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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2320

 

Terra im Psi-Schauer

 

Sie kommt als Lotsin – und sucht den ultimativen Fokus

 

Arndt Ellmer

 

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Auf der Erde und den Planeten der Milchstraße schreibt man das Jahr 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4931 alter Zeitrechnung. 13 Jahre sind vergangen, seit eine Veränderung der kosmischen Konstanten die Galaxis erschütterte.

Mittlerweile hat sich die Lage normalisiert: Der interstellare Handel funktioniert wieder, die Technik macht große Fortschritte. Da erreicht die Terminale Kolonne TRAITOR die Milchstraße. Diese gigantische Raumflotte gehört zu den Chaosmächten, die alle Ressourcen aus der Galaxis pressen wollen.

Sogenannte Kolonnen-Forts entstehen überall, um die zivilisierten Welten unter die Knute TRAITORS zu zwingen. Eines dieser Forts – TRAICOON 0098 – wird im Solsystem zerstört, doch sein Kommandant kann fliehen.

Die Bewohner der Erde müssen damit rechnen, dass bald ein neuer Angriff auf das Solsystem kommen wird. Doch dann trifft unerwarteter Besuch ein – und man sieht TERRA IM PSI-SCHAUER …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Marc London – Der junge Psi-Korresponder liebt eine pseudomaterielle Frau.

Fawn Suzuke – Die mysteriöse Botin des Nukleus ist auf einer rastlosen Suche unterwegs.

Mondra Diamond – Die ehemalige Liga-Agentin begleitet zwei junge Menschen bei einem ungewöhnlichen Rundflug.

Perry Rhodan – Der Terraner hofft auf wertvolle Hilfe in einem verzweifelten Kampf.

1.

 

Marc London richtete sich ruckartig auf. Ein seltsames Singen lag in der Luft, ein An- und Abschwellen von unterschiedlich hohen Tönen, mal einzeln, mal im Mehrklang. Es klang irgendwie überirdisch oder sphärisch – wie aus einer anderen Welt.

Der junge Terraner wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Nein, das war kein Traum! Er hörte das Singen tatsächlich.

Ich bin am Tisch eingeschlafen! Dabei durfte er keine Sekunde lang in seiner Wachsamkeit nachlassen. Für seine angebetete Fawn Suzuke ging es um alles oder nichts! Entschlossen stand er auf.

Zwischen die Töne mischten sich Worte, einzeln und undeutlich, wie von Wind verzerrt.

Und er erkannte die Stimme.

»Fawn!« Sie war die Sängerin, es gab keinen Zweifel. Bisher hatte er nicht einmal gewusst, dass sie singen konnte.

Er blieb reglos sitzen, strengte sein Gehör an. Undeutlich verstand er einzelne Worte. »Geh nicht weg – bleib nah bei mir. Gehst du doch …«

Es drang von allen Seiten auf ihn ein oder aus ihm hinaus wie aus einem überquellenden, sprudelnden Brunnen …

Ich höre das nicht! Es ist Einbildung!

Der Text verstummte, der Gesang versiegte.

»Doch keine Einbildung«, murmelte er. Schließlich war er alles andere als ein Telepath und die Monochrom-Mutantin kein Hypno oder Suggestor. Einen »Zünder« hatte man sie zu Lebzeiten genannt, wenngleich schwach, nicht zu vergleichen mit Kapazitäten aus der Vergangenheit der Menschheit. Marc London fiel ein Name ein, mit dem er aber darüber hinaus wenig anfangen konnte, Iwan Iwanowitsch. Er war ein früher Wegbegleiter Perry Rhodans gewesen, ebenfalls ein »Zünder«.

Ohne es zu bemerken, war Marc bereits an der Verbindungstür angelangt, die seinen Wohnraum mit dem benachbarten verband. Mit den Fingerspitzen berührte er das Kontaktfeld, die Tür glitt lautlos zur Seite, es gab kein sichtbares Schloss und keine Verriegelung.

»Fawn?«

Er trat ein. Für einen kurzen Augenblick hatte er den Eindruck, mitten im Nichts zu schweben, einen fernen Funkenregen als einzige Orientierung. Die winzigen Lichtpünktchen leuchteten eine Weile auf seiner Netzhaut nach.

