

Sekunden später folgten die beiden Gefährten des Wesens.

Nichts wies darauf hin, dass es sich bei den Terranern auf dem Gang nicht um ganz normale Menschen oder Menschenabkömmlinge handelte. Dennoch hätte ein eingeweihter Beobachter, wäre er Zeuge der Verwandlung geworden, sofort zu wissen geglaubt, wer diese Terraner-Gestalten in Wirklichkeit waren.

Vielleicht hätte dieser Beobachter sie für Koda Ariel gehalten. Damit wäre er der Wahrheit recht nahe gekommen, wenngleich es sich in Wirklichkeit um Koda Aratier handelte. Diese Spione der Terminalen Kolonne waren im engeren Sinn nicht paranormal begabt, verfügten jedoch im Unterschied zu den Ariel über hoch überlegene Fähigkeiten als Gestaltwandler.

Aratier vermochten, wenn nötig, nicht nur Lebewesen, sondern auch Gegenstände zu imitieren. Sie konnten im Ensemble arbeiten, wie sie selbst es nannten, und größere Objekte oder Wesen darstellen, und ihre Verwandlungsgeschwindigkeit war der von Koda Ariel deutlich überlegen. Für eine näherungsweise Kopie reichte ihnen unter Umständen auch ein bloßer Sichtkontakt.

Aber diesen Beobachter gab es nicht, und die permanente Überwachung dieses Bereichs durch die Positronik hatten sie zuvor manipuliert. So erfuhr niemand an Bord der JEFE CLAUDRIN von der Anwesenheit der Fremden.

Die drei vermeintlichen Terraner schritten den Gang entlang, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Nun wären sie keinem Besatzungsmitglied mehr aufgefallen. Sie waren Terraner, und niemand konnte ihre Tarnung durchschauen: drei Besatzungsmitglieder auf irgendeinem Gang. Spezialisten, die einen Auftrag zu erfüllen hatten, oder Techniker, die sich eine Pause gönnten und auf dem Weg zur nächsten Kantine waren.

Der Erste von ihnen blieb vor einem Schott stehen und gab einen Kode ein. Die Tür öffnete sich. Der Mann schaute sich um, ob er tatsächlich noch unbeobachtet war, und huschte schließlich in den Raum. Die beiden anderen folgten ihm, und die Tür schloss sich wieder.

Sie waren nicht allein. Jemand hielt sich bereits hier auf, in einem Lager mit Ersatzteilen für einen benachbarten Maschinenraum.

Es war ein Wesen mit zwei Körperhälften, die jedoch unter einem Einsatzanzug verborgen waren, und zwei Köpfen. Der eine war der eines Mor’Daer, eines humanoiden, aber schlangengesichtigen Geschöpfs, dessen Antlitz aus einem dicht behaarten Schädel entsprang. Der andere Kopf war der eines Terraners.

»Ihr kommt spät«, sagte die Zerrgestalt – oder vielmehr ihr menschlicher Kopf. »Gab es Schwierigkeiten?«

Der vordere der drei vermeintlichen Terraner antwortete. »Nein. Alles lief wie geplant, Dantyren.«

 

*

 

Die Hälfte des Geschöpfs, die einmal Rhodans Sohn gewesen war, machte eine ungeduldige Handbewegung. »Dann beginnt!«, sagte er.

Der Koda Aratier ging langsam auf das doppelköpfige Wesen im Rang eines Dualen Kapitäns zu. Dabei lösten sich seine Konturen wieder auf. Er zerfloss, glitt als formlose Masse auf den Boden, genau wie in dem Moment, als er die Tür überwinden musste. Seine beiden Begleiter folgten dem Beispiel.

Die drei Lachen der gallertartigen Masse flossen zusammen – und teilten sich sofort darauf wieder. Kriechend bewegten sie sich an den beiden unterschiedlichen Beinen des Dual-Körpers empor und bildeten sich um.

