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IGNAZ HOLD

DER TOD DES PÈRE NOËL

Buch

Über dem Cours Mirabeau in Aix glitzert Weihnachtsbeleuchtung. Besinnlichkeit stellt sich dennoch nicht ein, denn Mord kennt keine Feiertage. Die Passanten in der weihnachtlich geschmückten Altstadt von Aix en Provence erstarren vor Entsetzen:

Ein Weihnachtsmann, der stadtbekannte Père Noël, liegt tot im Schaufenster eines großen Ladengeschäfts – erschossen.

Commissaire Papperin und das Team seiner Mordkommission tappen völlig im Dunkeln: Wer ist der Tote? Was ist das Motiv? Und: Wer ist der Mörder? Hinweise führen sie in die Forschungslabors der Universität Aix-Marseille, in die Islamistenszene, in die Welt des Big Business und in die einsame Winterlandschaft an der schroffen Felsküste zwischen Cassis und Marseille.

Autor

Ignaz Hold ist ein Pseudonym. Der Autor, ein reiselustiger Wissenschaftler, hat seit mehr als einem Vierteljahrhundert in der Provence eine zweite Heimat gefunden und kennt diesen Fleck Europas wie seine Westentasche. Er erholt sich, wann immer sein Beruf es ihm erlaubt, vom Stress des Universitätsalltags in seinem Haus in der Haute Provence. Dorthin, in die ländliche Idylle eines provenzalischen Dorfes, zieht er sich zurück, um zu schreiben. Neben nüchternen Fachbüchern entstehen dort seine Provencekrimis, in denen er den ganzen provenzalischen Mikrokosmos mit all seinen Problemen, Charakteren, landschaftlichen und kulinarischen Reizen einfängt und in spannende Krimis einfließen lässt.

 

 

 

Ignaz Hold

DER TOD DES PÈRE NOËL

Commissaire Papperins sechster Fall

Ein Provencekrimi

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Commissaire Papperins Provence

Dienstag 23. Dezember

Es war fünf Uhr nachmittags und über dem Land wölbte sich ein tiefschwarzer Himmel. Winter in der Provence. Natürlich lag kein Schnee. Das gab es hier nur selten. Die Landschaft versank in der alles umhüllenden, dunklen Stille.

Nur in den Städten herrschte Leben. Die Weihnachtsdekoration in den Straßen und auf den Plätzen von Aix en Provence glitzerte und funkelte und tauchte die Altstadt in helles Licht. Keine Spur von düsterer Winterstimmung. Im Gegenteil, quirliges Leben herrschte in den Einkaufsstraßen der Stadt.

Odile Papperin hatte sich bei ihrem Sohn eingehakt. Bepackt mit prallvollen Einkaufstüten schlenderten die beiden in Richtung des Parkhauses an der Avenue Jean Jaurès am Rande der Altstadt.

„Wahnsinn! Diese Stromverschwendung!“, meinte Jean-Luc Papperin mit einer Kopfbewegung zu den flimmernden Figuren und Girlanden, Sternen, Blumen, Weihnachtsmännern in Rentiergespannen und allen nur denkbaren Ornamenten, die sich blinkend und blitzend über die Einkaufsstraße spannten und in den Bäumen und an den Hausfassaden hingen.

„Ich finde das schön!“, widersprach madame Papperin. „Viel hübscher als die paar langweiligen Sterne bei uns in Cabanosque. Unser Bürgermeister sollte sich hieran ein Beispiel nehmen. Unser Dorf ist richtig tot, langweilig an Winterabenden. Alles dunkel, die meisten Bars geschlossen, keine Menschen auf der Straße. Aber hier, hier ist was los. Das gefällt mir!“

„Ich mag Cabanosque im Winter, ohne die vielen Touristen, die es im Sommer immer heimsuchen. Da ist es wie früher, bevor die Provence von den Engländern, Holländern und Deutschen als Urlaubsziel entdeckt wurde. Komm, schauen wir, dass wir zum Auto und nachhause kommen!“ Jean-Luc Papperin beschleunigte seine Schritte und wollte seine Mutter mitziehen. Doch die blieb stehen und deutete auf die hell erleuchtete Schaufensterfront eines Modegeschäfts.

„Sie doch, der père noël dort im Eingang! Wie er in seinem Schlitten sitzt und Geschenke an Kinder verteilt. Das ist doch nett!“

Im breiten Zugang zum Kaufhaus, noch vor den weit geöffneten Glastüren, stand ein Schlittengespann. Zwei gläserne Rentiere zogen einen großen silbernen Hörnerschlitten auf dem ein Weihnachtsmann thronte. Er saß inmitten eines Berges von Geschenkpäckchen, die in glitzernd-bunter Weihnachtsfolie verpackt waren. Immer wieder griff er in einen Sack aus rotem Samt, aus dem er Weihnachtsgebäck und Schokofiguren nahm und an die ihn begeistert umringenden Kinder verteilte. Er sprach mit den Kindern, schien seine Späße mit ihnen zu treiben, denn immer wieder erschallte ihr fröhliches Lachen hinaus auf die Straße. Entzückt lauschte Odile Papperin, und auch ihr skeptischer Sohn schien Gefallen an der Freude und Begeisterung der Kinderschar zu finden. Natürlich konnten sie nicht verstehen, was der père noël alles sagte. Das drang nicht bis zu ihnen hinaus auf die belebte Gasse. Es war aber klar, es waren nicht nur die Süßigkeiten, die die Kleinen so erfreuten. Er schien sich auch sehr nett mit ihnen zu unterhalten und ihnen lustige Geschichten zu erzählen. Schließlich riss sich Jean-Luc von dem schönen Anblick los und zog seine Mutter hinaus aus der Menschentraube, die sich auf der Straße vor dem Kaufhauseingang gebildet hatte, um dem Treiben des Weihnachtsmannes zuzusehen.

Viens, maman! Wir sollten sehen, dass wir schnell nachhause kommen und die foie gras in den Kühlschrank legen. Gänsestopfleber wird so schnell schlecht.“

Seine Mutter hatte ihn im Kommissariat angerufen, als er gerade pflichtgemäß aber gelangweilt einen internen Bericht seines obersten Chefs aus der Zentrale der police judiciaire in der Hauptstadt studierte. Eine Freundin hatte sie nach Aix mitgenommen, wo sie Weihnachtseinkäufe machte – eben diese foie gras und andere Spezialitäten, die man in ihrem Dorf nicht bekam. Nur zu gerne hatte er sich überreden lassen, sie zu einen vin brûlé, einem Glühwein, auf dem Weihnachtsmarkt zu treffen, um dann mit ihr und ihren schweren Einkaufstüten nach Cabanosque nachhause zu fahren.

