Cover

Kurzbeschreibung:

Es ist später Abend und Kriminalkommissar Mark Richter wird zu einem neuen Mordfall gerufen. Diesmal betrifft es keinen Unbekannten, sondern eine Person aus seinem Umfeld, die ihm sehr am Herzen liegt. Dieses und andere tiefschürfende Ereignisse sorgen dafür, dass Marks bisheriges Leben ins Wanken gerät. Obwohl ihn die ganze Situation emotional viel zu sehr belastet, übernimmt er zusammen mit seinem chaotischen Partner Dominik und dem cleveren Hovawart-Hund Felix die Ermittlungen. Doch je mehr sie herausfinden, desto komplizierter wird sowohl die Polizeiarbeit als auch Marks Privatleben.

Sören Prescher

Auf kurze Distanz

Der zweite Fall für Mark & Felix


Kriminalroman


Edel Elements

Mittwoch

1

Es regnete in Strömen, mit Tropfen so dick, als wären es Ausrufezeichen. Du bist schuld, schienen sie ihm vorzuwerfen, mit jedem Mal, dass sie die Wagenscheibe trafen.

Etwas ist passiert. Und du bist dafür verantwortlich, weil du nicht da warst. Weil dein blöder Fall wichtiger war als Caro.

Die Gewissheit krallte sich wie eine Klauenhand um Mark Richters Herz und presste es unbarmherzig zusammen. Im Kopf hallten die letzten Unterhaltungen mit Caro wider, bei denen er mehr zugehört als dazu beigetragen hatte. Auch ihre Miene in den vergangenen Tagen hatte er vor Augen. Den verstörten Blick …

Mark hatte ganz klar gesehen, dass etwas im Argen lag, doch er hatte absichtlich nicht nachgehakt. Weil er mit den Gedanken ganz woanders gewesen war – und das schon seit Tagen.

Streng genommen war es da nur konsequent, dass sie heute nicht auf seine Nachrichten oder Anrufversuche reagiert hatte. Weiteres Wasser auf den Mühlen. Andererseits: Was, wenn sie zu dem Zeitpunkt aus irgendeinem Grund gar nicht mehr hatte reagieren können?

Vor ihm wechselte die Ampel auf Rot, und Mark trat fluchend auf die Bremse. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich wieder auf Grün umsprang und sich die Autos vor ihm in Bewegung setzten.

„Komm schon!“, fauchte er den Fahrer eines gelben Fiats an, als dieser nicht schnell genug Gas gab. „Es gibt Leute, die haben es eilig.“

Vom Beifahrersitz aus bellte Felix zustimmend. Er war ein vier Jahre alter Hovawart-Rüde mit dunkelbraunem Fell und einigen blonden Flecken an Hals, Bauch und Beinen, den Mark bei den Ermittlungen zu seinem letzten Fall kennengelernt hatte. Obwohl Mark eigentlich alles andere als ein Hundefan war, hatte es der Vierbeiner irgendwie geschafft, sich in sein Herz zu mogeln. Dass Felix bis zum Tod seines früheren Diensthundeführers als Geldspürhund im Polizeidienst tätig gewesen war, hatte vermutlich zu der schnell wachsenden Sympathie beigetragen. Technisch gesehen war der siebzig Zentimeter große Hovawart so etwas wie ein Kollege.

Der Fahrer des Wagens vor ihnen gab zwar mittlerweile mehr Gas, hielt sich aber überkorrekt an die Geschwindigkeitsvorschriften. Und das um kurz nach halb zehn am Abend, wenn eh kaum noch Verkehr herrschte. Mark fuhr so nah auf, dass die Stoßstange seines BMW-Dienstwagens beinahe die Fiat-Heckklappe berührte. Am liebsten hätte er den Schleicher angeschoben oder abgedrängt.

Wieso zum Henker fuhr der Kerl nicht schneller? Doch selbst mit hundert Stundenkilometern wäre es Mark vermutlich nicht schnell genug gegangen. Dafür waren seine Nerven einfach zu angespannt. Sein Herz raste, und seine Hände waren eiskalt. Vor dem Losfahren hatte er es nicht mal geschafft, die Adresse ins Navi einzugeben, die ihm der befreundete Kollege von der Leitstelle gegeben hatte, der für die Koordination neuer Kriminalfälle zuständig war. Allein dessen Rat „Gerade kam eine neue Meldung rein. Es ist besser, wenn du gleich vorbeikommst“ hatte genügt, um Mark mit Felix nach draußen stürmen zu lassen. Er hatte es nicht einmal gewagt, nachzuhaken, was genau der Kollege damit meinte. Schließlich arbeitete Mark in der Mordkommission und bearbeitete in der Regel nur eine Art von Fällen.

Mark atmete tief durch. Sicherlich gab es für alles eine banale Erklärung … Aber dass er seine Freundin den ganzen Tag über nicht erreicht hatte, legte schon einige sehr eindeutige Schlüsse nahe, denn so etwas war noch nie vorgekommen. Sonst hörten sie mehrmals täglich voneinander.

„Bitte nicht Caro“, rief er wie ein Mantra und bat sogar seinen Beifahrer um Hilfe: „Bitte nicht Caro, Felix.“

Der Hund hielt sich mit Erwiderungen zurück. Sicherlich spürte er, wie angespannt sein neues Herrchen war, und wurde seiner Rolle als treuer Weggefährte und Zuhörer einmal mehr gerecht.

Mark spürte, wie ihn die Panik immer mehr übermannte. Ihm war nach Schreien, Fluchen und Heulen zumute. Tausend ungute Gründe für Caros Verschwinden schossen ihm durch den Kopf, und er zwang sich, sie alle rasch wieder abzuschütteln. Am besten war es, an gar nichts zu denken. Sich nicht selbst verrückt zu machen. Durchzuatmen. Ruhig zu bleiben.

Als ob das so einfach wäre.

Die Häuser und Straßen huschten an ihm vorbei, ohne dass er sie groß beachtete. Er wusste ungefähr, wohin er fahren musste. Den Rest würde er schon finden. Und tatsächlich: Nachdem er hinter dem Bahnhof in die Pillenreuther Straße eingebogen war, dauerte es nicht lang, bis er die ersten Blaulichter in nicht allzu weiter Ferne erblickte.

Für Mark das Signal, das Gaspedal noch einmal bis zum Anschlag durchzudrücken. Erst kurz vor der Breitscheidstraße bremste er ab und suchte sich die nächstbeste Parkmöglichkeit. Notfalls hätte er auch in zweiter Reihe gehalten, doch er fand einen freien Platz nicht weit von der Gasse entfernt, in der er die anderen Polizisten gesehen hatte.

„Bitte nicht Caro“, wiederholte er noch einmal und riss die Fahrertür auf. Ein spitzer Pfiff genügte, und Felix folgte ihm zur selben Tür hinaus. Draußen leinte er ihn wie unter Autopilot an. Als er die Straße überquerte, hielt Mark vor Anspannung den Atem an.