Noch immer gab es keinen Beobachter, der die Szene verfolgen konnte. Hätte es ihn gegeben, hätte die Geschichte wahrscheinlich einen anderen Verlauf genommen.

Doch so verließ Augenblicke später der halutische Wissenschaftler Dongu Gok den Maschinenraum. Gok trug einen klassischen roten Kampfanzug, vermeintlich halutisch.

Kaum hatte er fünf Schritte getan, griff er sich an den überschweren Kombistrahler in seinem Halfter. Die Waffe war nur eine Attrappe, denn einen echten Kombistrahler der Haluter hatte er nicht zur Verfügung gehabt, ganz im Gegensatz zur normalen Bordausrüstung. Doch die Besatzung der JEFE CLAUDRIN würde die Echtheit der Waffe nicht in Zweifel ziehen. Für sie würde er auch weiterhin seine Rolle spielen können.

Dongu Gok setzte sich schnellen Schrittes in Bewegung. Er suchte weiterhin nach einer Chance, in die Nähe der Aktivatorträger Rhodan und Atlan zu gelangen.

1.

Atlan

15. März 1346 NGZ, sieben Uhr

 

Es war vorbei, da gab ich mich nicht den geringsten Illusionen hin. Von dem Augenblick an, da die Terminale Kolonne das Sonnendodekaeder entdeckt hatte, standen wir bei Kharag auf verlorenem Posten. Über kurz oder lang war Omega Centauri nicht mehr zu halten. Es kam nur noch darauf an, das unmittelbare Nahziel der Mission zu gewährleisten: Die Expedition nach Hangay musste stattfinden. Alles andere blieb dahinter zurück.

Wir spielten nur noch auf Zeit, jedes andere Ziel war unrealistisch.

In der Zentrale der EDMOND HALLEY herrschte verhaltene, gespannte Ruhe. Ich spürte geradezu die knisternde Spannung, dieses eigenartige Gefühl, das ein aufziehender Sturm manchmal mit sich brachte. Ich hatte es oft genug erleben müssen. Und manchmal hatte es kein gutes Ende genommen.

Die anderen in der Zentrale nahmen es vielleicht auch wahr, aber jeder anders, jeder auf seine Weise. Und wahrscheinlich keiner so intensiv wie ich. Ich hatte es schon tausendmal öfter mitmachen müssen als sie.

Oberst Jarett Varasin rasselte neue Daten herunter, die die Positronik gerade eingespielt oder bestätigt hatte. Der kräftige Terraner, der mich wegen seiner Statur und des roten Haars und Barts an einen Springer erinnerte, sprach dröhnend laut. Eine Spur zu laut, dachte ich. Vielleicht wollte er sich lediglich selbst Mut machen.

Ich hörte nur mit halbem Ohr hin.

»Folgende Einheiten der KombiTrans-Flotte sichern nach wie vor das System: eintausendfünfhundert LFT-BOXEN der QUASAR-Klasse der Neunten Mobilen Kampfflotte, ursprünglich im LFT-Außensektor zur Unterstützung der LFT-Territorialflotte stationiert, abzüglich der bei der Schlacht verlorenen 87 Einheiten, neun davon mit Paros-Schattenschirm …«

Ich runzelte die Stirn. Blieben also 1413. So beeindruckend diese Zahl auch klingen mochte, sie änderte nichts daran, dass wir trotzdem auf verlorenem Posten standen. Nur 20 der BOXEN waren mit VRITRA-Geschützen ausgestattet, nur 491 von ihnen verfügten über Paros-Schattenschirme. Wie sollten wir damit TRAITOR aufhalten? Vor allem, nachdem wir gerade einen Angriff von rund 9200 RTV-Traitanks zurückgeschlagen hatten und noch immer unsere Wunden leckten?