***

Inzwischen war es spät geworden. Der kleine Zeiger der Rathausuhr näherte sich der Neun. Längst hatten die Läden geschlossen, und die Passantenströme in den Straßen und Gassen waren versiegt. Nur noch vereinzelt eilte ein Fußgänger durch die nach wie vor hell und blinkend leuchtende Altstadt. Auch das Modehaus hatte zu. Das schwere stählerne Rollgitter war herabgelassen und versperrte den Zutritt. Die Beleuchtung in dem Raum zwischen dem Gitter und den Glastüren war ausgeschaltet. Vom Licht der städtischen Weihnachtsdekoration auf der Straße schwach erhellt, konnte man das Schlittengespann mit den gläsernen Rentieren erkennen. Alles schien wie ausgestorben. Aber es herrschte doch noch Leben in dem halbdunklen Raum. Der père noël kroch auf allen Vieren um seinen Schlitten. Er schien etwas zu suchen. Immer wieder warf er Sachen in den Sack aus rotem Samt, den er neben sich herzog. Dann wieder nestelte er an der Verzierung des silbernen Hörnerschlittens herum.

Eine der Glastüren zum Kaufhausinneren wurde geöffnet und ein Wachmann in dunkler Uniform trat in den Vorraum.

Salut Marouan! Was machst Du noch hier. Wolltest Du nicht längst weg sein?“

Merde!“, klang es ganz unweihnachtlich zwischen den dichten, weiß gekräuselten Barthaaren des père noël hervor.

„Ich bin beim Einpacken mit dem dämlichen weiten Mantel an dem Haken da hängen geblieben. Dabei ist der Sack mit den Süßigkeiten umgekippt und ein Teil der Verzierungen am Schlitten wurde weggerissen. Jetzt darf ich das alles zusammenklauben und die Deko muss ich wieder hinbekommen. Sonst krieg ich morgen Probleme mit der Chefin.“

Der Wachmann begutachtete die herunterhängenden und teilweise abgerissenen Girlanden und Leuchtbänder.

„Oh je, das dauert dann noch ein Weilchen. Solange kann ich nicht warten. Pass auf, ich lass eine der Glastüren offen. Wenn Du fertig bist, gehst du durch das Geschäft und beim Personaleingang raus. Vergiss nicht, die Glastür hier von innen zu verriegeln! Für den Personalausgang hast du einen Schlüssel, oder?“

„Mmh!“, brummte der Weihnachtsmann verdrießlich, um dann noch hinzuzufügen: „D’accord! Mach ich!“

***

„Petit papa Noël,

Quand tu descendras du ciel

Avec des jouets par milliers,

N’oublie pas mon petit soulier“

Unmelodisch und laut schallte das bekannte Weihnachtslied durch die enge Rue Papassaudi in der Aixer Altstadt. Drei junge Männer, eng umschlungen mit über den Schultern verflochtenen Armen, wankten grölend zwischen den gusseisernen Pollern, die die schmale Fahrspur von dem noch engeren Fußgängerbereich abgrenzten. Sie versuchten die Pfosten im Slalom zu umkurven, was ihnen nicht immer gelang. Ab und zu stolperte einer von ihnen über das Hindernis.

„Zuviel vin brûlé getrunken? Ka … ka … kannst nicht mehr gerade gehen?“

Sie kamen von einem Männerabend, den einer ihrer Freunde traditionell am Vorabend des réveillon de noël veranstaltete. Ihre Frauen wollten nicht mitkommen. Sie blieben lieber zuhause und bereiteten Wohnung und Küche für den morgigen Weihnachtsabend vor.

Wie schon in den Vorjahren war die Party zu einem Saufgelage ausgeartet. Kurz vor Mitternacht hatte sie ein abruptes Ende gefunden, als die Gattin des Gastgebers genug von dem Gegröle hatte, das bis in die oberen Stockwerke des Stadthauses vorgedrungen war. Wütend war sie in den Partykeller gestürmt und hatte die stark alkoholisierten Gäste ihres Mannes kurzerhand hinausgeworfen.

Die drei Freunde torkelten mehr oder weniger ziellos in verschlungenen Kurven in die vermutete Richtung ihrer Wohnungen. Laut singend machten sie unnötige Umwege durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Immer wieder stoppten sie vor einem erleuchteten Schaufenster und machten sich über die Weihnachtsdekorationen lustig.

„He, schau mal! Der père noël da auf seinem Schlitten! Hat wohl auch zu viel vin brûlé gesoffen. So fest wie der schläft.“

Die drei wankten auf den Kaufhauseingang zu, klammerten sich an die stählernen Verstrebungen des Rollgitters und gafften in den Kaufhausvorraum. Auf einem silbernen, von gläsernen Rentieren gezogenen Hörnerschlitten vor den geschlossenen Glastüren zum Geschäft schlief ein Weihnachtsmann. Er saß etwas schief in seinem silbernen Thronsitz. Die Arme hingen seitlich an ihm herab. Sein Kopf war auf die Brust gesunken.

Lange starrten die drei Betrunkenen das weihnachtliche Gespann wortlos an.

Bizarre, ce père noël! Weiße Haare und roter Bart!“, wunderte sich einer der drei.

„Ja sehr ko… komisch! Rot wie sein Samtmantel. Kommt vo… vo… vom Ro… Rotwein!“, stammelte sein Freund.

Tatsächlich war der gekräuselte Vollbart rot, allerdings viel dunkler als der leuchtend rote Samtmantel des Weihnachtsmannes.

Non, non, non, Christophe. Tu te trompes! Du täuscht dich. Das … das ist … Blut. Getrocknetes Blut.“

Non, Yves! C’est du vin rouge!

Es dauerte eine Weile, bis der Yves Genannte seine beiden Freunde davon überzeugen konnte, dass nicht Rotwein, sondern Blut die Ursache für den tiefroten Bart war. Wie immer bei Betrunkenen, die mit einem plötzlichen Horrorszenario konfrontiert werden, setzte nach einer kurzen Schrecksekunde schlagartig Ernüchterung ein.

„Der ist tot! Erschossen! Seht ihr da, an der Stirn?“

„Und am Kinn, links am Unterkiefer!“

Merde! Was sollen wir machen?“

„Na, die gendarmerie rufen. Wo ist mein Handy?“

Endlich hatte es sich in einer der Anoraktaschen gefunden. Schnell war die 112 gewählt und die Notrufzentrale meldete sich. Der Anruf wurde zur örtlich zuständigen gendarmerie weitergeleitet.

Mittwoch, 24. Dezember

Réveillon – der klassische Weihnachtsschmaus am Heiligen Abend fand auch im Hause Papperin statt. Aber er spielte sich völlig anders ab, als dies bei den herkömmlichen Familienfesten am Heiligen Abend üblich war.

Seit dem Unfalltod ihres Mannes Arnaud hatte Odile Papperin das traditionelle dîner en famille kurzerhand über Bord geworfen und etwas Neues eingeführt. Denn ohne ihren geliebten und stets gut gelaunten Arnaud war Weihnachten für sie öde und sinnlos geworden. Der Schmerz und die bedrückende Erinnerung an das erste, triste réveillon, allein im riesigen séjour der alten Ölmühle, ihr Sohn Jean-Luc im fernen Paris, hatten in ihr damals die Idee reifen lassen, alle Freunde und Bekannten, die wie sie an Heiligabend allein waren, zum festlichen Weihnachtsdinner in ihre Ölmühle einzuladen. Diesem Brauch war sie treu geblieben, auch nachdem Jean-Luc die Leitung der Mordkommission bei der police judiciaire in Aix en Provence übernommen hatte und wieder zu ihr nach Cabanosque in die große alte bastide gezogen war, in der die Familie Papperin seit Generationen lebte und eine Ölmühle betrieb.

