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Table of Contents

Titel

Impressum

Widmung

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

DANK

Über den Autor

 

 

Hubert Langeneder

 

Das Schicksal ist eine Hure

Band 1 der Roman-Trilogie Am Abgrund

 

 

Roman eines

Nachtclubbesitzers

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DeBehr

 

Copyright by: Hubert Langeneder

Lektorat: Gabriele Hasmann

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Erstauflage: 2017

ISBN: 9783957534262

Umschlaggrafik Copyright by Fotolia by rangizz

 

 

 

 

 

FÜR ANNICK,

MEINEN FELS IN DER BRANDUNG.

 

 

 

 

 

Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden,

geliebt um seiner selbst willen

oder vielmehr trotz seiner selbst.

Victor Hugo

 

 

KAPITEL 1

1

 

Als Harry vom WC zurückkam, hatte er ein kleines weißes Bärtchen direkt unter seiner wirklich großen Nase. In dem schon ziemlich vollen Lokal schien das aber niemanden zu stören, oder aber es fiel gar nicht auf. Außer dem Chef, Julian, der immer alles um ihn herum wahrnahm – auch jetzt, trotz seiner intensiven Unterhaltung mit zwei nicht mehr ganz so frischen, ziemlich aufgebrezelten Damen der sogenannten besseren Gesellschaft.

Außerdem in der Bar anwesend waren die beiden Jungs auf Tisch eins, die relativ erfolglos um zwei unglaublich süße Mädels buhlten, Zoe, die Kleine, die ihn kurz vor dem Aufsperren mit dem Mund verwöhnt hatte und ihm jetzt ein Küsschen schickte – sie leckte sich davor noch sehr lasziv über ihre Wahnsinnslippen, was ihn in der Sekunde wieder scharf werden ließ –, die vier Burschen, die an der Bar mit seiner attraktiven Kollegin Mia flirteten, und die Damenrunde, die bei ihrem Polterabend schön langsam so richtig in Fahrt kam.

„Bin gleich wieder bei euch, Mädels“, sagte Julian und deutete Harry mit einem Augenschwenk an, kurz zu ihm in die Küche zu kommen. Er bemerkte es nicht sofort. Sein Blick war schon ziemlich getrübt, außerdem textete ihn Betty, seine herzallerliebste Freundin, schon den ganzen Abend über zu. Das weiße Bärtchen in seinem Gesicht dürfte ihr völlig entgangen sein.

„Harry, hast du kurz Zeit?“ Erst jetzt reagierte er und zwängte sich durch die Menge Richtung Bareingang, nicht ohne zuvor sein volles Glas Wodka in einem Zug zu leeren. Julian nahm ihn bei der Schulter und bugsierte ihn ziemlich bestimmt in die Küche. Aus den Boxen dröhnte „Pokerface“ von Lady Gaga.

„Bin gleich wieder zurück“, sagte er zu Mia, und sie nickte nur, während sie eine Runde Wodka Shots für sich und die Jungs einschenkte. Gut, dass sie so trinkfest war. Er warf daraufhin einen kurzen Blick auf die Liste und stellte wohlwollend fest, dass es sich bereits um die neunte Runde handelte. Braves Mädchen, dachte er, bin ich froh, so eine tolle Kollegin zu haben. Dann schob er die Schiebetüre hinter sich zu.

„Wieder eine geile Stimmung heute, nur Betty geht mir ziemlich auf den Geist, ihre Eifersucht nervt mich immer mehr“, raunzte Harry und schnupfte hoch. „Was ist nur mit dir los, mein Freund?“, fuhr ihn Julian an. „Siehst du nie in den Spiegel, nachdem du gezogen hast?“ Hastig fuhr sich Harry an die Oberlippe und schniefte, danach leckte er sich genüsslich den Finger ab.

„Sorry, bin schon ziemlich erledigt, ist mir echt nicht aufgefallen.“

„Du bist ja völlig von der Rolle. Pass ein bisschen auf, es sind jetzt einige Männer im Lokal, die ich nicht kenne.“

Draußen war der Lärmpegel schon ziemlich angewachsen und Peter Fox tat mit „Stadtaffe“ sein Bestes. Julian öffnete den Kühlschrank, nahm zwei gekühlte Wodka Gläser heraus und goss ihnen zwei „Grey Goose“ ein. Randvoll natürlich.

„Auf uns, mein Freund“, sagte er, und fast synchron kippten die beiden das edle Getränk hinunter. „Noch einen … natürlich zwei“, grinste Harry, und Julian schenkte ihnen zwei weitere Drinks in die eisigen Gläser.

„Werde mir jetzt eine reinziehen, aber oben im Büro. Wenn du auch Lust hast, dann komm in zwei Minuten nach. Ich lasse die Türe offen und du sperrst zu.“

Harry nickte und leerte den Wodka in einem Zug die Kehle hinunter. Dann schob er die Tür zur Seite und ging durch die Bar wieder zu seiner Freundin, die ihm böse Blicke zuwarf und stark unrund wirkte.

„Männerrunde Süße“, sagte er und steckte ihr seine Zunge in den Mund. Auch eine Möglichkeit, sie ruhigzustellen.

Es war eine Freitagnacht, kurz vor 24.00 Uhr, und noch relativ ruhig, obwohl sich schon an die 25 Personen im Erdgeschoss des kleinen Lokals befanden. Die ‚Kampftruppen‘ kamen aber nie vor 1.00 Uhr früh, manchmal sogar noch später. Wird heute wieder ziemlich exzessiv, dachte Julian, während er von oben nach unten blickte. Die Stimmung schien allerdings jetzt schon sehr gut zu sein, überall Gelächter und verwässerte Gesichter, einer der Jungs, die bei Mia alles versuchten, flüsterte ihr ein paar Worte ins Ohr, bevor sie sich mit einem vollen Tablett Gläser auf den Weg zu der Weibertruppe machte. Die werdende Braut musste irgendetwas machen, und dem Gejohle nach machte sie es gut. Es befanden sich wieder mehrheitlich Frauen im Lokal. Einer der Gründe dafür, warum das ‚Jules Verne‘ schon über zwei Jahrzehnte lang einen Hotspot in dieser schwierigen Stadt darstellte. Sehr zum Unmut der vielen Neider und sogenannten Mitbewerber, liefen die „Schönen und Reichen“, ebenso wie die normal Sterblichen, die jungen Leute, aber auch die Alten, einfach alle, die dazugehören wollten und etwas auf sich hielten, ins ‚Jules Verne‘.

Es handelte sich dabei um einen Club auf zwei Etagen. Wenn man Niko, den bulligen Türsteher überwunden hatte, sprich, er einem die Tür öffnete, gelangte man links zu einer kleinen Garderobe, allerdings ohne Garderobenfrau. Daneben schlängelte sich eine riesige Bar bis zum Stiegenabgang in den Keller – mit Tanzfläche, einem DJ-Pult, ein paar Stehtischen, einer einladenden Lederlandschaft und einem weiteren winzigen Tresen für den Getränkeausschank. Darüber hinaus befand sich dort auf einem erhabenen Podest der abgesperrte VIP-Bereich mit Stehtischen und ultrabequemen Hockern. Sie warteten auf die zahlungskräftigen Gäste. Und es gab viele davon. Diese Promizone war immer schon im Vorhinein reserviert.

