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Inhaltsverzeichnis

Über die Autorin
Erster Teil
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Zweiter Teil
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Dritter Teil
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Anmerkung der Autorin
Liste der Hauptpersonen
Glossar
Danksagungen
Literaturauswahl
Die Blutsfeinde
Copyright

Danksagungen

Ein Mal mehr stehe ich tief in der Schuld zahlreicher Menschen, ohne die dieses Buch vielleicht nie geschrieben worden wäre.

Mein Dank und viel Liebe gehen an Mum und Dad, die mir immer wieder Mut gemacht und mich nach Kräften unterstützt haben. Ein dickes Dankeschön gebührt überdies Sue und Dave dafür, dass sie uns ein Dach über dem Kopf gewährt und immer neue Vorwände zum Feiern gefunden haben.

Alles Liebe wünsche ich all meinen Freunden, die mich auf dieser unglaublichen Reise begleitet haben. Im Besonderen bedanke ich mich bei Jo, Niall, Mark, Bridie, Clare, Liz, Monica, Patrik, Becky und Charley, die mir eine große Hilfe waren.

Danken möchte ich ferner David Boyle, der mir Lesestoff empfohlen hat. Dem fantastischen Kapitel über Akkon in seinem Buch Blondell’s Song verdanke ich tiefe Einblicke in den Charakter der Stadt. Mein Dank gilt gleichfalls der Belegschaft der British Library, die mir bei der ›Codegeschichte‹ unter die Arme gegriffen hat, und Charles Davies, der alles noch ein Mal überprüfte. Besonderen Dank schulde ich Dr. Mark Philpott vom Centre for Medieval & Rennaissance Studies und vom Keble College, Oxford, der mein Manuskript gründlich überlesen hat. Für sämtliche darin enthaltenen Fehler bin allein ich verantwortlich.

Großer Dank gilt wie immer meinem Agenten Rupert Heath und dem fantastischen Team von Hodder & Stoughton für ihre unermüdliche Hilfe. Ein herzliches Dankeschön geht an meinen Redakteur Nick Sayers und an seine Assistentin Anne Clarke, die mir viele Steine aus dem Weg geräumt haben, und an Emma Knight, Kelly Edgson-Wright, Antonia Lance und Lucy Hale. All die anderen Mitarbeiter, vor allem die aus den Abteilungen Kunst, Auslandsrechte, Verkauf, Marketing und Werbung, denen ich zu Dank verpflichtet bin, kann ich an dieser Stelle leider nicht namentlich aufführen, aber ich weiß ihre harte Arbeit zu würdigen.

Herzlich bedanken möchte ich mich ferner bei meinem amerikanischen Verleger von Dutton und bei meiner Redakteurin Julie Doughty, die immer zur rechten Zeit mit den richtigen Vorschlägen zur Stelle war.

Zu guter Letzt alles Liebe an Lee. Ohne ihn wäre all dies gar nicht möglich gewesen ... oder hätte nur halb so viel Spaß gemacht.

Autorin

 

Mit ihrem Debüt »Die Blutschrift« gelang der Britin Robyn Young ein großartiger Durchbruch, der sie auf die Bestsellerlisten schnellen ließ. Geboren 1975 in Oxford, begann sie schon früh, Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben. Aber erst während eines Seminars in Kreativem Schreiben fand sie den Mut, ihre Ideen zu Papier zu bringen. Robyn Young lebt in Brighton und schreibt gerade an ihrem nächsten Roman.

 

Von Robyn Young bereits erschienen:

 

Die Blutschrift

Anmerkung der Autorin

Beim Verfassen dieses Romans habe ich mich bemüht, mich so dicht wie möglich an die geschichtlichen Fakten zu halten, trotzdem musste ich häufig ein beträchtliches Maß an dichterischer Freiheit in Anspruch nehmen. Vor allem die Daten erwiesen sich als problematisch. Wenn man eine fiktionale Geschichte und erfundene Charaktere mit tatsächlichen historischen Ereignissen verflechten will, lässt es sich manchmal nicht vermeiden, bestimmte Details zugunsten des Plots und eines besseren Leseverständnisses etwas zu verzerren. Zum Beispiel war zu der Zeit in der Geschichte der Templer, zu der dieser Roman spielt, der Posten des Seneschalls nicht mehr besetzt, doch da die Pflichten dieses Amtes von einem Mann übernommen wurden, der ebenso wie Theobald Gaudin den Titel ›Großkomtur‹ führte, habe ich den Seneschall wieder auferstehen lassen, um unnötige Verwirrungen zu vermeiden. Die Stadt al-Bira wurde im Winter 1275 von den Mongolen angegriffen, und die Belagerung hatte bereits begonnen, als Baybars’ Truppen dort eintrafen. König Hugh III zog sich erst nach Tyrus zurück, nachdem er Akkon verlassen hatte, statt auf direktem Weg nach Zypern zu reisen, und es hätte etwas länger gedauert, als ich es beschrieben habe, bis die Nachricht, dass Charles d’Anjou die Rechte auf den Thron von Jerusalem gekauft hatte, die Stadt erreicht hätte. Der islamische Monat Muharram fiel 1277 in den Juni, nicht in den April, und Tripolis, das Ende März 1289 belagert wurde, hielt Kalawuns Truppen fast einen Monat lang stand, ehe es in die Hände der Feinde fiel.

Meine Version von Baybars’ Tod ist frei erfunden. Baraka Khan konnte seinen Vater nicht vergiftet haben, denn er blieb in Kairo zurück, als Baybars sich auf den Anatolienfeldzug begab, aber der Tod des Sultans gab trotzdem Anlass zu zahlreichen Spekulationen. Einige Chronisten vertreten die Meinung, Baybars sei gestorben, nachdem er vergifteten Kumyss getrunken hatte. Diese Quellen behaupten, Astrologen hätten ihn vor einer Mondfinsternis gewarnt, die den Tod eines Königs ankündigen würde, und um sich selbst zu schützen, beschloss Baybars, einen anderen Herrscher zu vergiften, einen Ayubidenprinzen, der ihm auf der Albistanebene im Kampf gegen die Mongolen beigestanden hatte, später aber in Ungnade gefallen war. Die Aufzeichnungen weichen in manchen Einzelheiten voneinander ab, stimmen aber grundlegend darin überein, dass Baybars den vergifteten Becher, den er für den Prinzen vorbereitet hatte, durch Zufall selbst leerte. Anderen Quellen zufolge starb er an einer Verwundung, die er sich auf einem Feldzug zugezogen hatte; wieder andere geben an, er sei einer schweren Krankheit erlegen. Was auch immer wirklich geschehen sein mag, fest steht, dass Baybars nicht sofort starb, sondern erst nach dreizehn Tagen auf dem Krankenlager. Für diejenigen, die sich ausführlicher über die in diesem Roman angeführten historischen Ereignisse informieren möchten, habe ich eine Auswahl an Sekundärliteratur zusammengestellt.