1910 hatte Jean-Lucs Urgroßvater einen kleinen Olivenhain gekauft und mit dem Pressen von Olivenöl begonnen. Er war ein großer Verehrer des Poeten Frédéric Mistral. Deshalb hatte er seinem Sohn, Jean-Lucs Großvater, den Vornamen des angebeteten Dichters und Kämpfers für die Unabhängigkeit der Provence gegeben und das kleine, vormals noch namenlose Unternehmen umbenannt. Seitdem trug es den Firmennamen Moulin à Huile Fréderic Papperin. Im Verkaufsraum der Ölmühle hing seit jener Zeit neben dem Portrait des Unternehmensgründers Frédéric Papperin ein Ölgemälde des lorbeerbekränzten Frédéric Mistral.

***

Wie jedes Jahr hatte es sich Odile Papperin auch diesmal nicht nehmen lassen, alle die einzuladen, die nach Ihrer Ansicht Weihnachten zuhause alleine und traurig verbringen mussten. Teilweise war sie auf heftigen Widerstand bei Jean-Luc gestoßen, als sie ihm die Gästeliste gezeigt hatte. Aber sie hatte obsiegt. Das fing an mit ihrer direkten Nachbarin: Madame Marie-Thérèse Nez. Seit deren Mann Guy gestorben war, führte die 86-jährige ein einsames Leben in ihrem großen Haus. Sie war wirklich bemitleidenswert, mit ihrer Arthritis, dem gekrümmten Rücken und der extremen, fast an Blindheit grenzenden Kurzsichtigkeit. Trotzdem, bei allem Mitleid, Jean-Luc konnte sie nicht ausstehen, vorlaut und besserwisserisch wie sie war. Sie nörgelte an allem und jedem herum, ließ selbst aber keinerlei Kritik an sich zu.

„Sie ist eine sehr arme Seele“, entgegnete Odile den Einwänden ihres Sohnes. „Wenn wir sie sonst schon so oft wie möglich meiden, wenigstens an Weihnachten sollten wir uns um sie kümmern. Das gehört sich einfach!“

Jean-Luc Papperin hatte schließlich nachgegeben. Dafür konnte er durchsetzen, dass sein Studienfreund Paul Vergier eingeladen wurde.

„Den brauchen wir nicht!“, hatte Odile ihm zunächst kontra gegeben. „Der ist doch glücklich verheiratet und hat eine Tochter.“

„Schon, aber gerade ist er Strohwitwer. Yvonne, seine Frau, ist bei der Tochter in Québec, in Kanada. Die ist krank, aber er konnte nicht mitfahren, weil er zurzeit das Amt des Ermittlungsrichters aufgebrummt bekommen hat. Und als juge d’instruction kann er nicht für längere Zeit verreisen. Mit den anderen geladenen Gästen hatte Jean-Luc keine Probleme. Alphonse, der einzige Angestellte der Ölmühle durfte nicht fehlen. Er war ein treuer alter Mann, der schon von Jean-Lucs Vater eingestellt worden war, und der trotz seines Alters fleißig und mit Freude die schwere Arbeit in der Olivenplantage verrichtete.

Selbstverständlich hatte sie Francis eingeladen. Francis Savonari war eine wichtige Person in Cabanosque. Nicht nur, dass er Kommandant der sapeurs-pompiers, der örtlichen Feuerwehr war. Er war auch der Besitzer der Bar Aux Chasseurs, der einzigen Bar im Ort, die sich nicht dem Schickeriadiktat der Touristen unterworfen hatte, und deshalb vor allem von der einheimischen Bevölkerung besucht wurde. Und Francis war – wie Jean-Luc Papperin seit den Mistralmorden wusste, seinem ersten großen Fall hier in der Provence – der heimliche Geliebte von Odile. Aber so heimlich war das Verhältnis eigentlich gar nicht mehr. Nachdem sie ihm mit einer frei erfundenen Liebesnacht ein gefälschtes Alibi gegeben und ihn so vor einem längeren Gefängnisaufenthalt bewahrt hatte, hatten die beiden zueinander gefunden – auch wenn sie das nach außen nicht an die große Glocke hängten. Sie wohnten getrennt, aber sie waren sich sehr zugetan. Und da Francis außerdem der Vorsitzende des örtlichen Jagdvereins war, der Association des Chasseurs de Cabanosque, war Odiles Tiefkühltruhe immer gut mit Wildbret gefüllt.

Seit seinem letzten Fall hatte Papperin einen neuen Freund gefunden, den Trüffelzüchter Damien Valbonne. Die ursprüngliche Feindschaft zwischen den beiden war einer tiefen Freundschaft gewichen. Zuerst hatte der Kommissar den truffier wegen Mordes verhaftet, dann aber den wirklichen Täter überführen können. Das Interesse an Trüffeln hatte die beiden diesen juristischen Zwischenfall schnell vergessen lassen. Weil Damien Witwer war und Weihnachten allein, nur mit seinem Sohn Philippe, auf seinem Hof oben in der Haute Provence hätte begehen müssen, hatte Odile die beiden eingeladen. Außerdem war sie sich sicher, Damien würde einen oder zwei Prachttrüffel zur Verfeinerung des Weihnachtsmahls mitbringen – es war schließlich Winter, Trüffelzeit.

Jean-Luc Papperin war rundum zufrieden mit dieser Gästeliste – vielleicht mit Ausnahme von madame Nez. Aber das musste zu ertragen sein. Er freute sich auf den Heiligen Abend und den mitternächtlichen Weihnachtsschmaus. Zufrieden schmückte er den Weihnachtsbaum, die traditionelle sapin de noël, und half dann seiner Mutter beim Decken der festlichen Tafel. Dazwischen wandte er sich immer wieder der durch ein weites Rundbogentor von dem riesigen Wohnraum abgesetzten Küche zu, um Herd und Backofen zu kontrollieren, und letzte Hand an die Zubereitung des mehrgängigen Menüs zu legen.

Maman, koste mal, was ich als dessert kreiert habe“, forderte Papperin Odile auf.

„Profiteroles mit crème de lavande als Füllung und Lavendelüberzug aus weißer Schokolade.“

Auf einem kleinen Tellerchen reichte er ihr ein etwa golfballgroßes hellviolett glänzendes Teilchen, von dem sie mit kritischer Feinschmeckermiene ein Stück abbiss. Anerkennung heischend stand er vor ihr.

„Die Füllung ist sehr gut. Aber im Überzug ist viel zu viel Lavendel. Das erschlägt alles.“

„Soll ich weniger Lavendelöl in die Schokomasse tun?“

„Gar keines. Dann ist es perfekt.“

Sie gab ihm das Probiertellerchen zurück und deutete auf den festlich gedeckten Tisch.

„Wie findest du die Tischordnung. Ich mag nicht, wenn sich die Leute wahllos hinsetzen wo sie wollen. Deswegen werde ich jedem seinen Platz zuweisen. Ich hab mal Namenskärtchen hingestellt.“

Jean-Luc Papperin umrundete langsam den alten, langen Eichentisch und las die Namen halblaut vor:

„… Francis Savonari … Odile Papperin … Damien Valbonne – madame Nez – Jean-Luc Papperin …“

„Du sitzt neben deinem …“ fast hätte er Geliebten gesagt.

