cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2337

 

Unter Prophozeuten

 

Sie gelten als Hyänen des Alls – und sind eine Hoffnung für Terra

 

Horst Hoffmann

 

img2.jpg

 

Über die Welten der Milchstraße bricht im Jahr 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4931 alter Zeitrechnung – eine Veränderung herein, wie sie sich niemand hat vorstellen können: Die Terminale Kolonne TRAITOR, eine gigantische Raumflotte der Chaosmächte, greift nach der Galaxis.

Im unmittelbaren galaktischen Umfeld der Milchstraße wird in der Zukunft in der Sterneninsel Hangay eine sogenannte Negasphäre entstehen, ein absolut lebensfeindlicher Raum. Die Menschheitsgalaxis soll dieser kosmischen Region als »Ressource« zugeführt werden.

Der Nukleus, ein Geistwesen, beschwört Perry Rhodan, dass Terra und das Solsystem nicht an die Mächte des Chaos fallen dürfen. Tatsächlich gelingt es, das Solsystem mit Hilfe des TERRANOVA-Schirms zu sichern – eine riesige Raumflotte der Terminalen Kolonne TRAITOR belagert jedoch die solaren Planeten.

An anderer Stelle wachsen ebenfalls Zellen des Widerstands. Eine davon wird durch die USO – die United Stars Organisation – repräsentiert. Deren Leiter Monkey und Roi Danton sind bereit, sich dem Chaos entgegenzustellen. Sie begeben sich dazu sogar UNTER PROPHOZEUTEN …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Monkey – Der Chef der USO weiht auch seinen Stellvertreter nicht in alle Pläne ein.

Roi Danton – Perry Rhodans Sohn beginnt einen waghalsigen Plan.

Zerberoff – Der Duale Kapitän erhält Besuch von einem Terminalen Herold und empfängt einen lang erwarteten Befehl.

Elraum Prinz Murál – Der designierte Thronfolger seiner Rauke fürchtet wenig Gefahren.

Tobi Sullivan – Der USO-Spezialist wird nach einem merkwürdigen Kriterium ausgewählt.

Prolog

31. Januar 1345 NGZ

 

»Es war, wie ihr Terraner es auszudrücken pflegt, für die Katz«, sagte Monkey zu einem der wenigen, mit denen er sich duzte. Roi Danton nickte nur. »Vergebliche Mühe. Du hast richtig gehandelt, als du nach der Schlacht am Asteroiden Charlie die Beiboote der TRAJAN hast ausschleusen und so viel an Trümmern der vernichteten Traitanks einsammeln lassen wie möglich. Mit etwas mehr Glück hätten wir der Terminalen Kolonne TRAITOR einige ihrer Geheimnisse entreißen können – allein, danach sieht es nicht aus.«

Danton, der den Rang eines Obersten der USO bekleidete, nickte. Er schritt neben dem Oxtorner in eine neue Halle des ausgehöhlten Mondes und war beeindruckt von der Geschäftigkeit, die überall in Quinto-Center an den Tag gelegt wurde.

Seit fast zwei Monaten zog das Hauptquartier der USO nun bereits seine Bahn um den jupiterähnlichen Riesenplaneten Portier IX, zusammen mit den fünf »natürlichen« Begleitern. Von den Strapazen der Flucht war nichts mehr zu sehen. Die QuinTechs verrichteten ihre Arbeit – konzentriert, aber nicht verbissen. An ihnen lag es nicht, dass die Beschäftigung mit den vielen Tonnen »Kolonnen-Schrott« bisher kein Ergebnis gebracht hatte. Und es sah nicht danach aus, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern sollte.

»Wir haben immer noch Hoffnung«, sagte Major Len Brudarow, der die beiden Unsterblichen durch die Hallen führte. »Unter den aufgefischten Trümmern befinden sich einige durchaus intakte Baugruppen. Wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass es uns irgendwann gelingt, einen Durchbruch zu erzielen, Sir.«

»Das ehrt Sie, Major«, erwiderte Monkey mit deutlichem Knurren in der Stimme, ohne eine Miene zu verziehen. »Aber wir brauchen nicht irgendwann Ergebnisse, sondern jetzt. Die Übermacht der Kolonne ist erdrückend. Die Lage der galaktischen Völker wird von Tag zu Tag aussichtsloser. Das Solsystem wird durch Tausende von Traitanks belagert.«