Der Fall Akkons, das im Jahr 1291 von den Mameluckentruppen unter dem Befehl von Sultan al-Aschraf Khalil eingenommen wurde, läutete das Ende der Kreuzzüge ein, zu denen Papst Urban II zweihundert Jahre zuvor in Frankreich aufgerufen hatte. Theobald Gaudin, der Großkomtur der Templer, führte die Ritter, die mit ihm zusammen Akkon verlassen hatten, die Küste hinunter zu ihrer Festung Sidon, wo er zum Großmeister gewählt wurde. Hier blieben die überlebenden Templer einen Monat lang, ehe die Ankunft der Mamelucken sie zum Rückzug zwang. Gaudin segelte mit den Schätzen des Ordens nach Zypern und ließ nur eine kleine Gruppe von Rittern auf einer zwei Meilen vor der Küste gelegenen Insel zurück. Dort unterhielten die Templer zwölf Jahre lang eine Garnison, aber die im Heiligen Land verbliebenen Ansiedlungen der Franken wurden im Lauf der folgenden Monate von den Mamelucken erobert.

Das verlassene Akkon lag viele Jahre lang in Trümmern, bis es neu besiedelt und wieder aufgebaut wurde. Viele der Einwohner, die die Belagerung überlebt hatten, verschwanden in mameluckischen Gefängnissen, Arbeitslagern und Harems. Einige Gefangene, darunter auch Ritter der Militärorden, wurden bis zur Zahlung eines Lösegeldes von den Mamelucken festgehalten, andere konvertierten zum Islam. Jahrzehnte später sah ein westlicher Pilger Templer im Heiligen Land in der Nähe des Toten Meeres als Holzfäller arbeiten.

Sultan Khalil hat seinen Sieg über die Franken nicht lange überlebt. Ende 1293 wurde er von einem seiner eigenen Generäle ermordet, kurz nachdem er den Dschihad gegen die Mongolen ausgerufen hatte. Sein Bruder, Kalawuns jüngster Sohn al-Nasir Mohammed, folgte ihm auf den Thron. Die Mameluckensultanate hielten die Macht im Mittleren Osten bis 1517 fest in den Händen, dann wurden sie von den osmanischen Türken gestürzt.

Im Westen erlosch der Wunsch, die an die Muslime verlorenen Gebiete zurückzuerobern, nicht sofort mit dem Fall Akkons, aber obgleich später geplante Kreuzzüge mit dem Ziel, das Heilige Land für die Christen zurückzugewinnen, erfolglos blieben, war der Nachhall jener blutigen Ära der Weltgeschichte noch Jahrhunderte später auf beiden Seiten des Meeres zu vernehmen. Selbst heute noch ist dieses Echo nicht vollständig verstummt.

 

Robyn Young

Brighton, März 2007

Liste der Hauptpersonen

(* kennzeichnet diejenigen, die wirklich existiert haben)

 

 

*ABAGA: mongolischer Ilkhan von Persien (1265–82)

AISCHA: Tochter Kalawuns, mit Barakha Khan verheiratet

*AL-ASCHRAF KHALIL: Sohn Kalawuns, Sultan von Ägypten und Syrien (1290–3)

ALESSANDRO: Tempelritter, persönlicher Leibwächter Guillaume de Beaujeus

AMAURY: königlicher Leibwächter Hughs III

ANDREAS DI PAOLO: venezianischer Seidenhändler

ANGELO VITTURI: venezianischer Sklavenhändler, Sohn von Venerio Vitturi

*ARGUN: Sohn Abagas, 1284 zum Ilkhan ernannt

*ARMAND DE PERIGORD: Großmeister der Templer (1232–44)

*AS-SALIH ALI: Sohn Kalawuns

*BALIAN VON IBELIN: König Hughs Bailli in Akkon

*BARAKA KHAN: Baybars’ Sohn, mit Aischa verheiratet. Sultan von Ägypten und Syrien (177–9)

*BAYBARS BUNDUKDARI: Sultan von Ägypten und Syrien (1260–77)

BERTRAND: königlicher Leibwächter Hughs III

CARLO: Tempelritter, Leibwächter Guillaume de Beaujeus

CATARINA: Tochter von Andreas di Paolo

CECILIA DE LYONS: Garins Mutter

*CHARLES D’ANJOU: Bruder Louis’ IX. König von Sizilien und Neapel (1266–85), König von Jerusalem (1277–85)

DAWUD: Mameluckenamir

*EDWARD I: König von England (1272–1307)

ELIAS: Rabbi und Buchhändler

ELWEN: Wills Geliebte

EVERARD DE TROYES: Templerpriester und Kopf der Anima Templi

FATIMA: Baybars’ Frau, Salamischs Mutter

FRANCESCO: Tempelritter, Leibwächter Guillaume de Beaujeus

GARIN DE LYONS: ehemaliger Tempelritter in den Diensten Edwards I

*GÉRARD DE RIDEFORT: Großmeister der Templer (1185–9)

*GREGOR: Papst (1271–6)

GUIDO SORANZO: genuesischer Schiffsbauer

*GUILLAUME DE BEAUJEU: Großmeister der Templer (1273–91)

GUY: König Hughs Ratgeber

HASSAN: ehemaliger Freund und Verbündeter von Everard de Troyes, starb 1266 in Paris

*HENRY II: Sohn von Hugh III, König von Zypern (1285–1324), König von Jerusalem (1286–91)

*HUGH III: König von Zypern (1267–84), König von Jerusalem (1269–77)

*HUGUES DE PAIRAUD: Visitator des Tempelritterordens mit Sitz in Paris

IDRIS: syrischer Assassine

ISABEL: Wills Mutter

ISCHANDIJAR: Mameluckenamir

JACQUES DE LYONS: Tempelritter, Garins Onkel. Ehemaliges Mitglied der Anima Templi. Starb 1260 in Honfleur