„… neben Francis. Und ich soll neben der unerträglichen Alten sitzen? Das passt mir gar nicht! Und auch Damien willst du die zumuten?“

„Als Älteste sollte sie neben dem Gastgeber sitzen. Das wirst du schon aushalten. Lies weiter!“

„… madame Nez … Jean-Luc … Jeannine Dalmasso …“

„Wieso Jeannine? Hast du die etwa auch eingeladen?“

„Natürlich! Die ist auch alleine an Heiligabend! Außerdem passt ihr zwei so gut zusammen. Das sage ich doch schon seit langem! Du bist nur so stur. Da muss man einfach ein bisschen nachhelfen.“

„Ruf sie sofort an und lade sie wieder aus. Du weißt ganz genau, maman, dass das nicht geht.“ Mit vor Erregung hochrotem Kopf redete Jean-Luc auf seine Mutter ein.

„Jeannine ist meine Mitarbeiterin, und ich bin ihr Vorgesetzter. Wenn wir jemanden aus meinem Kommissariat einladen, dann alle meine Leute. Und nicht nur einen … schon gar nicht Jeannine!“

„Das sehe ich anders. Ihr liebt euch doch!“

„Du weißt genau, dass wir das anders geregelt haben.“

„Aber ihr wart einmal ein Liebespaar. Mögt euch immer noch. Das sehe ich doch. Außerdem weiß es eh jeder.“

„Quatsch! Wir sind ein Team, das gut zusammenarbeitet. Und alles andere ist passé! Und jetzt ruf sie an und lade sie wieder aus!“

Non! Manchmal muss man das Glück erzwingen. Besonders bei so einem Sturkopf, wie du einer bist!“

„Dann ruf eben ich sie an!“ Jean-Luc wischte seine schokoladenverschmierten Finger an der Schürze ab, und fingerte sein Handy aus der Hosentasche. Im Telefonverzeichnis scrollte er bis zu ihrer eingespeicherten Nummer, die er zweimal antippte.

Le numéro que vous avez composé est momentanément …

Merde!“, unterbrach er die Computeransage. Sie hat ihr Handy ausgeschaltet oder ist ein einem Funkloch. Aber ich versuche es immer wieder.“

Er steckte das Handy in seine Hemdentasche. Plötzlich sog er laut hörbar die Luft ein, während sich eine steile Falte auf seiner Stirn bildete.

„Oh, verdammt, da riecht es brenzlig. Ich hätte das Gas kleiner drehen sollen.“ Bei diesen Worten stürzte er in die Küche und drehte hektisch an den Knöpfen des großen Gasherds.

***

Alle Gäste waren eingetroffen. Jeannine hatte Papperin bei ihrer Ankunft mit einer fragend gefurchten Stirn angeschaut. ‚So etwas wollten wir doch vermeiden‘, schien ihr Blick zu sagen. Jean-Luc hatte sie telefonisch nicht mehr erreicht. Er hatte es zwar noch zweimal versucht, dann aber hatte ihn die Arbeit an seiner Menükreation so in Anspruch genommen, dass er keine Zeit zu telefonieren mehr gefunden hatte.

Nachdem die Begrüßungs-bisous ausgetauscht waren, versorgte Jean-Luc alle seine Gäste mit einem Glas voll perlendem Veuve Cliquot. Bei regem Geplauder und Smalltalk wurden die stilvoll geschmückte sapin de noël betrachtet. Vor allem aber fand die crèche provençale der Papperins große Bewunderung. Unzählige santons, Krippenfiguren aus Ton, teils bunt bemalt, teils mit Gewändern aus Stoff bekleidet, scharten sich um Maria und Josef und das Jesuskind auf seiner Liege aus Stroh. Die Anlage war auf einem alten Billardtisch aufgebaut, der im hinteren Teil des Raumes stand, und nahm die gesamte Tischfläche in Anspruch. Berge, schroffe Felsen, ein blau funkelnder Bach, links ein Wald von Schirmpinien, rechts im Hintergrund ein Dorf mit einer gepflasterten Straße, auf der Handwerker ihrer Arbeit nachgingen. Anders als in den üblichen Krippen, in denen das Christuskind in einem Stall oder in einer Scheune lag, fand das weihnachtliche Geschehen hier in einer Höhle am Fuße einer steilen Felswand statt. Die heilige Familie, Ochs, Esel und die anderen obligatorischen Begleitfiguren lagen oder standen im Eingang zu einer tiefen, dunklen Höhle. Drei schlanke Palmen ragten rechts und links von der düsteren Felsgrotte hoch in den Himmel.

„Teilweise stammen die Figuren vom Ende des 19. Jahrhunderts“, erläuterte Odile. „Jean-Lucs Urgroßvater hat damit angefangen. Er hat viele der Figuren selbst gemacht. Und natürlich auch viele dazu gekauft. Im Laufe der Generationen wurde die Krippe größer und größer. Mein verstorbener Mann hat auch noch selbst santons gebastelt.“

Sie deutete mit der Hand auf eine Gruppe von einem guten Dutzend etwas abstrakt geformter Schäfer mit ihren Herden, die vom Stil her eigentlich so gar nicht zu den alten Figuren passten.

„Die Hirten dort mit der grellen Bemalung, die sind von ihm. Leider“, sie hob bedauernd die Schultern „hat Jean-Luc keine Zeit, um diese Familientradition weiterzuführen. Aber er kauft jedes Jahr welche dazu, oft sehr teure aus Antiquitätenläden.“

Die Krippe war wirklich ein Kunstwerk. Nicht ohne Grund war sie in den Bildband Cabanosque – aujourd’hui et autrefois aufgenommen worden, in dem ein renommierter Kunsthistoriker die Sehenswürdigkeiten seines Heimatdorfes beschrieb.

„In zwei Wochen, an Épiphanie, werden noch die drei Könige mit ihrem Tross dazu gestellt. Dann erst ist die Krippe vollständig. Wenn man alles zusammenzählt“, fuhr sie stolz fort, „dann besteht sie aus 137 Figuren – Menschen und Tieren.“

Während Odile Papperin den staunenden Gästen die Krippe zeigte, hatte sich Jean-Luc von der Gruppe gelöst und auf der Festtafel zwei Tischkärtchen vertauscht. Jeannine würde jetzt neben seinem Freund Paul Vergier sitzen, dem Richter. Neben sich selbst hatte er Philippe platziert, den Sohn des Trüffelbauern. Innerlich bedauerte er zwar diese Rochade, denn er fühlte sich nach wie vor sehr zu Jeannine hingezogen – auch wenn er dies weder sich selbst noch seiner Umwelt gegenüber zugeben wollte. Andererseits liebten beide – Jeannine und er – ihren Beruf über alles: Das Kommissariat in Aix, das großartige Arbeitsklima dort, die professionelle Zusammenarbeit mit den Kollegen, die fast Freunde waren. Eine Katastrophe, wenn das alles zusammenbrechen würde, nur weil sie nicht voneinander lassen konnten. Sie hatten sich ausgesprochen und waren sich einig, dass ihnen die gemeinsame Arbeit in Aix auf Dauer wichtiger war, als die womöglich vorübergehenden persönlichen Gefühle der Zuneigung.