Neben den versammelten LFT-Einheiten hatten mehrere zehntausend Haluterraumer an der Schlacht teilgenommen, doch sie war nicht besonders gut für uns verlaufen. Höchstens den Umständen entsprechend

»Zweihundertsechsunddreißig ENTDECKER Typ II der SATURN-Klasse des Zweiten Mobilen Geschwaders der Sonderflotte ENTDECKER …«

Von diesen Einheiten hatten wir 14 verloren, davon sieben mit Paros-Schattenschirm. Ursprünglich war das Geschwader mit 500 Einheiten dem LFT-Innensektor zugeordnet. Hier sah es ähnlich aus. Lediglich zehn der Einheiten waren mit VRITRA-Geschützen ausgerüstet, 193 konnten Paros-Schattenschirme aufbauen.

Als der Oberst eine kleine Pause einlegte, warf ich einen schnellen Blick auf die Verlustliste. Außer den von ihm erwähnten Einheiten hatten wir noch insgesamt 233 Beiboote aller Größenklassen sowie mehrere bewaffnete Plattformen verloren.

Wir waren mit weniger als einem blauen Auge davongekommen, vor allem, da die Verluste bei den LFT-BOXEN und den ENTDECKERN prozentual wesentlich geringer lagen, als anzunehmen gewesen wäre. Aber nicht alles ließ sich in statistische Schemata pressen.

»Bis auf Weiteres sind auch dreißigtausend Haluterraumer im Randbereich des Sonnendodekaeders stationiert …«

Der Extrasinn musste mich davon abhalten, eine zynische Bemerkung von mir zu geben. 30.000 Einheiten … Von den ursprünglich 87.746 nach Omega Centauri geflohenen Haluterraumern dienten rund 18.000 weiterhin als Wacheinheiten für die Exilwelt Tharbana, und über die weiteren Etappenpunkte der Sonnentransmitterstrecke verteilt waren darüber hinaus insgesamt 15.000 beim Nagigal-Trio, weitere 15.000 beim Gulver-Duo und im Sternhaufen Orellana – unter anderem, weil ich darauf hingewiesen hatte, dass man den Tad de Raud nicht so recht über den Weg trauen konnte – sowie 10.000 beim Jiapho-Duo.

30.000 Haluterraumer … In meiner Erinnerung nahmen die schwarzen Kugelraumer einen anderen Stellenwert ein. Es hatte Zeiten gegeben, da ein einzelnes Haluterschiff ein gesamtes hochzivilisiertes Sonnensystem in Angst und Schrecken versetzt hatte. Und heute? Vielleicht mochten uns diese 30.000 Schiffe ein paar Sekunden verschaffen, vielleicht auch Minuten …

Ich zwang mich, Varasins Worte geistig auszublenden. Niemand, selbst der Kommandant der HALLEY nicht, kannte die Stärke der LFT-Einheiten in Omega Centauri besser als ich. Varasin musste mir nicht sagen, dass vom alten KombiTrans-Geschwader noch die EDMOND HALLEY, die VASCO NÚÑEZ DE BALBOA und der EXPLORER BRASILIA hinzukamen, dazu der PONTON-Tender ZEUT sowie MOTRANS-OC2.

Das Geschwader war keineswegs komplett. Die EXPLORER PARIS und KAIRO waren beim Gulver-Duo stationiert, mit der BEIJING war Perry unterwegs, MOTRANS-OC-1/CENTAURI befand sich beim Leuchtfeuerstern OC-1, MOTRANS-OC3/KAHALO beim Nagigal-Trio. Das alles wusste ich genauso gut wie der Kommandant der HALLEY.

Und wie ihm war mir klar: Dieses auf den ersten Blick beachtliche Aufgebot, diese geballte Macht, aufgeboten von der LFT, war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sobald TRAITOR kam, sobald die Kolonne einen ernsthaften Angriff startete, hatten wir ihr nichts mehr entgegenzusetzen. Die Terminale Kolonne würde uns allein mit ihrer Masse niederringen. Zwar hatten wir die erste Schlacht für uns entscheiden können, doch die Prognosen für den weiteren Verlauf waren eindeutig.

