Wer hätte gedacht, dass so viele Speichellecker für einen einzigen freien Platz im Stadtrat kandidieren würden? Misstrauisch beäuge ich die zehn Bewerber der heutigen Vorstellungsrunde. Ein Interview reiht sich an das nächste und erfüllt unser aller Leben mit schrecklicher Monotonie. Keiner der bisherigen Kandidaten erscheint mir geeignet, den Stuhl zu besetzen, der durch das Dahinscheiden von Anne Devoye frei geworden ist.
Meine beste Freundin Cordula, die heute im Rat ihre Eltern vertritt, behauptet zu Recht, auch bei Anne Devoye hätte es sich um keine Idealbesetzung gehandelt. Ihrem Verrat habe ich es schließlich zu verdanken, dass ich von einem rachsüchtigen Wolfsrudel entführt worden bin. Obwohl ich auf die verstorbene Hexade-Matriarchin zornig sein sollte, verbinde ich keinerlei negative Gefühle mit ihr. Denke ich an Anne, sehe ich nur die gebrochene Frau, die in einen Käfig gezwängt wurde, von den Wölfen als Haustier gehalten, oder später ihren zerbissenen Katzenkörper, den wir in einem kleinen Sarg zu Grabe getragen haben.
Ihre Tochter Lisbeth – ebenfalls eine Gestaltwandlerin – überlebte die Herrschaft der Wölfe zwar, hat bisher jedoch noch nicht in ihre menschliche Gestalt zurückgefunden. Als Katze hat sie sich bei einem Hexade-Nachfolger einquartiert. Nicht einmal Viktorius Horasch selbst ahnt, wie genau er zu dieser Ehre gekommen ist. Lisbeth und er standen sich in keiner Weise nah.
Mein Blick gleitet in seine Richtung. Viktorius sitzt neben seinem Patriarchen, die Handwerkerarme in einem verblichenen T-Shirt vor der Brust verschränkt. Er sieht aus, als wäre er von einer Baustelle direkt hierhergekommen und hätte sich eben noch den Bauarbeiterhelm vom wehenden blonden Haar gezogen. Auf seinen Stiefeln befinden sich Farbspritzer. Während sein Patriarch mit der Müdigkeit kämpft – sein Kinn mit dem vergilbten Bart sackt zusehends Richtung Brustbein –, lauscht Viktorius dem momentanen Bewerber mit entsprechendem Ernst. Als spüre er meinen Blick, dreht er den Kopf in meine Richtung.
Ertappt wende ich mich ab und versuche mich wieder auf den Kandidaten zu konzentrieren. Für gewöhnlich teile ich die Bewerber in drei verschiedene Typen ein – die Nervösen, die Großkotzigen und die übermäßig Untertänigen. Die Nervösen erkennt man an den ausgedehnten Schweißflecken unter den Ärmeln, dem nervösen Zucken ihrer Gliedmaßen und daran, dass sie trotz Mittermorgens entgegenkommender Interview-Führung immer wieder ins Stottern geraten.
Die Großkotzigen legen gerne eine gespielt gelangweilte Attitüde an den Tag, lehnen lässig auf ihrem Stuhl und versuchen allen das Gefühl zu vermitteln, wir müssten uns gefälligst bei ihnen einschmeicheln, großartig wie sie sind. Die anderen beiden Bewerbertypen sind den Großkotzigen natürlich ein Graus, stehen sie in der Nahrungskette weit unter ihnen. Meist geben sie sich nicht einmal in den Pausen mit ihnen ab. Zuletzt habe ich einen Typ 2-Bewerber dabei erwischt, wie er einen Typ 3-Bewerber – die Untertänigen – um ein Erfrischungsgetränk geschickt hat.
Jener letzter Typ sagt prinzipiell Ja zu jeder Frage, würde nach Aurora paddeln, um jemand anderem einen Gefallen zu tun, und grinst selbst dann noch, wenn Typ 2 ihm das Lächeln mit einem Vorschlaghammer aus dem Gesicht zu prügeln versucht.