***

Die Tafelrunde war ausgelassen und fröhlich. Man war inzwischen beim Dessert angelangt, und Jean-Lucs Lavendelkreation wurde allenthalben hoch gelobt. Papperin hatte seinen Ärger über seine Mutter und seine Vorbehalte gegen die Einladung von Jeannine längst vergessen. Im Gegenteil, er genoss es, sich mit ihr zu unterhalten. Sie waren wirklich ein tolles Team – nicht nur beruflich. Sie saß zwar nicht mehr neben ihm – das hatte er selbst verschuldet – aber ihm doch sehr nahe, schräg gegenüber an der schmalen Festtafel. Zuerst der Champagner und anschließend der Rosé cru classé des Weinguts Château Sainte Roseline hatten ihn sämtliche guten und sinnvollen Vorsätze vergessen lassen. Zu seinem Bedauern konnte er seinen Arm nicht um sie legen. Dazu hatte er sie zu weit von sich weggesetzt. Aber er unterhielt sich blendend mit ihr. Seine Tischnachbarin, madame Nez, war ganz gegen ihre Gewohnheit verstummt. Dafür hörte sie umso neugieriger dem Gespräch zwischen Jean-Luc und seinem attraktiven Gegenüber zu. Das gab etwas zu berichten, morgen, im Dorf in der boulangerie.

Während anfangs die Unterhaltungen mehr oder weniger voneinander unabhängig in verschiedenen Gesprächsgruppen stattfanden – jeder unterhielt sich vor allem mit seinem Tischnachbarn und seinem direkten Gegenüber – nahm eine Diskussion immer mehr an Lautstärke zu und übertönte schließlich alle anderen. Richter Paul Vergier und Francis Savonari hatten sich in das Thema Korruption und Bestechlichkeit verbissen. Nicht dass sie sich stritten. Nein, beide regten sich heftig über das Gleiche auf. Während Francis über die lokalen Politiker herzog, vor allem über den Bürgermeister Renardeau, dessen Kungelei mit einem lokalen Baulöwen das Dorf fast in den Ruin getrieben hätte, machte der Richter sich Luft über die nationalen Politiker, die ihre Machtstellung immer unverhohlener zur persönlichen Bereicherung missbrauchten.

„Kürzlich hatten wir sogar am Gericht einen Bestechungsfall. Ein Minister – leider darf ich seinen Namen nicht nennen – hat einem Kollegen von mir doch tatsächlich zwanzigtausend Euro angeboten, wenn das Urteil in seinem, des Ministers, Sinn ausfallen würde. Die Sache wurde von höchster Stelle unter den Teppich gekehrt und vertuscht.“

„Das ist doch gar nichts, das sind doch pea nuts“, schaltete sich der Sohn des Trüffelzüchters ein, wobei er den Anglizismus so aussprach, dass ihn ein Brite wohl nicht verstanden hätte. „Gegen unseren premier-ministre, der drei Millionen veruntreut haben soll! Das stinkt zum Himmel. Und ich wette, der kommt auch noch ungeschoren davon. Das sind doch alles Verbrecher, diese classe politique da oben in Paris, mit ihren Seilschaften und Verbindungen aus den Eliteschmieden: ENA – École Nationale d’Administration – pfui Teufel, wenn ich das schon höre!“

„Ja, und wer muss das alles ausbaden, natürlich wir kleinen Leute!“, mischte jetzt madame Nez begeistert mit. „Aber es ist ja viel schlimmer. Der ganze Staatsapparat, dem wird das Geld doch nur so nachgeschmissen. Die schustern sich doch selber alles zu … les fonctionnaires – die Beamten!“ Voller Abscheu sprach sie das verhasste Wort aus.

„Also mir schustert niemand etwas zu. Ich muss sehen, dass ich mit meinem Gehalt über die Runden komme“, meldete sich brigadier Dalmasso zu Wort. „Die Miete, die ständig steigenden Lebensmittelpreise. Vom Benzin gar nicht zu reden!“

„Ja vielleicht ihr kleinen Beamten, brigadiers und so. Aber Jeannine!“, madame Nez blickte die Polizistin mit falschem Lächeln an, wie es Papperin schien. „Sie haben doch überhaupt keinen Grund zu klagen. Sie haben ja Jean-Luc, Ihren … Ge…“, sie zögerte. „… Ihren Chef. Der lässt Sie schon nicht zu kurz kommen.“

Madame Nez!“, versuchte Papperin seine boshaft geschwätzige Nachbarin in die Schranken zu weisen. „Überlegen Sie, was Sie da behaupten. Sie wissen genau, dass das nicht stimmt.“

Mit vor Eifer hochrotem Gesicht nippte sie an ihrem rosé, um dann mit etwas leiserer, aber immer noch deutlich zu hörender Stimme in ihr Weinglas zu murmeln: „Ich weiß genau, was man im Dorf so alles munkelt!“

Sie hob ihren Kopf und schaute mit ihren großen vorstehenden, aber extrem kurzsichtigen Augen angriffslustig in die Runde.

„Aber darum geht es mir ja gar nicht. Die Ausbeutung ist das Problem. Wir kleinen Leute, uns saugen die da oben aus. Wir müssen alles bezahlen – Steuern Sozialabgaben, Wasser, Strom, taxe d’habitation, taxe foncière, und das wird immer teurer. Und von dem vielen Geld, das der Staat uns Bürgern abnimmt, davon bekommen wir nichts zurück!“

„Aber das stimmt doch nicht ganz, chère madame!“, versuchte der Richter die sich auftürmenden Wogen zu glätten. „Die, wie Sie sie nennen, kleinen Leute profitieren doch ganz erheblich vom Staat: Wir haben ein hervorragendes Gesundheitssystem, das Sie fast nichts kostet. Nahezu alles ist kostenlos: la crèche, die Kinderkrippe, die Ganztagsschulen: l‘école maternelle, l’école primaire, le collège, le lycé. Selbst das Universitätsstudium ist kostenlos. Schauen Sie da mal nach England oder in die Vereinigten Staaten! Da können Sie sehen, dass es uns hier nicht schlecht geht.“

„Ach Sie … Sie sind Richter, gehören doch auch zu denen da oben.“ Und um dann noch eins drauf zu setzen, fuhr sie fort „Schauen Sie doch nur Jean-Luc hier an. Commissaire divisionnaire de la police nationale. Der verdient doch auch viel zu viel. Sonst könnte er es sich gar nicht leisten, hier so ein Fest zu geben … mit Champagner, Trüffeln, teurem Wein … und alles mit ergaunertem Geld!“

Doucement, doucement madame Nez! Mit dem Vorwurf des Ergaunerns sollten Sie vorsichtig sein. Oder muss ich Sie daran erinnern, dass Sie mich letzthin in meinem Kommissariat in Aix besucht haben …“

„Ach, das war doch was ganz anderes, das tut hier nichts zur Sache!“ Doch Papperin fuhr unbeirrt fort: „… besucht haben, um einen Ihrer Bekannten anzuzeigen, richtiger wäre wohl: zu verleumden. Da sind Sie mit dem Taxi gekommen und haben es sich von der sécurité sociale bezahlen lassen, weil Sie angeblich zum Zahnarzt gefahren sind – was nachweislich nicht stimmt. Und damit haben Sie sich auch noch gebrüstet. Cabanosque – Aix und zurück. Zweimal 60 Kilometer!“

„Sie wollen doch nur davon ablenken, dass …“

Ihre weiteren Worte gingen in lauter, alles übertönender Musik unter. Der alte Alphonse hatte seine Ziehharmonika geholt und den Chant des Partisans – das alte Kampflied der Résistance – intoniert, in einer Lautstärke, die selbst madame Nez‘ schrille Stimme übertönte.