JAMES CAMPBELL: Tempelritter, Wills Vater. Ehemaliges Mitglied der Anima Templi, starb 1266 in Safed

*JEAN DE VILLIERS: Großmeister der Hospitaliter (1284–93)

JUSSUF: Mameluckenamir

*KALAWUN AL-ALFI: Mameluckenamir, Baybars’ oberster General und Schwiegervater Baraka Khans. Sultan von Ägypten und Syrien (1280–90)

KAYSAN: Söldner, der Pilger in Arabien schützen sollte

*KHADIR: Baybars’ Wahrsager

KONRAD VON BREMEN: deutscher Pferdehändler

*LOUIS IX: König von Frankreich (1226–70)

LUCA: genuesischer Junge, Marcos Bruder

*LUCIA: Gräfin von Tripolis

MAHMUD: Mameluckenamir

MARCO: Genueser, Lucas Bruder

* MARIA VON ANTIOCHIA: Base von Hugh III, erhob Anspruch auf den Thron von Jerusalem

MARY: Wills Schwester, starb in Schottland, als sie und ihr Bruder Kinder waren

MICHAEL PISANI: pisanischer Waffenhändler

NASIR: Kalawuns Freund, Offizier des Mansuriya-Regiments

*NICHOLAS DE HANAPE: Patriarch von Jerusalem

*NIKOLAUS IV: Papst (1288–92)

NIZAM: Baybars’ Frau, Baraka Khans Mutter

OMAR: ehemaliger Freund und Vertrauter von Baybars, starb 1271 bei einem Assassinenattentat

*OTHON DE GRANDSON: Schweizer Edelmann

OWEIN AP GWYN: Elwens Onkel, Wills früherer Herr. Starb 1260 in Honfleur

*PETER DE SEVREY: Marschall der Templer

*PHILIPP IV: König von Frankreich (1285–1314)

*RABAN SAUMA: Botschafter Ilkhan Arguns

RENAUD DE TOURS: französischer Waffenmeister

ROBERT DE PARIS: Tempelritter

*ROBERT DE SABLÉ: Großmeister der Templer (1191–3)

*ROGER DE SAN SEVERINO: Charles d’Anjous Bailli in Akkon R

OOK: ehemaliger Leibdiener Edwards I. Wurde 1268 von Garin getötet

ROSE: Tochter von Will und Elwen

*SALAMISCH: Baybars’ Sohn

SCLAVO: genuesischer Gastwirt

SENESCHALL, DER: hochrangiger Tempelritter, Mitglied der Anima Templi

SIMON TANNER: Templersergeant

*TATAWUN: Mongolenkommandant

*THEOBALD GAUDIN: Großkomtur der Templer

USAMA: Mameluckenamir

VELASCO: Templerpriester und Mitglied der Anima Templi

VENERIO VITTURI: venezianischer Sklavenhändler, Angelos Vater

WILL CAMPBELL: Kommandant der Tempelritter, Mitglied der Anima Templi

YSENDA: Wills jüngste Schwester

ZACCARIA: Tempelritter, Leibwächter Guillaume de Beaujeus

Literaturauswahl

Barber, Malcolm: The Trial of the Templars, University Press, 1978

Billings, Malcolm: The Cross and the Crescent: A History of the Crusades, BBC Publications, 1987

Chancellor, John: The Life and Times of Edward I, Weidenfeld & Nicolson, 1981

Crawford, Paul: The Templar of Tyre: Part III of the ›Deeds of the Cypriots‹, Ashgate Publishing, 2003

Grabois, Aryeh: The Illustrated Encyclopedia of Medieval Civilization, Octopus, 1980

Hunt, Edwin S. und Murray, James M.: A History of Business in Medieval Europe, 1200–1550, Cambridge University Press, 1999

Nicholson, Helen: The Knights Templar: A New History, Sutton Publishing, 2001

Nicolle, David: A History of Medieval Life: A Guide to Life from 1000 to 1500AD, Chancellor Press, 2000

Nicolle, David: Acre 1291: Bloody Sunset of the Crusader States, Osprey Publishing, 2005

Read, Piers Paul: The Templars, Weidenfeld & Nicolson, 1999

Runciman, Steven: A History of the Crusades, Cambridge University Press, 1954

Smart, Ninian: The World’s Religions, Cambridge University Press, 1989

Spufford, Peter: Power and Profit: The Merchant in Medieval Europe, Thames & Hudson, 2002

Thorau, Peter: The Lion of Egypt: Sultan Baybars I and the Near East in the 13 th Century, Longman, 1987

Times Atlas of European History, The: Times Books, 2nd edn, 1998

Wasserman, James: The Templars and the Assassins: The Militia of Heaven, Inner Traditions, 2001

Wise, Terence: The Wars of the Crusades: 1096–291, Osprey Publishing, 1978

Wolfe, Michael (ed.): One Thousand Roads to Mecca, Grove Press, New York, 1997

Verpassen Sie nicht den grandiosen

Abschluss der Trilogie!

Die Blutsfeinde

Nach zweihundert Jahren Kampf sind die Kreuzzüge beendet. Das christliche Reich im Heiligen Land ist verloren. Will Campbell und die anderen Überlebenden befinden sich auf dem Weg in den Westen. Und Will hat nur eines im Sinne: Rache.

 

In der Heimat wartet keineswegs Frieden auf die Rückkehrer: König Edward I. marschiert gen Schottland und Will muss eine Entscheidung treffen, die sein Leben für immer verändern wird. Doch während seine Gedanken unaufhörlich um seinen ärgsten Feind kreisen, greift in Frankreich ein weitaus gefährlicherer Mann nach der Macht.

 

Die Schlacht um das Heilige Land ist beendet, der letzte Kampf der Templer steht erst noch bevor …

1

Venezianisches Viertel, Akkon, Königreich Jerusalem
28. September A. D. 1274

 

Die Schwerter pfiffen durch die Luft und prallten dann aufeinander. Stahl traf klirrend auf Stahl, wieder und immer wieder; jeder Hieb wurde mit größerer Wucht ausgeführt als der vorherige. Die Sonne brannte heiß auf das staubige rote Pflaster des Hofes und die Köpfe der beiden Männer hinab.