Perzival Pensing-Palaver, unser momentaner Kandidat, ist eine Mischform aus Typ 1 und 3. Sein teures Sakko kann die Schweißperlen an seinem Haaransatz genauso wenig verbergen wie die glühenden Ohren, die zwischen seinem nussbraunen Haar hervorspähen. Die Nervosität lässt das Lächeln auf seinem Gesicht flackern. Er scheint sich stark konzentrieren zu müssen.
Perzival befindet sich in meinem Alter und ist der Neffe der Ratsmitglieder Paul und Peter Pensing. Dass sie ihn ausführlich auf die erste Bewerbungsrunde vorbereitet haben, erkennt man auch daran, dass Peter Pensing, der einige Stühle weiter sitzt, die Antworten seines Neffen parallel mit den Lippen nachformt.
Die beiden Brüder sind nicht die einzigen Hexade-Mitglieder, die versuchen, Freunde oder Verwandte auf den freien Platz zu hieven. Nach wie vor verstehe ich nicht, warum sich über hundert Bewerber für einen Posten gefunden haben, der außer Ansehen hauptsächlich Scherereien mit sich bringt.
Neben mir sackt Anselm Horaschs Kinn auf seine Brust und der Alte beginnt zu schnarchen. Das bemerkt auch der junge Bewerber. Sein Unterkiefer hängt sich aus, und sein Satz läuft in einem zerhackten Stottern aus.
Oliver Mittermorgen, der sich während der Bewerbungsphase als Gesprächsführer angeboten hat, dreht sich auf seinem etwas abseits stehenden Stuhl zu uns um und räuspert sich lautstark. »Vielleicht ist der Zeitpunkt für eine Pause gekommen«, schlägt er vor.
Niemand erhebt Einspruch. Als inoffizielles Sprachrohr der Hexade trifft Mittermorgen viele Entscheidungen, an die sich alle halten müssen. Üblicherweise beschwert sich niemand, denn er verhält sich taktisch klug und bleibt immer freundlich.
Stühle werden gerückt. Perzival Pensing, die restlichen Bewerber für den heutigen Nachmittag und die Hexade-Mitglieder strecken ihre Arme und Beine. Anselm Horasch blinzelt durch seine laschen Lider, als Viktorius ihm die Hand tätschelt und vorschlägt, frische Luft zu schnappen.
Neben mir taucht meine Freundin Cordula auf. »Ich brauche dringend ’ne Kippe«, erklärt sie, »sonst halte ich das nicht länger aus.«
An der Seite der Pensings, die ihren Neffen einkesseln, um ihn mit weiteren Tipps zu versorgen, verlassen wir das Ratsgebäude.
»Feuer?«, fragt Peter Pensing, der wie Cordula Raucher ist. Meine Freundin nickt und steckt sich eine Zigarette in den Mund. Der Patriarch lehnt sich zu ihr und führte seine gekrümmten Hände heran, ohne dass ich ein Feuerzeug oder Streichhölzer darin entdecken könnte. Plötzlich dringt ein Leuchten zwischen seinen Fingern hervor. Kurze Zeit später steigt Rauch aus Cordulas Zigarettenspitze.
»Danke«, sagt sie und zieht mich die Stufen hinab, sodass wir in Ruhe sprechen können.
Auf dem Gehweg halten wir neben einer der gigantischen Steinvasen, die den Treppenaufgang zum Ratsgebäude flankieren. Cordula verschränkt die Arme, spitzt die Lippen und stößt den Zigarettenrauch aus, der vom klirrend kalten Wind davongetragen wird. Es nieselt, doch ich bin mir sicher, der erste Schnee lässt nicht mehr lange auf sich warten.
»Peter und Paul sind unmöglich«, brummt Cordula. Mit ihren kräftig umrahmten Augen fixiert sie die beiden Brüder, die abwechselnd auf ihren Neffen einsprechen. Der junge Mann, der das nussbraune Haar sowie das gleichförmige Gesicht der Pensings teilt, reißt überfordert den Kopf nach links und rechts. Sobald ein Pensing-Bruder das Gespräch übernimmt, zieht der andere gierig an seiner Zigarette. Sie sind zwei seltsame Käuze – ich kann sie nicht sonderlich leiden.
