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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2321

 

Schatten über Halut

 

Den Tod vor Augen – die Terminale Kolonne greift nach Ressourcen

 

Hubert Haensel

 

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Auf der Erde und den Planeten der Milchstraße schreibt man das Jahr 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4931 alter Zeitrechnung. 13 Jahre sind vergangen, seit eine Veränderung der kosmischen Konstanten die Galaxis erschütterte.

Mittlerweile hat sich die Lage normalisiert: Der interstellare Handel funktioniert wieder, die Technik macht große Fortschritte. Da erreicht die Terminale Kolonne TRAITOR die Milchstraße. Diese gigantische Raumflotte gehört zu den Chaosmächten, die mit der Galaxis ihre eigenen Pläne verfolgen.

Sogenannte Kolonnen-Forts entstehen überall, um die zivilisierten Welten unter die Knute TRAITORS zu zwingen. Eines dieser Forts – TRAICOON 0098 – wird im Solsystem zerstört, doch sein Kommandant kann fliehen.

Mit der Entsendung der »Dunklen Obelisken« auf die wichtigsten Planeten der Milchstraße schreitet die Machtübernahme der Kolonne weiter fort. Im Zuge dieser Entwicklung fällt nicht nur Arkon an die feindlichen Mächte, es legen sich sogar SCHATTEN ÜBER HALUT …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Icho Tolot – Der Haluter kehrt mit erschreckenden Nachrichten zu seinem Volk heim.

Zerberoff – Der Duale Kapitän muss sich dem Urteil eines Mächtigeren beugen.

Malikadi – Der Duale Vizekapitän greift nach der Macht, indem er sie Zerberoff überlässt.

Cornor Lerz – Ein alter Bekannter aus den Tagen des Konzils meldet sich zu Wort.

Evor Torkas – Ein Haluter in der Drangwäsche sucht ein Ventil für seine Aggressionen.

Prolog

 

Der Weltraum brach auf.

In einem Bereich der galaktischen Zentrumsregion, in dem die Sonnen nur Lichttage weit auseinander standen und Leben ausschließlich unter extremsten Bedingungen existierte, wo die gleißende Helligkeit zigtausender Sterne schon vor Äonen zu einer grellen Flutwoge verschmolzen war, brodelte plötzlich ein düsteres Farbenmeer.

Gedankenschnell griff diese Erscheinung um sich; ihre Nähe veranlasste etliche Sterne zu heftigen Ausbrüchen. Von schweren Partikelschauern begleitet, jagten Protuberanzen durch Planetensysteme, die nie ein Mensch betreten hatte.

Festzustellen, wie viel Leben von diesem Toben ausgelöscht wurde, wäre unmöglich gewesen.

Ebenso, welche Mutationen die harte Strahlung eines Tages nach sich ziehen würde, ob sie womöglich gar den Keim für intelligentes Leben hinterließ.

Das Leben und das Sterben lagen im Kosmos schon immer sehr nahe beieinander.

In einem Sektor von mehreren Kubiklichtjahren verdichtete sich die Farborgie zu einem gigantischen Wirbel. Von immer neuen Energien aus dem Hyperraum vorwärts gepeitscht, bahnte sich der weiter anschwellende Sturm seinen zerstörerischen Weg zwischen den Sternen.

Letztlich wurde seine Vernichtungskraft so groß, dass er den Raum erneut aufriss …

… und Dutzende Lichtjahre entfernt sein Toben fortsetzte. Mit verheerender Gewalt suchte der Sturm einen bislang unberührten Sektor heim …

1.

 

Der Alarm gellte durch die Kernzelle der HALUTA III, als sie den Zwischenraum verließ. Vor dem Schiff schien es keine Sterne mehr zu geben, sondern nur einen unüberschaubaren Energiewirbel.

Zusammenbruch des HÜ-Schirms innerhalb der ersten hundertstel Sekunden oder Abschaltung durch die Automatik? Nicht einmal Icho Tolots Planhirn konnte den Ablauf schnell genug erfassen. Der Dreieinhalb-Meter-Koloss registrierte den zeitgleichen Aufbau des Paratronschirms.

»Die Belastung des externen Schutzes übersteigt 95 Prozent!«, meldete die Automatik. »Unter gleichbleibenden Bedingungen wird der Grenzwert in neunzig Standardsekunden erreicht.«

Die Unmutsäußerung des Haluters übertönte sogar das Rumoren aus der peripheren Schiffszelle. Seine drei tellergroßen roten Augen schienen alle Anzeigen gleichzeitig erfassen zu wollen, während sein schmallippiger Rachen das Raubtiergebiss entblößte.