Der kleinere der beiden schwitzte stark; sein weißes Haar klebte ihm am Kopf, sein Hemd wies große feuchte Flecken auf. Weder er noch sein Gegner trugen eine Rüstung. Er war derjenige, der den größeren Teil der Angriffe ausführte; katzengleich sprang er nach ein paar blitzschnell geführten Hieben vor und holte zum tödlichen, auf die Brust des anderen Mannes abzielenden Stoß aus. Doch seine Hiebe wirkten zunehmend verzweifelter, fast so, als sei ein jeder dazu bestimmt, den Kampf endlich zu beenden, und als rechne er nicht damit, dass es dem Gegner gelang, sie zu parieren. Lange konnte er nicht mehr durchhalten, er wirkte sichtlich erschöpft, und sein hoch gewachsener, athletisch gebauter Widersacher wehrte noch immer jeden Angriff mit müheloser Leichtigkeit ab. Und je verbissener und heftiger der kleine Mann auf ihn losging, desto breiter wurde das Grinsen auf seinem Gesicht. Es war ein Grinsen, das an einen Hai denken ließ, dessen rasiermesserscharfe Zähne vor dem tödlichen Biss aufblitzten – und das keinen Zweifel daran ließ, dass Angelo Vitturi jeden Moment des Kampfes genoss.

Doch nach einigen weiteren Angriffen, die er mit der Klinge seines Schwertes parierte, begann Langeweile in ihm aufzusteigen. Es war heiß, und er spürte, dass sich dort, wo sich das lederne, mit einem Knauf aus durchsichtigem Kristall geschmückte Heft seines schlanken, schmalklingigen Schwertes in seine Handfläche bohrte, eine Blase zu bilden begann. Als der kleinere Mann erneut auf ihn losstürmte, sprang Angelo leichtfüßig zur Seite, packte das Handgelenk seines Gegners, verdrehte es und setzte dem Mann gleichzeitig seine eigene Klinge an die Kehle. Der Mann stieß einen halb von seiner Enttäuschung, halb vom Schmerz in seinem Handgelenk herrührenden lauten Schrei aus.

Angelos schweißüberströmtes Gesicht mit den jungenhaften Zügen verhärtete sich vor Verachtung. »Mach, dass du wegkommst.« Er gab die Hand des Mannes frei, ließ sein Schwert sinken und lehnte es an die niedrige Mauer, die rund um eine viereckige Rasenfläche verlief.

Der weißhaarige Mann starrte ihn mit offenem Mund an. Schweiß tropfte von seiner Nase auf das Gras. Angelo ging zu einem Diener hinüber, der stocksteif wie die Statuen, die den Hof des Palazzos zierten, in einer Ecke stand. Der Diener reichte ihm einen Becher voll des mit Wasser versetzten Weins von dem Silbertablett, das er in der Hand hielt. Angelo leerte ihn mit einem Zug, dann wandte er sich an den Weißhaarigen. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst verschwinden!«

Der Mann schien all seinen Mut zusammenzunehmen. »Was ist mit meinem Geld, Herr?«

»Mit welchem Geld?«

»Dem Lohn für meine Unterrichtsstunden«, erwiderte der andere, konnte aber Angelos finsterem Blick nicht standhalten.

Angelo lachte bellend auf. »Wofür sollte ich dich wohl bezahlen? Welche neuen Kniffe und Finten hast du mir denn heute beigebracht? Dein so genannter Unterricht war nicht eine einzige armselige Zechine wert.« Er hob spöttisch eine Braue. »Ich kann dir höchstens zugutehalten, dass du zu meiner Belustigung beigetragen hast.« Er stellte den Becher auf das Tablett zurück, das der Diener ihm hinhielt. »Und jetzt fort mit dir, ehe ich beschließe, das Duell fortzusetzen. Dann verlierst du nämlich mehr als nur deinen Lohn.« Er drehte seinem Lehrer den Rücken zu, griff nach einem schwarzen, mit Zobel verbrämten Samtumhang und schlang ihn um die Schultern.

Der Schwertkampfausbilder wusste, wann er verloren hatte. Er nahm seinen eigenen Umhang und eilte über den Hof davon. Rote Flecken loderten auf seinen Wangen.

Angelo befestigte gerade einen aus silbernen Ringen gefertigten Gürtel um seine Taille, als sich eine der Türen des großen Gebäudes hinter ihm öffnete und ein Mädchen zum Vorschein kam. Wie alle Haushaltssklavinnen trug sie ein hauchdünnes weißes, von einer fest geflochtenen Goldschnur zusammengehaltenes Gewand. Eine Haube bedeckte ihr Haar. Ihr Blick fiel auf Angelo, und sie huschte mit gesenktem Kopf zu ihm hinüber. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung.

»Mein Herr lässt Euch ausrichten, dass seine Gäste sind eingetroffen.« Die Worte waren schwer zu verstehen, da sie die fremde Sprache, die sie zu sprechen gezwungen war, nur unzureichend beherrschte. »Er sagt, Ihr zu ihm kommen, Herr.«

Angelo schob sein Schwert mit einem solchen Ruck in die Scheide zurück, dass das Mädchen zusammenschrak. Ohne Notiz von ihr zu nehmen, schritt er auf den Palazzo zu. Das Mädchen wich ängstlich zurück, als er an ihr vorbeirauschte.

Mit seinen achtundzwanzig Jahren war Angelo Vitturi der älteste Sohn von Venerio Vitturi und Erbe des Familienunternehmens, das sein Urgroßvater Vittorio vor dem dritten Kreuzzug gegründet hatte. Angelo war regelmäßig auf dem Sklavenmarkt von Akkon zu sehen, wo er die überschüssigen Sklaven feilbot, die sein Vater erstanden hatte, ehe er dabei half, die für Venedig bestimmte Fracht auf das Schiff zu verladen. Zu den Glanzzeiten des Geschäfts, als die Venezianer den Handel auf dem Schwarzen Meer beherrscht hatten, hatte die Familie Vitturi auf den Sklavenmärkten entlang der Grenze zum Mongolenreich eine führende Rolle gespielt. Sie belieferte die westlichen Edelleute in Outremer mit den hübschesten Mädchen und die Mameluckenarmee in Ägypten mit den kräftigsten Jungen. Doch dann errang Genua, der zweite der drei großen italienischen Handelsstaaten, die Vormachtstellung auf dem Schwarzen Meer und drängte die Venezianer aus dem Geschäft. Die Vitturis gehörten zu den wenigen venezianischen Familien, die immer noch mit Menschen handelten, waren aber jetzt auf die Seewege über das Rote Meer angewiesen, um sich mit Nachschub zu versorgen.

