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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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14.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2325

 

Der verbotene Krieg

 

Machtwechsel auf Gatas – die Blues am Scheideweg

 

Arndt Ellmer

 

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Über die Welten der Milchstraße bricht im Jahr 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4931 alter Zeitrechnung – eine Veränderung herein, die sich vorher niemand vorstellen konnte. Die Terminale Kolonne TRAITOR, eine gigantische Raumflotte der Chaosmächte, greift nach der Galaxis.

Im unmittelbaren galaktischen Umfeld der Milchstraße soll in der Sterneninsel Hangay eine sogenannte Negasphäre entstehen, ein absolut lebensfeindlicher Raum. Die Menschheitsgalaxis soll dieser kosmischen Region als »Ressource« zugeführt werden.

Sogenannte Kolonnen-Forts werden im Umfeld wichtiger Welten installiert, und ein Terroranschlag tötet die meisten Regierungsoberhäupter der galaktischen Völker. Mit der Entsendung der Dunklen Obelisken auf die bedeutendsten Planeten der Milchstraße schreitet die Machtübernahme der Kolonne weiter fort.

Nur die Menschen im Solsystem können sich hinter ihrem TERRANOVA-Schutzschirm in Sicherheit bringen, während die anderen Sternenreiche in die Hände der Kolonne fallen. Sogar bei den Blues beginnt DER VERBOTENE KRIEG …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Fylynder Veyt – Der Gataser erreicht den höchsten militärischen Rang seines Volkes.

Trester – Der Befehlshaber des Kolonnen-Forts 0355 verkündet den Blues-Völkern die TRAITOR-Direktive.

Sayziüt – Der fettleibige Vorkoster entdeckt einen besonders schnellen Jülziish im Park.

Hüyi – Der Vorkoster wirkt an mehreren Herden gleichzeitig.

»Der Ur-Gott wird wiederkehren. Einst lehrte er uns Fabriken bauen und Raumschiffe. Alles, was wir zum Aufbau einer modernen Zivilisation benötigten, brachte er uns bei. Tlyünosmun schenkte uns ein Viertel der Galaxis. Aus Dankbarkeit schickten wir ihn mit dem ersten Schiff zurück in die Sonne Verth, aus der er gekommen war. Wenn wir nur laut genug rufen, wird er uns hören.«

Aus den Hochpreisungen der Soldateska

 

 

1.

 

»Wir führen seit über neun Jahren Krieg«, zwitscherte Hüyi, alle Sinne auf seinen Gesprächspartner gerichtet. »Und niemand redet uns hinein, kein Galaktikum, keine Großmacht, kein Forum Raglund. So haben wir es uns immer gewünscht.«

Er mischte dem Ultraschallanteil seiner Worte ein wärmendes Vibrato bei.

Sayziüt ließ den flachen Kopf auf dem langen Hals kreisen, ein Zeichen von Bedachtsamkeit und Abwägung. Nach einer Weile schweigenden Einverständnisses sagte er: »Über alle Probleme der Fourage-Logistik, über Reklamationen bei der Versorgung der Raumkampftruppen hinweg sollten wir eines nicht vergessen.«

Hüyi wusste nicht so recht, worauf der Kollege hinauswollte. Seine Gedanken waren längst weitergewandert und beschäftigten sich mit dem Flaumausfall seiner Lieblingsfrau.

Sayziüt stieß plötzlich ein Kichern aus, unter dem die Schwielen des Halsmundes wie Massagekissen vibrierten. »Wir sitzen an der Quelle, Freund. Wir sollten unsere hehre Aufgabe nicht vergessen, zu der uns das Nachschubkommando eingeteilt hat. Wir sind die Vorkoster!«

Und er schleppte seinen wuchtigen Leib auf den dürren Beinen zum nächsten Fließband, wo die Speisen im Dutzend auf sie warteten. »Gibt es eine verantwortungsvollere Aufgabe als unsere?«

»Nein!«, stellte Hüyi verblüfft fest. »Jetzt, da du es sagst …«

Von ihrem Urteil hing das Überleben ganzer Divisionen sowie deren Einsatzfähigkeit und Leistungsbereitschaft ab. Wenn sie versagten, versagten auch die Raumkampftruppen, die Kanoniere und Piloten in den Schlachtschiff-Giganten.

