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Deutsche Erstausgabe (ePub) Juli 2019

 

Für die Originalausgabe:

© 2017 by Bru Baker

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Tall, Dark, and Deported«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2019 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

 

beloved ist ein Imprint des Cursed Verlags

 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN-13: 978-3-95823-768-1

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Aus dem Englischen von Susanne Ahrens


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed Team

 

 

Klappentext:

 

Als Mateus durch sein beinahe abgelaufenes Touristenvisum an der amerikanisch-kanadischen Grenze plötzlich unerwartet festsitzt, erscheint ihm Geschäftsmann Crawford wie ein rettender Engel: Crawford behauptet kurzerhand, mit Mateus verlobt zu sein, um ihm die Einreise nach Kanada zu ermöglichen. Der Haken an der Sache: Nun müssen sie tatsächlich heiraten, da sonst keiner von ihnen wieder zurück in die USA darf. Doch Crawford hat sich nach seiner gescheiterten Ehe geschworen, diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen. Was weder Mateus noch Crawford erwartet haben, sind dabei die Gefühle, die sie schon bald mehr aneinander binden, als die vorgetäuschte Verlobung es je könnte. Kann Crawford seine Vergangenheit für einen quasi Fremden überwinden?


 

 

Kapitel Eins

 

 

»Das war kein Vorschlag, Crawford. Helena hat dir für nächste Woche einen Flug nach Vancouver gebucht, und ich erwarte, dass du an Bord gehst.«

Crawford achtete darauf, eine ausdruckslose Miene beizubehalten. Sein Blick war auf den Warhol gerichtet, der hinter der Schulter seines Chefs hing. Das Gemälde war lächerlich teuer gewesen, besonders, da es die Wand eines Mannes schmückte, der gar nichts mit Kunst anfangen konnte. Crawford war derjenige gewesen, der zur Auktion geschickt worden war, um darauf zu bieten. George hatte behauptet, es wäre genau die Art Aushängeschild, die in das Büro des Vorsitzenden einer hochgradig erfolgreichen, internationalen Boutique-Hotelkette gehörte.

Nicht, dass es sein Job war, Kunstauktionen zu besuchen. Aber in letzter Zeit hatte George Crawfords Arbeitsbeschreibung mehr und mehr ausgeweitet, um zu rechtfertigen, dass er ihn mit vollkommen lächerlichen Aufträgen quer durch das Land fliegen ließ. Wie zum Beispiel mit der Aufgabe, gemeinsam mit dem Innenausstatter der Firma eine Auktion zu besuchen.

Crawford konzentrierte sich auf das geschmacklose Bild und betete um Geduld. Sein Puls raste, seitdem George ihm vor versammeltem Ausschuss eröffnet hatte, dass er die Inspektion ihres Flaggschiff-Hotels in Kanada leiten würde.

Die Ankündigung an sich war keine Überraschung. Die Immobilie in Vancouver bewegte sich seit einigen Quartalen in einer Abwärtsspirale, die Zahlen passten nicht und schon gar nicht zu den Gewinnen der übrigen Standorte in Nordamerika. Sie kamen nicht einmal in die Nähe der Hochrechnungen, die Crawford auszuarbeiten geholfen hatte. Und da er der oberste Revisor und Berater der Geschäftsleitung der Firma war, hatte er den Auftrag kommen sehen.

Angesichts der Größe des Vorhabens hatte es ihn auch nicht verwundert zu erfahren, dass er Teil eines ganzen Teams von Inspektoren sein würde, statt wie sonst allein unterwegs zu sein. Und wenn es um einen von dem halben Dutzend nordamerikanischer Berater gegangen wäre, mit denen er zuvor zusammengearbeitet hatte, wäre er längst an seinem Schreibtisch und würde über den Berichten brüten, um sich auf die Reise vorzubereiten.

Aber der Geschäftsführer hatte ihm Crawfords Gegenstück aus dem europäischen Büro an die Seite gestellt, und das war ein K.-o.-Kriterium. George wusste ganz genau, was er verlangte, indem er Crawford dorthin schickte. Verdammt, jeder bei Chatham-Thompson wusste, warum Crawford um das europäische Hauptquartier und jede Kommunikation mit seinem Kollegen dort einen weiten Bogen machte. Es war schließlich nicht so, als hätten Crawford und Davis ihre Beziehung geheim gehalten. Sie waren drei Jahre lang zusammen gewesen. Die halbe Geschäftsleitung der Firma war auf ihrer Hochzeit gewesen, verflucht noch mal.

Crawford zog eine Grimasse und rieb sich mit der Hand über das Kinn. Eine der letzten zivilisierten Bemerkungen, die Davis ihm gegenüber gemacht hatte, war gewesen, dass er hoffte, dass er es ihm nicht verübelte, die Beförderung angenommen zu haben, die ihn ans andere Ende der Welt versetzte. Als ob ihre Ehe nichts bedeutete. Als ob ihre gemeinsamen Jahre nur dazu gedient hätten, Davis die Zeit zu vertreiben, bevor er die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklomm.