Er schüttelte den kahlen Schädel. »Wie lange soll ich also noch warten?«

»Wir brauchen nur Zeit«, wich der Major aus. »Es gibt so viel zu tun, und unsere Ressourcen lassen sich nicht vermehren. Solange Quinto-Center nicht von der Kolonne entdeckt wird oder vor ihr fliehen kann – derzeit sind unsere Triebwerksanlagen schließlich funktionsunfähig –, haben wir sie. Wir werden etwas finden, wir … müssen etwas finden …«

Roi Danton blieb stehen und legte dem relativ jungen QuinTech eine Hand auf die Schulter. Er kannte ihn nicht lange, doch Brudarow war ihm bereits einige Male durch seine fast verbissene Strebsamkeit aufgefallen. Ihm gefiel, dass der Major an einen Erfolg glaubte, selbst wenn die Aussichten gering waren. »Sie geben Ihr Bestes, das wissen wir. Aber Sie können keine Wunder vollbringen. Es ist nicht Ihre Schuld, dass die Kolonnen-Einheiten eine so ausgefeilte BlackBox-Technik benutzen, die eine Öffnung ihrer Geräte durch uns nicht zulässt.«

Er sah Monkey an. Danton kannte den Oxtorner gut genug, um jede Regung in seiner Mimik zu deuten. Monkey wusste etwas, das er noch nicht gesagt hatte. Was hatte er in der Hinterhand? Einen versteckten Trumpf? Eine Überraschung, die er sich bis zuletzt aufsparte? »Es sieht ganz so aus, als hätte TRAITOR mit dem Schutz der eigenen technologischen Geheimnisse eine Menge Erfahrung.«

»Aber wir … arbeiten daran!« Brudarows Einwand klang wie ein Protest. »Der Durchbruch kann jeden Tag gelingen. Wir …«

»Wir sollten uns vor allen Dingen nichts vormachen, Major«, sagte Monkey. »Wir wissen Ihr Engagement zu schätzen, aber ich muss den Realitäten Rechnung tragen. Deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen.«

»Sir?« Die Stimme des Majors klang resigniert. Danton sah den fast flehenden Blick, den er ihm zuwarf, und zuckte die Schultern. Er konnte ihm nicht helfen. Wenn Monkey sich zu etwas entschlossen hatte, war das wohlüberlegt. Der Oxtorner war nicht umsonst Chef der Geheimdienstorganisation. Er hatte noch nicht erlebt, dass Monkey etwas tat, ohne es vorher gut überlegt und sich durch Befragung seiner Spezialisten und der Positroniken abgesichert zu haben.

»Wir werden die Hälfte des geborgenen Kolonnen-Materials verladen und in die Charon-Wolke verschiffen, zum LFT-Stützpunkt Jonathon. Vielleicht gelingt es dort, etwas damit anzufangen. Betrachten Sie es als konzertierte Aktion oder als symbolischen Schulterschluss, aber es ist an der Zeit, uns auf breiter Front aufzustellen.«

Danton sah die Enttäuschung, fast schon Bestürzung in Brudarows Gesicht. Er konnte den Major verstehen. Für ihn musste Monkeys Entscheidung wie ein Schlag ins Gesicht sein. Ausgerechnet Jonathon – wo inzwischen dank der jüngsten Entwicklungen der arkonidische Chefwissenschaftler Ka'Marentis Aktakul das Kommando führen sollte. Er sah die Frage: Was sollte Aktakul schaffen, das die tüchtigen QuinTechs nicht zu Wege brachten?

»Die andere Hälfte«, verkündete Monkey, »verbleibt hier in Quinto-Center. Allerdings werde ich das Gros der Fachleute von der Untersuchung abziehen und zur Reparatur der Triebwerke delegieren müssen.«

»Ich verstehe, Sir«, sagte Brudarow leise.

Danton hatte Mitleid mit ihm. Er wollte noch etwas sagen, als Monkey sich schon wieder in Bewegung setzte. Roi, der den Wink verstand, folgte ihm. Brudarow blieb zurück und starrte ihnen enttäuscht nach.

»Ist das wirklich nötig?«, fragte der Oberst, als sie die Halle verlassen hatten. Monkey führte etwas im Schilde! Er hatte einen Trumpf, ein verstecktes Ass im Ärmel. Warum machte er es so spannend? Das passte so gar nicht zu diesem emotionslos wirkenden Klotz von 750 Kilogramm Kampfgewicht.