Schleimfüßler-Haxen, die den Soldaten schwer im Magen lagen, durften sie sich nicht erlauben. Der Block der Ersten Verantwortung hätte sie beide unverzüglich exekutieren lassen.

»Wir zwei entscheiden, wer gewinnt und wer verliert.« Sayziüt senkte drei seiner sieben Finger in den Napf mit Schlunzbrei, drehte sie kräftig hin und her. »Zu zäh. Zu klebrig. Weg damit.« Er schleuderte den Napf in die nächste Ecke. »Wer gewinnt morgen?«

»Natürlich wir, die Gataser! Wir kochen das bessere Essen.«

»Mmh …«

Auf einem Monitor im Hintergrund zeigte Kyzyny-Trivid gerade Aufnahmen eines Raumgefechts, das in der Nähe des Verth-Systems stattfand. Die Flottenverbände des Admirals Veyt zerrieben einen Verband von Apaso-Schiffen, die sich zu nahe an die Ursprungswelt aller Jülziish gewagt hatten. Von den fünfzig gegnerischen Einheiten blieb keine einzige übrig.

»Die Apasos sollten besser Karr für sich kochen lassen«, kommentierte Sayziüt den Bericht. »Die verstehen sich darauf.«

»Ich muss jetzt gehen«, sagte Hüyi mit einem Unterton des Bedauerns. »Wir sehen uns zur Abendschicht wieder.«

Sayziüt schien ihm nicht zuzuhören. »Wir nehmen den Schlunzbrei vorerst aus dem Speiseplan.«

2.

 

TRAICOON 0355 hing draußen vor dem Sonnensystem, unsichtbar und abseits der gängigen Flugrouten. In anderen Teilen der Milchstraße hätten die Völker peinlich genau jeden Kubikmeter Weltraum untersucht, um den Standort des Kolonnen-Forts ausfindig zu machen. Die Jülziish – oder Blues, wie sie außerhalb der Eastside oft genannt wurden – dachten nicht im Traum daran. In ihrem Alltag spielte die Terminale Kolonne TRAITOR keine Rolle, nicht einmal in strategischen Gesprächen.

Kalbaron Trester argwöhnte, dass sie sich selbst gedanklich nicht damit auseinander setzten. Sie wähnten sich im Jülziish-Universum, einem eigenen Raumgebilde, das sie nicht zur Galaxis Milchstraße zählten. Seit dreizehn Jahren trieben ihre Gedanken solche Blüten, nachdem sie sich entschlossen hatten, den Kontakt zum Rest der Welt abzubrechen.

Stattdessen suchten sie ihre Lebenserfüllung in sinnlosen Bruderkriegen, die sie weder technisch noch geistig voranbrachten. Irgendwie kam es Trester wie eine Flucht aus der Wirklichkeit vor. Aber es war noch mehr. Gerüchte durchzogen die Eastside. Sie berichteten vom Tlyünosmun, dem Ur-Gott, der den Gatasern einst die Kultur und die Technik gebracht hatte. Von ihm hatten sie gelernt, wie man Raumschiffe baute.

Jetzt, so besagte ein Gerücht, sei dieser sagenhafte Tlyünosmun zurückgekehrt.

Trester hatte Späherschiffe ausgesandt. Sie hatten nach diesem Gott gesucht, unsichtbar hinter ihren Dunkelschirmen waren sie bis in die Tiefen der Städte vorgestoßen, ohne ihn zu finden. Und doch schien er da zu sein, ein Gott eben, der gleichzeitig überall war.

Was den Kalbaron aus dem Volk der Mor'Daer verunsicherte, waren die Jülziish selbst. Es genügte ihnen nicht, an die Anwesenheit des Tlyünosmun zu glauben, sie suchten ebenfalls nach Beweisen seiner Existenz. Das entmythologisierte ihn, machte ihn zu einem Wesen, das in der Vergangenheit tatsächlich einmal zugegen gewesen war, eine Art Entwicklungshelfer, vielleicht in der Maske eines Blues.