Die Mädchen, die Angelos Vater für seinen eigenen Haushalt behielt, zählten stets zur Elite der Auswahl. Sie waren zwischen elf und sechzehn Jahren alt und zumeist zierliche Mongolinnen mit mandelförmigen Augen und schimmerndem schwarzen Haar oder Tscherkessinnen, deren kindliche Gesichter schon die für ihre Rasse typischen ebenmäßigen Züge erkennen ließen. Im Laufe der letzten zehn Jahre war Venerios Familie rasch angewachsen. Angelo verabscheute jede einzelne hübsche dunkle Halbschwester und jeden Halbbruder, die in den Haushalt eingegliedert wurden. Keines dieser Kinder sah seiner kleinen, untersetzten Mutter auch nur im Entferntesten ähnlich. Obwohl die Mädchen, die sein Vater geschwängert hatte, Sklavinnen blieben, wuchsen ihre Sprösslinge als freie Bürger auf. Sie wurden getauft und genossen eine gute Erziehung. Angelo konnte verstehen, dass Venerio immer wieder den Versuchungen jungen, exotischen Fleisches erlag; er hatte selbst schon des Öfteren davon gekostet. Aber es war ihm ein Dorn im Auge, dass sein Vater die Nachkommen dieser niedrigen Geschöpfe wie seine eigenen Kinder aufzog. Wenn er das Familiengeschäft übernahm, würde sich das ändern, das hatte Angelo schon vor langer Zeit beschlossen. Wenn es dann überhaupt noch irgendetwas für ihn zu erben gab. So, wie die Geschäfte letztes Jahr gelaufen waren, erschien ihm dies ziemlich zweifelhaft. Aber er weigerte sich, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Und wenn heute alles nach Plan lief, würde er das auch nicht müssen.

Angelo ging einen breiten, mit weißen und blauen Mosaiken geschmückten Gang entlang. Als er eine schwere Flügeltür aus dunklem Holz aufstieß, hoben vier Männer, die an einem riesigen achteckigen Tisch in der Mitte des geräumigen, luftigen Empfangssaals saßen, die Köpfe.

Angelo musterte die Männer, während er langsam auf den Tisch zuging. Dort saß der Waffenmeister Renaud de Tours, ein Mann mittleren Alters mit schütter werdendem Haar, der König Louis IX. und seine französische Eliterittertruppe für die beiden verhängnisvollen Kreuzzüge des Herrschers mit Waffen und Rüstungen ausgestattet hatte. Neben Renaud saß, die Hände auf der Tischplatte verschränkt, Michael Pisani, ein dunkler, schlanker Pisaner, der sich auf den Export damaszenischer Schwerter, deren Klingen als die härtesten der Welt galten, spezialisiert und gleichfalls westliche Edelleute für den Krieg ausgerüstet hatte. Seine Rivalen fürchteten ihn wie den Leibhaftigen persönlich, denn er war allgemein für seine skrupellose Vorgehensweise bekannt. Er heuerte Söldner an, um Konkurrenten gewaltsam einzuschüchtern, bis sie ihm die lukrativsten Verträge abtraten. Der Dritte am Tisch, ein sonnenverbrannter Mann mit sandfarbenem Haar, hieß Konrad von Bremen. Seine Heimatstadt gehörte der Hanse an, dem mächtigen Bund deutscher Hafenstädte, die das Baltische Meer beherrschten. Konrad züchtete und verschiffte Schlachtrösser, die er vornehmlich an die Deutschordensritter verkaufte. Seine blauen Augen und sein ständiges Lächeln täuschten über sein wahres Naturell hinweg – es hieß, er habe zwei seiner Brüder ermorden lassen, um die Kontrolle über die Familiengeschäfte an sich zu reißen, obwohl es sich dabei natürlich um bösartige Gerüchte handeln konnte, die seine Konkurrenten in die Welt gesetzt hatten, um ihn in Misskredit zu bringen. Niemand wusste, wie viel Wahrheit in diesen Behauptungen steckte. Bei dem stämmigen, schwitzenden Mann, der sich, obwohl ihm ganz offensichtlich warm war, in einen schweren Brokatmantel gehüllt hatte, handelte es sich um Guido Soranzo, einen wohlhabenden genuesischen Schiffsbauer. Angelo kannte sie alle recht gut, denn diese Männer zählten ebenso wie sein Vater zu den erfolgreichsten Kaufleuten im Heiligen Land und waren hier in Akkon ansässig.

 

Während Angelo Platz nahm, trat ein fünfter Mann aus dem Nebenraum und gesellte sich zu ihnen. Drei weiß gekleidete Sklavenmädchen folgten ihm wie der Schweif einem Kometen. Sie trugen Silbertabletts vor sich her, auf denen Krüge mit rosenfarbenem Wein, Kelche und Zinnteller standen, auf denen sich schwarze Trauben, Feigen und mit Zucker bestäubte Mandeln häuften. »Mein Sohn«, grüßte Venerio Vitturi, als sein Blick auf Angelo fiel. Obwohl er schwer und muskulös gebaut war, bewegte er sich mit einer Behändigkeit und Anmut, die auf jahrelangen Umgang mit dem Schwert schließen ließen. Venerio, ein ehemaliger Statthalter der Republik, der vom Dogen von Venedig zum Ritter geschlagen worden war, hatte als Edelmann der vierten Generation seiner Familie sämtliche Privilegien genossen, die sein Stand mit sich brachte. »Wie ist deine Unterrichtsstunde verlaufen?«, fragte er. Die Sklavenmädchen schwirrten um ihn herum und warteten, bis er seinen Platz eingenommen hatte, bevor sie die Platten und Krüge auf dem Tisch verteilten.

»Ich brauche dringend einen neuen Lehrer«, knurrte Angelo gereizt.

»Schon wieder? Du hast doch gerade erst vor zwei Tagen deinen alten Schwertkampfausbilder davongejagt. Vielleicht benötigst du keinen Unterricht mehr.«

»Nicht, wenn ich mich mit solchen Stümpern abgeben muss.«

»Aber«, fuhr Venerio fort, wobei er den schweigend am Tisch sitzenden Männern ein kühles Lächeln schenkte, »darüber können wir später reden. Heute haben wir ernstere Angelegenheiten zu besprechen.«

Angelo lächelte in sich hinein, als sein Blick von einem der Männer zum anderen wanderte. Hinter der glatten, ausdruckslosen Fassade ihrer Gesichter verbargen sich Verwirrung, Ungeduld und bei Guido Saranzo sogar mühsam verhohlene Wut. Keiner von ihnen wusste, warum er hergebeten worden war. Aber sie würden es bald erfahren.