Julian beschäftigte hauptsächlich Studentinnen. Insgesamt fünf. Die Stammbelegschaft setzte sich aus Laura, Nora, Raffi, Nina und dem Türsteher Niko zusammen. Mia half seit Kurzem aus, wenn mal eines der anderen Mädels verhindert war. Raffi und Nina waren immer im Keller. Nora und Laura beziehungsweise Mia stets an der Hauptbar im Erdgeschoss, wo sich die meiste Zeit über auch Julian, der Chef, aufhielt.

Das ‚Jules Verne‘ hatte donnerstags bis samstags geöffnet, und zwar von 20.00 Uhr bis irgendwann (an manchen Tagen war überhaupt durchgehend Betrieb!!!). Das DJ-Pult war nur dann besetzt, wenn irgendeine spezielle Party stattfand. Oder einer von Julians DJ-Freunden, die hauptsächlich in diversen Clubs in Wien arbeiteten, Zeit fanden und aus Jux und Tollerei, oder für ein oder zwei Flaschen Wodka, einen Abend lang auflegten. Sonst lief alles über Computer, aber Julians Musik war recht gut und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Die Toiletten befanden sich im Erdgeschoss gleich neben dem Eingang. Es führte auch im Stiegenhaus hinter der Küchentür eine eigene Treppe hinab in den Keller.

Denn vor allem für das Personal wäre es unmöglich gewesen, in der Hauptgeschäftszeit mit vollem Tablett durch das Lokal zu laufen.

Die Frauen liebten Julians Charme, seinen Witz und vor allem seine lockeren Sprüche. Die Männer, selbst die, die in hassten, wegen der Frauen. Das Konzept war so simpel und ging einfach auf.

Die zwei Grazien an der Bar, wobei die eine völlig die Nerven zu verlieren drohte, so viele Knöpfe ihrer Seidenbluse waren schon offen, wirkten etwas gelangweilt. Julian, der wieder von oben heruntergekommen war, ließ ihnen von Mia zwei Shots hinstellen. Er prostete den beiden mit einem Glas Wodka zu und lächelte sie an. Joe Cockers „In the night“ dröhnte aus den Boxen.

„Bin gleich wieder bei euch, muss mal kurz auf die Toilette“. Mia, die zwischen ihrem Rundgang immer wieder für die vier Casanovas, die mittlerweile schon sehr mitgenommen aussahen, Runde um Runde einschenkte, grinste ihn verständnisvoll an.

„Lass dir Zeit, ich schaff das schon“, haucht sie ihm zu. Und ihr Blick verriet: Aber später will ich dich haben. Julian verschwand durch die Küche.

„Darf ich mit, biiitte!“

Er drehte sich um und sah Zoe, die auf ihn zukam und ihr Handy in der Handtasche verstaute.

„Ich hab dich beobachtet und gewusst, dass du jetzt kurz raufgehst.“

Julian sah in ihre wunderschönen dunklen Augen, registriere einmal mehr ihre tolle Figur und wurde augenblicklich scharf. Jetzt bereute er, dass er Harry nach oben eingeladen hatte, der in dem Augenblick aus dem Lokal kam. Scheiße, er hat‘s nicht vergessen. Das konnte man jetzt allerdings nicht mehr ändern.

„Schnell rauf“, raunte er den beiden zu, „es muss uns wirklich nicht jeder hier sehen“. Julian hielt die Tür auf und alle drei huschten ins Stiegenhaus. Sie liefen hinauf und Julian öffnete die Tür zu seinem Reich.

Das Büro im oberen Stockwerk, das zugleich aus als Wohnung genutzt wurde, war der Hammer. Julian hatte den riesigen Raum mitgemietet, um eine Schlafgelegenheit zu haben, wenn er nach einer anstrengenden Nacht nicht mehr nach Hause wollte. Der absolute Eyecatcher war das riesige Bett, eine wahre Spielwiese, das dem Gast als Erstes ins Auge fiel.

Ein kleiner Vorraum führte direkt ins Paradies. Links neben der Eingangstür befanden sich Badezimmer und WC, rechts eine kleine Garderobe. In der Mitte des Lofts stand auf einer Säule ein riesiger Flachbildfernseher, dahinter das Bett, das für vier Personen ausgerichtet war – und sehr oft auch seine Bestimmung erfüllte. Rechts daneben befand sich eine kleine Bar mit vier gegenüberstehenden Hockern, daneben eine kleine gemütliche Ledergarnitur mit zwei Fauteuils in den Grundfarben schwarz und rot. Der kleine Glastisch davor wurde sehr oft als Koksstrichlierungsobjekt missbraucht, wenn gerade einmal kein Silbertablett zur Hand war.

Neben der Couch standen ein kleiner antiker Schreibtisch und ein bequemer Ledersessel, beliebig verstellbar und für alle möglichen Dinge zu missbrauchen. Eine winzige Kochnische vervollkommnete den großen Raum. Es gab ein Fenster zum Innenhof und eine riesige Glastür, die zu einer 20 Quadratmeter großen Terrasse führte, die speziell im Sommer ihren besonderen Reiz hatte. Aber jetzt, Ende März, natürlich noch kein Thema.

Für Harry war der Aufstieg ins Obergeschoss heikel aber mit der Vorfreude auf ein bisschen Auffrischung kein echtes Problem gewesen. Er setzte sich mit Zoe an die Bar und beide zündeten sich eine Zigarette an.

„Ihr braucht es euch jetzt aber nicht gemütlich zu machen, wir müssen gleich wieder runter“, bemerkte Julian, der natürlich viel lieber mit Zoe alleine gewesen wäre. Er holte ein kleines Briefchen aus der oberen Schreibtischlade und streute ein wenig von dem darin enthaltenen weißen Pulver auf das Silbertablett, das auf dem Tisch lag.

„Sei nicht so knausrig“ raunzte Harry und grinste Julian wissend an, weil er natürlich mitbekam, dass sein Freund nicht nur darauf Lust hatte. Zoe tat so, als würde sie von all dem nichts mitbekommen und musterte Julian mit so geilen Blicken, dass sich dessen Hose zu spannen begann und er noch ein bisschen nachlegte. Harry holte indes seine Kreditkarte heraus und machte drei nahezu identische Straßen. Dann rollte er einen 100 Euro Schein und zog die erste mit einem kräftigen Ruck auf, begann aber auch augenblicklich zu niesen.

„Pass ein bisschen besser auf“, ermahnte ihn Julian streng.

„Ich muss wieder runter. Betty ist heute echt nicht gut drauf und ich möchte mir weiteren Stress ersparen“, sagte Harry und stand auf.

„Sei vorsichtig, die Stufen haben es in sich und du bist nicht mehr richtig fit, mein Lieber“, erwiderte Julian.