»Die Belastung erreicht 97 Prozent!«

Rings um das Schiff glühte der Weltraum; die Energieschleier schienen sogar aus den Holokuben auf die Zentrale überzugreifen. Im Schutzschirm tobten heftige Entladungen, schon schlugen erste Strukturaufrisse sogar nach innen durch.

»Warnung: Paratron-Maximum überschritten! Warnung: Das Maximum wurde soeben …«

»Verstanden und akzeptiert!«, dröhnte Tolot.

Steif saß er inmitten des Rundterminals der Zentrale. Nach dem Hyperimpedanz-Schock waren massive Veränderungen des Schiffstyps erforderlich geworden, dennoch genügte weiterhin eine einzige Person, um den 350 Meter durchmessenden Kugelraumer zu fliegen. Voraussetzung war indes, dass diese Person über vier Arme und zwei leistungsfähige Gehirne verfügte – ein Haluter.

Die letzten Lücken in den Holo-Paneelen schlossen sich, es entstand ein Konglomerat aus Zustandsberichten und Ortungsdetails, Energiestandards sowie Kurs- und Beschleunigungsdaten. Für Menschen wäre das alles schwerlich zu überblicken gewesen, aber Menschen befanden sich nicht an Bord des schwarzen Schiffes, seit Icho Tolot das Solsystem verlassen hatte.

»Halut ist meine Angelegenheit!«, hatte er Perry Rhodans Angebot eines Begleitkommandos ausgeschlagen. »Terra braucht selbst jede Hand, die zupacken kann. Sol gegen die Terminale Kolonne TRAITOR zu verteidigen, Rhodanos, wird dir alle Reserven abfordern. Aber wir Haluter haben ebenfalls eine schwer wiegende Entscheidung zu treffen.«

»Das Solsystem steht euch jederzeit offen, Tolotos – allen deines Volkes! Ich bin mir sicher, du weißt das.«

»Ja, mein Freund«, hatte Icho Tolot stockend geantwortet, »ich weiß das.« Die Erben der unversöhnlichen Gegner von einst – der Lemurer und Bestien – waren längst zu Freunden geworden.

Tolot konzentrierte sich auf die Analyse des Planhirns. Vierhändig nahm er die nötigen Schaltungen vor, während sich die Holofront in raschem Wechsel den Gegebenheiten anpasste.

Vorübergehend schien der Lärm aus den angeflanschten Modulblockschalen leiser zu werden. Das Schiff stemmte sich nicht mehr gegen den Hypersturm, sondern folgte dessen verzerrten Schwerkraftlinien und beschleunigte zugleich. Die Strukturaufrisse des Paratronschirms legten die Außenbeobachtung weitgehend lahm.

Tolot hatte beide Schläfenaugen ausgefahren. Nur so war es ihm möglich, alle Projektionen im Blick zu behalten. Nun, da sein Schiff den Gewalten nicht mehr zu trotzen versuchte, sondern ihnen nachgab, wuchs die Geschwindigkeit schnell an.

Trotzdem würde der Paratron in längstens zweieinhalb Standardminuten zusammenbrechen, und vorher musste das Schiff die nächste Überlichtetappe einleiten. Einen Kurs festzulegen wäre sinnlos gewesen, der Eintritt in den Linearraum konnte nur blind erfolgen, mit einer Reichweite von zwanzig, höchstens dreißig Lichtjahren.

Icho Tolot fragte sich, was ihn am Ziel erwartete. Stand wirklich ein Kolonnen-Fort im Bereich der Sonne Haluta? Vieles sprach dafür, zumal der grünhäutige Winzling Demetrius Luke diese Information aus dem Fort TRAICOON 0098 zurückgebracht hatte.

Im schlimmsten Fall hatten Haluter die Raumstation der Chaosmächte schon entdeckt und angegriffen.

Unmöglich?, fragte sich Tolot. Das war es nicht, falls der Zufall die Hand im Spiel hatte.

Obwohl er das kaum offen eingestanden hätte, sorgte er sich um die Sicherheit seines Volkes und das Weiterbestehen seiner Heimatwelt.