Nachdem er sich mit einem zerknitterten weißen Seidentuch, das er aus dem Ärmel seines Brokatmantels gezogen hatte, den Schweiß von der Stirn getupft hatte, ergriff Guido als Erster das Wort. »Und was sind das für ernstere Angelegenheiten?« Er fixierte Venerio mit einem kampfeslustigen Blick. »Warum habt Ihr uns hierherbestellt, Vitturi?«

»Lasst uns zunächst einen Schluck trinken«, erwiderte Venerio, mühelos in den genuesischen Dialekt verfallend. Auf sein Fingerschnippen hin traten zwei Sklavinnen vor und begannen den Wein einzuschenken.

Guido hatte jedoch nicht die Absicht, sich widerstandslos dem Willen seines Gastgebers zu unterwerfen. Er verzichtete darauf, Venezianisch zu sprechen, wie es die Höflichkeit gebot, sondern fuhr in seiner Muttersprache Genuesisch fort: »Ich gedenke nicht, auch nur einen Schluck von Eurem Wein zu trinken, bevor ich nicht weiß, warum ich hier bin.« Er hob eine fleischige Hand und blickte sich viel sagend in dem luxuriös eingerichteten Raum um. »Habt Ihr mich kommen lassen, um mit Eurem Reichtum zu prahlen?«

»Eitle Prahlerei ist unter meiner Würde, das versichere ich Euch, Guido.«

Angesichts Venerios ruhiger Gelassenheit konnte Guido nicht länger an sich halten. »Ihr sitzt im Palast meiner Landsleute wie ein Barbar, der sich mit dem Hab und Gut seiner Opfer wie mit Trophäen schmückt!«

»Venedig hat den Krieg nicht begonnen, der zu der Vertreibung Genuas aus Akkon geführt hat, Guido.«

»Das Kloster St. Sabas gehörte rechtmäßig uns! Wir haben nur unser Eigentum verteidigt!«

An Venerios Schläfe begann eine Ader zu pochen. »Nennt Ihr das, was Ihr getan habt, nachdem Ihr das Kloster eingenommen habt, etwa so? Habt Ihr lediglich Euer Eigentum verteidigt, als Ihr unser Viertel überfallen, unsere Häuser in Schutt und Asche gelegt, Männer und Frauen abgeschlachtet und unsere Schiffe im Hafen in Brand gesteckt habt?« Er zwang sich zur Ruhe und dämpfte seine Stimme wieder. »Ihr habt Euren Palast behalten, nicht wahr? Ihr habt von diesem Krieg genauso profitiert wie ich, Guido. Im Gegensatz zur Mehrheit Eurer Landsleute betreibt Ihr immer noch in Akkon Eure Geschäfte. Außerdem ist es den Genuesern inzwischen gestattet worden, in ihr Viertel zurückzukehren.«

»In unser Viertel? Dank den Venezianern sind davon nur noch Ruinen übrig!«

»Kameraden«, unterbrach Konrad in seinem trägen, stark akzentbehafteten Italienisch. »Der Krieg von St. Sabas liegt fast vierzehn Jahre zurück. Lasst uns die Vergangenheit begraben. Euer Wein macht mir den Mund wässrig, Venerio.« Er deutete auf die Kelche, dann heftete er den Blick auf Guido. »Müssen wir uns über alte Zwiste streiten, obwohl wir durstig und noch nüchtern sind?«

»Weise Worte.« Michael Pisani hob seinen Weinkelch und trank einen Schluck.

Nach einem Moment verfiel Guido in finsteres Schweigen. Auch er griff nach seinem Kelch und stürzte den Wein hinunter.

»Meine Herren.« Venerio beugte sich vor. Sein blauer Seidenburnus, der lange, mit einer Kapuze versehene Umhang im arabischen Stil, den viele hier ansässige Männer aus dem Westen trugen, spannte sich über seiner breiten Brust. »Ich danke Euch, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid, obgleich sie für Euch überraschend gekommen sein muss. Wir sind keine Freunde, haben uns sogar ab und an als Gegner gegenübergestanden. Aber jetzt haben wir vielleicht zum ersten Mal etwas gemeinsam.« Er legte eine kleine Pause ein, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Unsere Geschäfte gehen schlecht.«

Einen Moment lang herrschte Totenstille im Raum.

Michael löste seine langfingrigen Hände voneinander, lehnte sich zurück und beugte sich dann wieder vor. Konrad lächelte, doch seine blauen Augen ruhten nachdenklich auf Venerio.

Nach einigen Sekunden begann Renaud mit einer Singsangstimme zu sprechen, die an das Klingeln eines kleinen Glöckchens denken ließ. »Ihr irrt Euch, Venerio, mein Geschäft läuft ausgezeichnet, ich habe keinen Grund zur Klage.« Er erhob sich. »Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, aber ich denke, ich habe nichts mehr mit Euch zu besprechen.« Er nickte den anderen Männern zu. »Einen guten Tag noch.«

»Wann habt Ihr zuletzt Rüstungen für die Könige des Westens angefertigt, Renaud?«, fragte Venerio, der gleichfalls aufgestanden war und den zwergenhaften Franzosen nun wie ein Turm überragte. »Wie lange ist es her, dass Ihr eine Armee für eine Schlacht ausgerüstet habt? Und Ihr, Konrad?« Er wandte sich an den Deutschen. »Wie viele Pferde haben die Deutschordensritter dieses Jahr bei Euch gekauft? Wann haben Könige und Prinzen zum letzten Mal um Eure Vollblüter gefeilscht?«

»Das soll nicht Eure Sorge sein«, murmelte Konrad, dessen Lächeln verblasst war.

Venerio wandte sich an Guido, der mit unverhohlener Feindseligkeit zu ihm emporstarrte. »Meinen Informanten zufolge wird in Euren Werften hier und im genuesischen Viertel von Tyrus seit Monaten nicht mehr gearbeitet.«

»Ich höre wohl nicht richtig«, grollte Guido. »Ihr mögt Euch einen genuesischen Palast angeeignet haben, Venerio, aber ich schwöre bei Gott, dass Ihr mein Geschäft nicht in Eure gierigen Klauen bekommt. Selbst wenn ich in der Gosse leben und mich von Abfällen ernähren müsste, würde ich nicht an Euch verkaufen.«

»Ich will Euer Geschäft nicht an mich reißen. Das gilt für alle hier.« Venerio blickte in die Runde. »Ich bin in derselben Lage wie Ihr.«

Guido schnaubte verächtlich.