Mit zitternden Knien folgte er zwei Kollegen von der Spurensicherung in die Gasse. Vor den rot-weißen Absperrbändern hob ein uniformierter Streifenpolizist mahnend die Hand. Er sagte irgendwas, was Mark nicht verstand. Wie benebelt zeigte er seinen Dienstausweis vor und ging weiter, ohne auf die Reaktion des Mannes zu achten.

Regen klatschte ihm ins Gesicht, doch er bemerkte es kaum. Selbst Felix war nur ein gelegentlich an seiner Leine zerrendes, weit entferntes Etwas. Alles, was Mark unterwegs wahrnahm, waren die herumgekommenen Backsteinmauern der umliegenden Gebäude, die an den Seiten stehenden Müllcontainer sowie der achtlos weggeworfene Unrat auf dem regennassen Boden. Doch all das war bloß Beiwerk auf dem Weg voran. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet. Auf die Stelle hinter den Containern, zwanzig Meter entfernt. Die, um die sich eine Traube von Menschen gebildet hatte.

Unter dem aufgespannten Regendach lag jemand.

Eine Frau. Sie trug einen dunklen Rock oder ein Kleid und lag mit angewinkelten Beinen da.

War es Caro?

Er suchte nach vertrauten Details. Gleichzeitig fürchtete er sich davor, diese zu finden. Viel zu sehen war momentan ohnehin nicht. Die Finsternis verschluckte ein Großteil der Einzelheiten, und das, was zu sehen war, verdeckten die Kollegen von der Spurensicherung und Rechtsmedizin, die rund um den Auffindeort herumwuselten.

Ein wenig erinnerte ihn das Bild der auf dem kalten Boden liegenden Frau an seinen letzten Fall. Vor anderthalb Wochen war die enge Freundin einer Braut während deren Hochzeitsfeier ermordet worden. Obwohl die Tat erst vergangene Woche geschehen war, erschien es ihm wie Jahre.

Sein Blick blieb stur auf die reglose Person gerichtet. Wann immer jemand beiseitetrat, reckte er den Kopf, um vielleicht doch etwas mehr zu erkennen. Vergeblich. Ständig stellte sich ihm jemand Neues in den Weg.

Als er die Menschentraube erreichte, hämmerte sein Herz so massiv, dass Mark schwindlig wurde. Verzweifelt streckte er die Hand aus, um sich an der Kante des Metallcontainers festzuhalten.

In diesem Moment trat vor ihm jemand zur Seite und verschaffte ihm damit einen ungehinderten Blick auf den Leichnam.

Es war eine Frau zwischen dreißig und vierzig Jahren.

Genau wie Caro.

Marks Innereien zogen sich zusammen.

Sie hatte brünettes Haar.

Genau wie Caro.

Schlanke Figur.

Wie Caro.

Schätzungsweise eins sechzig bis eins siebzig groß.

Wie Caro.

Selbst ihr Gesicht war ähnlich.

Aber es war nicht Caro.

Grenzenlose Erleichterung durchflutete Mark. Das Gefühl war so intensiv, dass ihm nach Lachen zumute war. Am liebsten hätte er getanzt.

„Sie ist es nicht“, flüsterte er Felix zu. Mark wollte sich gerade abwenden, als ihn etwas stutzig machte.

Im ersten Moment konnte er nicht einmal sagen, was es war.

Dann traf ihn die Erkenntnis siedend heiß. Sein Herzschlag setzte wieder aus.

„Oh Gott“, keuchte Mark.

Mit einem Mal verstand er auch, wieso der Koordinator ihm ausgerechnet diesen Fall zugewiesen hatte. Der Mann von der Leitstelle war ein langjähriger Kollege, der Mark schon ganz am Anfang seiner Polizeilaufbahn gekannt hatte. Damals, vor fast zwanzig Jahren, als er noch ein blutjunger Streifenpolizist in der Ausbildung gewesen war. Damals, als er nicht mit Caro zusammen gewesen war, sondern mit Gabi.

Die auf dem Asphalt liegende Frau war deutlich älter als der Teenager, den Mark einmal gekannt und geliebt hatte. Sie trug andere Kleidung und eine andere Frisur, und auch in Sachen Make-up hatte sich seither einiges getan. Obwohl er sie seit über zehn Jahren nicht gesehen hatte, bestand für ihn kein Zweifel: Es war eindeutig Gabi.

Seine große Liebe. Die, die ihm einmal buchstäblich alles bedeutet hatte und von der er einmal gedacht hatte, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen würde.

Ein süßer Traum, der in tausend Teile zerschellt war.

Die Einsicht glich einem Stich tief in sein Herz. Danach pochte es zwar weiter, blutete aber schmerzhaft bei jedem neuen Schlag.

Mark war völlig verwirrt. Wie konnte er innerhalb einer Minute so rasant zwischen immenser Angst, massiver Erleichterung und jetzt wieder Benommenheit und Seelenpein hin und her wechseln? Nie zuvor hatte er eine derartige Achterbahn der Gefühle erlebt. Nie zuvor hatte er sich dermaßen rat- und hilflos gefühlt. Was um alles in der Welt sollte er tun?

Deinen Job, verdammt noch mal, ermahnte ihn eine innere Stimme. Es war die Stimme der Vernunft. Die, die ihm schon oft im Leben weitergeholfen hatte.

Automatisch begann er, wieder wie ein Polizist zu denken. Das hier war ein Tatort. Und er war der ermittelnde Kommissar. Wie unzählige Male zuvor musterte er kurz das Gebiet rund um die Leiche. Am Boden befanden sich mehrere kleine Pfützen. In manchen davon schimmerte es bräunlich. Schwer zu sagen, ob es Schmutz oder Blut war. Die Backsteinwand hinter der Leiche war mit Kratzern, Graffitis und Dreck übersät. Auf den ersten Blick stellte er daran nichts Verdächtiges fest.

Dafür nahm er die vertrauten Gesichter seiner Kollegen jetzt erst richtig wahr. Fast erwartete er, seinen chaotischen Partner Dominik zu erblicken. Aber der saß vermutlich noch immer in der Eckkneipe, wo sie vorhin ein Feierabendbier getrunken hatten, oder jagte irgendwelchen obskuren Verschwörungstheorien hinterher. Links neben den Containern kniete eine sportliche Enddreißigerin mit brünettem Pferdeschwanz und runden Kulleraugen und suchte den Asphalt nach Spuren und Schuhabdrücken ab. Nicole war eine gute Freundin von ihm, die zwar drei, vier Jahre älter war als er, von vielen Kollegen aber aufs gleiche Alter oder jünger geschätzt wurde. Was ihm auch jetzt wieder bewusst wurde. Durch die Strapazen der letzten Tage fühlte sich Mark steinalt. Und hatte das Gefühl, mit jedem Atemzug weiter zu altern. Just in diesem Moment bemerkte Nicole ihn.

„Hallo, Mark“, grüßte sie und stand auf. „Dich und Felix hätte ich hier nicht erwartet. Hattet ihr nicht noch mit dem Kaiser-Fall zu tun?“

„Technisch gesehen ist der ja abgeschlossen. Sind nur noch wenige Fragen offen. Die klären wir schon noch.“

Zwei uniformierte Polizisten gesellten sich zu ihnen und zückten ihre Notizblöcke. Beide waren in den Vierzigern. Der eine mit ebenso kahlem wie rundem Kopf, der andere mit mehr Haaren, aber einer sehr kantigen Nase. Mark kannte die zwei vom Sehen her. „Was haben wir hier?“

„Weibliche Tote“, las der Kahlkopf ab. „Name: Gabriele Brie… Brett…“ Er kniff die Augen zusammen, um seine eigene Schrift besser lesen zu können.

