Die Katzenfarm

Robert Kraft 

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Emil Robert Kraft war ein deutscher Schriftsteller. 

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 Auf einer Reise durch Texas mußte ich, um die Eisenbahnlinie zu wechseln, die post benutzen. Auf dem sehr schlechten Wege zwischen Henderson und Athens brach die Wagenachse, und nun standen wir beide, der Kutscher und ich als der einzige Passagier, bei einbrechender Nacht hilflos in einer menschenverlassenen Wildnis da. So glaubte ich für mein Teil wenigstens, denn seit dem Mittag hatte ich noch nichts anderes gesehen, als links und rechts vom Wege Urwald oder undurchdringlichen Busch, keine Ansiedlung, keine Hütte, keinen Menschen. So war es auch noch jetzt, und der Postillon, der sich verdrießlich in den Haaren kratzte und den Wagen betrachtete, machte ganz den Eindruck, als wüste er auch keinen Rat. Bis zur Nachtstation, wo die Postpferde gewechselt wurden, waren es noch zwei Stunden.

»ja, Sir, die Achse ist gebrochen, das ist ein Faktum,« sagte der Mann endlich nachdenklich. »Ich kann die Post nicht im Stich lassen. Es hilft nichts, da müssen Sie wohl nach der Katzenfarm hinüberlaufen - 's ist nur zehn Minuten. Erzählen Sie dort, was passiert ist, die auf der Farm haben alles Nötige. Zu Bill, dem Postillon, sollen sie kommen, und wenn die Nigger in einer halben Stunde nicht hier sind, dann sollen sie . . .«

Ein wenig frommer Wunsch schloß den Satz.

Also nur zehn Minuten entfernt war eine Farm. Ich sah im Mondschein den schmalen Fußpfad, der sich von der Straße abzweigte. Von der stundenlangen Fahrt in dem elenden, federlosen Wagen durchschüttelt und gemartert, war mir die Aussicht, die Reise unterbrechen und die Gastfreundschaft des Farmers für diese Nacht beanspruchen zu können, gar nicht unangenehm. Bill wollte als ich das aussprach, mein Gepäck auf der nächsten Poststation abgeben; auch das Billet blieb dort, und ich konnte dann morgen früh mit der nächsten Post weiterfahren.

»Ist nicht nötig, daß Sie etwas mitnehmen,« fügte er hinzu, als ich aus meinem Koffer einige Wäsche auspacken wollte, »kriegen alles dort, die machen sich sogar ihre Kleider selber. Der Katzenfarmer ist auch ein Deutscher wie Sie. Er ist gerade da, kalkuliere ich, wird sich freuen einen Landsmann zu treffen.«

Ich machte mich auf den Weg, und als ich nach einigen Minuten aus dem Buschwerk auf eine Blöße trat, sah ich einen Mann gebückt stehen, der anscheinend eine Falle aufstellte. Auf meinen Anruf blickte er empor, und ich erkannte einen Neger.