Die Diskussion verstummte und die Gemüter beruhigten sich. Und langsam kam wieder Weihnachtsstimmung auf, als Alphonse sein Repertoire an Weihnachtsliedern anstimmte. Bald wechselte er in die ihm geläufigere Sparte und spielt bekannte Chansons, bis er schließlich ins Patriotische hinüberglitt und die Marseillaise schmetterte, bei der alle aufstanden und lauthals mitsangen.

Mitten in die fröhliche und ausgelassene Stimmung platzte das schrille Klingeln des Telefons. Zuerst bekam es niemand mit, es wurde von der lauten Musik übertönt. Schließlich, in einer kurzen Verschnaufpause zwischen zwei Liedern, war es aber nicht mehr zu überhören. Odile Papperin sprang auf und eilte ins Foyer.

„Lass es doch läuten maman! Wir wollen nicht gestört werden!“, rief Jean-Luc seiner Mutter zu. Doch die ließ sich nicht aufhalten und nahm das Gespräch an. Von ferne sahen alle, wie sich ihr lachendes Gesicht langsam verfinsterte. Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf.

„Jean-Luc, für dich!“, rief sie in den Festsaal. „Police judiciaire, Bereitschaftsdienst. Die wollen irgendwas von dir!“

Mit einem gemurmelten „Ich hab doch gesagt, du sollst nicht drangehen!“ ging Papperin zum Telefon und nahm seiner Mutter den Hörer aus der Hand.

Oui? Commissaire Papperin ici!“, bellte er ins Gerät. „Ihnen ist wohl nicht klar, zu welcher Zeit Sie anrufen, und dass Sie stören!“

Je länger er dem Anrufer zuhörte, desto mehr änderte sich sein Gesichtsausdruck. Die tiefe Zornesfalte, die seine Stirne anfangs grimmig entstellt hatte, glättete sich immer mehr und wich einer interessierten, und dann entsetzten Miene.

„Selbstverständlich komme ich sofort.“ Er steckte das Telefon in die Ladestation zurück und ging mit ernstem Gesicht zurück zu den Feiernden. Die Musik und das Singen verstummten schlagartig, als diese seinen grimmigen Blick sahen.

„Ich muss sofort nach Aix.“

„Nein, das geht auf keinen Fall“, jammerte Odile. „Du darfst unsere schöne Feier nicht einfach zerstören. Du bleibst hier! Nichts kann so wichtig sein! Schließlich ist nur einmal im Jahr Weihnachten. Und überhaupt …“

„Doch!“ Mit diesem einen Wort brachte er seine Mutter zum Schweigen.

„Jeannine und Paul, kommt ihr bitte mit in mein Arbeitszimmer.“

Mit Erstaunen in den Augen standen die beiden auf und folgten ihm.

„Aber du kannst doch gar nicht Autofahren! Du hast viel zu viel getrunken!“, rief Odile besorgt hinter ihrem Sohn her. Aber da hatten die drei den Raum bereits verlassen.

In seinem Studio wiederholte Papperin, was ihm der Kollege vom Bereitschaftsdienst berichtet hatte.

„Vor dem Kaufhaus, in dem gestern der tote père noël gefunden wurde, gab es eine Schießerei bei einer routinemäßigen Personenkontrolle. Zwei Kollegen von der Streife haben einen maghrebinisch aussehenden Mann gebeten, sich auszuweisen – ihr wisst ja, wie misstrauisch zurzeit alle gegenüber Arabern sind, nach den Terroranschlägen der letzten Wochen. Der Mann stand vor dem geschlossenen Kaufhauseingang und hat sich, als sie ihn angesprochen haben, umgedreht und geschossen – sofort und ohne Vorwarnung. Er hat den Kollegen getroffen.“

„Nein!“, rief Jeannine entsetzt.

„Und weiter?“, drängte der Richter.

„Seine Kollegin, eine geistesgegenwärtige Beamtin, hat schnell reagiert und sofort zurückgeschossen, ehe der ein zweites Mal abdrücken konnte. Und sie hat, so scheint es, getroffen. Die Ärzte meinen, er macht es nicht mehr lange, ist aber noch bei Bewusstsein.“

Papperin musste mehrmals tief durchatmen, ehe er weiter sprach.

„Unseren Kollegen soll es angeblich nicht so schlimm erwischt haben.“

„Weiß man schon, ob es einen terroristischen Hintergrund gibt und woher der Mann kommt?“, wollte der Richter wissen.

„Das schließen die Kollegen nicht aus. Der Mann soll Algerier sein, und Moslem. Mehr weiß ich noch nicht.“

Nach einer kurzen Pause fuhr Papperin fort:

„Der Kollege von der Bereitschaft, der mich angerufen hat, meinte, das sei etwas für die Groupe d’Intervention de la Gendarmerie Nationale, das Terrorspezialkommando. Er hat auch schon Verhörspezialisten der GIGN angefordert. Aber es wurde signalisiert, dass es ein bisschen dauert. Sie müssen erst ihre Leute zusammenrufen. Das sind Psychologen, die sind nicht auf Abruf im Bereitschaftsdienst, sondern zuhause beim Feiern. Die haben es aus Marseille zwar auch nicht weiter als wir. Trotzdem dürften wir schneller sein. “

„Aber wieso musst dann du hin? Ihr seid doch die Mordkommission und keine Antiterrorabteilung“, fragte der Richter.

„Es kommt noch was dazu: Den Mord am père noël gestern, den hat die Gendarmerie an uns übergeben – zuständigkeitshalber, wie es so schön heißt. Ich glaube aber, die wollen sich nur den Ärger mit den Behörden im Ausland ersparen. Der Weihnachtsmann war nämlich auch Algerier mit Wohnsitz in Oran. Auch ein Moslem. Deswegen und wegen des identischen Tatorts könnte es also sein, dass die Schießerei vorhin etwas mit diesem Mord zu tun hat. In jedem Fall muss ich schnell hin.“

„Aber deine Mutter hat Recht. Du kannst nicht fahren, du hast zu viel getrunken“, wandte Jeannine ein.

„Das schaff ich schon!“

Non, chef! Ich fahre.“

„Du bist doch auch nicht mehr nüchtern!“

„Doch! Ich hab mich zurückgehalten, denn ich hätte nach der Feier sowieso nach Aix zurückfahren müssen.“

„Bist du mit einem Polizeifahrzeug da?“

„Ja“

„Okay, dann los! Mit Blaulicht und Sirene!“

***

Nachdem Papperin und Jeannine sich verabschiedet hatten, herrschte zunächst eine etwas bedrückte Stimmung. Das Fest war nur noch halb so schön, wenn der Gastgeber fehlte.