Er stöhnte leise. Die Bilder der ersten Oktobertage drangen wieder auf ihn ein, die Mikrokameras von der sich langsam verzehrenden Frau gemacht hatten. Funke um Funke war Fawns Substanz weniger geworden, ein kriechender Prozess psionischer Auszehrung, den seine Ankunft auf Terra glücklicherweise zum Stillstand gebracht hatte.

Und jetzt? Die Funken verwandelten sich in Leuchtspuren von Sternschnuppen, ehe sie sich auflösten.

Marc kam es vor, als seien Stunden vergangen, und doch konnten es nur Augenblicke gewesen sein.

Fawn Suzuke stand im hinteren Teil des Wohnzimmers. Auf ihrem Körper tanzte der Schatten eines Mobiles, das unter der Decke baumelte. Er suchte nach unscharfen Konturen, nach durchsichtigen Flächen auf ihrer Kleidung oder nach dunklen Stellen, die das Licht verschluckten.

Da war nichts. Er fand keine Hinweise wie noch am Abend zuvor, die ihn bedenklich stimmten. Ihr Körper zeigte eine tadellose Festigkeit, ihr dunkler Pullover schmiegte sich eng an den Körper, die helle Hose saß korrekt und betonte den Hüftschwung – alles war so, wie er es von ihrer ersten Begegnung auf dem Campus her kannte. Sie bemerkte seinen besorgten Blick und lächelte zurückhaltend.

»Mir geht es gut, Marc.«

Er schluckte, rang nach Worten. »Du hast gesungen, das hat mir gefallen.«

»Gesungen?«

Er nickte heftig, sah ihren ratlosen Blick und versuchte das Gehörte zu reproduzieren.

Fawn Suzuke lauschte seinen Bemühungen. Übergangslos wurde sie ernst. »Das meinst du. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich laut war. Eigentlich habe ich es mir nur in Gedanken vorgesagt.«

Sie warf ihm einen irritierten Blick zu. »Hat dich das … gestört?«

Das war genau das, was Marc um alles in der Welt vermeiden wollte. Bloß keine Missverständnisse, die verlegene Ausreden und neue Missverständnisse erzeugten.

»Nein, nein, ich bin bloß davon wach geworden.«

»Das tut mir Leid.«

Wieder daneben! Das muss dir nicht Leid tun!, schrien seine Gedanken. Ich bin selbst schuld, dass ich eingeschlafen bin, statt auf dich aufzupassen. – Himmel noch mal! Er hätte sich ohrfeigen mögen. Jetzt verhielt er sich Fawn gegenüber schon wie gegenüber einer kleinen Schwester. Kein Wunder, wie er sich benahm, besaß er doch ausschließlich Erfahrungen mit einer großen Schwester. Monique lebte und arbeitete in Luna City. Manchmal redete er sich ein, dass ihre geschwisterliche Dominanz im Kindesalter dazu beigetragen hatte, dass er so schüchtern war.

Alles Unsinn! Es lag einem im Blut oder nicht.

Verlegen stopfte er seine Hände in die Hosentaschen, war deswegen sofort wütend auf sich. Da hatte er sich in der Charon-Wolke zum ersten Mal in seinem Leben durchsetzen müssen und es sogar geschafft, selbst einem Methusalem wie Atlan gegenüber. Und jetzt? Er stand da wie bestellt und nicht abgeholt.

Ich muss aufhören, mich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit für Dinge zu entschuldigen, die normal sind.

Ein Silberblick aus ihren Augen traf ihn, der ihm durch Mark und Bein ging. Sie sah so unglaublich gut aus. Da war nichts Verwaschenes in ihren Zügen.

Bei allen Universen und Mutanten, könnte es nicht immer so sein?

Marc schluckte. Er versuchte sich klar zu machen, dass sie trotz allem eine Projektion blieb, die mittlerweile wieder stärkere körperliche Züge aufwies.

Aber es wollte einfach nicht in seinen Schädel.

»Du siehst wirklich gut aus.« Zu seinem Erstaunen kam es ihm ohne Stocken über die Lippen. Er bewunderte die Eleganz, mit der sie auf und ab ging.