Brettschneider, vervollständigte Mark in Gedanken, hütete sich aber davor, es laut auszusprechen.

„Brettschneider“, bestätigte gleich darauf der Kahlkopf. „Alter: 37 Jahre. Wurde gegen 21:00 Uhr mit mehreren Stichwunden im Oberkörper aufgefunden. Davon abgesehen keine weiteren Gewaltspuren. Nach einer versuchten Vergewaltigung sieht es nicht aus. Sie ist unverheiratet und lebt laut Melderegister allein in einer Wohnung in der Katzwanger Straße. Die nächsten Angehörigen sind ihre Eltern und ihr Bruder.“

„Wer hat sie gefunden?“

„Eine Gruppe von Jugendlichen.“ Er wies auf eine Handvoll junger Leute, die mit den Rücken zu ihnen neben einem Rettungswagen standen und sich mit den Sanitätern und weiteren uniformierten Polizisten unterhielten. Im grellen Schein des alles verzerrenden Blaulichts waren nicht allzu viele Einzelheiten zu erkennen.

Dafür erhob sich der Rechtsmediziner, der bis eben den Leichnam untersucht hatte, und trat auf sie zu. Ziegler war ein Mann um die fünfzig mit kurzen grauen Haaren und herabhängenden Mundwinkeln, der ähnlich wie Angela Merkel selbst bei bester Laune ziemlich miesepetrig aussah. Im Moment wirkte seine ernste Miene überaus passend.

„Anhand der Körpertemperatur würde ich sagen, die Frau ist seit zwei, drei Stunden tot. Genaueres kann ich nach der Obduktion sagen. Sie starb vermutlich durch mehrere Stiche in den Abdomen. Viel Blut scheint dabei nicht ausgetreten zu sein. In ihrem Gesicht hat sie zahlreiche Abschürfungen, dazu blaue Flecke an ihrem Körper. Ihre Strickjacke ist an einigen Stellen eingerissen, darunter gibt es weitere Kratzer. Wenn Sie mich fragen, ist sie überfallen worden. Als sie sich wehrte, ging der Räuber nicht gerade zimperlich mit ihr um.“

Ein Überfall. Das klang plausibel und wäre typisch für dieses Viertel, das nicht unbedingt zu den sichersten der Stadt zählte. Dennoch weigerte sich Mark, diese Erklärung bereits jetzt als gegeben anzunehmen. Nichts war fataler als eine vorgefertigte Meinung. Wenn man sich frühzeitig auf eine Theorie festlegte, suchte man nur noch nach Beweisen, die diese These untermauerten. Deshalb überhörte er auch Nicoles Hinweis, dass sie bisher nichts gefunden hatte, was der Aussage des Gerichtsmediziners widersprach, sondern kniete sich neben dem Leichnam nieder, um sich selbst ein Bild zu machen. Felix hielt sich an seiner Seite, blieb aber auf Abstand, so als wüsste er, dass er sich hier besser fernhielt. Außerdem könnte der Anblick die längst nicht verheilten Wunden vom Tod seines Frauchens wieder aufreißen. Die Tragödie lag noch keine zwei Wochen zurück.

Gabi hatte die Augen geschlossen. Sie wirkte so friedlich. Buchstäblich, als würde sie bloß schlafen. Nur mit dem Unterschied, dass dies der große Schlaf war, aus dem sie nie wieder erwachen würde. Mark dachte daran, wie er früher gern neben ihr im Bett gelegen und sie beim Schlafen beobachtet hatte. Sofort jagte ihm eine eisige Gänsehaut die Schultern hinab, und sein Hals fühlte sich wie zugeschnürt an.

Ach, Gabi. Wer hat dir das nur angetan? Was ist geschehen? Wieso du?

Tränen traten in seine Augen, und er biss sich auf die Zunge, um den Schmerz zu kanalisieren. Es funktionierte, aber elendig fühlte er sich dennoch. Um keinen weiteren Tränenrückfall zu erleiden, atmete er tief durch und versuchte, wieder alles von der dienstlichen Warte aus zu betrachten.

Es war ein Schutzmechanismus, der funktionierte. Mit Gummihandschuhen über den Fingern nahm er die üblichen Prüfungen vor. Er musterte die drei Einstichstellen, alle länglich und mit Einblutungen. Dann drehte er den Kopf der Toten vorsichtig einige Zentimeter zur Seite, um die von Ziegler erwähnten Blessuren zu begutachten. Anschließend wiederholte er das Ganze an der Strickjacke, um sich die Kratzer an den Armen anzuschauen, und suchte nach weiteren Auffälligkeiten an der Leiche und um sie herum.

Solange er sie nur als die Leiche betrachtete, war alles den Umständen entsprechend gut. Nur nicht darüber nachdenken, um wen es sich tatsächlich handelte. Zumindest nicht jetzt.

Nach der ersten Überprüfung stand er auf und ließ die Kollegen von Spurensicherung und Gerichtsmedizin ihre Arbeit fortführen. Sein nächstes Ziel waren die Jugendlichen neben dem Rettungswagen.

Fünf waren es an der Zahl, drei davon Mädchen. Alle mit Jogginghosen und dicken Jacken, als stünde in Kürze eine sibirische Kaltfront bevor. Die zwei Jungen hatten noch dazu ihre Sweatshirtkapuzen über die Baseballcaps gezogen. Vom Alter her waren sie allerhöchstens vierzehn Jahre alt, vermutlich jünger. Müssten sie um diese Zeit nicht längst zu Hause sein? Außer ihm schien das allerdings niemandem aufzufallen. Bei den Teenies standen zwei Sanitäter und zwei Streifenpolizisten. Im Näherkommen nickte er ihnen zu und zog seinen Dienstausweis, um sich offiziell vorzustellen.

„Wer von euch hat die Tote gefunden?“

Augenblicklich wichen die zwei Jungen einen Schritt zurück und zeigten stumm auf die Mädchen. Diese nickten zögernd und ließen für einen Moment sogar die Smartphones in ihren Händen sinken. Der Schreck stand allen dreien deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie musterten skeptisch den Hund an Marks Seite.

„Keine Sorge, der tut euch nichts“, versicherte er schnell.

Das zusammen mit dem Fakt, dass der Bello angeleint war, schien den Teenies zu genügen.