Harry verließ das Loft, und als er am Ende des Stiegenaufgangs die Tür zuknallte, stand Zoe auf. „Ich sperre unten wieder zu, okay?“ Als die junge Frau wieder nach oben kam, bereitete Julian eine weitere Runde Koks vor, und während er wirklich anständig dicke Linien zog, kniete sich Zoe zwischen seine Beine und öffnete seine Jeans. Mit einem Ruck zog sie die Hosen bis zu den Knien hinunter und ließ die schwarzen Boxershorts folgen. Gleich darauf sprang ihr schon sein harter Schwanz ins Gesicht. Ganz zärtlich nahm sie ihn in ihre kleine Hand und stülpte ihren Mund darüber. Sie saugte schnell und gnadenlos, Julian stöhnte und drückte ihren Kopf noch tiefer hinunter. Ihre schnellen Hand- und Lippenbewegungen hörten erst auf, als er sich mit einem unterdrückten Aufstöhnen in ihr ergoss. Sie schluckte alles. „Mmmh, lecker, du schmeckst mir immer wieder, mein Schatz.“

Zoe leckte sich mit der Zunge über ihre vollen Lippen und sah in ganz unschuldig an. „Auf Koks blasen ist genauso gut, wie auf Koks ficken.“

Julian liebte es, wenn sie solche Sprüche losließ. Während sie ihn mit ihrer Zunge säuberte, zog er eine Line und atmete tief durch.

„So, jetzt bin ich wieder wahnsinnig entspannt und bereit für den Wahnsinn“, sagte er und küsste Zoe ganz zart auf den Mund. Du bist echt ein geiles Luder, ich bin total verrückt nach dir.“

„Ich weiß“, antwortete sie und zog sich das weiße Pulver ins linke Nasenloch. „Ein bisschen ist noch übrig“, bemerkte Julian und Zoe rieb sich damit das Zahnfleisch ein.

„Das ist total ungesund“, raunte er.

„Genau, und alles andere ist ja so gesund“.

Sie lachten und küssten sich noch einmal, wobei Julian ihre wunderschönen Brüste streichelte.

„Puuh, ich würde dich jetzt so gerne ficken, aber leider sollte ich jetzt doch runter, bevor Mia unentspannt wird.“

„Warte noch ein bisschen, bevor du reingehst, damit wir nicht gleichzeitig das Lokal betreten“.

„Mach ich Schatz, und danke für alles“. Zoe hüpfte raus und Julian dachte, wie unbekümmert sie doch ist.

Bevor Julian wieder ins Lokal ging, begab er sich in den Keller.

Raffi und Nina hatten schon alle Hände voll zu tun. Der VIP-Bereich war bis zum letzten Platz besetzt, überall standen Flaschen auf den Tischen. Die Tanzfläche wimmelte vor zuckenden Leibern.

„Hallo ihr zwei, alles in Ordnung?“

„Wie immer Chef. Du kennst uns ja, wir haben unsere Pappenheimer gut im Griff.“

Die sechs bereits recht angeheiterten Jungs an der Bar bestätigten ihre Aussage, indem sie Julian mit ihren Gläsern zuprosteten.

„Wenn ihr etwas braucht, ich bin oben.“ Mit diesen verschwand Julian wieder nach oben. Er war sehr zufrieden, außerdem hatte er wahrscheinlich sogar ‚weltweit das hübscheste Personal‘. Raffi und Nina trugen so wie alle Mädels in der Bedienung, einen schwarzen Rock und eine gleichfarbige, tief dekolletierte Bluse, darüber eine weiße Schürze. Ihre Brieftaschen befanden sich aus Sicherheitsgründen direkt am Körper. Julian war mit einem schwarzen Boss-Hemd und entweder Jeans oder Anzug bekleidet. Sie präsentierten sich als gut eingespieltes und attraktives Team.

Als er dann das Erdgeschoss betrat, kochte die Hütte. Mia und Nora hatten zwar viel zu tun, aber augenscheinlich ebenfalls alles im Griff.

„Alles okay, Schatz, bin froh, dass du wieder da bist. Die Mädels an der Bar links verlangen schon sehnsüchtig nach dir.“ Mia grinste. Irgendwer schrie: „Ah, der Chef ist aufgetaucht!“ Zugleich erblickte Julian das runde Gesicht von Gerry.

Gut, dass ich präpariert bin, dachte Julian, sonst würde ich das alles echt nicht durchstehen. Harry verfiel trotz des sehr guten Zeugs von Minute zu Minute, und die Nacht hatte noch nicht einmal so richtig begonnen.

2

Als Julian am Freitagmorgen, eigentlich war es schon fast Mittag, die Augen aufschlug, fühlte er sich, als hätte ihn ein Pferd getreten. Die letzte Nacht hatte es wieder in sich gehabt.

Durst, dachte er und versuchte sich langsam zu erheben. Dabei fiel sein Blick auf seine wunderschöne Mia, die ihren makellosen nackten Körper fast zur Gänze aufgedeckt darbot, weil die Bettdecke auf den Boden gerutscht war.

Er betrachtete ihren muskulösen, zart gebräunten Rücken, die abgewinkelten Schenkel und ihren unglaublich heißen Arsch. Beim Aufstehen bemerkte er seine schon beachtliche Erektion und konnte einfach nicht widerstehen. Ganz behutsam drückte er ihre Pobacken auseinander und drang langsam in sie ein.

„Ah“, stöhnte sie leicht auf und reckte sich ihm auffordernd entgegen. Er stützte sich mit seinen starken Armen ab und stieß langsam und sanft immer und immer wieder in sie hinein. Als sie ein lautes „Oh ja, Baby“ schrie, ergoss er sich in ihrem Inneren und ließ sich danach erschöpft auf ihren Körper fallen.

„Guten Morgen, Prinzessin, wie fühlst du dich?“

„Jetzt sensationell gut, aber ich sollte etwas meinen Wodka Konsum reduzieren“, antwortete sie und griff seufzend an ihren dröhnenden Kopf.

„Wem sagst du das, und auch bei dem weißen Zeug sollten wir uns ein wenig zurückhalten.“

Sie drehte sich mit einem Schwung auf den Rücken und küsste ihn. „Ich muss Zähne putzen, Schatz, und dann brauch ich einen ganz starken Kaffee.“

„Und ich muss noch kurz deine wunderschönen Brüste streicheln“, sagte er und lächelte sie verschmitzt an. „Es gibt keine Frau, die so makellos schöne Brüste hat. Ich liebe sie.“ Verspielt liebkoste er ihre noch harten Knospen. Da warf sie ihn ab und sprang aus dem Bett.

„Du hast wirklich eine geile Wohnung. Vielleicht sollte ich bei dir einziehen“, lachte sie und verschwand im Badezimmer.

Warum eigentlich nicht, dachte Julian. Warum sind wir nicht offiziell zusammen? Wir passen doch echt gut zueinander. Trotzdem … Nach seiner letzten Beziehung hatte er sich geschworen, sich nicht wieder so schnell auf etwas Fixes einzulassen. Manu, von der er sich vor etwa einem Jahr im Guten – wie beide immer wieder betonten – getrennt hatte, war mit seinem Job und seiner exzessiven Lebensweise nicht zurechtgekommen. Jerome, Julians engster Freund und männlicher Lebensmensch, konnte es damals wochenlang nicht fassen. „Du musst verrückt geworden sein. Manu ist das Beste, das dir je passiert ist.“

„Du lebst nicht mit ihr zusammen“, hatte er stets erwidert. „Sie ist zwar eine bildhübsche, tolle Frau, aber irgendwie funktioniert es doch nicht.“ Nach fünf Jahren Beziehung war Julian aus ihrer gemeinsamen Eigentumswohnung ausgezogen. Mitgenommen hatte er nur seine persönlichen Sachen, Bücher, Bilder, Skulpturen und Kleidung. Wochenlang war es ihm wirklich unglaublich scheiße gegangen, auch finanziell. Er hatte wahllos herumgevögelt und an langen, einsamen Sonntagen sehr viel nachgedacht und geweint. Aber Julian war schon immer ein Kämpfer, und die neue Dachgeschosswohnung im besten Teil der Stadt mit 25 Quadratmeter Dachterrasse konnte sich sehen lassen. Hierher nahm er nur ausgewählte Frauen mit, Mia zum Beispiel. Wenn er so nachdachte, waren es nur wenige Frauen bisher gewesen. Die Hasen, die er in seinem Büro oberhalb der Bar vögelte, stellten eine ganz andere Kategorie dar. Nicht alle, aber manche wären durchaus auch für mehr geeignet gewesen, doch es hatte sich nie ergeben. Bis jetzt.