»Es könnte mir nicht besser gehen. Es wird Zeit, dass ich meine Aufgabe in Angriff nehme. Sie ist lebenswichtig.«

In der Solaren Residenz wussten sie vage, worin diese Aufgabe bestand. Fawn Suzuke wollte »geeignete Örtlichkeiten« ausfindig machen, ohne das näher zu erläutern.

Es bedeutete automatisch, dass Marc sie auf ihrer Suche begleitete. Er oder besser seine psionische Fähigkeit der Psi-Korrespondenz bildete die Gewähr für die Stabilität der Projektion.

Fawn Suzuke war – auch wenn ihr Äußeres etwas anderes vorgaukelte – kein Mensch. Oder besser: kein Mensch mehr. Sie war einst als Monochrom-Mutantin geboren worden und hatte sich 1303 NGZ, wie rund 34.000 andere Schicksalsgefährten auch, vor dem drohenden Tod in ein Mentalkollektiv geflüchtet – körperloser, reiner Geist.

Zunächst war dieses Kollektiv auf Arkon I mit der jungen Superintelligenz SEELENQUELL verschmolzen. Mit SEELENQUELLS Ende fünf Monate später hatte es sich wieder davon lösen können; dies war seine eigentliche Geburtsstunde gewesen, und fortan hatte es sich als »Nukleus der Monochrom-Mutanten« verstanden, als Helfer und Hüter der Mächtigkeitsballung von ES.

Fawn war eine Botin des Nukleus, seine Beauftragte und Sucherin. Auf eine Weise, die Marc nicht verstand, für die die Wissenschaft aber jede Menge gelehrt klingende Formulierungen parat hatte, war diese Botin die Original-Fawn und doch wieder nicht. Es verhielt sich so, dass jener Teil, der einst aus Fawn hervorgegangen war, nun abgespalten und mit Handlungsanweisungen versehen worden war. Und dieser rein mentale »Splitter« hatte sich eine vertraute Interaktionsfläche mit dem Standarduniversum geschaffen – einen Körper, der jenem Fawns glich. Der von Fawn beseelt war und demzufolge Fawn sein musste, daran glaubte Marc ganz fest. Fawn war nicht nur ein Werkzeug des Nukleus, Fawn war … Fawn.

Marc versuchte in Gedanken die zahlreichen Fäden zusammenzuhalten, die mit ihrem Erscheinen und den Ereignissen um die Terminale Kolonne TRAITOR zu tun hatten. Sie entglitten ihm immer wieder, und schließlich gab er es auf.

»Von mir aus können wir anfangen«, sagte er, begeistert von dem Gedanken, Tag und Nacht mit ihr zusammen sein zu können, nicht nur in der Nähe, sondern gemeinsam in einem Zimmer, oder Schulter an Schulter. Sie brauchte ihn, das wusste er. Gleichzeitig spürte er ein tiefes Verlangen in seinem Innern. Er brauchte sie ebenso.

Vielleicht ist es so etwas wie psionischer Magnetismus, überlegte er. Wir ziehen uns gegenseitig an.

Und dennoch schien das reißende Wasser zwischen ihnen unendlich breit und endlos tief zu sein.

»Trink etwas!« Fawn bot ihm einen Fruchtsaft an. Er sank auf die Couch, und sie kam mit dem Getränk und ließ sich neben ihm nieder. Er spürte den Lufthauch, den sie erzeugte. Die Härchen auf seinen Handrücken richteten sich auf.

»Ich sage unseren Betreuern Bescheid«, schlug Marc London vor und nahm einen tiefen Schluck aus dem Becher.

Fawn nickte zum Einverständnis.

Man hatte ihnen ein Doppelappartement in einer der oberen Etagen der Solaren Residenz zugeteilt, für jeden eine eigene Wohnung, aber mit dieser Verbindungstür. Fawn sollte jederzeit die Möglichkeit haben, seine Nähe zu suchen und ihre Projektion zu stabilisieren. Auch wenn er schlief und sie nicht wahrnahm.