Nicht einmal mehr ein halber Tag Flugzeit lag vor ihm – wenn er es schaffte, diesen Sturm heil zu überstehen.

Eine flackernde Anzeige weckte Tolots Aufmerksamkeit: Funkempfang auf einer kaum geläufigen Frequenz. Sekunden vergingen, bis sich ein von Störungen überlagertes Bild stabilisierte.

»Hier ist die HALUTA III unter dem Kommando von Icho Tolot – ich höre!«

Er erzielte keine Reaktion. Vermutlich wurde er von dem Unbekannten, dessen Schiff sehr nahe stehen musste, nicht einmal gehört. Die kreischende Stimme, die mit dem Aufleuchten der holografischen Darstellung begonnen hatte, pulsierte unverändert stockend durch die Zentrale, und das zugehörige Bild wirkte entsetzlich verzerrt. Was sich da abzeichnete, hatte nur entfernt humanoide Konturen. Ein dürres, zweibeiniges Geschöpf, völlig unproportioniert, mit einem annäherungsweise v-fömigen Schädel, von dessen höchsten Punkten zwei seitliche Fortsätze abstanden. Stielaugen, erkannte Tolot, aber jedes ein gutes Stück versetzt.

Von der Holodarstellung her ließen sich keine Rückschlüsse auf die Größe des Fremden ziehen: Er konnte ebenso gut vier oder fünf Meter groß sein wie nur wenige Zentimeter. Das Wesen redete in einer unbekannten Sprache auf Tolot ein.

»Ich kann Sie nicht verstehen! Bitte verwenden Sie das gebräuchliche Interkosmo oder …«

Die Stimme, eben noch schrill, klang mit einem Mal dumpf und näherte sich dem unteren Bereich des für Tolot Hörbaren. Das Bild verwischte. Aber das registrierte der Haluter nur mit einem Auge, die beiden anderen fixierten die Ortungsanzeigen.

Eine größere Masse zeichnete sich wenige tausend Kilometer vor der HALUTA III ab. Zweifellos ein Raumschiff. Undefinierbare, unbekannte Form. Dass dieses Schiff aus einem der benachbarten Sonnensysteme kam, war nicht auszuschließen, ebenso wenig, dass der Hypersturm es über eine größere Distanz hinweg versetzt hatte.

Tolot schaltete die bordeigene Übersetzung zu. Begegnungen wie diese waren seit dem Hyperimpedanz-Schock selten; ihn interessierte der Fremde, doch ihm blieb herzlich wenig Zeit für den Kontakt.

Die Stimme des Fremden pulsierte. Der Translator war bislang nicht in der Lage, verständliche Satzfetzen wiederzugeben.

»Benötigen Sie Hilfe?«, rief Tolot.

Keineswegs nur die Stimme schwankte – auch die Masseanzeige. Das Schiff, höchstens halb so groß wie die HALUTA III, schien sich auszudehnen und ebenso schnell wieder zusammenzuziehen.

Nach wie vor zeigte die Ortung keine energetische Signatur dieses Objekts. Für einen Moment schien es aus der Erfassung zu verschwinden, als würde es ohne Emission in den Überlichtflug gehen. Tolot registrierte den Vorgang mit angespannter Aufmerksamkeit. Die Befürchtung, er könne eine versprengte Einheit der Terminalen Kolonne TRAITOR vor sich haben, erfüllte ihn mit grimmigem Zorn.

Nur mehr zehn Sekunden …

»Den Übertritt in den Linearraum abbrechen!«, bestimmte Tolot. »Alle freie Energie zur Verstärkung des Paratronschirms!«

»Abbruch bestätigt!«, antwortete die Hauptpositronik.

Weiter als zuvor blähte sich das bizarre Raumschiff auf. Fünfhundert Meter Durchmesser. Tausend. Die Masseanzeige spielte offensichtlich verrückt, denn sie lieferte bereits die Werte eines kleinen Mondes.

Gleich darauf zerstob das Schiff. Es explodierte nicht, es löste sich einfach auf. Sekundenlang waren nur nebelhafte Schemen zu erkennen, dann wurden sie von den Gewalten des Hypersturms auseinander gerissen.

Kurz zuvor war das Holobild des dürren Humanoiden verschwunden.

War dieses Wesen in der Tat so dürr gewesen? Überhaupt von humanoidem Äußeren? Ungläubig fragte sich Tolot, ob er tatsächlich keine klare Erinnerung hatte.