Mia war auch Single, und wenn er es sich so recht überlegte, wäre es ihm absolut nicht recht gewesen, wenn sie sich von einem anderen Mann hätte ficken lassen. Darüber sprachen sie eigentlich nie, er war aber davon überzeugt, ihr Einziger zu sein. Eine hundertprozentige Sicherheit gab es dafür aber nicht. Sie dagegen wusste ganz genau, dass er andere Frauen vögelte, aber sie sprach das Thema nie an.

Er bereitete ihr gerade einen Kaffee mit seiner neuen Espressomaschine zu, als sie aus dem Badezimmer kam. Sein schwarzer Seidenbademantel, in den sie ihren heißen Körper gewickelt hatte, war vielleicht eine Spur zu groß, sie sah aber trotzdem unglaublich süß damit aus. Ihr langes blondes Haar wippte als Pferdeschwanz an ihrem Hinterkopf, als sie umwerfend lächelnd auf ihn zukam.

„Also, anmerken tut man dir die schwere Nacht nicht“, bemerkte Julian anerkennend und stellte ihr die volle Espressotasse hin. „Doppelter Espresso kurz und ohne Zucker für Madame. Und ich geh auch mal kurz ins Bad. Bin gleich wieder da, lauf nicht weg, Süße“, sagte er und ließ sie allein. Mia sah ihm nach und nahm einen kräftigen Schluck vom Kaffee. Warum sind wir eigentlich nicht fix zusammen, dachte sie verträumt. Julian war ein Wahnsinnstyp, charmant, gutaussehend, intelligent, unglaublich witzig, und im Bett harmonieren wir sensationell gut. Obendrein ist er süß und manchmal so liebesbedürftig wie ein kleiner Bub, er hat eigentlich alles, was ich mir immer gewünscht habe. Und großzügig war er obendrein, das bemerkte sie immer wieder. Mit einem Mal hatte sie Tränen in den Augen. Und wenn ich ihm sag, dass ich ihn ganz alleine für mich haben will, was wird dann passieren?

Julian stand plötzlich hinter ihr, hatte sich unbemerkt an sie herangeschlichen. Hastig wischte sie sich mit dem viel zu weiten Bademantelärmel die Tränen aus den Augen. Natürlich blieb ihre Traurigkeit Julian nicht verborgen.

„Schätzchen, was ist los mit dir? Ist irgendetwas passiert?“

„Nein, nein, mir ist nur etwas ins Auge geraten.“ Sie zog ihn zu sich heran und presste ihr Gesicht an seinen nackten Bauch. „Baby, du riechst immer so gut, ich bekomme schon wieder Lust auf dich. Was machst du nur mit mir?“

„Na ja, ich dröhne dich mit Drogen und Alkohol zu und mach dich damit gefügig“, erwiderte er lachend und beugte sich zu ihrem Gesicht hinunter. Behutsam hob er ihr Kinn und gab ihr einen unendlich zärtlichen Kuss, der ewig anzudauern schien.

„Du machst mich kaputt“, hauchte Mia und küsste ihn ebenso zärtlich zurück.

„Eigentlich wollte ich heute meine Buchhaltung ein bisschen aufarbeiten“, meinte Julian, nachdem er sich von Mias Lippen gelöst hatte. Er schob sich einen Sessel heran und zwängte sich zwischen ihre Beine.

„Was hast du heute vor?“, wollte er wissen.

„Na ja, ich muss heim zu meinem Mann, unsere drei Kinder versorgen, waschen, bügeln und natürlich kochen. Da ist schon einiges zu erledigen.“ Sie lächelte ihn keck an.

„Wenn das so ist, dann halte ich dich nicht auf und wir sehen uns am Abend.“ Julian rückte jetzt ganz nah zu ihr und streifte ihr den Bademantel ab. „Ich darf das“, meinte er, „ist ja meiner!“ Sie sah ihn verliebt an, stand auf, nahm ihn bei der Hand und führte ihn ins Schlafzimmer zurück.

Verspielt gab sie ihm vor dem Bett einen Stoß, er lag rücklings vor ihr, nackt und schon ziemlich hart.

„Na, da freut sich aber jemand, dass ich doch bleibe“, hauchte sie und kauerte sich zwischen seine Beine. Er spürte ihre Hände überall, während ihre Lippen und Zunge seine Hoden liebkosten. Dann wanderte ihr Mund höher und sie nahm seinen harten Schwanz ganz tief in den Mund, bis sie gluckste. Anschließend begann sie zu reiben und zu saugen, und Julian wollte und konnte sich auch nicht mehr zurückhalten. Er spritzte ihr seinen heißen Saft ganz tief in den Mund. Und Mia schluckte alles bis auf den letzten Tropfen, sie wollte nichts mehr hergeben, gar nichts!

„Du bist Wahnsinn, ich ... ich ... ich bin total verrückt nach dir. Ich ...“, stammelte sie. Er drückte sie ganz fest an sich, während es draußen zu regnen begann. Dicke Regentropfen prasselten auf das breite Fenster in der Dachschräge, sodass er ihr gehauchtes „… und ich liebe dich“ nicht hören konnte.

„Du bist die perfekte Frau für mich“, flüsterte er. „Und du der perfekte Mann für mich“, lächelte sie.

Julian zog die Bettdecke über ihre beiden Körper, und während sie eng aneinander gekuschelt dem Regen lauschten und sich gegenseitig zärtlich streichelten, schliefen sie ein.

Draußen begann ein wilder Sturm zu wüten, und die beiden erschöpften Menschen in dem großen Bett in der schönen Wohnung träumten von ihren geheimen Sehnsüchten und Wünschen, während sie friedlich und gleichmäßig im selben Rhythmus atmeten. Dabei wurde es langsam Nacht. Irgendwann schreckte Julian plötzlich auf, blickte in das wunderschöne Gesicht von Mia, streichelte es und schlief wieder ein.

3

„Zwei Wodka-Shots für deinen Chef und mich“, bellte Gerry Richtung Mia, „oder trinkst du auch einen mit, Schatzerl?“

Am liebsten hätte sie ihm jetzt die Nase gebrochen, aber mit einem überaus charmanten Lächeln erwiderte sie: „Natürlich trinkt das Schatzerl auch einen mit.“

„Hey, Julian, ich glaube sie steht ein bisschen auf mich, kann das sein?“

Julian bewunderte immer wieder diese unglaubliche Selbstüberschätzung von einigen seiner Gäste, mehr noch bewunderte er jedoch die Selbstbeherrschung von Mia. Dann sagte er: „Du solltest sie echt fragen, mein Freund. Und was ist? Heute gar kein Flascherl Bacardi?“

„Sicher, eine kleine Flasche Bacardi mit zwei Gläsern!“ In Gedanken schmetterte sie Gerry die Flasche mitten ins Gesicht und sah die vordere Reihe Zähne aus seinem widerlichen Mund fallen. „Ist schon da, zuerst aber die Shots.“

Sie prosteten sich zu und tranken in einem Zug. Dann stellte sie die Flasche Bacardi und zwei Gläser mit viel Eis auf den Tresen und war dabei, einzuschenken.

