Impressum

Die in diesem Buch vorgestellten Übungen wurden vom Autor und dem Verlag sorgfältig geprüft und haben sich in der Praxis bewährt. Dennoch kann keine Garantie für das Ergebnis übernommen werden. Der Verlag und der Autor schließen jegliche Haftung für Gesundheits- sowie Personenschäden aus.

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© für die Originalausgabe und das eBook: 2013 nymphenburger in der

F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: atelier-sanna.com, München

Kalligrafie: Hong Li Yuan

Fotos Innenteil: Hong Li Yuan

Illustrationen: Mascha Greune, München

Redaktionelle Mitarbeit: Bettina Yuan

Satz und eBook-Produktion: Walter Typografie & Grafik, Würzburg

ISBN 978-3-485-06074-5

Lohan-Qi-Gong

Man kann die verschiedenen Arten von Qi Gong zwei Systemen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zuordnen: dem der Atmung und dem der körperlichen Position. Obwohl beide Übungssysteme das gleiche Ziel verfolgen, nämlich Energie zu erhalten, sind die Methoden doch ganz unterschiedlich.

Beim Atmungs-System muss man sich sehr auf die Ein- und Ausatmung konzentrieren. Während der Einatmung führt man die Energie durch den Yang-Hauptmeridian »Du«, der senkrecht auf der Mitte des Rückens verläuft, von unten nach oben bis zur Zungenspitze, die oben am harten Gaumen anliegt.

Während der Ausatmung löst man zunächst die Zunge, sodass sie locker am Mundboden liegt, und führt die Energie entlang des Yin-Hauptmeridians »Ren«, der auf der Vorderseite des Körpers ebenfalls in der Mitte senkrecht verläuft, langsam nach unten bis zum »Dan Tian«, etwa eineinhalb Zentimeter unterhalb des Nabels.

Man konzentriert sich auf diese Stelle und nach mehrmaligem Ein- und Ausatmen wird das Dan Tian warm, ja sogar heiß. Es dauert ungefähr einen Monat, bis man die erste Phase dieser Übung durchlaufen hat. Anfangs muss man sich den Fluss der Energie eher vorstellen, nur die Wärme im Dan Tian spürt man tatsächlich.

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Bei dieser Position steht die Atmung im Vordergrund.

Beim Körperpositions-System behält man während der Übung die eingenommene Qi-Gong-Position bei. Man spürt normalerweise schon in der ersten Stunde Energie, die von außen kommt. Zuerst hat man auf der Haut ein Gefühl von fließendem Strom, dann in der Tiefe. Nach einem Monat des Übens hat man im ganzen Körper ein Stromgefühl, als würde man in einem Fluss aus Energie schwimmen.

Zwar verstärken beide Systeme die Lebensenergie und wirken sehr positiv auf die Gesundheit, doch jedes hat seine speziellen Eigenschaften. Beim Atmungs-System spielt die Konzentration eine große Rolle. Man muss ruhig sein, am besten nicht denken, nicht sehen und nicht hören. Die Energie, die sich im Dan Tian sammelt und verstärkt wird, kommt beim Atmungs-System in erster Linie von den inneren Organen. Wenn man bei den Übungen ein höheres Niveau erreicht hat, kann man dieses Qi aus dem Dan Tian heraus an eine Stelle im Körper führen, die krank oder verletzt ist. Dieser Ort wird sofort angenehm warm und man fühlt, wie die Behandlung guttut. Auch andere Menschen kann man so behandeln, z. B. führt man die Energie durch die Handflächen heraus und bringt sie in den Körper des anderen Menschen. Doch muss man gut aufpassen, dass man nicht zu viel Energie abgibt, sonst schadet man der eigenen Gesundheit, weil man das Qi verbraucht, das von den eigenen Organen stammt. Beim Körperpositions-System muss man sich nicht sonderlich auf die Übung konzentrieren, man lässt Kopf und Körper frei, sodass die Energie leicht von außen kommen kann.

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Die alten Chinesen glaubten, dass die Lebensenergie für Mensch und Tier aus der Nahrung kommt. Das ist richtig. Man sollte jedoch auch wissen, dass unser ganzes Universum voller Energie ist. Qi-Gong-Übungen können diese Energie direkt in unseren Körper bringen und in Lebensenergie umwandeln. Ein Mensch ist nicht absolut isoliert von der Außenwelt. Im Gegenteil, er und die Natur gehören zusammen. Wir müssen uns nur in einer Qi-Gong-Position befinden, dann bemerken wir diese Verbindung sofort. Diese Positionen sind wie Schlüssel, welche die Tür zum Universum öffnen können. Dann läuft der Energiestrom in unseren Meridianen, in unserem Körper, und es beginnt ein neuer Kreislauf, nicht nur in Verbindung mit der inneren Welt, sondern auch mit der äußeren. Das heißt, es kommt frische, gesunde Energie von außen in den Körper und die verbrauchte, kranke Energie strömt nach außen. Ein großer Kreislauf entsteht zwischen Himmel, Erde und Menschen und das alles passiert ganz ohne weiteres Dazutun. In dieser Situation müssen wir nur in unserer Übungsposition bleiben, mit dem Strom, und nichts tun – wie im »Wu Wei«. Das ist die grenzenlose Energie, die wir immer für die eigene Gesundheit und gegen die Krankheit anderer Menschen nutzen können. Wir müssen uns auch keine Sorgen darüber machen, dass wir zu viel Energie verlieren, sie über unsere Grenzen nutzen, weil es gar keine Grenzen gibt.