„Wir wollten bloß ’ne Abkürzung nehmen“, verriet das mittlere Mädchen. Es hatte schulterlange dunkle Haare und eine spitz zulaufende Nase mit leichtem Höcker. „Weil wir spät dran waren. Jetzt kann ich mir daheim wieder was anhören. Als ob wir das gewusst hätten!“

„Die Frau lag einfach so da“, sagte das Mädchen links von der anderen mit leiser Stimme. Es war einen halben Kopf kleiner und trug einen silbernen Piercingstecker mit Glitzerstein über der Oberlippe. „Erst dachte ich, die wäre zugedröhnt oder besoffen. Aber die hat sich nicht mehr bewegt.“

„Und da waren die roten Flecke auf ihrem Kleid“, ergänzte das Mädchen ganz rechts. Es war ebenfalls etwas kleiner als das mittlere, hatte rote Haare und eine pummelige Figur. „Das war Blut. Da wusste ich schon, dass der Frau nicht mehr zu helfen ist. Sieht man ja immer im Fernsehen. Da haben wir gleich die 110 angerufen. War doch richtig so, oder?“

„Unbedingt“, bestätigte Mark. „Habt ihr irgendwas angefasst?“

Angewidert verzog sie das Gesicht. „Die Tote? Im Leben nicht. Das ist voll eklig, Mann.“

„Ich meine auch nicht den Leichnam. Was ist mit der Kleidung, dem Boden oder der Mülltonne? Irgendwas?“

Alle drei schüttelten den Kopf. „Nee, dann wär’n überall unsere Fingerabdrücke!“, sagte die Mittlere. „Wegen so was gehe ich ganz sicher nicht in den Knast.“

„Habt ihr jemanden in der Nähe der Gasse gesehen, der sich irgendwie verdächtig benahm?“

Erneutes synchrones Kopfschütteln. „Da war keiner.“

„Was habt ihr gemacht, nachdem ihr die Polizei verständigt habt?“

„Na, nix. Haben gewartet und aufgepasst, dass keiner hingeht.“

„Dann sind wir vorbeigekommen“, mischte sich einer der Kapuzenjungs ein. „Wir haben auf die Mädels aufgepasst. Damit ihnen nix passiert.“ Seinem Blick nach zu urteilen schien das einer gewaltigen Heldentat gleichzukommen. Während er sprach, machte er einen heroischen Schritt nach vorne, hielt jedoch sofort inne, als der herumschwänzelnde Felix zum Schnüffeln auf ihn zuging.

„Aber wir haben nichts angefasst“, fügte sein Kumpel hinzu, den Blick auf den Hovawart gerichtet. „Wisst ihr schon, wie sie gestorben ist?“

Kapuze Eins stöhnte auf. „Junge, die ist abgestochen worden. Hast du nicht zugehört?“

„Ach, stimmt ja“, sagte Kapuze Zwei, noch immer auf den Hund schauend.

„Du bist so ein Lappen“, sagte das linke Mädchen kopfschüttelnd.

Da konnte sich selbst Mark ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ist euch sonst noch was aufgefallen, was irgendwie komisch war?“

„Nur, dass sie einen recht teuren Fummel trägt“, sagte das mittlere Mädchen. „Das ist nix von KiK oder NKD.“

Mark überlegte, ob ihm dieser Punkt bisher ebenfalls aufgefallen war. Unbewusst vielleicht. In Sachen Mode war er nicht unbedingt ein Fachmann. „Habt ihr die Frau schon mal gesehen?“

Das linke Mädchen schüttelte den Kopf. „Nee, aber die könnte trotzdem aus der Gegend stammen. Haben Sie ihre Gelnägel gesehen? Das ist ganz klar die Arbeit von Monique. Sieht man sofort.“

Noch so ein Beauty-Detail, auf das er bisher eher weniger geachtet hatte. „Dem werden wir nachgehen. Wo finden wir diese Monique?“

Das Mädchen rollte mit den Augen, als wäre das eine Frage, auf die eigentlich jeder die Antwort wissen müsste. „Na, in ihrem Salon. Nicht weit von hier. In der Wölckernstraße, da beim Aydin-Bäcker in der Nähe.“

Er dankte den Jugendlichen für ihre Hilfe und überließ sie wieder der Obhut der Streifenpolizisten. Nachdenklich kehrte er noch einmal zur Leiche zurück. Um Nicole und ihre Leute nicht zu behindern, blieb er auf Abstand.

Das half ihm, auch weiterhin die emotionale Distanz zu wahren. Es handelt sich um ein normales Mordopfer, ermahnte er sich vorsichtshalber selbst noch einmal.

Dann begutachtete Mark das eng anliegende schwarze Abendkleid. Er musste zugeben, dass es in der Tat recht hochpreisig aussah und Gabi sehr gut gestanden hatte. Am oberen Rand, um das Dekolleté herum, erkannte er schwarze Pailletten. Sie waren kreisrund angebracht und schimmerten leicht. Weiter unten am Kleid war der Rocksaum einige Zentimeter hinaufgerutscht und entblößte Teile der Oberschenkel. Ansonsten keine weiteren Auffälligkeiten.

Nicht viel anders sah es bei den manikürten Fingernägeln aus. Von dem Mädchen wusste er, dass es sich um Gelnägel handelte, was genau dies allerdings bedeutete, musste er erst einmal googeln. Caro lackierte sich zwar ebenfalls gelegentlich die Nägel, allerdings nur ihre eigenen, die natürlich gewachsen waren. Die Gel-Variante war offenbar das mittlerweile gängige Verfahren, um seine Nägel künstlich zu verlängern, wie ihm Google prompt verriet. Dafür brauchte man neben speziellen Chemikalien auch eine UV-Lampe. Also nichts, was jeder automatisch daheim im Regal stehen hatte. Zumindest besaß Caro so etwas nicht.

Die Nägel der Toten waren weinrot und mit goldenem Glitzer versehen. Zu Marks Bedauern waren alle zehn Nägel vollzählig. Aber vermutlich war es bei der aufwendigen Prozedur auch gar nicht mehr so leicht möglich, einen davon zu verlieren. Das hieß, sofern man keinen größeren Kraftaufwand betrieb, der vermutlich dazu geführt hätte, dass sich das komplette Nagelbett mit ablöste. Verlorene falsche Fingernägel schieden als Indiz auf den eigentlichen Tatort oder Täter demnach aus. Blieb die Hoffnung, dass sich unter den Nägeln vielleicht die DNS-Spuren des Mörders finden ließen. Doch in der Hinsicht wollte er Nicoles Untersuchung nicht vorgreifen.

Mark fragte sich, aus welchem Grund sich das Mordopfer in einem teuren Kleid in eine solche Gegend gewagt hatte. Logisch war das nicht. Und weshalb trug sie über dem Kleid lediglich eine dünne schwarze Strickjacke? Für einen verregneten Abend Anfang April war es sicherlich nicht die klügste Wahl. Seiner Meinung nach trug man so was in der Regel bloß, wenn man nicht allzu viel Zeit unter freiem Himmel verbringen wollte. Sofern überhaupt.

„Wie steht es um Geldbörse, Smartphone und Handtasche?“, fragte er daher an Nicole gewandt.

Diese drehte sich mit einer Zeitlupenbewegung zu ihm um und ließ sich auch danach Zeit mit dem Antworten. „Handy und Geld fehlen, aber Portemonnaie und Handtasche sind da.“

Okay, das war ungewöhnlich.