„Mach ich schon, Süße“, sagte Julian, „kümmere dich bitte um die drei Burschen, die gerade reingekommen sind.“ Er schenkte mindestens 8 cl Bacardi und ein bisschen Cola in die Gläser und rief: „Cheers, alter Kumpel“.

„Gehört sie eigentlich zu dir“, wollte er von Julian wissen. „Die schönsten Weiber fallen immer auf dich herein, du Hund!“

„Wortwahl, mein Lieber. In meinem Lokal gibt es nur Mädels und Frauen, keine Weiber.“

„Trotzdem nimmst du dir immer alle“, schmollte Gerry. Er wandte sich von ihm ab und der Dame neben ihm zu. Die drehte sich sofort ziemlich angewidert demonstrativ zu ihrer Freundin um.

„Scheiß Weiber“, druckste Gerry in seinen imaginären Bart und wurde Gott sei Dank von den beiden nicht gehört. Oder auch einfach nur ignoriert.

„Noch eine Flasche Wodka, bitte, und frische Gläser“, kam von Harry, der daraufhin einen tödlichen Blick von seiner besseren Hälfte erntete.

Warum heißt das eigentlich ‚bessere Hälfte‘, überlegte Julian, in diesem Fall träfe es hundertprozentig nicht zu. Er kannte Harry nun doch schon eine ganze Weile und mochte ihn wirklich. Seine Holde ging ihm allerdings gewaltig auf die Nüsse.

„Bin gleich wieder bei dir“, sagte Julian zu Gerry und holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Grey Goose, seine bevorzugte Marke.

„Bitte, Julian, sag ihm dass er schon mehr als genug hat“, flehte ihn Betty fast weinerlich an. „Er sieht doch wieder ganz manierlich aus, finde ich“, grinste Julian. Und in der Tat hatte sich Harry wirklich ziemlich gefangen. War schließlich ein gutes Zeug.

„Nimm dir ein Glas, Freund. Wenn ich mir die Mannschaft hier ansehe, brauchst du es nötiger als ich.“

„Schatz, hast du Zigaretten für mich“, säuselte Zoe, ohne von ihrem Handy aufzublicken. Sie spielte die ganze Zeit damit.

„Aber ja.“ Julian öffnete ein Päckchen Marlboro und schob es ihr vor die Nase. Er streichelte sanft über ihre Hand. „Hier, mein Schatz“.

„Oh, danke, und wenn du wieder mal weg musst, vergisst du mich nicht?“ Sie lächelte ihn verführerisch an und er lächelte zurück.

„Hab ich dich schon je vergessen?“

„Dann gib uns noch zwei so Shots, bitte.“

„Aber gerne“. Julian ging zu seiner Liste und notierte das Getränk bei Zoe, bevor er einschenkte. Er betrachtete die Aufzeichnungen und rechnete im Geist die bisher verkauften Getränke zusammen. Er war zufrieden mit dem bisherigen Abend.

Die Idee von Zoe gefiel ihm, es war wirklich Zeit, ein bisschen nachzulegen. In diesem Moment betrat Jerome, sein bester Freund, mit vier Leuten im Schlepptau das Lokal und er verschob sein Vorhaben auf später. Jeromes Vater war Franzose, hatte sich aber gleich nach dessen Geburt verdünnisiert. Der Name war sein einziges Vermächtnis an seinen Sohn.

Jerome bahnte sich den Weg zur Bar und umarmte Julian.

„Hey, Freund, bist mir echt schon abgegangen. Wie lange war ich jetzt nicht da, zwei Wochen?“

„Ich glaube, es waren eher drei. Ja, du vernachlässigst deinen besten Kumpel“, tadelte Julian sein Gegenüber scherzhaft. Jerome stellte die anderen vor und bestellte eine große Flasche Bacardi. Die Musik dröhnte immer lauter aus den Boxen, die Leute tanzten, unterhielten sich lautstark und lachten. Jerome beugte sich nach vor und flüsterte Julian ins Ohr: „Kurze Besprechung oben?“ Julian klopfte ihm zustimmend auf die Schulter.

„Eben wollte ich dir dasselbe vorschlagen. Wir nehmen aber Zoe mit, das hab ich ihr vorher versprochen.“

„Klar! Wo ist denn mein Herzerl, hab sie gar nicht gesehen?“

„Sitzt da drüben und lässt sich von dem lustigen Typen gerade das Ohr abkauen. Sie ist sicher froh, wenn sie weg kann.“ Julian ging zu Zoe, streichelte ihre Hand und gab ihr ein unmissverständliches Zeichen. Dann wartete er, bis Mia wieder hinter der Bar war und zwinkerte ihr zu. Sie verstand immer, was er meinte, auch ohne Worte.

Sie kam zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr „Wenn du dann wieder da bist, werde ich mich oben auch kurz frisch machen.“

Er drückte ihr einen sanften Kuss auf den Hals. „Natürlich Liebes, sonst drückst du die ganzen Trotteln ja nicht durch.“ Von ganz hinten hörte Julian noch: „Mia, noch eine Runde Wodka Cranberry, bitte, und Zigaretten, und die Musik lauter und …“ Julian schloss die Küchentür hinter sich ab und atmete tief durch. Im selben Moment kam Jerome aus dem Lokal, und hinter ihm drängte Zoe nach draußen.

„Hallo, ich bin ja auch da“, kicherte sie und hakte sich bei Jerome unter. „Männerduo mit Frau.“

„Wie du das sagst … da habe ich gleich eine super Idee“, grinste Jerome.

„Ja, ja, passt schon, kommt endlich weiter, ich hab nicht so viel Zeit.“ Julian sperrte seine Wohnungstür auf und wartete, bis die beiden eingetreten waren. Dann schloss er wieder sorgfältig zu. Jerome holte ein kleines Briefchen aus der Sakkotasche. „Hast du ein Messer oder irgendetwas ganz Scharfes zum Schaben? Ich hab ein kleines Steinchen“, grinste er verschmitzt.

„Bin ich nicht scharf genug?“, kicherte Zoe und hielt Jerome ihren geilen Arsch direkt vors Gesicht.

„Baby, bring mich jetzt nicht auf solche Gedanken, sonst bleiben wir die ganze Nach hier oben.“

„Nur in deinen feuchten Träumen, mein Lieber“, antwortete Zoe neckisch.

„Hört jetzt endlich auf mit diesen Spielereien, ich hab nicht ewig Zeit!“, sagte Julian und reichte seinem Freund ein Messer. Als ein kleines Häufchen auf dem Silbertablett fertig war, machte Jerome daraus drei wirklich fette Linien, wovon er die erste so kräftig aufzog, dass er die Augen verdrehte.

„Na, zu stark?“, ätzte Zoe und zog sich die zweite in die Nase. „Puh, nicht schlecht“, bemerkte sie und verzog auch ein wenig das Gesicht.