»So sind sie doch immer«, antworte ich daher.
»Glauben sie wirklich, ihr Neffe schafft es in die Hexade, indem er ihre vorgeschriebenen Floskeln herunterbetet?«
Ich ziehe mir die Kapuze über den Kopf, um mich vor dem Nieselregen zu schützen. Cordulas mit Haarspray zementierte, wasserstoffblonden Haare scheinen immun gegen den Wettereinfluss.
Nachdenklich saugt sie an ihren Wangenpiercings. »Ist dir aufgefallen, wie er immer wieder herübergesehen hat?«
Meine Augenbraue hebt sich. »Er war nervös.«
»Das meine ich nicht. Schau.«
Ich folge ihrem Blick. Perzival Pensing-Palaver starrt in unsere Richtung, die Augen leicht aufgerissen. Sein Kopf fährt wieder herum, als einer seiner Onkel seine Aufmerksamkeit fordert.
Fragend sehe ich meine Freundin an. »Und?«
Cordulas sorgfältig gezeichnete Augenbrauen verschieben sich auf eine Art und Weise, die mir verrät, dass sie mehr weiß als ich.
»Du wirst es schon merken«, sagt sie und zieht ein letztes Mal an der Zigarette. Dann wirft sie den Glimmstängel auf die Straße und zertritt ihn. »Lass uns reingehen. Je schneller wir weitermachen, desto rascher bringen wir den heutigen Tag hinter uns.«
Ich folge Cordula und marschiere hinter ihr durch das Tor des Backsteingebäudes. Mein Blick kreuzt den des Pensing-Klons. Er starrt. Dann heben sich seine Mundwinkel wie in Zeitlupe, bis sie beinahe seine Ohren durchstoßen.
»Was …?«, murmle ich, als ich das Tor durchschreite.
Vor mir lacht Cordula. »Die Pensings sind bereit, mit allen Mitteln zu kämpfen«, brummt sie. »Nimm dich in Acht.«
Meine Augen weiten sich, als die Bedeutung ihrer Worte in meinen Kopf sickert. Glaubt Perzival Pensing etwa, er könne mich anbaggern und somit beeinflussen?
Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und stiere finster zurück, bis das Tor hinter mir zuklappt. Cordulas Schritte hallen lautstark durch den Korridor, im Takt dazu klappern die Spielzeugautos ihrer Kinder in ihren Manteltaschen.
Auf dem Weg zum Saal, in dem die Vorstellungsgespräche stattfinden, begegnen wir Oliver und Charlêne Mittermorgen, zwei der Hexade-Mitglieder, die mit einer weiteren Hexade-Matriarchin – Großmama Pheng – in ein Gespräch vertieft sind. Als könne Letztere meine Gedanken lesen, rückt ihr Haupt wie das eines Geiers herum.
Pheng wird von vielen Menschen Großmutter genannt, mit denen sie gar nicht verwandt ist. Tatsächlich hat sie nur sehr wenig mit einer liebevollen Oma gemein. Selbst ihr Sohn, mein Ziehvater Long, nennt seine Mutter nur äußerst selten Mama. Als er nach seinem Gefängnisaufenthalt erfuhr, dass die Matriarchin der Familie mich nie offiziell in der Familie aufgenommen hat, löste er ihre ohnehin erkaltete Beziehung und kehrt ihr mitsamt der Hexade den Rücken zu. Weil er nicht länger dem Stadtrat angehört, war es mir auch möglich, den neutralen Posten als Iudex Poschovaris anzunehmen.