Die Übungen des Positions-Systems sind hervorragend, weil sie eine harmonische Verbindung mit dem Universum ermöglichen, weil sie sehr schnell positiv auf die Gesundheit wirken und weil wir sie unkompliziert erlernen können. Aus diesem Grund möchte ich dich Schritt für Schritt an diese Übungen heranführen, damit auch du von ihnen profitieren kannst.

Diese Form nennt sich »Lohan-Qi-Gong«, manche Leute bezeichnen es auch einfach als »Hong-Li-Qi-Gong«. Hong Li ist mein Vorname, es ist ein buddhistischer Name. »Hong« bedeutet »grenzenlos groß«, »Li« heißt »Kraft«. Aber das ist nur ein Name, der keine Rolle spielt! Für uns ist wichtig, wie wir durch die richtige Übung die Fertigkeit des Qi Gong erlernen.

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Praktische Hinweise

Drei verschiedene Übungsarten

In diesem Buch stelle ich Qi-Gong-Übungen im Stehen, im Sitzen und im Liegen vor. Wir dürfen alle drei Arten üben oder uns für eine entscheiden. Ich schlage vor, im Normalfall die Übungen im Stehen zu nehmen, denn dabei kann man viel mehr Energie erhalten als bei den Übungen im Sitzen und im Liegen, obwohl diese viel bequemer durchzuführen sind als das »Pferd«.

Die Übungen im Stehen spielen eine große Rolle beim körperlichen Aufbau. Fühlt man sich jedoch schwach oder ist ernsthaft krank, sollte man mit den Übungen im Liegen beginnen. Wenn sich die gesundheitliche Situation verbessert hat, kann man nach einiger Zeit zu den Übungen im Sitzen übergehen und dann zu den Übungen im Stehen. Denn durch die Übungen im Liegen erhält man bereits Kraft und Lebensenergie; man ist dann nicht mehr so schwach und kann sich erlauben, zu den anspruchsvolleren Varianten überzugehen.

Die Stehübungen absolviert man, bis man ganz gesund ist und auch noch danach, denn die Qi-Gong-Übungen lösen nicht nur gesundheitliche Probleme, sondern helfen dabei, ihnen vorzubeugen.

Der beste Zeitpunkt

Zu welcher Tageszeit soll man am besten Qi Gong üben, werde ich oft gefragt. Im Grunde ist es egal, wann man übt, es gibt keinen speziellen Zeitpunkt für das Üben von Qi Gong. Man kann selbst die passende Zeit bestimmen, morgens oder auch abends. Jeder Mensch hat eine eigene innere Uhr. Durch Ausprobieren kann man leicht die Übungszeit herausfinden, die am besten zu einem passt.

Bei jedem Lebewesen kreist die Energie schon von selbst im Körper. Durch Essen, Trinken und Atmen bekommt man zusätzlich Lebensenergie, die man aber auch wieder verliert. Ein Arbeitsleben unter Stress kostet manchmal sehr viel Energie. Auch für die Abwehr von Krankheit oder schlechten Einflüssen aus der Umgebung braucht man viel Energie.

Geben und Nehmen spielen immer eine große Rolle in unserem Leben, doch laufen diese Prozesse unbewusst ab. Kann man sie kontrollieren, kann man Geben und Nehmen mit dem Bewusstsein steuern? Die Antwort lautet: ganz sicher, nämlich durch das Üben von Qi Gong! Wenn diese Übung zu unserem Alltag gehört, verläuft das Nehmen und Geben von Energie nach unserem Wunsch und unser Schicksal liegt in unserer Hand. Wir können selbst entscheiden, wann und wo wir frische Lebensenergie auftanken und die verbrauchte Energie hinausjagen.

Jeder hat Zeiten, in denen er sich schwach fühlt, leer, kraftlos, hoffnungslos oder nervös. Macht man dann eine Qi-Gong-Übung, kann sich die Stimmungslage gleich positiv verändern.

Manchmal sind wir niedergeschlagen, fühlen uns innerlich nicht wohl, sind sehr unruhig und überall im Körper gibt es Blockaden. Das bedeutet, in unserem Körper hat sich kranke, verbrauchte Energie angesammelt. Wenn wir dann Qi Gong üben, können wir die kranke Energie aus dem Körper entlassen, sodass wir aus dieser unangenehmen Situation befreit werden.

Natürlich sind nicht alle Menschen körperlich gleich und durch die gleichen Übungen erzielt nicht jeder den gleichen Erfolg. Aber es ist ein Weg, der für jeden geeignet ist. Dieser Weg führt uns zur Gesundheit und beginnt genau vor unseren Füßen.

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Energie

Das Üben in Räumen und im Freien

Wir können Qi Gong überall üben, zu Hause, im Büro, im Auto oder draußen im Grünen, im Garten oder Wald. Doch auf eines müssen wir achten: den Wind! Der Wind ist ein unsichtbarer Strom der Natur. Ein Strom voller Energie, der uns sowohl Gutes als auch Schlechtes bringen kann. Nur wenn wir während des Übens richtig mit dem Wind umgehen, profitieren wir von seiner Kraft. Verhalten wir uns falsch, kann er uns sogar schaden.