„So, ihr geht jetzt wieder runter“, ordnete Julian an. „Ich komme gleich nach. Lasst unten offen. Bis gleich.“

Jerome und Zoe liefen plappernd die Stufen hinunter und Julian hörte das Sperren des Schlüssels und das Öffnen und wieder Schließen der Tür. Schnell rannte er nach unten und sperrte wieder zu. Dann stieg er wieder die Treppe nach oben, setzte sich auf die Couch und zog sich die Linie von Jerome genüsslich in die Nase. Dann streute er aus seinem Briefchen noch ein wenig Pulver aufs Tablett und bereitete eine Kleinigkeit für sein Mädchen vor. Befanden sie sich vielleicht bereits mitten in einer Beziehung, ohne es ausgesprochen zu haben?

Unten hörte man dumpf die Bässe dröhnen, und wenn jemand kam oder ging, drangen die Musik und lautes Stimmengewirr nach oben. Julian fühlte sich nach einer anstrengenden Woche ein bisschen schlapp, dabei war gerade jetzt am Wochenende das meiste los. Vor 6.00 oder 7.00 Uhr früh hatte die Nacht an diesen Tagen kein Ende. Und jetzt bewegten sich die Zeiger gerade einmal auf 1.00 Uhr zu.

Irgendjemand knallte unten die Tür zu, dann konnte man die Musik und das Lachen wieder nur gedämpft hören. Julian hatte gar nicht bemerkt, dass er noch zwei Linien vorbereitet hatte. Er dachte sich, was soll’s, und zog eine weitere schnell und ruckartig auf. Dann schrillte sein Telefon.

„Du solltest runterkommen, die Freundin von Harry zuckt gerade aus!“

„Bin schon da!“ Er legte auf, rannte nach draußen und nahm auf der Treppe drei Stufen auf einmal. Als er im Lokal eintraf, hatte sich die Situation allerdings schon wieder beruhigt. „Baby, ich hab dir oben etwas vorbereitet!“, flüsterte Julian Mia zu.

„Ich mach nur noch den Kaffee für die beiden älteren Damen da hinten am Tisch und dann bin ich kurz weg.“

„Ich erledige das. Sonst noch etwas Wichtiges?“

„Nein, aber ich glaub, die Polterabenddamen wollen zahlen.“

„Okay, ich werde ihnen noch eine Runde aufs Haus hinstellen, vielleicht können wir sie noch ein bisschen halten.“

Mia verschwand durch die Hintertür und Julian bereitete eine Runde Prosecco vor, die er dann zu den Mädels bringen lassen wollte. Harry schien wieder einmal aufs WC verschwunden zu sein und Betty war mittlerweile so betrunken, dass sie nicht mehr geradeaus schauen konnte. Eben wollte er in die Küche gehen, um zwei eisgekühlte Gläser zu holen, da kam Mia bereits wieder zurück.

„Hey, sieh nur Schatz, Marko kommt gerade.“ Ein weiterer Gast betrat mit einer unbekannten Schönheit am Arm das ‚Jules Verne‘. Es handelte sich dabei ebenfalls um einen engen Freund von Julian, bei dem es momentan nicht ganz rund lief. Julian freute sich daher, dass sein Kumpel mit einer so attraktiven Lady unterwegs war.

Marko strahlte von einem Ohr zum anderen.

„Hallo, Freund!“ Er umarmte Julian und küsste ihn links und rechts auf die Wange. „Darf ich dir Irina vorstellen? Ich glaub, ich hab sie schon mal erwähnt.“

„Oh ja, das hast du mein Freund“, meinte Julian grinsend und gab Irina einen perfekten Handkuss. „Ich freue mich, dass wir uns endlich kennenlernen!“ An Gerry gewandt sagte er: „Kannst du ein bisschen rüber rutschen, damit die beiden auch noch Platz an der Bar haben?“

„Aber sicher, Chef. Übrigens, der Bacardi wird warm.“

Julian nahm das Glas und trank es auf ex aus. „Mia, kannst du uns bitte nachschenken?“

„Marko, das Übliche? Kleiner Absolut mit Cranberry?“

„Natürlich, und Irina trinkt auch sehr gerne Wodka!“ Marko strahlte noch immer über das ganze Gesicht. Mia schenkte den Bacardi nach, Julian kümmerte sich um den Wodka und zwischendurch prostete er mit Gerry „auf alles, was wir lieben“.

Zoe hatte es sich inzwischen bei den Leuten von Jerome gemütlich gemacht, und die Polterabenddamen bedankten sich überschwänglich für die Runde Prosecco.

„Danke, Chef“, johlten sie fröhlich und bestellten gleich noch eine Runde.

„Auf ein Wort, mein Freund!“, sagte Julian zu seinem Freund und nickte mit dem Kopf Richtung Küche.

„Bin gleich wieder da, mein Schatz“, sagte Marko zu seiner Begleitung und folgte Julian. Der zog die Schiebetür zu, griff in den Kühlschrank, holte zwei Gläser heraus und schenkte ihnen zwei Stoli Elit ein. „Nur das Beste für dich!“ Dann grinste er breit. „Ist sie das?“

„Oh ja, und sie bleibt das ganze Wochenende über.“

4

Zaghaft betrat Julian das Krankenzimmer 316, nachdem er vorher drei Mal geklopft hatte und von drinnen keine Reaktion zu hören war. Es roch penetrant nach Krankenhaus und … Tod. Nur ein einziges Bett stand in der Nähe des riesigen Fensters und darin lag die ausgemergelte, bleiche Gestalt … seines Vaters. Er schlief, oder dämmerte so dahin, sein abgehackter Atem verriet den genauen Zustand nicht. Seine Augen waren geschlossen und seine Wangen aschgrau und eingefallen. Ein Infusionsschlauch baumelte neben seinem Körper hin und her, der immer wieder ruckartig zusammenzuckte.

Behutsam näherte sich Julian und starrte in das sterbende Gesicht des Mannes vor ihm. Seine Augen füllten sich mit Tränen, die er rasch mit dem Handrücken wegwischte, als sein Vater plötzlich panikartig seine Augen weit aufriss und verwirrt umherblickte.

„Hallo Papa, ich bin‘s, Julian“, brachte er stockend hervor und griff nach der vergilbten Hand der schmalen Gestalt. Sie lag erschlafft auf der weißen Bettdecke, wie ein welkes Blatt. Julian streichelte zart darüber und schaute in das entsetzt dreinblickende Gesicht seines Vaters, dessen Mund weit offen stand.

„Ich bin‘s“ wiederholte er, „Julian, dein Sohn.“ Die Miene seines Vaters entspannte sich ein wenig und so etwas wie ein zaghaftes Lächeln huschte über das gelbliche Gesicht.

„Ah, der Julian, ich steh gleich auf und komm mit.“ Der Patient machte tatsächlich Anstalten, aufzustehen, aber mehr als ein paar Zentimeter konnte er seinen schlaffen Körper nicht anheben und plumpste mit einem lauten Stöhnen wieder auf das Bett zurück.

„Geh, hilf mir ein bisschen“, sagte er und versuchte, nach der Hand seines Sohns zu greifen. Erfolglos. Julian unterdrückte weitere Tränen.