„Welcher Räuber macht sich denn die Mühe, seinem Opfer die Kohle und das Telefon abzunehmen, aber den Rest dazulassen?“

„Vielleicht hatte sie versucht, ihm das Geld freiwillig zu geben. Oder sie hatte gar keins. Hast du schon mal daran gedacht? Abgesehen vom Kleid wirkt der Rest von ihr ziemlich billig.“

Das war ein gutes Argument. Dennoch missfiel ihm, wie Nicole von der Toten sprach. Hier ging es nicht um irgendwen, sondern ... nein, das war nicht der richtige Augenblick, um diese Wunde erneut aufzureißen. Er verzichtete auf einen Einwand und nickte der Kollegin bloß zu, um sich zu verabschieden.

Mehr gab es hier im Moment ohnehin nicht zu tun. Nach kurzer Absprache mit den Streifenpolizisten kehrte Mark mit Felix zum Wagen zurück. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es mittlerweile kurz vor halb zwölf war. Konnte er um diese Zeit noch bei Gabis Eltern vorbeifahren? Normalerweise war die Polizei bestrebt, die Angehörigen möglichst zeitnah zu informieren – auch nachts.

Dennoch konnte man das nicht ganz so pauschal betrachten. Wenn er Mutter und Vater Brettschneider und deren dünnes Nervenkostüm noch richtig in Erinnerung hatte, war es vermutlich besser, die Nachricht über den Tod ihrer einzigen Tochter auf morgen früh zu verschieben. Die beiden müssten um die siebzig sein und hatten eine letzte ruhige Nacht durchaus verdient, bevor sich ihr Leben in einen Albtraum verwandeln würde.

„Oh Mann, was für eine Scheiße“, sagte er zu Felix, als sie von der Pillenreuther Straße zurück in Richtung Bahnhof fuhren. „Gabi! Meine Güte, kannst du dir das vorstellen? Jahrelang höre ich nichts von ihr und dann das. Unfassbar!“

Der Hund brummte etwas, was ebenso Zustimmung wie Widerspruch sein konnte. Mark achtete nicht darauf. In Gedanken ging er noch einmal die in den vergangenen anderthalb Stunden gesammelten Fakten durch. Der Auffindeort der Leiche. Die Einstiche. Das Fehlen von Geld und Smartphone. Alles deutete auf einen aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfall hin, wie sie in Nürnberg zwar nicht an der Tagesordnung waren, aber trotzdem gelegentlich geschahen. Insbesondere in diesem Teil der Stadt. Dennoch widerstrebte es ihm, es bloß als normalen sinnlosen Raubmord zu betrachten. Worauf sich das stützte, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen. Vielleicht war es nur ein Bauchgefühl.

Eine ganz andere Frage war, ob er überhaupt der Richtige war, um diesen Fall zu untersuchen. Nicht grundlos wurden Ermittlern in der Regel keine Fälle zugewiesen, in die sie auch nur ansatzweise persönlich involviert waren. Aber war er das tatsächlich: persönlich involviert? Nach ihrer Trennung vor rund fünfzehn Jahren hatten sich Gabi und er anfangs noch sporadisch gesehen, aber seit bestimmt zehn Jahren hatte es überhaupt keinen Kontakt mehr zwischen ihnen gegeben. Mark hatte keine Ahnung, wie es ihr in den letzten Monaten und Jahren ergangen war. Was sie beschäftigt und angetrieben hatte. Ob sie glücklich oder vom Leben gebeutelt gewesen war. Ob sie einen Lebensgefährten oder gar Kinder hatte. Bei ihrem letzten zufälligen Aufeinandertreffen hatte er sie sturzbetrunken auf einer Party gesehen. Damals war sie solo gewesen. Aber was hatte das schon zu sagen?

Je länger er darüber nachdachte, desto mehr bahnte sich die Flut der Erinnerungen ihren Weg. Und sie nahm mit jeder Minute an Intensität zu, bis sie unaufhaltsam war. Sämtliche Dämme brachen und rissen Mark haltlos mit sich.

Auf den Verkehr achtete er nur noch sekundär. Wie unter Autopilot lenkte er den BMW durch die spärlich befahrenen Straßen. Er hielt an roten Ampeln und beachtete die Vorfahrt, bekam jedoch kaum etwas davon mit.

Vor seinem geistigen Auge sah er unzählige Momente mit Gabi. Die guten wie die schlechten. Die vielen Auf und Abs. Und schließlich der Auslöser ihrer endgültigen Trennung. Er wusste noch genau, wie lange er darunter gelitten hatte, obwohl die Trennung seine Entscheidung gewesen war.

Mit Gänsehaut am ganzen Körper seufzte und schluchzte er, wischte sich mehrfach die Tränen weg, die gleich darauf durch neue ersetzt wurden. Das Leben war nicht fair. War es nie gewesen.

4

Im Auto sah er, dass Caro ihm eine Nachricht aufs Handy geschickt hatte. Sie erkundigte sich, wie er sich fühlte. Die gute Seele. Dabei war die Frage doch wohl eher, wie es ihr momentan ging. Unter Übelkeit hatte sie heute Morgen nicht gelitten, aber wer wusste schon, ob ihr Befinden nicht inzwischen umgeschlagen war? War es nicht, wie er auf seine Nachfrage hin erfuhr.

„Alles im grünen Bereich“, schrieb sie.

Bei ihm eigentlich auch. Wenn er von einem gewissen Vermissen absah. Kurioserweise schien ihm Gabi jetzt, da sie nicht mehr da war, deutlich präsenter zu sein als in den Jahren zuvor. Er fühlte sich mies dabei, obwohl es dafür streng genommen keinen Grund gab. Eine Trennung bedeutete schließlich, dass man sich nicht mehr so häufig sah und manchmal irgendwann auch nicht mehr an einen dachte.

Dennoch irritierte es ihn, was aus seiner Ex-Freundin geworden war. Eine Escort-Dame? Ein Hingucker war sie zwar schon immer gewesen, damit jedoch hatte er nicht gerechnet. Was war mit der Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel, die sie damals abgeschlossen hatte? War ihr das nicht genug gewesen? Aber war eine Begleitperson für andere Leute so viel besser?

Nachdenklich lenkte er den BMW zum Rand der südlichen Außenstadt, wo Gabis Wohnung lag. Die ungefähre Strecke kannte er, den Rest übernahm das Navi, das ihn zielsicher zum richtigen Punkt der ellenlangen Katzwanger Straße führte. Ihr Ziel war ein fünfstöckiges Wohnhaus mit hellem Anstrich, nur einen Steinwurf von der Haltestelle Trafowerk entfernt. Von hier aus hatte Gabi definitiv eine gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel gehabt. Für Kurzstrecken war ein Auto hier tatsächlich unnötig.

Mit dem Zweitschlüssel ihrer Eltern öffnete Mark zuerst die Tür zum Treppenhaus und vier Etagen weiter oben die Wohnungstür. Einbruchsspuren gab es keine, auch sonst sah alles unverdächtig aus.