»Ja«, erwiderte der USO-Chef. »Du weißt es, Roi. In einer Zeit wie dieser können wir keine Rücksicht auf verletzte Gefühle nehmen.«

Als ob er das jemals getan hätte! Danton legte ihm eine Hand auf die breite Schulter. »Also komm raus damit. Wohin führst du mich?«

»Wie kommst du darauf, dass ich dich irgendwohin bringe?«, fragte der Oxtorner.

»Monkey – du machst keine Scherze. Das hast du nie getan, also fang jetzt nicht damit an.«

Roi bekam keine Antwort. Er hob die Schultern, seufzte und bemühte sich, Schritt zu halten.

Manchmal war die Versuchung groß, dieser Maschine Monkey einen Tritt in den Hintern zu geben – und wenn nur um zu sehen, ob der auch aus Stahl war.

 

*

 

Monkey führte seinen Stellvertreter in eine ganz besondere Abteilung von Quinto-Center. Spezialabteilungen waren im Grunde alle, der ganze Mond bestand nur aus hoch spezialisierten Hallen und Räumen mit hoch qualifizierten QuinTechs und Fachleuten. Aber es gab Unterscheidungen …

Endlich brach Monkey sein Schweigen. Wenn er damit beabsichtigt hatte, seinen Stellvertreter neugieriger zu machen, hatte er sein Ziel erreicht. Danton hatte ein Recht darauf, alles zu erfahren, was mit dem »Kolonnen-Schrott« zu tun hatte.

»Unsere QuinTechs«, begann Monkey, nachdem er fast in der Mitte der Halle stehen geblieben war und eine junge Frau mit kurzen roten Haaren herbeigewinkt hatte, »sind natürlich nicht glücklich über das Pech, das sie mit den Wrackteilen haben, aber nach allen Erfahrungen mit der Kolonne konnten wir nicht mit einem Direkterfolg rechnen.«

Die Frau blieb vor ihnen stehen und grüßte. Roi hatte sie ein- oder zweimal flüchtig in einer der Kantinen gesehen. Sie war ihm an ihrer etwas kessen Art zu nicken aufgefallen. Auch jetzt zeigte sie wieder ein undeutbares Lächeln, als Monkey sie als Major Ernana Soltic vorstellte. Roi nickte zurück.

Roi sah die Frau an und versuchte zu schätzen: Sie war verdammt jung, vielleicht dreißig, bestenfalls vierzig Jahre alt, dem Aussehen nach zu urteilen. Damit hatte sie knapp ein Fünftel der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Terraners erreicht. Sie war schlank, keine der üblichen durchtrainierten Athletinnen der USO. Sie hatte große Augen, eine kleine Nase, dieses undeutbare Lächeln – sie sah einfach gut aus.

»Bitte kommen Sie mit«, forderte Ernana die Männer auf und schritt voran, zwischen grüßenden Spezialisten hindurch, bis sie vor einer Wand stehen blieb – genauer gesagt: vor einem weiteren Beutestück, einem praktisch unversehrten Ausrüstungsschrank, der von flirrenden Energiefeldern besonders gesichert war.

Der Major gab einem der umstehenden Männer einen Wink. Die Felder erloschen, und Roi Danton bekam große Augen, als er sah, was sich in dem nach vorne offenen Schrank befand.

Ernana Soltic wäre fast vergessen gewesen, wenn er nicht ihre dunkle, leicht rauchige Stimme gehört hätte: »Was sehen Sie, Oberst?«

»Das sind Schutzanzüge«, sagte er langsam, während er die Monturen betrachtete, die in dem Schrank hingen. »Vier Stück, aber zu groß für …«

»Menschen? Oberst, dieser Schrank stammt nicht aus einem LFT-Raumschiff, sondern aus einem von Ihnen vernichteten Traitank der Terminalen Kolonne TRAITOR. Und diese vier Kleidungsstücke sind …«

»… Schutzanzüge der Mor'Daer«, vollendete Monkey, »und zwar komplett und bestens erhalten. Natürlich gilt die Einschränkung, dass die für uns eigentlich interessanten Baugruppen weder geöffnet noch sonst wie enträtselt werden konnten.«

»Dennoch«, übernahm Ernana wieder, »stellen die Anzüge unseren bislang wertvollsten Fund dar, denn sie enthalten neben Kolonnen-Funkgeräten unter anderem Dunkelfeld-Projektoren – und die wiederum werden wir möglicherweise brauchen können.«

Danton stieß einen Pfiff aus. Monkey hob eine Hand, als ob der Major bereits zu viel gesagt hätte, und bat sie, einen der Anzüge herauszunehmen. Sie tat es und legte ihn auf einen freien Tisch.