Nach und nach schien sich die Suche auf zwei Welten einzugrenzen, auf Gatas und Apas, die Hauptwelten der beiden wichtigsten Jülziish-Völker. Dann jedoch schien die Spur wieder verloren, der Gott verschwunden. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass die Öffentlichkeit nichts mehr über die Vorgänge in diesem Zusammenhang erfuhr. Andere Dinge schienen wichtiger, das Bündnis zwischen Pagern, Quicheramos und Weddonen etwa sowie der Versuch, das ausgestorbene Jülziish-Volk der Gayök-Echtry wieder ins Leben zu rufen, indem man Zellreste aus Gruften zu brauchbaren Kulturen heranzüchtete, aus denen dann Klone und später fruchtbare Lebewesen entstehen sollten.

Ansonsten ging es im Jülziish-Universum eher behäbig zu. Diese kriegerischen Wesen besaßen musische Seiten, sie liebten Poesie, was ihrer blumigen Sprache entgegenkam. Sie aßen und tranken gern, und sie zahlten Unsummen für einen Raumflug, nur um an der Tafel eines berühmten Koches speisen zu können. Auch diese Künste besaßen in ihrem Reich eine alte Tradition.

Ob sie ebenfalls auf den Tlyünosmun zurückzuführen war, vermochte die Besatzung des Kolonnen-Forts nicht zu sagen; in den Berichten der Dunklen Ermittler war davon keine Rede, und um mehr herauszufinden, hätte es erneut der Ermittler bedurft, deren Wahrnehmung so leicht nichts entging.

Die Gedanken des Kalbarons wanderten weiter, richteten sich auf die nahe Zukunft dieses Raumsektors. Die Kolonnen-Forts hatten ohne Ausnahme ihre Arbeit aufgenommen. Es war Zeit, das Jülziish-Universum, die Eastside der Galaxis Milchstraße, seiner Bestimmung zuzuführen. Je schneller die Ressourcengalaxis funktionierte, desto besser war es für die Terminale Kolonne, ihren Auftrag, das, was danach kam …

Der Duale Kapitän würde mit Trester zufrieden sein.

3.

 

Sie lagen auf der Lauer, irgendwo hinter den metallenen, mannsgroßen Zackenplatten des Geländers, das den weitläufigen Naturpark vom Gelände der Industrieanlagen trennte. Im Plätschern der Wasserkaskaden ging ihr aufgeregtes Schnaufen unter. Ihre Körper verbargen sie unter Deflektorfeldern.

Hüyi bemerkte sie trotzdem. Er roch ihren Schweiß, den die atmungsaktiven Kombinationen im selben Maß durchließen wie Luft für die flaumbedeckte Haut. Winzige Signalspuren im Ultraschallbereich deuteten auf hohe Nervosität hin.

Hüyi spürte die anderen aber auch. Es lag an ihren Instinktnervenballungen, jenen vom Gehirn getrennten Zentren, die Funktionen wie Atmung und Blutdruck steuerten. Weit jenseits des Ultraschallbereichs sonderten sie Impulse ab. Es zeugte von der starken inneren Erregung, ein untrügliches Zeichen für ihre Absichten.

Hüyi besaß eine Antenne für Derartiges. Deshalb war er beim ersten Anzeichen stehen geblieben, noch ehe sie seine Schritte hörten oder ihn sahen. Auch ohne dass sie seinen Namen dachten oder lautlos aussprachen, wusste er Bescheid. Ihre Absichten galten ihm, dem angeblichen Koch. Dass sie seine Tarnidentität kannten, glaubte er nicht. Aber irgendwo besaßen sie Späher, vielleicht fliegende Mikrokameras, die ihn immer dann beobachteten, wenn er seinen mittäglichen Spaziergang absolvierte.

Die violette Kreatur der Täuschung scheint euch nicht besonders gewogen, dachte der Gataser.

Er ging mit sich zu Rate. Feste Mikrospione hatten sie keine installiert, das wäre ihm und seinem sensiblen Halsschmuck nicht entgangen. Also wussten sie nur, dass er sich auf dem Weg nach oben befand. Wie lange er für den Aufstieg benötigte, davon hatten sie keine Ahnung. Wozu auch? Sie warteten einfach, bis er kam. Vielleicht überlegte er es sich ja heute anders, suchte die Kaskaden erst morgen auf.