»Mein Vater spricht die Wahrheit«, pflichtete Angelo Venerio grimmig bei, die schwarzen Augen auf Guido gerichtet. »Wenn unsere Profite weiter so sinken wie in den vergangenen beiden Jahren, dann werden wir diesen Palast nicht mehr halten können. Wir mussten bereits Dienstboten entlassen. In den letzten zwölf Monaten sind unsere Einkünfte drastisch zurückgegangen. In der Vergangenheit haben wir Vitturis unsere einträglichsten Verträge mit den Mamelucken abgeschlossen, aber seit Sultan Baybars mit seinen Feldzügen gegen unsere Truppen in Palästina und gegen die Mongolen in Syrien begonnen hat, verfügt er über mehr Sklaven, als er benötigt. Es heißt, er hätte allein bei dem Angriff auf Antiochia über fünfundvierzigtausend Gefangene genommen. Diese Schwemme an Sklaven bedeutet, verbunden mit dem neuen Friedensvertrag, dass er von uns keine Sklaven für seine Armee mehr erwerben muss.«

Venerio nickte bestätigend. »Im Lauf des letzten Jahrhunderts ist unser Unternehmen, das unsere Väter und Vorväter aufgebaut haben, zu einer der fünf führenden und florierendsten Handelsgesellschaften der östlichen Welt aufgestiegen. Und jetzt sehe ich, wie Zucker-, Tuch- und Gewürzhändler unsere Plätze einnehmen.« Er hieb mit der Faust auf den Tisch. »Und unsere Profite einstreichen.«

Renaud hatte wieder Platz genommen, sah aber immer noch so aus, als wolle er jeden Moment Anstalten machen, den Raum zu verlassen.

»Es war für uns alle ein schlechtes Jahr«, stellte Michael Pisani fest. »Ich gebe zu, dass auch meine Geschäfte nicht so gut gehen, wie ich es mir wünschen würde. Aber ich sehe keinen Sinn darin, so offen über unsere jeweilige persönliche Situation zu sprechen. Wir können ja doch nichts daran ändern.«

»O doch«, widersprach Venerio, der sich gleichfalls wieder auf seinen Stuhl sinken ließ. »Wenn wir zusammenarbeiten, können wir dafür sorgen, dass sich das Blatt wendet. Im Westen werden die Rufe nach einem neuen Kreuzzug immer schwächer, und im Osten sind die Mamelucken an den Waffenstillstand gebunden. Das ist der Grund für unsere schwindenden Einnahmen – der Friedensvertrag, den Edward von England und Sultan Baybars vor zwei Jahren unterzeichnet haben.« Venerio fuhr mit der Hand durch sein sauber gestutztes, von weißen Strähnen durchzogenes Haar. »In unserem Geschäft profitiert man vom Krieg, nicht vom Frieden.«

Wieder stieß Guido ein abfälliges Schnauben aus. »Und was schlagt Ihr vor, Venerio? Dass wir einen Krieg herbeiführen?«

»Genau so lautet mein Vorschlag.«

»Lächerlich!«, empörte sich Guido.

Die anderen Männer wirkten sichtlich verwirrt.

»Kriege sind für uns überlebenswichtig, Guido«, erwiderte Venerio ruhig.

»Verträge sind für uns überlebenswichtig!«, fauchte Guido.

»Wir leben von Krieg und Blutvergießen. Kämpfe und Schlachten haben uns reich gemacht. Lasst uns diese Fakten nicht beschönigen.«

Guido wollte Einwände erheben, aber Michael kam ihm zuvor. »Wartet, Guido«, sagte er, ohne Venerio aus den Augen zu lassen. »Lasst ihn ausreden.«

»Es hat früher schon Zeiten gegeben, wo solche Waffenruhen zu Markteinbrüchen geführt haben, aber dieses Jahr hat uns besonders herbe Verluste beschert, da werdet Ihr mir sicher zustimmen. Wir haben zahlreiche Handelswege und Vorposten an die Mamelucken verloren. Akkon, Tyrus und Tripolis sind die einzigen lohnenden Städte, die uns nach Baybars’ Feldzug geblieben sind. Folglich ist auch der Konkurrenzkampf zwischen uns und unseren jüngeren Rivalen erbitterter geworden.«

Michael nickte. »Und das wird noch schlimmer werden, weil der neue Großmeister des Templerordens die Erlaubnis erhalten hat, eine Flotte zu bauen, mit der er das östliche Mittelmeer mit Waren beliefern kann.«

»Diese Flotte wird ausschließlich zu militärischen Zwecken eingesetzt«, unterbrach Renaud. »So wurde es auf dem Konzil von Lyon im Mai beschlossen. Wie ich hörte, will der Großmeister die Handelsschifffahrt der Sarazenen blockieren und sie so empfindlich schwächen. Der Papst hätte dem Gesuch nie stattgegeben, wenn es aus wirtschaftlichen Gründen gestellt worden wäre. Auf den Militärorden ruht seine letzte Hoffnung, Jerusalem und die von den Sarazenen eroberten Gebiete wieder zurückzugewinnen. Ich bezweifle, dass der Papst damit einverstanden wäre, dass die Templer diese wertvollen Schiffe nutzen, um ihre Schatztruhen zu füllen.«

»Der Templerorden tut seit Jahren nichts anderes, als seine Schatzkammern zu füllen.« Konrad zuckte die Achseln. »Es würde mich sehr wundern, wenn sie sich diese Möglichkeit entgehen lassen würden.«

»Mit diesem Thema brauchen wir uns aber heute nicht zu befassen«, griff Venerio ein.