Der USO-Chef strich mit der Hand über das fremde Material. »Wie Sie bereits bemerkten, Oberst, sind die Monturen zu groß für Menschen. Dabei wurden sie bereits umgearbeitet und können nun – theoretisch! – von USO-Spezialisten getragen werden, sofern diese groß genug sind. Mor'Daer werden, wie Sie wissen, im Mittel zwei Meter zehn groß. Wir haben zehn Zentimeter von der Länge herausgenommen, mehr war nicht möglich, da das Material überall Sensoren und Schaltleitungen enthält. Wir mussten höllisch vorsichtig sein und teilweise solche Leistungen überbrücken. Der immer noch überschüssige Raum konnte genutzt werden, um USO-Technik unterzubringen.«

»Unter anderem holografische Projektoren und Stimm-Synthesizer, die dazu dienen sollen, das perfekte Abbild eines Mor'Daer zu erzeugen«, fuhr Ernana fort. »Servo-Motoren in den Gelenken erlauben es, bei Bedarf das typische Bewegungsmuster eines solchen Wesens nachzuahmen.«

Roi nickte beeindruckt. »Ich verstehe«, sagte er langsam. »Sie haben schon alles bestens vorbereitet – für eine passende Gelegenheit, um diese vier Anzüge sinnvoll einzusetzen.«

Monkey grinste.

Es war kein fröhliches, kein »menschliches« Grinsen. Es war vielmehr ein Zeichen seines stillen Triumphs, der unverhohlenen Genugtuung darüber, der Kolonne wenigstens ein Schnippchen geschlagen, eines ihrer Geheimnisse entrissen zu haben.

»Natürlich versteht der Oberst«, sagte er zufrieden. »Und ich habe bereits etwas im Auge. Eine sinnvolle Verwendung der Anzüge …«

»Sir!« Major Soltic schien Monkeys Gedanken erkannt zu haben wie Danton und hob eine Hand. »Gegen einen etwaigen Feldtest muss ich protestieren. Ich kann nur warnen, vorschnelle …«

»In Ordnung, Major.« Monkey wischte den Einwand mit einer Bewegung beiseite. »Einwand zur Kenntnis genommen. Ich bin jedoch willens, das Risiko einzugehen. Diese vier Anzüge sind derzeit unser einziger Trumpf – und je schneller wir ihn spielen, desto besser.«

1.

6. Februar 1345 NGZ

TRAICOON 0099

 

»Malikadi wird bald der Vergangenheit angehören«, krähte Aroff. Seine enervierende Langsamkeit verschaffte Zerbone einen zusätzlichen Aggressionsschub. Daran konnten auch die Worte der linken Hälfte des Doppelwesens nicht viel ändern. »Er wird wieder in der Versenkung verschwinden, aus der er gekommen ist. Lass dich nicht von ihm provozieren.«

»Er wartet«, zischelte der Mor'Daer-Kopf. »Darauf, dass wir noch einmal einen Fehler machen. Und in der Zwischenzeit spinnt er seine Fäden. Ich hasse ihn!«

»Er wird bald kein Problem mehr sein«, wiederholte der Ganschkare neben ihm. »Noch sonnt er sich in dem Glanz, den ihm der Terminale Herold verliehen hat, als er ihn zu unserem Berater einsetzte. Aber er hat schon an Kontur verloren.«

»Er ist deutlich leiser geworden, seitdem er im Arkon-System von den Galaktikern vorgeführt wurde«, musste Zerbone zugeben. »Aber er schmiedet weiter seine Pläne. Eine Schwäche von uns, und er wird sie kaltblütig ausnutzen, um an unsere Stelle zu treten und den Milchstraßenfeldzug anzuführen.«

»Davon ist er weit entfernt«, erwiderte der Ganschkaren-Kopf. »Und es liegt eindeutig an uns, ihm keine solche Chance zu geben.«

Zerbone schwieg. Aroffs Vogelaugen richteten sich wieder auf die holografischen Anzeigen vor ihm. Zusammen waren sie Zerberoff, der Duale Kapitän und höchste Instanz der Terminalen Kolonne TRAITOR in dieser Galaxis – bis zur nächsten Welle; bis einer, eine oder etwas kam, dem eine noch höhere Position in der Hierarchie des Chaos zustand. Und das, wussten beide Komponenten, konnte nicht mehr lange dauern.