Der Iudex Poschovaris dient bei Streitigkeiten und Uneinigkeiten als neutraler Beobachter. Auch im Nachbesetzungsvorgang für den frei gewordenen Hexade-Platz besitze ich ein Stimmrecht. Das Gute an der Sache ist: Ich werde dafür bezahlt; und Geld hat meine Familie bitter nötig. Das Schlechte folgt auf raschem Fuß: Ich muss mich ständig mit Großmama Pheng auseinandersetzen, die mir mein Leben lang schreckliche Dinge an den Kopf geworfen hat.
Im Vorübergehen messen wir uns in einem Blickduell. Ihr Haar ist streng zu einem Knoten zurückgekämmt, die Augen sind, passend zu ihrer magischen Fähigkeit, schwarz wie die Nacht. Von ihr hat mein Cousin Zhang sein Talent für Nekromantie geerbt, die Fähigkeit zur Totenbeschwörung.
Charlêne Mittermorgen stellt Pheng eine Frage, weswegen die Alte das Gesicht von mir abwendet. Währenddessen bemühe ich mich, den selbstsichersten Gang meines Lebens hinzulegen. Mich kann sie nicht länger verunsichern. Wenn ich es mir oft genug einrede, glaube ich vielleicht selbst einmal daran.
»Christine!«, ruft Oliver Mittermorgen und bringt damit mein Gehkonzept zum Wanken. Meine Beine verheddern sich. Ich versuche den Fauxpas mit einer Drehung auszugleichen und komme zum Stehen, die Hand an der Taille, als wäre ich soeben am Laufstegende angekommen. Mein Blick zuckt zu Pheng, doch sie ist in das Gespräch mit Mittermorgens Ehefrau Charlêne vertieft.
Der Ratsvorsitzende löst sich von ihrer Seite und eilt auf mich zu, unter den Arm einen Stapel Unterlagen geklemmt. »Ich habe dir mitgebracht, worum du mich letztes Mal gebeten hast. Unser Iudex Poschovaris soll schließlich für seine Entscheidung gerüstet sein.«
Etwas verwirrt sehe ich ihn an.
Er streckt die Hand aus und reicht mir das Zettelwerk, welches ich zögerlich entgegennehme. Dann erinnere ich mich. »Die schriftlichen Bewerbungen …« Jeder Anwärter musste ein Bewerbungsschreiben abgeben. Im Großen und Ganzen interessieren sie mich wenig. Stellengesuche erzählen nur kleine Ausschnitte eines Lebens (und mein eigenes würde vermutlich kaum dazu einladen, mich einzustellen). Für mich ist bloß die Hintergrundgeschichte eines ganz besonderen Bewerbers von Bedeutung.
Vorsichtig blicke ich von der Mappe auf. Ich will nicht, dass Oliver Mittermorgen allzu genau über mein Interesse Bescheid weiß. Er besitzt ein süßliches Lächeln, schmeichelnd wie Honig. Dazu passen auch sein kornfeldblondes Haar und seine goldenen Augen. Ich unterdrücke den Impuls, sein Lächeln zu erwidern. Das Verlangen danach drängt sich ganz automatisch auf.
»Danke«, sage ich. »Ich möchte mich informieren, bevor ich meine Entscheidungen treffe.«
»Dein Interesse freut mich«, erwidert er. »Es ist wichtig, diesen Platz an einen geeigneten Anwärter zu vergeben. Niemand sollte unüberlegt in die engere Wahl gezogen und somit in die zweite Bewerbungsrunde gewählt werden.«
Mein Mund öffnet sich, doch ich schließe ihn wieder. Ich möchte nicht zu auffällig nach Han fragen. Niemand soll über mein besonderes Interesse Bescheid wissen.
»Hast du noch Fragen?« Oliver hat einen untrüglichen Instinkt für die Bedürfnisse anderer. Das macht ihn zu einem erfolgreichen Kunsthändler und zur unangefochtenen Sprechfigur der Hexade.
»Etwas verstehe ich noch nicht ganz«, schließe ich zögerlich an. »Der erste Bewerber – Han …«
»Han Wei«, nickt Oliver.