Oberst Varasin war verstummt, und ich vernahm wieder das Raunen, das in einer Raumschiffszentrale allgegenwärtig zu sein schien. Besatzungsmitglieder unterhielten sich, gaben Meldungen weiter, warteten. Sie versuchten, sich die Angst zu nehmen.

Verdammt, wo blieb Perry? Es war höchste Zeit, dass er mit der BEIJING von seiner Suche nach dem riesigen Objekt zurückkehrte, das wir geortet hatten. Darauf warteten hier alle. Denn bevor Perry nicht zurück war, konnte ich mit der Evakuierung Omega Centauris nicht Ernst machen.

Noch hatten wir keine Nachricht von ihm erhalten. Niemand konnte sagen, wann mit seiner Ankunft zu rechnen war. Ich vermutete zwar, dass es sich bei dem unbekannten Gebilde um eine Hinterlassenschaft der Lemurer handelte, weshalb ich Perry meinen Krish’un mitgegeben hatte, doch letzten Endes war das nur eine bloße Spekulation.

Es war durchaus möglich, dass Perry schon längst tot war und wir vergeblich auf ihn warteten. Aber für diese Möglichkeit gab es nicht den geringsten Anhaltspunkt, und ich mochte nicht an so etwas glauben.

Wo also blieb mein alter Freund?

Ich dachte, du als Unsterblicher hättest Geduld gelernt?, meldete der Extrasinn sich zu Wort. Hat deine miese Laune vielleicht etwas damit zu tun, dass du zurzeit auf Rhodan nicht besonders gut zu sprechen bist?

»Mach dich nicht lächerlich«, knurrte ich. »Du weißt selbst, wie ernst die Lage ist.«

Aber meine bessere Hälfte hatte einen wunden Punkt getroffen. Perry hatte ohne Angabe von Gründen abgelehnt, die Expedition nach Hangay zu begleiten, und stattdessen mich als Expeditionsleiter auserkoren. Nicht einmal mir gegenüber hatte er auch nur den Hauch einer Andeutung fallen lassen, was ihn zu seiner Meinungsänderung bewogen hatte.

Unser weiteres Vorgehen war eigentlich längst beschlossene Sache gewesen: Perry würde nach Hangay fliegen, um die Entstehung der Negasphäre zu verhindern.

Und dann … das! Kein Wort der Erklärung. Geheimhaltung hin oder her, natürlich konnten die Spione der Terminalen Kolonne überall sein, selbstverständlich stellten die Koda Ariel eine permanente Bedrohung dar …

Aber nein, das war es nicht. Etwas anderes steckte dahinter, davon war ich überzeugt. Wenn Perry jemandem vertrauen konnte, ein Geheimnis zu bewahren, dann mir. Und dass er dieses Vertrauen nicht aufgebracht hatte, musste eine ganz besondere Bewandtnis haben.

Aber welche? Der Logiksektor hatte den Finger treffsicher in die Wunde gelegt. Und noch ein wenig Salz darübergestreut. Ich musste Perrys Entscheidung respektieren, aber ich verstand sie nicht. Zumindest nicht komplett, denn natürlich war mir klar, dass irgendein Geheimprojekt schuld an alledem war. Das Vertrauen fehlte trotzdem.

Und deshalb konnte ich die Geheimniskrämerei nicht aus vollem Herzen akzeptieren.

Aber ich würde sie billigen, weil ich Perry vertraute.

Obwohl er seine Gründe haben würde, war ich zurzeit wirklich nicht gut auf ihn zu sprechen.

Nachdem das geklärt ist, kannst du dich vielleicht wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Der Groll gegen Rhodan hilft dir nicht weiter. Du hast alle Vorbereitungen für die große Schlacht getroffen, mehr kannst du nicht tun. Du sollst dich nicht beruhigt zurücklehnen, aber …