„Jetzt tut er wenigstens etwas für sein Gehalt, das wir ihm von unseren Steuern bezahlen. Das ist nur gerecht so!“, ergriff madame Nez das Wort und knüpfte an die unterbrochene Diskussion an. Sofort enspann sich wieder eine heftige Debatte, in der sie von den anderen Gästen vehementen Widerspruch erhielt. Das Wortgefecht drohte zu einem handfesten Streit auszuufern. Erst als Odile Papperin eine Flasche vieux marc brachte und jedem ein Gläschen mit dem alten Tresterbrand einschenkte, kehrte wieder etwas Ruhe ein. Nur madame Nez polemisierte weiter. Odile erhob ihr Glas und rief mit alles übertönender Stimme:

„Trinken wir auf Jean-Luc, und darauf, dass er heil nach Aix und bald wieder zurückkommt!“

Donnerstag, 25. Dezember

Es ging auf ein Uhr zu, als commissaire Papperin und brigadier Dalmasso endlich am Centre Hospitalier du Pays d’Aix ankamen. Ein uniformierter Polizeibeamter erwartete sie vor dem Haupteingang und führte sie zur Intensivstation der chirurgischen Abteilung. Der schwerverletzte Schütze lag in einem kleinen, isolierten Überwachungszimmer. Im Raum befand sich ein halbes Dutzend uniformierter Beamter der police nationale. Wie Papperin mit einem schnellen Rundblick feststellte, war allerdings von den höheren Diensträngen niemand gekommen. Schon gar nicht seine Vorgesetzten. ‚Die lassen sich ihre familiären Weihnachtsfeiern von so etwas nicht verderben‘, dachte er leicht frustriert.

Neben dem Krankenbett standen der diensthabende Stationsarzt und zwei Krankenschwestern. Professionell betrachteten sie besorgt den schwerverletzten Mann, der totenbleich und mit geschlossenen Augen in dem Hightech-Bett lag. Er hing an zahlreichen Schläuchen und Kabeln. Wäre nicht das sanfte Heben und Senken seines Brustkorbs zu sehen, und das schnelle und unregelmäßige Piepsen aus dem Monitor neben seinem Bett zu hören gewesen, Papperin hätte ihn für tot gehalten. Der krasse Kontrast zwischen dem fahlweißen, von einer glänzenden Schweißschicht überzogenen Gesicht und dem dichten, tiefschwarzen Vollbart verstärkte noch den Eindruck des Todes.

„Er ist bei Bewusstsein. Wir haben ihn nicht ins künstliche Koma versetzt. Ihre Kollegen haben gemeint, er sei ein Terrorist, und ein Anschlag stehe möglicherweise unmittelbar bevor. Er müsse unbedingt sofort vernommen werden.“

Der Arzt schaute den mit dem Tode ringenden Mann mitleidslos an. „Es spielt sowieso keine Rolle. Die Projektile haben zu viel Schaden in seinem Körper angerichtet. Der kommt nicht durch. Hat keine Chance. Also vernehmen Sie ihn. Hoffentlich können Sie so wenigstens ein weiteres Attentat verhindern. Es hat schon genug davon gegeben in der letzten Zeit.“

Papperin trat näher an das Bett und beugte sich zu dem Schwerverletzten hinab.

„Können Sie mich verstehen? Hören Sie mich? Ich bin commissaire Papperin, police judiciaire.“

Der Mann zeigte keine Regung.

„Wer sind Sie? Was hatten Sie mit der Waffe vor? Wohin wollten Sie damit?“

Regloses Schweigen.

„Nochmal: Wie heißen Sie?“

Schweigen als Antwort.

„Sie wissen, dass Sie sterben werden. Bitte beantworten Sie meine Fragen!“ ‚Ehe es zu spät ist‘, dachte Papperin im Stillen.

Der Mann drehte den Kopf leicht in Richtung des Kommissars. Langsam öffneten sich seine Augen. Nur einen kleinen Spalt.

Allahu akbar!“, krächzte es kaum hörbar aus seinem bartumwucherten Mund.

„Wer sind Sie? Was wollten Sie mit der Waffe? … Bitte!“

Wieder kam nur ein rau geflüstertes „Allahu akbar!

Papperin schaute den Arzt ratlos an. „Können Sie irgendwas machen, dass er …?“

Der schüttelte nur den Kopf.

Plötzlich herrschte Hektik. Auf einmal war das schnelle Piep-Piep-Piep aus dem Monitor verstummt und in einen kontinuierlichen, monotonen Pfeifton übergegangen Der Arzt stieß Papperin zur Seite. Er und die Schwestern beugten sich über den Kranken und versuchten ihn zu reanimieren. Der Kommissar, seine Brigadierin und die etwas abseits stehenden Polizeibeamten beobachteten stumm die vergeblichen Bemühungen der Mediziner. Schließlich gaben diese auf. Der Arzt wandte sich Papperin zu und zuckte resigniert mit den Schultern.

„Das war zu erwarten. Ein Wunder, dass er überhaupt solange durchgehalten hat.“

Auf einmal entstand Lärm auf dem Gang vor dem kleinen Überwachungszimmer. Die breite, dunkelblaue Tür wurde aufgerissen und vier Männer stürmten in den Raum.

Groupe d’Intervention“, rief einer von ihnen, offensichtlich deren Anführer. „Wo ist der Terrorist?“

Papperin deutete auf den Toten und meinte:

„Zu spät! Sie kommen zu spät.“

Fragende Blicke wandten sich dem Arzt zu. Doch auch der konnte nur bestätigen:

„Er ist tot, vor wenigen Minuten verstorben.“

„Und? Haben Sie ihn noch vernehmen können?“, fragte der Leiter des Sondereinsatzkommandos commissaire Papperin.

„Nicht wirklich! Auf meine Fragen hat er immer nur Allahu akbar geflüstert. Und dann … war es aus.“

„Dann haben Sie das falsch angepackt. Wir hätten was aus ihm rausbekommen. Aber man hat uns ja zu spät benachrichtigt!“

Zornig schaute Papperin den überheblichen GIGN-Mann an.

„Gar nichts hätten Sie erreicht. Erstens war er schon so gut wie tot, nicht vernehmungsfähig. Und zweitens haben wir Sie rechtzeitig benachrichtigt. Unmittelbar nach der Schießerei am Tatort. Wenn Sie so schlecht organisiert sind, dass Sie fast zwei Stunden brauchen, bis Sie und Ihre Leute einsatzfähig sind, dann ist das Ihr Problem, aber nicht unsere Schuld. So, und jetzt“, Papperins Stimme fand wieder zu ihrer normalen Lautstärke zurück. „Jetzt sollten wir zur sachlichen Arbeit zurück finden.“

D’accord!“, stimmte der Einsatzleiter zu, jetzt durchaus etwas zurückhaltender. Jeannine bewunderte ihren Chef, wie er das forsche Sondereinsatzkommando aus Marseille souverän in die Schranken verwiesen hatte.