»Der Vorfall wurde aufgezeichnet?«, wollte er von der Positronik wissen.

»Alle Daten sind gespeichert.«

»Dann gib mir eine Wiederholung des Funkbilds!«

Ein neues Hologramm entstand. Es zeigte kein fremdes Geschöpf, sondern nur ein wogendes Chaos aus Störfronten, die typisch waren für den Randbereich eines starken Hypersturms.

Da war dennoch eine Gestalt, redete sich Tolot ein. Etwas, das aussah wie …

Er konnte nicht mehr beschreiben, was er gesehen hatte – was er glaubte, gesehen zu haben.

Ich irre mich nicht!

Der Haluter ballte die Hände. In ihm wuchs ein Gefühl des Unbehagens, wie er es nie erlebt hatte. Er hatte sich ablenken lassen – von etwas, das womöglich gar nicht existierte.

Den bevorstehenden Zusammenbruch des Paratronschirms erkannte Tolot mit erschreckender Deutlichkeit. Seine HALUTA III würde verglühen oder für immer in den Hyperraum gerissen werden.

»Linearmanöver! Sofort!«

Das Schiff bebte, als sich die Kraft der Kompensationskonverter gegen den Sturm stemmte. Obwohl er mit deutlich mehr als sechzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit den Übertritt einleitete, befürchtete Tolot, dass die HALUTA III es nicht schaffen würde.

Als der Paratronschirm verwehte, hüllte das wesenlose Wogen des Zwischenraums das Schiff ein.

 

*

 

Nach drei weiteren kurzen Linearetappen erreichte Icho Tolot ohne neuerlichen Zwischenfall sein Heimatsystem.

Weit griff die Ortung in den Raum hinaus, erfasste aber nicht ein einziges Raumschiff, das den Planeten anflog oder ihn verließ. Es war ruhig, und nirgends fanden sich Anzeichen für ungewöhnliche Vorgänge. Aber dennoch: In diesem Sektor, womöglich fast zum Greifen nahe, vielleicht mehrere Lichttage entfernt, existierte eine Bastion des Chaos, gut verborgen im Schutz ihres Dunkelschirms.

Die Stille trog. Unbewegt blickte Tolot auf die Panoramagalerie, auf der Halut in der Vergrößerung als schmale Sichel zu erkennen war. Der Planet war alt und von den Narben seiner Geschichte geprägt, obwohl man es ihm nicht ansah: Nachdem er vor über tausend Jahren Opfer einer »Blitzer«-Attacke geworden war, hatten die Haluter ihn nach dem Ende der Dunklen Jahrhunderte mit den modernsten Techniken des Planetenforming wieder völlig neu aufgebaut. All dies traf in gewisser Weise auch auf das Volk zu, dem Halut vor über fünfzigtausend Jahren zur Heimat geworden war.

Erneut suchte Icho Tolot den sonnennahen Raum ab. Die Taster fanden so wenig wie zuvor.

Währenddessen näherte sich die HALUTA III mit unverminderter Geschwindigkeit dem Planeten. Erst nach fünfzehn Minuten traf ein Richtspruch ein, es war die Aufforderung zur Identifizierung: »… andernfalls wird die weitere Annäherung als kriegerischer Akt betrachtet. – Ich wiederhole: Sie werden gebeten, sich zu identifizieren!«

Das Jahr 1344 NGZ hatte die unheimliche Bedrohung durch die Chaosmächte greifbar werden lassen – und vielerorts wurde der Ton rau. Diese Entwicklung machte nicht einmal vor den als abgeklärt geltenden Halutern Halt.

Tolot verschränkte beide Armpaare vor dem Leib. »Hier spricht Icho Tolot von Bord der HALUTA III. Ich komme mit Fracht aus dem Solsystem und bitte um Landeerlaubnis.«

»Tolotos …!« Endlich baute sich die Bildübertragung auf. Tolots Gesprächspartner mochte knapp eine Handspanne kleiner sein, wirkte dafür aber fülliger. Freudig riss er den Rachen auf. »Mir liegt keine Information vor, dass du die Terraner verlassen hast.«

»In Zeiten wie diesen ist es nicht gut, alles zu zerreden.«

Yusko Banis' Augen verengten sich. Er verstand, dass Tolot den Hyperfunk für unsicher hielt. Andererseits schien er sich zu fragen, weshalb das im Bereich von Halut der Fall sein sollte, zumal die Sendeleistung nicht ausreichte, das Gespräch bis zu den nächsten Sternen zu tragen.