Die TRAITOR-Direktive war den Völkern der Milchstraße verkündet worden, ihre Einhaltung wurde streng überwacht, alle Verstöße wurden ohne Gnade geahndet. Es war allerhöchste Zeit, dass der nächste Schritt erfolgte. Zerberoff rechnete jeden Tag damit und bemühte sich, so gut wie möglich darauf vorbereitet zu sein. Er war sich darüber im Klaren, dass er jederzeit bereit sein musste, neuerlich Rechenschaft abzulegen – und dass Malikadi ebenso darauf wartete.

Auf die Gelegenheit, ihm endgültig in den Rücken zu fallen.

Der Duale Kapitän befand sich in einem der großen Schalträume des Kolonnen-Forts, das im Raumsektor Hayok der Ressourcengalaxis Milchstraße stand. Überall saßen Ganschkaren und Angehörige anderer Kolonnen-Völker an den Arbeitsplätzen und überwachten den Weltraum, empfingen Nachrichten aus allen Teilen des Sektors, filterten sie, leiteten sie weiter. Nichts, was zwischen den Milliarden Sonnen der Milchstraße geschah, kein Funkspruch, der gewechselt wurde, entging der Aufmerksamkeit der Kolonne. Zerbone und Aroff sahen es mit gemischten Gefühlen, was nicht nur an ihren unterschiedlichen Charakteren lag. Sie unterhielten sich weiter im Schutz eines akustischen Schutzfelds, das nichts von ihren Worten an fremde Ohren dringen ließ – nicht einmal an die der Kalbarone, die bei ihnen standen und auf neue Anweisungen warteten.

»Wie viele von ihnen werden auf unserer Seite stehen, wenn Malikadi ausholt, um uns den Stoß in den Rücken zu versetzen?«, fragte Zerbone leise zischelnd.

»Hör auf, dich seinetwegen verrückt zu machen!«, erwiderte Aroff. »Er wird keine Chance erhalten, wenn wir keinen Fehler begehen. Und jeder Gedanke, den wir an ihn anstatt auf unsere Aufgabe verschwenden, ist schon ein halber Fehler.«

»Und was ist unsere Aufgabe?«, fragte der Schlangenschädel. »Warten und auf Abruf bereitstehen?«

»Solange keine neuen Befehle von den Progress-Wahrern eintreffen, ja«, krähte Aroff. »Vergiss Malikadi. Wir haben ihn vorerst ruhig gestellt.«

Zerbone stieß ein hässliches Zischen aus. Allerdings hatten sie das. Zerberoff hatte seinem Vizekapitän eine Aufgabe gestellt, die ihn für die nächsten Tage beschäftigen sollte. Er konnte es nicht ertragen, ihn ständig um sich zu haben. Malikadi plante etwas im Hintergrund. Er heckte etwas gegen ihn aus. Es war schon mehr als eine bloße Zwangsvorstellung.

Angst?

Warten … Zerbone und Aroff mussten warten. Was zu tun war, taten ihre Traitanks und Forts. Die Überwachung der Einhaltung der Direktive, die immer noch andauernde Belagerung des Solsystems der verhassten Terraner … Die Sicherstellung der Milchstraße ging über weiteste Strecken zügig und plangemäß vonstatten, aber an einzelnen kleinen Bereichen geriet sie ins Stocken. Die ganze Galaxis ist von TRAITOR besetzt. Die ganze Galaxis? Nein, ein kleines, unbedeutendes Sonnensystem leistet hartnäckig Widerstand …

Zerbone dachte an eine Kampfschulung der Mor'Daer zurück, in der diese auf solche Fälle angesetzt wurden. Diesmal war es wirklich so weit gekommen, und alle Kampfeslust der Mor'Daer würde nichts ausrichten, ehe die Ganschkaren keine Möglichkeit gefunden hatten, den Schutzschirm zu überwinden. Es wurde Zeit, dass etwas geschah. Der Duale Kapitän wartete darauf, bangend und hoffend.

 

*