„Soviel wir wissen, hatte der Mann Papiere dabei.“

Papperin wiederholte nun die Informationen, die er am Telefon auf der Fahrt zur Klinik erhalten hatte. „Ob sie gefälscht sind, kann ich noch nicht beurteilen. Er soll Youssuf al Hamani heißen und aus Algerien kommen, konkret aus Hassi Messaoud im Osten des Landes. Er hatte eine SIG44 mit sechzehnschüssigem Magazin dabei und ein Smartphone. Allerdings hat er nur einen Schuss abgeben können, weil unsere Kollegin sehr geistesgegenwärtig reagiert hat. Damit hat sie das Leben ihres Streifenkollegen gerettet. Wissen Sie übrigens, wie es dem geht?“, fragte Papperin den Arzt.

„Der hat Glück gehabt. Der Schuss hat keine lebenswichtigen Organe verletzt. Trotzdem hat er viel Blut verloren. Aber er dürfte wieder auf die Beine kommen, und, wie wir hoffen, ohne bleibende Schäden.“

„Da Sie annehmen, dass es sich um einen Vorfall mit terroristischem Hintergrund handelt, dürfte das Ihr Fall sein – zumindest vorläufig“, sagte Papperin zu den Beamten des GIGN.

„Allerdings könnte auch ein Zusammenhang mit unserem Fall bestehen. Die Hinrichtung des père noël gestern. Sie haben sicher aus den Medien davon gehört. Gleicher Tatort und identische Staatsangehörigkeit unseres Mordopfers und Ihres Terroristen, beides Muslime. Ich bitte Sie also, Ihre Ermittlungsergebnisse an mein Kommissariat weiter zu leiten.“

Dann fügte er noch mit ironischem Schmunzeln hinzu:

„Selbstverständlich nur, soweit es sich nicht um hochbrisante Informationen handelt, die der höchsten staatlichen Geheimhaltungsstufe unterliegen.“

Aus eigener Erfahrung wusste Papperin nur zu gut, dass die Sondereinheiten der Terror-, Mafia- und Drogenbekämpfung unter genau diesem Vorwand häufig Informationen zurückhielten, die für die normale Polizeiarbeit unverzichtbar gewesen wären.

„Uns interessieren zunächst vor allem zwei Fragen“, fuhr Papperin fort, „die Resultate der ballistischen Untersuchung der Waffe des Toten, und wo er vorgestern Abend, am 23. Dezember, zwischen 21 und 24 Uhr gewesen ist. Das ist der Zeitraum, in dem unser père noël erschossen wurde.“

Der Leiter des GIGN-Einsatzkommandos sagte dies zu und übernahm dann das Kommando. Er forderte weiteres Personal von seiner Dienststelle an, organisierte den Abtransport der Leiche und ordnete die kriminaltechnische Untersuchung der Kleidung und des übrigen Hab und Gutes des Toten an.

***

Zufrieden, dass dieser Fall von der übergeordneten Sondereinheit übernommen wurde, und nicht zusätzlich die Arbeit in ihrem Kommissariat belastete, verabschiedeten sich Papperin und Jeannine und gingen zu ihrem Fahrzeug vor dem Haupteingang des Krankenhauses.

„Was jetzt?“, fragte Papperin, als sie in ihrem Polizeiauto saßen und Jeannine den Motor angelassen hatte.

„Nachhause?“ Jeannine schaute ihren Chef fragend an.

„Ich bringe dich zurück nach Cabanosque und dann fahr ich zu mir.“

„Blödsinn! Das ist ein Riesenumweg für dich. Ich fahr selber“, entschied Papperin. „Und vorher bring ich dich heim.“

Von diesem Plan ließ er sich nicht mehr abbringen. Natürlich könne er fahren. Sein Alkoholspiegel im Blut sei durch den Stress längst abgebaut, meinte er. Also fuhr er vom Klinikum in der nördlichen Peripherie von Aix ins Stadtzentrum. In der Rue Cardinale, nahe der berühmten Gemäldegalerie Musé Granet setzte er Jeannine vor ihrer Wohnung ab.

„Morgen … nein, das ist ja schon heute … komme ich ins Kommissariat. Trotz Feiertag, um am Père-Noël-Mord weiterzuarbeiten.“

„Dann komme ich auch“, sagte Jeannie und sie gaben sich zum Abschied die Hand. Doch plötzlich fasste er ihren Kopf mit beiden Händen, zog ihn zu sich herüber und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. Verwirrt öffnete sie die Tür und stieg schnell aus.

‚Habe ich doch noch mehr Alkohol im Blut?“, murmelte er selbstkritisch. Denn eigentlich wollte er, wollten sie beide, so etwas überhaupt nicht mehr. Da hatte wohl das Unterbewusstsein sein Handeln gelenkt.

***

Am ersten Weihnachtsfeiertag waren die Dienststellen der police judiciaire nur mit einer Notbesetzung versehen. Die meisten Beamten waren zuhause bei ihren Familien und gaben sich dem Auspacken der Geschenke hin, das üblicherweise nicht am Heiligen Abend, sondern erst am Tag darauf stattfand. Auch commissaire Papperin fand seine Abteilung weitestgehend verwaist vor, als er gegen zehn Uhr morgens die Räume der brigade criminelle, der Mordkommission, betrat. Nur Jeannine war schon da. Sie kam gerade aus der kleinen Teeküche und balancierte zwei Espressotassen auf ihrer linken Handfläche.

„Woher wusstest du, dass ich gerade jetzt komme?“, fragte Papperin erstaunt.

Salut Jean-Luc! Nein, das wusste ich nicht. Wieso?“

„Na wegen dem Kaffee, den du mir gemacht hast.“

„Irrtum! Der ist nicht für dich. Den kriegt Guy-deux!“

„Ach, ist der auch da?“

„Du kennst ihn doch, wenn der an einem Computerproblem dran ist, dann kennt der nicht Tag und Nacht und schon gar keinen Feiertag. Er sitzt in seinem Büro und knobelt an irgendeinem für mich unverständlichem Informatikproblem herum.“

„Dann geh ich mal zu ihm, fröhliche Weihnachten wünschen.“ Papperin folgte Jeannine durch den langen Korridor, an dessen Ende sich das Zimmer des IT-Freaks der Abteilung befand. Den Zusatz deux zu seinem Vornamen Guy hatte er bekommen, weil es noch einen zweiten Guy in der Abteilung gab: Brigadier Guy Malmotte, den einzigen von Papperins Mitarbeitern, der immer im makellos sitzenden Anzug und mit Krawatte zum Dienst erschien. Ganz anders als sein Vornamenskollege Guy-deux, der mit vollem Namen Guy Debordeau hieß, und immer salopp, ja fast schlampig gekleidet war. Ausgewaschene Jeans, rotes T-Shirt mit Che Guevara-Bild auf der Brust. Die langen, schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz gebändigt, der hinten aus der obligatorischen roten Baseballkappe herausquoll. Rote Sneakers vollendeten sein Erscheinungsbild.

Genau so saß er auch jetzt an seinem Arbeitstisch. Mehrere Bildschirme vor sich, tippte er völlig konzentriert und seine Umwelt nicht wahrnehmend auf die Tastatur seines Computers ein.

Joyeuses Fêtes, Guy-deux!“, begrüßte Papperin seinen Mitarbeiter.