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Vita brevis, ars longa – das Leben ist kurz, lang ist die Kunst. In diesem antiken Aphorismus artikuliert sich die Ahnung, dass die Befristung unserer Lebenszeit dem Potenzial der Selbstverwirklichung entgegensteht, über das wir als kulturell geformte Wesen verfügen. Was jedoch, wenn es gelänge, diese Befristung auszuhebeln?

 Biologen sind den Mechanismen des Alterns längst auf der Spur, und einige von ihnen behaupten, diese Forschung könne uns in Zukunft befähigen, das Altern einzudämmen und die menschliche Lebensspanne erheblich auszuweiten, eventuell sogar bis zur biologischen Unsterblichkeit. Aber wäre ein sehr viel längeres Leben überhaupt ein Gewinn? Oder würden wir trotz dauerhafter körperlicher Fitness seelisch vergreisen? Ist biologische Unsterblichkeit ein erstrebenswerter Zustand? Und wie steht es mit den moralischen Problemen, die sich stellen, wenn das Geheimnis des Alterns gelüftet ist? Ist es zum Beispiel ungerecht, wenn sich nur Wohlhabende lebensverlängernde Therapien leisten können?

 Sebastian Knell geht diesen elementaren Fragen in seiner großangelegten philosophischen Studie auf den Grund und kommt zu klaren Einschätzungen, die spätestens dann von hoher praktischer Relevanz sein werden, wenn »Anti-Aging« nicht mehr nur ein Zauberwort der Kosmetikindustrie ist. Das könnte in nicht allzu ferner Zukunft der Fall sein.

 

Sebastian Knell, geboren 1966, hat in Frankfurt am Main und Pittsburgh Philosophie, Psychologie und Literaturwissenschaft studiert. Von 2001 bis 2010 war er Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Philosophie der Universität Basel, seit 2011 ist er am Institut für Wissenschaft und Ethik der Universität Bonn tätig.

 

Im Suhrkamp Verlag hat er zusammen mit Marcel Weber herausgegeben: Länger leben? Philosophische und biowissenschaftliche Perspektiven (stw 1900).

 

 

Sebastian Knell

Die Eroberung der Zeit

Grundzüge einer Philosophie verlängerter Lebensspannen

Suhrkamp

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

 

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2015

Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe, 2015.

© Suhrkamp Verlag Berlin 2015

© Sebastian Knell

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

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Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Umschlaggestaltung: Hermann Michels und Regina Göllner

 

eISBN 978-3-518-74057-6

www.suhrkamp.de

Inhalt

 

 

 

Vorwort

Allgemeine Einleitung

 

I.

Die eudaimonistische Bewertung verlängerter Lebensspannen

 

Einleitung

1.

Verdoppelte Lebensspannen

2.

Maximale Langlebigkeit und biologische Unsterblichkeit

3.

Lebensverlängerung, prudentielle Betroffenheit und rationale Suffizienz

 

II.

Die Moral der Lebensverlängerung

 

Einleitung

4.

Leben-Verlängern als »Leben-Retten«

5.

Anti-Aging-Forschung als moralische Pflicht?

6.

Lebensdauer und Gerechtigkeit I: Ungleiche Lebensspannen aus egalitaristischer Sicht

7.

Lebensdauer und Gerechtigkeit II: Ungleiche Lebensspannen aus nichtegalitaristischer Sicht

 

Schlusswort

 

Ausführliches Inhaltsverzeichnis






Dieses Leben, meine Herren, ist für unsre Seele viel zu kurz.

Johann Wolfgang von Goethe

Vorwort

 

 

 

Die Entstehungsgeschichte dieser Untersuchung reicht bis zu einem Forschungsaufenthalt am Center for Human Values der Princeton University zurück, wo ich im Frühjahr 2006 die ersten inhaltlichen Ideen entwickelt habe. Dass das Buch erst etliche Jahre später zum Abschluss gelangt ist, hat ganz wesentlich mit der ebenso lehrreichen wie hartnäckigen intellektuellen Begleitung zu tun, die mir während der Ausarbeitung meiner Gedanken zuteilgeworden ist. Die zentralen Kapitel sind während meiner Assistentenzeit an der Universität Basel entstanden und waren dort mehrfach Gegenstand konzentrierter Diskussionen im zugehörigen Lehrstuhlkolloquium. Die unbeirrbaren kritischen Nachfragen, insbesondere von Angelika Krebs, haben mich ein ums andere Mal genötigt, bereits entwickelte Sichtweisen als zu vorläufig zu erkennen und die Erforschung des Gegenstandes sowohl systematisch weiter aufzufächern als auch philosophisch rigoroser in die Tiefe zu treiben. Der Charakter des vorliegenden Buches wäre ohne die Erträge dieser produktiven Auseinandersetzung ein anderer.

Dank schulde ich jedoch nicht nur Angelika Krebs, sondern auch Dieter Sturma, der mir für den Abschluss meiner Forschungen nicht nur optimale Arbeitsbedingungen am Bonner Institut für Wissenschaft und Ethik gewährt, sondern mir darüber hinaus auch bei der Formulierung der finalen Fassung mit inhaltlicher Kritik und hilfreichen Anregungen zur Seite gestanden hat. Hervorzuheben ist ferner die außergewöhnlich befruchtende intellektuelle Umgebung des Instituts sowie des benachbarten Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften mit seiner einschlägigen Fachbibliothek. Die Diskussionen mit vielen Kollegen, allen voran mit Bert Heinrichs, Thorsten Galert und Dietmar Hübner, haben die Fertigstellung des Buches begleitet. Profitiert habe ich zudem von sachdienlichen Hinweisen, die mir der Geschäftsführer des Instituts, Michael Fuchs, gegeben hat.

Ein besonderer Dank gebührt neben Dieter Sturma Bert Heinrichs für seine kritische Lektüre des gesamten Manuskripts. Ebenso gilt mein Dank Elke Brendel, Christoph Horn und Michael Wagner sowie einem anonymen Fachgutachter für ihre hilfreichen Kommentare zu einer früheren Fassung des Textes, die ich im Jahr 2013 an der Universität Bonn als Habilitationsschrift eingereicht habe – auch wenn ich die meisten der zu Recht geforderten inhaltlichen Ergänzungen aus Platzgründen in die vorliegende Monographie nicht mehr habe aufnehmen können. Während der Entstehung des Buches habe ich mich mit so vielen Personen austauschen dürfen, dass ich hier nicht alle von ihnen dankend erwähnen kann. Stellvertretend genannt seien jedoch Barbara Bleisch, Hans-Joachim Crawack, Wolfram Gobsch, Matthias Haase, Christoph Henning, Franziska Martinsen, Jeff McMahan, Sebastian Rödl, Michael R. Rose, Susanne Schmetkamp, Barbara Schmitz, Hubert Schnüriger, Thomas Schramme, Peter Singer, Matthias Vogel, Marcel Weber, Lutz Wingert und Héctor Wittwer. Ebenso hervorzuheben ist Eva Gilmer, von deren stilistischem und sachlichem Scharfsinn der Text am Ende nochmals profitiert hat. Meinen Dank bekunden möchte ich schließlich jenen ganz besonders wichtigen Menschen, die dafür gesorgt haben, dass auch die Lebenszeit, die während der Arbeit an diesem Buch verstrichen ist, stets die eudaimonistisch bereichernde Fülle einer humanen Existenz für mich bereitgehalten hat.

 

Bonn, im November 2014
Sebastian Knell