»Sie meinten damals beim Treffen im Wintersteiner Palast, Han wäre bereits ein Patriarch der Triade. Er gehört zu den drei Drachenfamilien Shousas.«
»Das ist wahr.«
»Warum bewirbt er sich dann für den Posten in Poschovar? Ist es möglich, Patriarch in zwei Städten zugleich zu sein?«
In seinem versteiften Jackett hebt Mittermorgen die Schultern. »Nun …«, erwidert er. »Es gibt zumindest kein Gesetz, das es verbietet.«
Das kratzende Gefühl in meiner Kehle lässt sich nicht hinunterschlucken. Ich weiß, dass ich mit folgenden Worten auf Glatteis trete. »Als Drache der Triade in Shousa … warum wollen Sie ihn bei uns in Poschovar haben?«
Mittermorgen blinzelt. »Warum denkst du, dass ich ihn hier haben möchte?«
»Er wurde im Vorstellungsprozess allen anderen Kandidaten vorgezogen.«
Einen Augenblick lang schweigt mein Gegenüber. Er dreht die Augen zur Seite, dann schnellt sein Blick wieder zu mir, haftet sich an meinem Gesicht fest. »Ich will ehrlich zu dir sein, Christine. Han Wei ist ein mächtiger Mann.« Er legt sich die Worte zurecht, bevor er weiterspricht. »Es gibt zwei Gründe, warum ich ihn verfrüht eingeladen habe. Zum einen wären seine Verbindungen, sein Wohlstand und sein Einfluss ein Gewinn für die Hexade …«
»… zum anderen wollen Sie es sich nicht mit ihm verscherzen.«
Mittermorgen zuckt mit den Schultern, führt die Bewegung jedoch nicht ganz zu Ende. Es ist schwer für mich, mir vorzustellen, jemand mit dem Einfluss und dem Wohlstand Mittermorgens könne sich von einem anderen Geschäftsmann beeindrucken oder beeinflussen lassen. Andererseits ist Han kein einfacher Geschäftsmann. Wer weiß, in wie viele illegale Tätigkeiten er verwickelt ist.
Ich knete meine Hände.
»Hast du sonst noch Fragen? Zum laufenden Prozedere?«
Hastig schüttle ich den Kopf. Aus den hundert Bewerbern wurden rund fünfzig zum Gespräch geladen. Nach den Bewerbungsgesprächen werden durch eine anonyme Abstimmung zehn mögliche Kandidaten für den Hexade-Platz ausgewählt. Danach findet eine zweite Auswahlrunde statt. Dank meiner Position besitze ich ebenfalls eine Stimme.
Die Pensings traben an uns vorbei. Sie haben sich rechts und links bei ihrem Neffen eingehakt und schleifen ihn zwischen sich her wie Soldaten einen Gefangenen.Ihnen folgt träge Anselm Horasch, geführt von seinem Verwandten Viktorius. Wie genau sie in Beziehung stehen, wurde nie erwähnt. Horasch selbst hat keine Kinder, doch der Horasch-Clan ist groß und Viktorius gehört dazu.
Der alte Greis scheint schon wieder halb dem Schlaf verfallen zu sein, während das Gesicht des Jüngeren ein steinernes Mysterium bleibt. Er nickt mir zu, ich erwidere die Bewegung. Hinter ihm trippelt Großmama Pheng herbei.
»Kommst du, Christine?«, schnarrt sie. »Du wirst schließlich nicht fürs Herumstehen und Gaffen bezahlt.«
Ich wünsche mir Zhangs Nunchaku – eine talanidische Flegelwaffe, die aus zwei Stöcken besteht, welche mit einer Kette verbunden sind –, damit ich es ihr an den Kopf schleudern kann. Bevor mir eine passende Erwiderung einfällt oder ich auf die Idee komme, die Unterlagen zu werfen, berührt mich Oliver Mittermorgen am Arm. Seine Präsenz wirkt beruhigend, wie ein warmes Bad, das auf meine Glieder drückt und mich schwer und wohlig fühlen lässt.
»Lass uns gehen«, spricht er leise. »Die nächste Bewerberin findest du auf Seite 36, ich habe dir alles nummeriert.«