Drinnen nahm Mark seinen tierischen Begleiter von der Leine. Nicht nur, damit Felix sich hier die Beine vertreten konnte, sondern auch, um ihn ein wenig herumschnüffeln zu lassen. Wie er ja vergangene Woche erfahren hatte, war der Hovawart ein ehemaliger Polizeihund. Gut möglich, dass ein bisschen was von seiner früheren Arbeit hängengeblieben war. Drogen oder Waffen würde Felix zwar nicht erschnüffeln (dafür war er schließlich nicht ausgebildet), aber wenn irgendwo in der Wohnung eine größere Menge Bargeld deponiert war, standen die Chancen gut, dass die Fellnase bei einem Rundgang darauf stieß.

Während er sich die Gummihandschuhe überzog, wagte sich Mark tiefer in den schlauchförmigen Flur hinein. Links erwartete ihn die Küche, rechts das Schlafzimmer mit ordentlich gemachtem Bett und keinem einzigen Kleidungsstück am Boden. Früher war Gabi nicht so penibel gewesen, was Ordnung betraf, doch dies hatte nichts zu sagen. Auf dem Nachtschränkchen entdeckte er einen Roman von Silke Porath mit einem rundlichen Mops auf dem Cover. Früher hatte sich Gabi eher an Horror und Thriller von Stephen King und Dean Koontz gehalten.

Ja, in achtzehn Jahren veränderte sich viel. Technisch gesehen hatte er es mit einem vollkommen anderen Menschen zu tun. Der in einer für ihn vollkommen fremden Wohnung lebte. Nie zuvor war Mark hier gewesen. Und dennoch entdeckte er in jedem Raum Dinge, die geradezu typisch für Gabi waren und an denen er ihren Stil und Geschmack sofort wiedererkannte. Die kantigen schwarzen Wohnzimmermöbel zum Beispiel, die Schroffheit ausstrahlten, aber auf ihre ganz eigene Art schön waren. Und das im krassen Gegensatz dazu stehende hellbraune Billy-Regal auf der gegenüberliegenden Wandseite, direkt neben den Fenstern, das Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlte. Weil Felix dort gerade an der weißen Gardine herumschnüffelte, ging Mark zu ihm und warf im Vorbeigehen einen Blick ins Regal. Weitere Liebesromane von Silke Porath standen da, dazu aber auch etliche Bücher von Robert Krauss, F. Paul Wilson und einige, die sie vor achtzehn Jahren schon besessen hatte.

„Hast du was gefunden?“, fragte er seinen tierischen Begleiter. Der Hund antwortete ihm, indem er von den Fenstern weiter zum Couchtisch trottete und an den zwei eckigen Bastkörben darunter schnüffelte. Mark folgte ihm auch dahin und untersuchte den Inhalt der Körbe: Handykabel, Modezeitschriften, eine Tüte M&Ms und eine offene Packung Gemüsechips.

„Du hast Hunger, oder?“, vermutete Mark.

Der Hovawart blickte ihn auffordernd an.

„Machen wir nachher. Aber lass die Pfoten von den Süßigkeiten. Schokolade ist nicht gut für Hunde. Die komischen Chips wahrscheinlich auch nicht.“

Mit einem beleidigten Brummen trottete Felix davon. Mark schaute sich weiter um. Rechts neben der Schrankwand und halb verdeckt von einer davorstehenden Stechpalme bemerkte er einen drehbaren, länglichen CD-Ständer. Die Nerdgene ließen ihm keine andere Wahl, als sich den Inhalt genauer anzuschauen. Die Auswahl war bemerkenswert. Über und unter veralteten Pop-Samplern reihten sich düstere Interpreten wie Marilyn Manson, Oomph! und Rammstein. Ziemlich weit unten im Regal entdeckte er mehrere CDs der Deutschrockband Selig, die ihm augenblicklich eine Gänsehaut verschafften. Seine Innereien verknoten sich, und er hatte sofort ein bestimmtes Lied im Ohr.

Ohne dich hieß es und war DER Song für sie beide gewesen.

Und das obwohl er bereits 1994 und damit etliche Jahre vor ihrem ersten Date erschienen war. Dennoch war es genau das Lied, das sie bei ihrer Verabredung in einem Nürnberger Eiscafé gehört und zu dem sie sich das erste Mal geküsst hatten. Später hatte er es für sie auf eine Kassette überspielt, als sie während ihrer Ausbildung für mehrere Tage nach Hannover gereist war. Der Liedtext war nicht ganz so romantisch und handelte von jemandem, der seine Freundin vermisste, die ihn für einen anderen sitzengelassen hatte.

War es ein erstes Omen dafür gewesen, dass auch ihre Beziehung irgendwann unschön enden würde? Vermutlich nicht. Wer hätte das zu Beginn erahnen können? Trotzdem hatte er das Lied nach ihrem Split rauf und runter gehört.

Jetzt wieder daran zu denken war wie eine Reanimation der Vergangenheit und belebte einige weitere verschollene Erinnerungen. Einen Herzschlag lang fühlte er sogar dieselbe Sehnsucht wie damals, als sie das erste Mal für einige Tage voneinander getrennt gewesen waren. Wie verliebt sie damals gewesen waren! So intensiv hatte er danach nie wieder gefühlt. Nicht weil er für die Frauen nach Gabi weniger empfunden hatte, sondern weil bei seiner ersten großen Liebe auch eine gewisse Naivität mit im Spiel gewesen war, die sich mit der Trennung ebenfalls verabschiedet hatte. Seine Gefühle für Caro jetzt waren mit den früheren für Gabi überhaupt nicht zu vergleichen. Sie bewegten sich auf einer ganz anderen Ebene, waren reifer, ebenfalls intensiv, aber auf völlig andere Weise tiefer gehend.

Seufzend wandte er sich vom CD-Regal ab und ermahnte sich einmal mehr, sich nicht von solchen Einzelheiten ablenken zu lassen. Er musste den Fall ausschließlich aus einem professionellen Blickwinkel heraus betrachten. Dies bedeutete, sich in der Wohnung nicht nach alten Erinnerungen umzuschauen, sondern nach Hinweisen, die ihm ein genaueres Bild vom Opfer verschafften. Sowie möglicherweise auch Fehler zutage förderten, die Gabi vor anderen verborgen gehalten hatte.

Aus dem Grund schaute er auf der Rückseite der Schrankwand und hinter den Büchern nach möglichen versteckten Gegenständen. Nachdem er dort nichts fand, nahm er sich die Dekoartikel auf den Schränken sowie die Schrankfächer selbst vor. Es waren die üblichen Verstecke, in denen die Leute einen Notgroschen für schlechte Zeiten, USB-Sticks mit heiklen Daten, wichtige Briefe oder auch ihren privaten Grasvorrat verstauten. Nichts dergleichen schien es bei Gabi zu geben.

Erfolg hatte er lediglich bei der Steckdose neben dem Sofa. Völlig unscheinbar hing ein Smartphone an einem zweiten Ladekabel. Er konnte sein Glück kaum fassen und war mit einem Satz an der Stelle. So viel zu der Überlegung, dass der Räuber das Telefon mitgenommen hatte. Es war ein etwa zwei Jahre altes Gerät mit normalen Abnutzungserscheinungen. Nur eine Sekunde darauf folgte der Dämpfer: Das Telefon war ausgeschaltet, der Akku zeigte inzwischen volle Kapazität. Mark fischte eine Beweismitteltüte aus seiner Tasche und ließ das Fundstück darin verschwinden.