Irgendwann erwischten sie ihn …

Sie wussten, wer er in Wirklichkeit war. In Gedanken überschlug er, wie viele Spione der Block der Neunzehnten Vorsicht in den vergangenen zwanzig Tagen und Nächten allein auf Gatas enttarnt und liquidiert hatte – ein, zwei Dutzend gewiss.

So gesehen wäre ein Racheakt der Gegenseite durchaus plausibel gewesen. Doch so weit wollte er es nicht kommen lassen. Er, Hüyi, würde der Statistik noch drei weitere »abgeschnittene Hälse« hinzufügen.

Der Jülziish lehnte sich mit dem Kopfrand gegen das kühle Plastolyt des Aufgangs. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und hakte die jeweils sieben Finger der beiden Hände ineinander.

Solche Entspannungsübungen gehörten gewöhnlich zur Vorbereitung eines Einsatzes, nicht aber zu seiner Durchführung. Hüyi setzte sich bewusst darüber hinweg, verlieh der bevorstehenden Konfrontation dadurch eine völlig neue Qualität.

Wer mochten sie sein? Einheimische? Er verneinte das in Gedanken. Angehörige des Gegners, die sich heimlich eingeschlichen hatten? Möglich war es, aber dennoch unwahrscheinlich. Blieben noch Schläfer aus einer Zeit, in der Angehörige aller Jülziish-Völker freien Zugang zum Verth-System und seinen Planeten gehabt hatten.

Seltsam, aber irgendetwas war in den wenigen Ultraschall-Impulsen gewesen, was ihn auf diesen Gedanken kommen ließ. Etwas Altmodisches aus einer Zeit, die in den Augen der jüngeren Generationen schon Äonen zurücklag. Die offizielle Zeitrechnung sprach von ein paar Jahrzehnten.

Entschlossen löste Hüyi sich von der Wand. Er setzte sich in Bewegung, legte die letzten Schritte auf der Rampe zurück und trat in die Tageshelle hinaus. Vom wolkenlosen Himmel strahlte Verth, der Blaue Riese, ein weißer Ball in der ebenfalls blauen Sauerstoffatmosphäre des fünften Planeten.

Der Gataser hielt jetzt eine Kapsel in der hohlen Hand, knapp so groß wie das vorderste Glied eines seiner sechs Daumen.

Dort drüben mussten sie sein, keinen Steinwurf entfernt.

Hüyi blieb stehen. Er tat, als genieße er den Anblick des Parks und des Wasserfalls. Zwei Daumen und ein Finger reichten ihm, die Kapsel aus festem Kunststoff zu öffnen und den weichen Beutel in die hohle Hand rutschen zu lassen. Blitzschnell warf er ihn hinter die Zackenplatten, während er mit der freien Hand die Atemschutzmaske hervorholte. Sie faltete sich selbsttätig auseinander, er brauchte die Folie nur über den Kopf zu ziehen. Sie legte sich auf seine Schultern, schloss den Tellerkopf mit seinen Atemöffnungen sowie den Hals mit der Mundöffnung hermetisch ab.

Hüyi rannte zurück zur Rampe und an ihr vorbei zum Aufzug. Das historische Gefährt arbeitete wie vor Jahrtausenden mechanisch, was seit 1331 NGZ ein enormer Vorteil war.

Hüyi hörte unterdrückte Schreie, gefolgt von einem Röcheln. Wer immer ihm aufgelauert hatte, mit einem solchen Angriff hatte er nicht gerechnet. Der Gedanke, dass da drüben hinter den Zacken drei andere Jülziish starben, entlockte ihm einen Seufzer des Bedauerns.

Gleichzeitig hasste er sich dafür, weil er die drei nicht im Kampf besiegen konnte. Musste es ausgerechnet eine terranische Blausäurekapsel von extrem hoher Konzentration sein, die ihm aus der Klemme half?