Marc hatte es bisher geschafft, seinen Schlaf so zu organisieren, dass er ihre Anwesenheit jedes Mal bemerkte; bis vor zwei Stunden dann, als er in diesen kurzen und extrem festen Schlaf gefallen war.

Marc erhob sich und ging zum Ausgang. Irgendwo da draußen wusste er die beiden Männer, die auf Rhodans persönliche Bitte hin über ihre Sicherheit wachten: Startac Schroeder und Trim Marath.

Einen Augenblick lang zögerte er. An der Tür endete ihre Privatsphäre, die sie in den vergangenen Tagen schätzen gelernt hatten. Draußen herrschte die höchste Alarmstufe, da Terra nach der glücklichen Zerstörung des Dunklen Obelisken stündlich mit einem Vergeltungsangriff der Terminalen Kolonne rechnete.

»Ihr erhaltet Besuch«, meldete der Servo in diesem Moment. »Es sind der Terranische Resident und seine engste Mitarbeiterin.«

Marc rann ein Schauer über den Rücken. Trotz der monatelangen Nähe zu Atlan zählte es für ihn noch immer nicht zu den Selbstverständlichkeiten, wenn er einem Menschen mit der Erfahrung von Jahrtausenden begegnete.

»Lass sie herein«, bat Fawn Suzuke. »Sie sind uns willkommen.«

 

*

 

Mit ihnen kamen die Probleme der ganzen Menschheit, eingefräst in ihre Gesichter, wie es Marc schien.

Seit der Traitank draußen am Solsystem aufgetaucht war und Messungen vorgenommen hatte, galt im Solsystem der Systemalarm. Erst hatten sie gerätselt, was das Auftauchen eines einzelnen Schiffes der Terminalen Kolonne zu bedeuten hatte. Inzwischen wussten sie es. Der Diskus hatte in Erfahrung gebracht, ob das Solsystem derzeit über einen nennenswerten Schutz verfügte. Das war zu jenem Zeitpunkt noch nicht der Fall gewesen.

TRAITOR hatte daraufhin einen Dunklen Obelisken geschickt – und dieser war am in buchstäblich letzter Sekunde errichteten TERRANOVA-Schirm zerschellt. Kurz danach war der Schirm wieder zusammengebrochen, denn im Grunde war er noch längst nicht betriebsbereit gewesen.

»Die Terminale Kolonne wird bald reagieren«, sagte Perry Rhodan nach einer kurzen Begrüßung. »Nicht einmal NATHAN wagt eine Prognose, wie sie das tun wird. Vorsichtig oder mit geballter Kraft?«

»Äh, vielleicht kann ich dazu was sagen«, begann Marc. Unter dem forschenden Blick des unsterblichen Terraners fühlte er sich übergangslos winzig klein.

»Gern.« Rhodans aufmunternder Blick schien bis in sein Innerstes zu dringen.

»Wenn die Milchstraße wirklich die globale Ressourcengalaxis darstellt, werden sie uns nicht angreifen.« Puh, es war heraus. Marc fühlte sich viel leichter als noch vor Sekunden.

»Welcher Stellenwert kommt einem einzelnen Sonnensystem in dieser großen Galaxis denn zu?«, traf ihn die Gegenfrage. Nicht Rhodan stellte sie, es war Mondra Diamond, die ehemalige Lebensgefährtin des Aktivatorträgers. »Darüber gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse. Das Verhalten des Dualen Kapitäns vor einem halben Jahr lässt nur hoffen, dass sich an seiner Einschätzung nichts geändert hat.«

»Es hängt vermutlich auch davon ab, worum es sich bei diesem Dunklen Obelisken gehandelt hat, ob Standardausrüstung oder seltene Hightech der Kolonne, und welchem Zweck er diente«, ergänzte Rhodan. »Und wir wissen nicht, über welche Machtmittel TRAITOR außerdem verfügt.«

»Natürlich nicht, Perry«, beeilte Marc sich zu sagen. Es verwirrte ihn ein wenig, dass Fawn noch immer auf der Couch saß und kein Wort redete. »Möchtet ihr euch nicht setzen?«

»Wir bleiben nur kurz.« Mondra lächelte für seine Begriffe ein wenig zu verbindlich.