„Ich werde jemanden holen, der dir beim Aufstehen hilft!“

„Wo ist deine Schwester? Kommt sie auch vorbei? Ich hab Charlotte schon so lange nicht gesehen. Sie fehlt mir.“

Charlotte wartete unten in der Cafeteria. „Ich brauch eine kleine Auszeit“, hatte sie gesagt. „Schließlich bin ich schon den ganzen Vormittag hier und hab an seinem Krankenlager gewacht.“

Da lag er also, der ehemals starke Mann, vor dem Julian in seiner Kindheit bis zu jenem entscheidenden Vorfall immensen Respekt, ja eigentlich Angst, gehabt hatte. Jetzt war er klein und zerbrechlich, vom Krebs zerfressen, und näherte sich seinem Ende. Es schien so entsetzlich irreal und unendlich traurig. Erst die letzten Jahre, die Zeit der Krankheit, hatten die beiden zusammengeführt. Und jetzt starb er.

Hoffentlich ist die Schmerzpumpe so eingestellt, dass er nicht leidet, dachte Julian und läutete nach der Krankenschwester.

Eine überaus attraktive junge Frau erschien und lächelte ihn an.

„Bitte, was kann ich tun?“

„Mein Vater will sich aufsetzen, und ich glaube, ich schaffe das nicht alleine!“

Sie ging um das Bett herum, betätigte ein paar Knöpfe, hob den Kopf des Patienten etwas an und schüttelte das Kissen durch. Dann lies sie ihn ganz behutsam auf das Polster zurückgleiten. Julian zog sich einen Sessel heran und nahm Platz. Sein Gegenüber saß jetzt mit fast aufrechtem Oberkörper und mit geschlossenen Augen im Bett.

„Hat er Schmerzen?“

„Nein, die Dosis ist relativ hoch, darum ist ihr Vater auch so verwirrt. Sie dürfen sich nicht wundern, wenn er Sie nicht erkennt oder irgendwelche Dinge sagt ...“

„Wie lange noch?“ Wieder stieg Wasser in seine Augen.

„Das kann man nicht sagen. Er hat ein starkes Herz und ist noch nicht bereit, loszulassen.“ Sie berührte Julians Wange und sah im direkt in die Augen. „Sagen Sie ihm, dass er gehen darf, dass alles erledigt ist und dass … Sie ihn lieb haben!“

Jetzt liefen ihm die Tränen über die Wangen und die Schwester drückte so fest seine Hand, dass es fast schon schmerzte.

„Okay, danke, geht schon wieder.“

„Wenn Sie noch etwas brauchen, rufen Sie mich einfach, ich bin dann sofort da.“

„Danke!“

Als die junge Frau das Zimmer verlassen hatte, schob Julian den Sessel zum Kopfende des Bettes. Sein Vater atmete gleichmäßig, nur die Augenlider zuckten nervös. Dann streckte er plötzlich den Oberkörper und bog ihn zugleich nach hinten, als wollte er sich wieder hinlegen. Julian betätigte denselben Knopf, wie zuvor die Krankenschwester, und beobachtete, wie sich die Kopfstütze senkte, bis sie in der Waagrechten stehen blieb. Gerade, als er etwas sagen wollte, riss sein Vater die Augen ganz weit auf und hauchte mit weit geöffnetem Mund aus, so als … dann war es still.

Julian nahm die bleiche Hand in seine und fühlte den Puls, wieder und wieder. Nichts. Neiiin ...

5

„Schatz, es ist alles okay, du hast nur geträumt. Ich bin da und alles ist gut!“

Schweißgebadet öffnete Julian seine Augen und spürte die angenehme Wärme von Mia, die ihn ganz fest umarmte.

„Was hast du schon wieder geträumt? So panisch habe ich dich überhaupt noch nie erlebt.“

Julian schraubte sich in ihre Umarmung.

„Ah, das tut so gut! Weißt du eigentlich, dass du neben deinen anderen Vorzügen eine unglaublich Liebe bist?“

„Bei dir! Ich kann aber auch anders, glaube mir.“ Sie lächelte verschmitzt. „Wünsch dir mich nie als deinen Feind, mein Lieber, ich kann ganz ganz böse sein.

„Oh ja, dann sei jetzt ganz böse und bestrafe mich.“ Er lachte laut auf, als sie ihn zu kitzeln begann und begann sich im Bett zu winden. Dann packte er sie bei den Schultern und drehte sie auf den Rücken, griff sich ihre Arme und schwang sich rittlings auf ihren Bauch. Mia strampelte wild mit den Beinen, warf ihren Kopf hin und her und versuchte, sich aus der Umklammerung zu lösen. Ihre grün-blauen Augen funkelten wild und angriffslustig.

„Das ist unfair, du hast mich überrumpelt und außerdem …“ Sie hob ihren Oberkörper ein wenig an, strampelte mit beiden Beinen und sah auf seinen harten Schwanz. „... und außerdem kämpfst du mit unfairen Mitteln. Ich bin total abgelenkt.“

„Wer sagt, unfaire Mittel.“ Julian lächelte und leckte ihre Nasenspitze ab.

„Iiii, nass. Du bist so gemein.“ Sie tat, als schmollte sie, wollte aber nur einen Augenblick seiner Unkonzentriertheit ausnutzen. Umsonst. Julian versuchte, mit seinen Unterschenkel ihre Beine zu spreizen, und nach anfänglicher Gegenwehr ergab sie sich. Wie eine Katze stieß er sich von ihren Handgelenken ab und drang sofort in sie ein. Einem unendlich langen Ahhhhh folgte ein Umklammern seines Rückens. Und dann küssten sie sich. Mit dem Becken stemmte sie sich jedem seiner festen Stöße entgegen und grub dabei ihre Nägel tief in Julians Rücken. Hör nicht auf, bitte, bitte hör nie mehr wieder auf, ich spür dich so gut, ich spür dich so tief in mir, so tief … Sie merkte, dass er sich dem Höhepunkt näherte und wollte ihren hinauszögern, um mit ihm gleichzeitig zu kommen. Aber als er begann, ihre harten Brustwarzen mit seiner Zunge zu liebkosen und dabei gleichmäßig in ihren Körper stieß, schrie sie es laut hinaus und wurde von einem Zittern erfasst, das auch ihn augenblicklich erschauern ließ.

„Ja, ja, ja, Baby, ich komme! Ich spritz dich voll! Oh Gott, es ist so viel Liebes. Dann sackte er auf ihr zusammen. Schwer atmend und von Mia fest umklammert hauchte er ihr ins Ohr: „Bin ich nicht zu schwer, Liebling?“

„Du bist wie eine Feder“, keuchte Mia und beide fingen an zu lachen.

Julian stemmte sich in die Höhe. „Okay, Liebes, ich versteh!“ Er rollte sich zur Seite und hatte augenblicklich Mias Kopf und einen Arm vorne auf seiner Brust liegen.

„Du tust mir so gut, mein Hübscher!“

Du tust mir gut, meine Schöne. Ich möchte dich nie wieder loslassen.“

Warum tust du es dann, dachte Mia und grub ihr gerötetes Gesicht in seine Brust.

„Ich bekomm einfach nicht genug von dir“, sagte Julian, „du bist mein Kokain“.

Er liebte diesen Song von Boris Bukovski, oder war es Hansi Lang? Egal, Mia war wie eine Droge für ihn.

„Warum bleiben wir nicht einfach liegen? Ich will in deinen Körper kriechen und nie wieder raus“. Sie kuschelte sich noch enger an ihn.