Im Anschluss stellte er sich in die Zimmermitte und überlegte, was die Wohnung als solche über ihre Bewohnerin aussagte. War das die Bleibe einer selbstbewussten Frau oder einer, die etwas kompensierte oder nach etwas auf der Suche war?

Ihm fiel auf, dass die Räume nicht nur ordentlich, sondern obendrein sehr sauber waren. In der Hinsicht schien Gabi sich erheblich weiterentwickelt zu haben. Er hingegen war manchmal immer noch derselbe alte Schludrian wie früher, der gern mal einen benutzten Kaffeebecher irgendwo stehen ließ oder wochenlang keinen einzigen Gedanken ans Staubwischen verschwendete. Wenn sich Caro nicht regelmäßig darum kümmern würde, würde es in ihrer Wohnung sicherlich deutlich anders aussehen.

Auf einem hüfthohen Schrank neben dem Sofa standen ein halbes Dutzend gerahmte Fotos, die Gabi mit Familie, Freunden und Bekannten zeigte. Manche Gesichter darauf sagten ihm etwas, andere nicht. Doch da die unbekannten Leute etwa in seinem Alter waren, vermutete er, dass sie Freunde von Gabi waren. Auffällig war, dass kein einziges Bild eine Umarmung oder einen Kuss zeigte. Einen neuen Lover gab es demnach nicht. Das deckte sich mit dem, was die Familie gesagt hatte.

Er ging in die schmale Küche, wo Felix gerade skeptisch um den Mülleimer herumtapste. Eine neue Spur war es nicht. Vermutlich hatten den Hund lediglich die darin entsorgten Essensreste interessiert. Auch die Schubfächer und Küchenschränke förderten nichts von Bedeutung zutage.

Interessanter war da das zugeklappte Notebook, das neben einigen Werbeprospekten auf dem schmalen Esstisch stand. Kurz überlegte er, den Computer gleich hier und jetzt zu untersuchen, aber vermutlich wäre er bereits an der Login-Maske gescheitert. Bevor er dabei irgendein Unheil anrichtete, überließ er die Arbeit lieber den Kollegen von der IT-Abteilung, die sich das gute Stück ohnehin vornehmen würden. Heutzutage war das Online-Leben der Menschen fast genauso aufschlussreich wie ihre Aktivitäten im realen Leben. Manchmal sogar mehr als das.

Mark interessierte sich da eher für das Schlafzimmer. Die Wände waren in einem hellen Blau gestrichen, die Bettbezüge und Vorhänge waren ebenfalls blau, nur eine Spur dunkler. Sein Blick fiel auf die weiße Spiegelkommode neben dem Kleiderschrank. Oder vielmehr auf die Blumenvase mit dem Strauß roter Rosen darauf.

Was haben wir denn hier, fragte er sich überrascht. Dass Frauen Blumen mochten, war kein Geheimnis. Auch nicht, dass sie sich gelegentlich selbst welche kauften, wenn ihnen keiner welche schenkte. Allerdings keine rote Rosen. Und vor allem kein Dutzend davon. Diese spezielle Blumensorte – insbesondere in dieser Farbe – war in der Regel für Verehrer und Liebende vorbehalten. Hatte Gabi eventuell einen geheimen Liebhaber gehabt, von dem ihre Eltern und ihr Bruder noch nichts wussten?

Er dachte einen Moment darüber nach und fand die Idee mit jedem Atemzug plausibler. Von einem Lover erzählte man seiner Familie erst, wenn es wirklich was zu erzählen gab. Wenn die Sache wirklich ernst wurde. Davor war die beste Freundin für so was der Ansprechpartner Nummer Eins. Mark notierte sich den Gedankengang auf seinem Block, bevor er sich den Kleiderschrank vornahm. Felix gesellte sich zu ihm und beobachtete interessiert, was es darin zu entdecken gab.

Jede Menge auf Bügeln hängende Kleider. Der Großteil waren normale Ausgehfummel von Esprit, Desigual und anderen gängigen Marken. Nicht billig, aber auch nichts, was die Top Models auf dem Laufsteg trugen. Zwei der Kleider allerdings gingen von Stil und Farben her eher in Richtung von dem Stück, das sie gestern Abend getragen hatte. Interessiert betrachtete er sie genauer. Das eine war ein weinrotes Seidenkleid von Fabiana Filippi. Die Marke sagte ihm nichts, was nicht viel zu bedeuten hatte. Jede Faser des Kleides strahlte Exklusivität und Eleganz aus. Einen solchen Fummel bekam man – wie meinte es das eine Teenie-Mädel gestern Abend so treffend? – nicht im KiK oder NKD.

Nicht viel anders war es beim zweiten Kleidungsstück. Ein schwarzes Trägerkleid, auf dem schwarzen Label hinten am Rücken stand Emporio Armani. Als wäre das nicht beeindruckend genug (dieser prominente Name sagte sogar Mark etwas), hing an einer kleinen Schnur ein dunkles Pappschild mit Armani-Logo in einer milchigen Plastikhülle. Auf der Hülle klebte ein Preisschild. Satte 649 Euro standen darauf.

Uff.

Das war entschieden mehr, als Mark vermutet hatte. Obwohl der Vergleich etwas hinkte, erinnerte es ihn sofort an die eine Filmszene aus The Game, in der Michael Douglas einen seiner Schuhe verlor und trocken meinte: „Da verabschieden sich gerade tausend Dollar.“ Die Frau neben ihm hatte verwundert gefragt: „Ihre Schuhe kosten tausend Dollar?“ Er daraufhin: „Ja, einer davon.“

Ganz so teuer war es hier nicht, dennoch kostete auch Gabis Kleid erheblich mehr, als Mark in der Regel für seine Kleidung ausgab. Nachdem er den ersten Schock verdaut hatte, besah er sich das Preisschild erneut. Nicht nur die Summe stand darauf, sondern auch die Adresse des exquisiten Modehauses Breuninger in der Nürnberger Karolinenstraße. Nachdenklich notierte er sich das und machte mit seinem Smartphone Fotos von den zwei Kleidern sowie dem Etikett. Er fragte sich, ob sie die teuren Fummel für ihren Escort-Job gebraucht hatte oder ob vielleicht ihr Rosenkavalier eine dicke Brieftasche besaß. Beides ließ einige sehr interessante Gedankengänge zu.

Links zwischen dem Kleiderschrank und der Fensterwand stand ein schulterhoher länglicher Schrank. Im oberen der drei Fächer hatte Gabi einige Blusen abgelegt, in den zwei Fächern darunter befanden sich mehrere breiten Mappen mit Dokumenten. Ganz oben darauf lagen die Unterlagen einer Hausrats- und Lebensversicherung. In Letzterem wurde ihre Mutter als Begünstigte angegeben. Im Stapel daneben ging es um Rentenbescheide und verschiedene Anstellungsverträge. Die ältesten gingen fünfzehn, der aktuellste dreieinhalb Jahre zurück. Die Mappe ganz rechts enthielt Lohnabrechnungen einer Firma namens Puls Conception. War dies das Escort-Unternehmen? Der Firmenname war so unverfänglich, dass er alles und nichts bedeuten konnte. Ein Blick auf das Datum sorgte für mehr Klarheit: Die Belege waren chronologisch geordnet. Der jüngste war erst wenige Wochen alt.