Fawn Suzuke erhob sich endlich, ging wie eine Schlafwandlerin durchs Zimmer und blieb an der Tür zu ihrem Schlafraum stehen.

Rhodan setzte sich in Bewegung und folgte ihr. »Wir brauchen Gewissheit, Fawn.«

»Es ist alles gesagt, Perry.«

»Nein, längst nicht alles. Du bist die Lotsin, dir kommt eine lebenswichtige Aufgabe zu. So weit, so gut. Aber was bedeutet es für Terra und den Systemalarm? Wir benötigen Informationen, damit es im Ernstfall keine Missverständnisse gibt. Was meinst du mit dieser geeigneten Örtlichkeit, die du suchst?«

Marc erinnerte sich, was Fawn sich ausbedungen hatte. Sie wollte nichts weiter sagen, solange sie sich nicht erholt hatte. Sie wollte reden, wenn die Zeit gekommen war. Erholt hatte sie sich inzwischen, das war deutlich zu sehen. Aber war auch die Zeit gekommen?

Der junge Terraner ertappte sich bei dem Gedanken, dass ihm die Antwort egal war. Für ihn zählte allein Fawns Gegenwart. Die Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, konnte nicht lange genug sein. Alles andere schien ohne Bedeutung.

»Im schlimmsten Fall steht die Existenz der Menschheit auf dem Spiel«, sagte Rhodan und erschreckte Marc London mit diesen Worten. »Eine falsche Entscheidung kann den Untergang unserer Zivilisation bedeuten.«

Marc keuchte. »Du meinst, Terra spielt im Ernstfall für TRAITOR keine Rolle?«

»Genau das«, sagte Mondra Diamond. »Das Verhalten des Dualen Kapitäns kann etwas völlig anderes bedeuten, als wir glauben. Vielleicht sind die Oberbefehlshaber noch nicht zugegen, und deshalb verhalten sich die Kommandanten der Forts bislang so vergleichsweise ruhig.«

Marc holte geräuschvoll Luft. »Ja, klar …«, murmelte er.

Mondra selbst hatte ihm gesagt, dass nach ihren Informationen die Bildung einer Negasphäre keine Angelegenheit von Wochen oder Monaten war. Die Terminale Kolonne erfüllte einen Auftrag, der über Jahrzehnte, vielleicht sogar über Jahrhunderte oder länger lief.

Bisher waren von der Terminalen Kolonne TRAITOR die Forts, die Chaos-Geschwader und die Dunklen Obelisken eingetroffen, die Vorhut vermutlich. Was danach folgte? Marc malte es sich lieber nicht aus.

»Bitte gib uns Auskunft, Fawn«, fuhr Rhodan fort. »Die Örtlichkeit liegt auf Terra, nehme ich an. Weißt du, wo?«

»Nein!« Die Projektion schüttelte heftig ihren Kopf. Marc beobachtete entsetzt, wie sich ihre Gesichtszüge dabei verwischten. Es zerstörte seinen Traum, seine Sehnsucht.

»Fawn, nicht!«, rief Marc laut. Er wandte sich an Diamond. »Seht ihr nicht, wie sehr ihr sie quält?«

»Fawn, bitte kooperiere!« Rhodan blieb stehen. »Wir müssen deine Suche in unsere Abwehrstrategie mit einbeziehen. Im Fall eines Angriffs darf Geheimnistuerei nicht zum Hemmschuh für Terra werden. Und schon gar nicht zur Achillesferse.«

Fawn schwieg. Marc zermarterte sich das Gehirn, warum sie es tat. Gehörte es zu ihrem Auftrag, mit niemandem darüber zu sprechen, nicht einmal mit Rhodan? Oder gab es keinen sachlichen Grund, sondern war das ihre persönliche Komponente? War sie ganz einfach zickig, weil sie eben doch viel mehr Mensch als Botin war? War das der Beweis dafür, dass seine Tagträume doch mehr mit der Realität zu tun hatten als …

»Es muss alles schnell geschehen!« Endlich redete Fawn. »Marc und ich brauchen Bewegungsfreiheit auf der gesamten Erde und Zugriff auf Transportmittel, egal welche Sicherheitsstufe gerade gilt.«