„Ja, das wäre echt schön, geht aber nicht, mein Baby. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie spät es ist?“

Draußen wurde es bereits dunkel.

„Keine Ahnung, so gegen Fünf vielleicht?“

„Scheiße, ich muss noch einkaufen fahren!“ Julian sprang aus dem riesigen Bett. „Ich gehe noch duschen!“

„Soll ich mit?“, fragte sie mit ihrem umwerfenden Lächeln.

„Bitte nicht, sonst kommen wir hier nie weg!“ Er machte kehrt, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und lief ins Badezimmer.

Ich glaube, ich liebe ihn wirklich, dachte Mia und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Verdammt, ich liebe ihn echt!

Und die Vorstellung, dass er seinen Schwanz auch in andere Frauen steckte, war, als würde ihr jemand ein brennendes Messer direkt ins Herz rammen.

6

Diese Irina, die du bei einer deiner Sexpartys kennengelernt hast?“

„Ja, und sie hat mich heute, eigentlich gestern am Vormittag, angerufen und gefragt, ob sie mich besuchen kann. Sie bleibt bis morgen und fährt dann am Abend mit dem Zug nach Hause. Und ich hätte das so eine Idee für unseren Zeitvertreib ...“ Marko grinste. „Hast du Zeit, oder hast du wieder das ganze Wochenende Mitarbeiterbesprechung?“

„Hey, Mia ist wirklich nur meine Mitarbeiterin.“

„Ja, genau, und ich bin nicht geil auf Irina. Nein, im Ernst, sie hätte Lust auf einen Dreier! Ist das okay für dich?“

Julian dachte nach, was er für Samstag geplant hatte, sagte dann aber spontan zu. „Okay, mein Freund, so gegen vier Uhr bin ich gestellt!“

Marko klopfte ihm auf die Schulter. „So, und jetzt gibst du uns beiden noch zwei vom sehr Guten, auf mich. Und dann muss ich mich wieder um meine Kleine kümmern, bevor ihr Gerry total auf die Nuss geht. Sie freut sich schon drauf und war sicher, dass du ja sagst. Sie findet dich echt scharf und sehr sympathisch.“ „

Na, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Prost! Auf uns, mein Freund.“

Als Marko zu Irina zurückkam, hing Gerry an ihr wie ein Äffchen. Er war also keine Sekunde zu früh.

„Wenn du jetzt nicht aufgetaucht wärst, hätt ich mich jetzt auf den Weg zu euch gemacht. Der Typ ist ja echt schräg drauf.“

„Wem sagst du das, mein Schatz.“ Marko beugte sich an das Ohr seiner Kleinen und flüsterte ihr etwas zu. Kurz darauf hob sie den Blick und zwinkerte Julian vielsagend zu.

Julian schickte ihr eine Kusshand, und in diesem Augenblick sah ihm Mia in die Augen. „Hat Marko eine Freundin?“

 „Ich denke schon, zumindest wirkt er echt verliebt.“

„Und warum sieht sie dann dich so an?“

„Hey, bist du etwa eifersüchtig?“

„Nein, mir ist nur aufgefallen, dass sie dich schon den ganzen Abend anschmachtet und dir förmlich mit ihren Blicken die Kleider vom Leib reißt!“

Habe ich das jetzt wirklich gesagt? Fast erschrocken über ihren Gefühlsausbruch streichelte sie Julian über die Hand. „Ich mein ja nur. Irgendwie ist sie mir nicht sonderlich sympathisch.“

Julian gab ihr einen sanften Kuss auf den Nacken und antwortete ausweichend: „Ich freu mich schon so auf später, wenn wir ganz alleine sind.“ Mia warf ihm daraufhin einen so zärtlichen Blick zu, dass sich Julian in derselben Sekunde unglaublich schlecht fühlte. Er dachte an Samstagnachmittag. „Ich geh mal zu Jerome und seinen Leuten, bleib du hinter der Bar, mein Schatz.“

„Wird heute sicher wieder ganz schlimm, mein Freund“, sagte Jerome zu Julian. „Ich spür‘s! Ist jetzt schon heftig. Wir haben bereits die zweite Flasche und ich fühle mich wahnsinnig fit. Echt gutes Zeug, nicht?“

„Oh ja“, meinte Zoe, die anscheinend alles gehört hatte.

„Unsere Kleine hat Ohren wie ein Luchs.“

„Schau dir bitte einmal Harry an. Mittlerweile hat er sein Sprachzentrum völlig verloren, und auch Betty spürt sich nicht mehr. Wahnsinn!“ Tatsächlich stand Harry mit einem völlig verwirrten Blick neben seiner Freundin an der Bar, kippte mechanisch im Fünfminutentakt einen Wodka hinunter und versuchte sich gerade, eine Zigarette anzuzünden. Es misslang ihm jedoch. Sie fiel ihm aus dem Mund, und bei dem Versuch, sie aufzuheben, verlor er gänzlich das Gleichgewicht.

Wenn Julian nicht geistesgegenwärtig einen Sprung zu ihm hinüber gemacht und ihn gerade noch abgefangen hätte, wäre er wohl einfach auf dem Marmorboden aufgeschlagen.

„Soll ich euch ein Taxi rufen?“

„Wieso?“, fragt Betty.

„Weil ihr beide topfit und voll nüchtern seid. Hallo? Ich will einfach nicht, dass jemand einen Freund von mir so herumtaumeln sieht, verstehst du? Mia, bitte ruf ein Taxi. Und er soll reinkommen.“

Die junge Frau ging in die Küche, wählte die Nummer ihres Haustaxis und deutete Julian kurz darauf, dass alles okay sei. „Zehn Minuten!“

„Passt!“

Der Fahrer war fünf Minuten später im Lokal, und Julian begleitete Harry und Betty noch mit hinaus.

„Du bist mein Freund“, sagte Harry und umarmte Julian so fest, dass er fast keine Luft bekam. „Ich liebe dich! Und he, ich bezahle morgen. Ist das okay?“

„Natürlich, mein Lieber, passt auf euch auf und noch eine geile Nacht.“

„Na, ganz sicher“, ätzte Betty und stieg als Erste ins Taxi.

„Ich werde sie noch so was von ficken“, grölte Harry und gab Julian einen dicken Kuss auf die Wange.

„Ganz sicher, mein Lieber, bis morgen!“

„Bis morgen, und halt die Ohren steif. Und auch Sonstiges!“ Mit diesen Worten ließ er sich auf die Rückbank fallen und begrub Betty unter seinem massiven Körper.

„Hey, pass auf, du erdrückst mich ja!“

„Hi hi, ich werde dich dann noch mehr erdrücken.“

Julian warf die Autotür zu und das Taxi rollte langsam weg.

Jetzt werde ich mir noch eine reinziehen, hab ich mir redlich verdient, dachte Julian. Gerade als er die Türe aufschließen wollte, kam Gerry aus dem Lokal. „Muss nur auf die Toilette, bin gleich wieder da“, sagte Julian.

„Ich bin auch mal kurz weg und komme später wieder zurück, bezahlt hab ich schon bei deiner Mitarbeiterin. Das Flascherl hat sie mir zurückgestellt. Wir sehen uns später. Ich schau nur auf einen Gespritzten zu unserer Freundin. Du weißt schon, wen ich meine.“

„Natürlich! Richte ihr liebe Grüße aus.“

„Mach ich, bis dann.“

7