»Ihr Euch bestimmt nicht«, bemerkte Guido bitter, leerte seinen Kelch und stellte ihn auf dem Tisch ab. »Venedig und die Templer werden Hand in Hand arbeiten, wie sie es seit jeher getan haben. Aber für mich wird dieser Vertrag des Großmeisters schwere Verluste zur Folge haben.«

»Wie das«, gab Venerio zurück, »wo doch die Hospitaliter jetzt mit den Templern an einem Strang ziehen? Eure Verträge mit diesem Orden bestehen doch noch, nicht wahr? Ich würde meinen, dass gerade Euer Geschäft jetzt blühen und gedeihen wird.«

»Wir wissen alle, wie der mächtige Templerorden vorgeht.« Guido spie die Worte förmlich aus, dann schenkte er sich Wein nach. Ein paar Tropfen spritzten auf den Tisch. »Er wird das ganze Geschäft allein abwickeln. Die Hospitaliter werden höchstens die Ruder bei mir bestellen.«

»Wenn das so ist, werdet Ihr doch sicherlich für andere Wege offen sein, um Euren Werften Aufträge zu verschaffen?«

Guido starrte finster in seinen Weinkelch, erwiderte aber nichts darauf.

Venerio musterte die anderen Männer eindringlich. »Wollt Ihr unsere Frauen eines Tages auf der Straße um Essen betteln sehen?«, fragte er scharf. »Wollt Ihr Eure Dienstboten entlassen und Eure Häuser und Eure Reichtümer verkaufen müssen? Seht Euch doch nur vor den Toren unserer Paläste um. Es gibt unzählige Edelleute, die alles verloren haben. Sie vegetieren in den Gassen von Akkon dahin, inmitten von Unrat, Fliegen und Aussätzigen. Wisst Ihr, wie viele Kinder ich ihren halb verhungerten Eltern abgekauft habe, weil sie sie nicht mehr ernähren konnten? Möchtet Ihr zusehen, wie Eure eigenen Kinder auf den Sklavenmärkten an einen reichen Amir verkauft werden?«

»Das Bild, das Ihr da malt, ist abscheulich, Venerio.« Renaud runzelte angewidert die Stirn. »Natürlich will das keiner von uns.«

»Aber genau dazu könnte es kommen, wenn wir nichts unternehmen, Renaud. Wir wissen doch alle sehr gut, dass die Sarazenen die Waffenruhe nur deshalb einhalten, weil sie momentan gezwungen sind, sich der Bedrohung durch die Mongolen zu erwehren. Sobald sie diese unschädlich gemacht haben, werden die Mamelucken ihr Augenmerk wieder auf uns richten, und dann werden sie uns vernichten. Ich habe lange genug mit ihnen zu tun gehabt, um zu wissen, wie sehr sie uns hassen. Sie wollen ihr Land ein für alle Mal von uns säubern. Und bis dieser Tag kommt – und er wird kommen, das versichere ich Euch –, sitzen wir hier untätig herum, sehen unserem Ende entgegen und werden jeden Tag ärmer. Wir müssen etwas tun, und zwar jetzt und zu unseren Bedingungen, bevor wir alles verlieren.«

 

Konrad griff sich eine Hand voll Trauben von einer Platte und schob sich bedächtig eine in den Mund. »Euer Vorschlag stellt mich vor ein Rätsel, Venerio. Wie wollt Ihr denn die Waffenruhe zwischen unseren Truppen und den Sarazenen brechen?« Er klaubte ein paar Kerne aus seinen Zähnen. »Die Christentruppen sind geschwächt und untereinander entzweit. Um den Thron von Akkon ist ein Streit entbrannt. Und wenn wir nicht eine groß angelegte Invasion gegen Ägypten selbst führen, wüsste ich nicht, was die Sarazenen dazu bewegen könnte, uns anzugreifen.«

»Was ich vorhabe, wird in Palästina schwere Konflikte auslösen, daran hege ich keinerlei Zweifel«, erwiderte Venerio knapp. »Die Muslime werden es als schwerwiegenderen kriegerischen Akt betrachten als jeden Angriff auf eine ihrer Städte. Sie werden eine Tausende von Soldaten zählende Armee gegen uns zusammenziehen. Und ja, wir müssen Militärkräfte einsetzen, um unser Ziel zu erreichen, aber keine Armee. Ein kleiner Soldatentrupp reicht völlig aus.«

»Und von welchem Baum wollt Ihr die Soldaten pflücken, Venerio?«, erkundigte sich Guido spöttisch.

»Wir werden die Templer um Hilfe bitten«, erwiderte Angelo an Stelle seines Vaters. »Der neue Großmeister hat immer wieder betont, wie wichtig es ist, die von den Sarazenen besetzten Gebiete zurückzuerobern. Soweit wir wissen, beabsichtigt er, in einem Jahr nach Akkon zu kommen, um seine Amtsgeschäfte aufzunehmen. Wir glauben, ihn dazu bringen zu können, uns zu helfen. Er wird einsehen, dass ihm das mehr Vorteile als Risiken bringt.«

Guido grunzte, senkte aber den Blick, als Angelo ihn durchdringend anstarrte.

Michael runzelte die Stirn. »Selbst wenn es uns gelänge, einen Krieg anzuzetteln, dürften wir nicht darauf hoffen, ihn zu Ende zu bringen. Wir können die Sarazenen im Kampf nicht besiegen. Alles wäre vorbei, bevor es richtig begonnen hat.«

»Wenn unsere Truppen von den Mamelucken besiegt werden, hätten wir dadurch keine Verluste, Michael«, konterte Venerio. »Im Gegenteil, wir würden von der Vertreibung des Westens von diesen Ufern profitieren. Wenn die Mamelucken siegen, werden sie unsere Konkurrenten aus dem Land jagen, und wir können unangefochten den Handel zwischen dem Osten und unseren Heimatländern beherrschen. Wir benötigen hier keine Basis, um an den Sarazenen verdienen zu können. Wenn sie die christlichen Truppen vertrieben haben, müssen sie andere Schlachten schlagen, zum Beispiel gegen die Mongolen. Sie werden immer noch Kriegsausrüstung brauchen.« Venerio hielt inne, um seine Worte in das Bewusstsein der anderen Kaufleute einsickern zu lassen. Michael und Konrad starrten nachdenklich vor sich hin. »Im Endeffekt wäre es egal, wer den Sieg davonträgt – die Christen oder die Sarazenen. Unsere Profite würden in jedem Fall in die Höhe schnellen.«

»Aber was genau habt Ihr denn nun vor, Venerio?«, fragte Renaud. »Wie sehen Eure Pläne aus?«

Venerio lächelte. Endlich war ihm die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der anderen sicher, das hörte er aus ihren Stimmen heraus und las es in ihren Gesichtern. Sogar Guido lauschte jetzt wie gebannt. Er griff nach seinem Weinkelch. »Meine Herren, wir werden die Welt verändern.«