Das Röcheln erstarb. Ein paar Wortfetzen im Ultraschallbereich erreichten Hüyi, die ihm zunächst rein gar nichts sagten.

Er schickte einen traditionellen Lobspruch an die silberne Kreatur des Dankes, warf sich in den Aufzug und registrierte erleichtert das schnelle Zufahren der Pneumotür. Augenblicke später sank der Lift abwärts. Unten auf dem Null-Level aktivierte der Jülziish sein Armband mit dem Funkgerät. Er orderte einen Gleiter mit einer Absaugvorrichtung. Nicht auszudenken, wenn das Gift als hoch konzentrierte Wolke in die Straßenschluchten hinabsank und Dutzende von Gatasern tötete.

Über die abgeschirmte Geheimfrequenz schickte Hüyi eine Nachricht an seinen Auftraggeber.

»Miinzysh grüßt dich, Erhabener! Einer der Angreifer sprach im Todeskampf von einem ›Weg der Kreaturen‹, was auch immer damit gemeint ist«, teilte Hüyi ihm am Schluss seiner Botschaft mit. »Möglicherweise handelt es sich um eine erste Spur.«

 

*

 

Hüyi sah sich die Aufzeichnung des Bildfunkgesprächs dreimal an, ehe er sich zu einer Entscheidung durchrang. »Sie verfolgen mich, weil ich ihr Geheimnis gelüftet habe«, erklärte die hastige Stimme des Gatasers. Dann nannte er Namen und Adresse. »Ich kann beweisen, dass an den Gerüchten etwas dran ist.«

Ein Knall erfolgte, Augenblicke später brach die Aufzeichnung ab. Alles deutete darauf hin, dass man in der Wohnung des Mannes eingebrochen hatte.

Hüyi kannte solche Szenarien, er hatte sie im Dutzend erlebt. Der Anrufer war tot, das war eindeutig.

»Ich brauche ein halbes Dutzend Polizisten, damit das Ganze einen offiziellen Eindruck erhält«, erklärte er seinem Gegenüber.

Der Vermummte, von dem unter der Kapuze nur der Hals mit dem Mund zu erkennen war, signalisierte Zustimmung. »Du findest sie in Kürze am Eingang des Rundhauses.«

Damit schien für ihn alles klar, er ging. Hüyi schlüpfte in seine Einsatzstiefel, zog sich eine Jacke über und verließ das kleine Appartement, das ihnen als konspirative Wohnung diente. Er verzichtete auf ein Fahrzeug, fuhr in die Unterwelt hinab, jene Regionen der Hauptstadt, die unter der Oberfläche lagen. Er benutzte Hochgeschwindigkeitsgleitbänder, die ihn innerhalb weniger Minuten ans Ziel brachten. Ein mechanischer Aufzug hob ihn vierzig Stockwerke hinauf in die Etage der Zielperson.

Die Polizisten waren schon da, ebenso ein Arzt.

Es verhielt sich so, wie Hüyi es erwartet hatte. Der Anrufer war tot, sie hatten ihm den Hals durchtrennt und den Schädel an der Wand zertrümmert. Aus dem Wrack des Roboters stiegen noch immer dunkle Rauchwölkchen empor.

Hüyi registrierte mit wenigen Blicken, dass die Wohnung durchwühlt worden war. An manchen Stellen hatten die Eindringlinge sogar den Wandbehang heruntergerissen.

»Sie haben etwas gesucht«, wandte er sich an die Polizisten. »Von dem Toten konnten sie es nicht bekommen, waren aber überzeugt, dass es sich in der Wohnung befand.«

Er selbst beteiligte sich nicht an der Suche, sondern hielt sich im Hintergrund. Er setzte die bisherigen Beobachtungen auf Gatas und anderen Welten wie Teile eines Puzzles zusammen, wobei er nicht den Fehler beging, anzunehmen, dass sie letztlich tatsächlich an die Stellen gehörten, wo er sie derzeit platzierte.

Nach über einer Stunde kam einer der Polizisten zu ihm, einen Fetzen in der Hand, den Hüyi zunächst für weißen Stoff hielt.

»Das haben wir unter dem Roboter gefunden«, zirpte der Beamte und zog sich hastig zurück.