»Landeerlaubnis ist erteilt!«, sagte Banis. »Ich gebe dir einen Peilstrahl bei fünf Lichtsekunden Distanz! – Wir sehen uns, Tolotos.«

Die Übertragung verwehte.

Minuten später leitete Icho Tolot ein kurzes Linearmanöver ein. Die HALUTA III fiel nur noch dreißig Millionen Kilometer von dem Planeten entfernt in den Normalraum zurück.

Kurz darauf kam die Peilung, und dann tauchte der Kugelraumer mit äußerst geringer Restfahrt in die Atmosphäre ein und sank einem der großen Raumhäfen entgegen.

Tolot stieß ein unwilliges Grollen aus. Gut tausendfünfhundert schwarze Kugelraumschiffe schwebten auf ihren Prallfeldern dicht über dem Boden. Sie waren eine unübersehbare Demonstration halutischer Stärke, aber gegen die Terminale Kolonne TRAITOR konnten sie nichts ausrichten.

Es gab keine 100-Meter-Raumer mehr. Die gravierenden Veränderungen der Hyperimpedanz hatten Raumer mit robuster, vergleichsweise einfacher Technik – die dementsprechend groß dimensioniert waren – wieder in Mode kommen lassen.

Tolots Blick huschte über die endlos anmutenden Reihen der schwarzen 350-Meter-Schiffe. Ihm erschien es, als warteten sie nur darauf, den Kampf aufzunehmen. Aber genau das fürchtete er. Weil er aus nächster Nähe miterlebt hatte, was es bedeutete, gegen ein Kolonnen-Fort anzutreten.

Langsam senkte sich die HALUTA III am Rand des Raumhafens nieder. Das Areal wirkte weitgehend verlassen, nur in der Ferne glitten mehrere Lastenschweber dicht über dem Boden dahin. Zwei Haluter, die sich auf die Laufarme niedergelassen hatten, folgten den Fahrzeugen in gleichbleibendem Abstand.

Mit kantigen Handbewegungen in den Steuerholos fuhr Tolot alle Funktionen auf Wartestellung zurück, dann verließ er die Zentrale und schwebte im Antigravschacht abwärts.

Die Kernzelle entsprach dem alten einhundert Meter durchmessenden Schiff. Die ehemalige Außenhülle unterbrach den Antigravschacht und verursachte damit eine kurze Verzögerung, andererseits war auf diese Weise die komplette Rumpfstruktur erhalten geblieben, und im Notfall bot die Kernzelle einen nicht zu unterschätzenden zusätzlichen Schutz.

Dem terranischen Vorbild folgend, hatte sich Halut ebenfalls für eine modulare Bauweise entschieden. Angeflanschte Blockschalen bildeten die neue Außenhülle. Damit war zum einen die Erweiterung des Schiffsvolumens um beinahe 22 Millionen Kubikmeter erfolgt, ausgehend von einem Ursprungswert von wenig mehr als einer halben Million Kubikmetern. Zudem war durch entsprechend zugeschnittene Außensegmente die Möglichkeit geschaffen worden, alle Aggregatblöcke schnellstmöglich auszutauschen. Dabei war unerheblich, ob es sich um die Nugas-Schwarzschild-Hauptkraftwerke handelte, um die Komponenten der 24 Protonenstrahl-Impulstriebwerke oder die in gleicher Anzahl eingesetzten Gravotron-Feldtriebwerke.

Vor allem die fünfzig Meter hohen Zylinder der Kompensationskonverter – eine dem terranischen Hawk II vergleichbare halutische Eigenentwicklung – konnten sehr schnell erneuert werden. Schließlich war ein Linearkonverter nach nur 25.000 Lichtjahren ausgebrannt. Für eine trotzdem akzeptable Gesamtreichweite sorgte die Bestückung mit zehn Konvertern. Ungenutztes Volumen gab es zwischen der Kernzelle und den Modulblockschalen nicht.

Als er die ersten Umbauten gesehen hatte, hatte Tolot sich prompt zu terranischem Zynismus hinreißen lassen: »Alle Lücken wurden effizient mit Waffensystemen voll gestopft.« Unrecht hatte er damit nicht einmal.

Die Bodenschleuse öffnete sich vor ihm, dann setzte ihn das Antigravfeld auf der Piste ab.