Bingo.

Die Beträge ganz unten auf der Abrechnung variierten. Mal waren es bloß tausendsiebenhundert Euro, dann wieder knapp über dreitausend Euro. Abhängig war es offenbar vom Stundenlohn. Außerdem wurde eine recht üppige Vermittlungsprovision von dreißig bis fünfzig Prozent abgezogen, abhängig von bestimmten Klassifizierungen, die lediglich als Kategorie A bis E aufgeführt wurden. Was immer das auch bedeutete. Interessant war zudem, dass Gabi für ihre Arbeit offenbar extra ein Kleingewerbe angemeldet und als Selbstständige gearbeitet hatte. Dazu passend folgten weiter unten die Belege der privaten Krankenversicherung, mit ebenfalls recht deftigen Beträgen.

Im Kopf überschlug er die Summen und rechnete zusammen, wie viel ihr monatlich zum Leben blieb. Konnte man sich davon teure Designerkleider kaufen? Mark grübelte hin und her – und musste sich eingestehen, dass er eindeutig zu wenig Ahnung von der Materie hatte.

Eine halbe Stunde später verließen sie die Wohnung ohne neue Erkenntnisse. Es hatte weder versteckte Liebesbriefe im Nachttischschränkchen noch irgendwelche anderen konkreten Hinweise auf einen geheimen Lover gegeben. Abgesehen von den Rosen hatte er nichts.

Was die Liebesbriefe betraf – schrieb heutzutage überhaupt noch jemand so etwas? Schon vor knapp zwanzig Jahren, als Gabi und er zusammen gewesen waren, war das nicht mehr zeitgemäß gewesen. Inzwischen dürfte derartige Kommunikation komplett über Anrufe, SMS oder WhatsApp laufen.

Vielleicht hatten die Nachbarn ja etwas von gelegentlichen Männerbesuchen mitbekommen. Direkt gegenüber wohnte eine gewisse Annette Silberstein. Ein altdeutscher Name, der nahelegte, dass sich die Bewohnerin mindestens im Rentenalter befand. Ob so jemand die richtige Ansprechpartnerin war?

Mark irrte in jeder Hinsicht. Die Frau, die nach seinem Klingeln öffnete, war um die dreißig, schlank und fast so groß wie Mark. Sie hatte lange rotbraune Haare, grüne Augen und eine Handvoll Sommersprossen im Gesicht. Kaum hatte sie Felix bemerkt, beugte sie sich hinab und begann, ihm das Fell zu kraulen. Der Hovawart erwies sich als äußerst bestechlich und nahm jegliche zusätzliche Streicheleinheit bereitwillig an. Was vollkommen untypisch für den sonst eher zurückhaltenden Hund war.

Die Überraschungen gingen noch weiter: Die Frau entpuppte sich nicht nur als Tierliebhaberin, die in ihrer Kindheit ebenfalls einen Hund besessen hatte, sondern auch als enge Freundin von Gabi. Offenbar war dies die befreundete Nachbarin, die Gabis Familie erwähnt hatte.

Sowie Mark seinen Ausweis zeigte und von dem Vorfall in der Gasse erzählte, wurde Annette auf einen Schlag kalkweiß. Mit der einen Hand hielt sie sich am Türrahmen fest, die andere hielt sie sich vor den Mund. „Bitte nicht.“

Einige Sekunden darauf fragte sie ihn mit leiser Stimme, was genau passiert war. Mark erzählte es ihr, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, und fragte, wann sie Gabi das letzte Mal gesehen hatte.

„Das war vorgestern früh. Ich war gerade auf dem Sprung, weil ich auf dem Weg zur Arbeit war.“

„Was hat sie da gemacht?“

„Nichts weiter. Nach der Post in ihrem Briefkasten geschaut. Ich hab sie kurz gegrüßt und bin dann weiter.“

„Wann war das?“

„So gegen acht.“ Es klang mehr wie eine Frage als wie eine Feststellung.

„Kommt die Post hier schon so früh?“

Sie schüttelte den Kopf. „Eigentlich immer erst gegen Mittag.“

„Wie hat Gabi an dem Morgen gewirkt?“

„Sie war gut drauf. Hat gelächelt und mir zugewinkt. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich mich mit ihr unterhalten. So bin ich einfach an ihr vorbeigehuscht. Ich war echt spät dran.“

Er notierte die Informationen, obwohl er wusste, dass sie ihm nicht viel weiterhelfen würden. „In den Tagen davor, wie hat sie sich da verhalten?“

Annette dachte kurz darüber nach. „Ganz normal, würde ich sagen. Sie war nicht niedergeschlagen oder so, eher das Gegenteil. In der letzten Zeit ging es bei ihr richtig aufwärts.“

Es war ein kleiner Trost für ihn, dass Gabi in ihren letzten Lebenswochen offenbar nicht gelitten hatte. Dennoch ließ der letzte Satz der Nachbarin einiges an Spielraum. „Also gab es davor eine Zeit, wo es ihr nicht so gut ging?“

Sie zögerte abermals, bevor sie antwortete. „Vor drei, vier Monaten hat sich ihr Freund von ihr getrennt. Das hat sie ziemlich mitgenommen. Obwohl die zwei bloß ein paar Monate zusammen waren. Manchmal passt es eben einfach nicht.“

„Wie heißt der Ex mit Nachnamen?“

„Liebel. Roland Liebel. Sieht gar nicht mal schlecht aus. Lang, schlank, dunkle Haare und grüne Augen. Nicht schlecht. Allerdings charakterlich nicht ganz mein Fall.“

„Will meinen?“

„Na ja, er war immer bierernst. Ich glaube, ich hab ihn nie lachen sehen. Selbst wenn jemand einen richtig guten Witz riss, hat er höchstens mal geschmunzelt. Manchmal nicht mal das. So was mag ich nicht. Ich stehe auf Typen, die das Leben locker und sich selbst auch nicht so ernst nehmen.“

„Ist er der Typ, der Gabi gelegentlich Blumen geschenkt hat?“

„Roland?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht mal am Anfang ihrer Beziehung. Das war ihm alles zu kitschig. Wahrscheinlich hat er deshalb gleich noch im Januar Schluss gemacht, damit er ihr ja nichts zum Valentinstag kaufen muss.“

„Scheint ja ein echter Charmebolzen zu sein.“

„Er war schon nett. Auf seine eigene Art. Roland ist eher der Mann, den man anruft, wenn man die Wohnung gestrichen oder Lampen an die Decke montiert haben will.“

„Das klingt eher konservativ.“

„In mancher Hinsicht ist er das auch.“

„Dann war er von Gabis Job sicher nicht so begeistert.“

„Das können Sie laut sagen. Aber Sie würden vermutlich auch nicht gerade jubeln, wenn Ihnen Ihre Freundin gesteht, dass sie als Hostess arbeitet.“

„Wahrscheinlich. Was können Sie mir noch über Gabis Arbeit erzählen? Zum Beispiel den Namen ihres Arbeitgebers?“