Unnötig zu erwähnen, dass Crawford nicht ganz so herzlich darauf reagiert hatte. Darauf folgten eine Reihe desaströser Telefonkonferenzen. Die übrigen Manager begriffen, wie wichtig es war, separate Meetings mit Crawford und Davis zu vereinbaren, und hatten sich sorgsam daran gehalten.

Bis jetzt.

»George, Edward hat angeboten, die Inspektion zu überwachen«, sagte Crawford. »Und bei allem Respekt, du brauchst nicht Davis und mich bei dieser Sache. Es wäre viel sinnvoller, einen Junior-Manager mitzuschicken, der zudem mit der Immobilie vertraut ist und Davis hilft, die Zahlen aufzusetzen und mit der Belegschaft zu sprechen. Er und ich zusammen wären zu viel des Guten.«

Crawford war stolz darauf, dass seine Stimme nicht bebte. Seine Hände waren der einzige Teil von ihm, der aus der Reihe tanzte. Sie zitterten, doch er hatte sie in seinem Schoß zu Fäusten geballt, verborgen dank Georges riesigem Eichenholzschreibtisch.

»Edward ist absolut kompetent«, stimmte George in jener trügerischen Ruhe zu, die stets seinen unbeliebtesten Entscheidungen vorausging.

Crawfords Mentor war furchterregend gut darin, andere Menschen zu lesen und sie im Namen professioneller Horizonterweiterung aus ihrer Komfortzone zu schubsen. Ihm wurde flau im Magen. Es stank geradezu nach Georges ganz persönlicher Form von Einmischung. »Ich will ehrlich zu dir sein, Crawford. Dies ist definitiv eine Sache, die einer der Junior-Inspektoren in deinem Team übernehmen könnte. Zumindest die Gespräche und die Datenerfassung. Aber ich dachte, dies wäre die perfekte Gelegenheit für dich, dem Ausschuss zu beweisen, dass es dir mit deiner Zukunft bei Chatham-Thompson ernst ist.«

Crawford biss die Zähne aufeinander. Er hatte mehr als sein halbes Leben lang für diese Firma gearbeitet. Er hatte als Rezeptionist an der Seite einer Reihe weiterer studentischer Aushilfskräfte angefangen und sich innerhalb von zwei Jahren zum Concierge im größten Hotel der Kette hochgekämpft. Nicht viel später war er in die Geschäftsetage befördert worden und hatte schauerliche achtzig Stunden die Woche gearbeitet, während er nebenher seinen Abschluss in Betriebswirtschaft erworben hatte. Es hatte sich ausgezahlt. Bis er vierunddreißig war, hatte er sich die Vizepräsidentschaft verdient.

»Mir ist es ernst mit Chatham-Thompson! Mach dich nicht lächerlich«, schnappte Crawford.

Er hatte der Firma sein ganzes Leben gewidmet. Grauenhaft lange Arbeitswochen, Jahre, in denen er seine Urlaubstage hatte verstreichen lassen, weil er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, die Firma aufzubauen, um sie zu nehmen. Wie ironisch, wenn man für eine der größten Hotelketten der Welt arbeitete. Nach George war er der engagierteste Angestellte im Management. Er sah nur keinen Grund, sich zu zwingen, mit seinem Ex-Mann zusammenzuarbeiten, um es zu beweisen.

»Es ist entschieden, Crawford«, sagte George. »Ich weiß, dass es schwer ist, aber es ist drei Jahre her. Du musst darüber hinwegkommen. Ich habe euch viel zu lange mit eurem Kleinkrieg durchkommen lassen und nun nimmt er allmählich Einfluss auf unsere Gewinne. Das kann ich nicht zulassen.« Er erhob sich, um damit das Ende des Gesprächs zu signalisieren. »Dein Flug ist gebucht. Ich nehme an, dass du wie üblich auf dem Gelände übernachtest?«

Crawford fühlte sich zu taub, um etwas anderes zu unternehmen, als zu nicken. Man hatte ihm die Pistole auf die Brust gesetzt und er fühlte sich, als wäre sie abgefeuert worden.

»Exzellent. Helena wird die Einzelheiten an deinen Assistenten weitergeben. Sobald du dich eingelebt und dir einen ersten Überblick verschafft hast, setzen wir eine Telefonkonferenz an.«

George senkte den Blick auf das Tablet vor ihm, eine offensichtliche Entlassung. Er hatte gesagt, was er loswerden wollte, und auch wenn Crawfords Welt ins Wanken geriet, gab George sich gelassen unwissend.

Crawford wollte diskutieren, mit dem Fuß aufstampfen und sich weigern, aber er fürchtete, dass er dieses Kräftemessen verlieren würde. Würde George ihn wegen dieser Angelegenheit wirklich feuern? War das Bedürfnis, Davis aus dem Weg zu gehen, es wirklich wert, seine ganze Karriere im Klo zu versenken?

Nicht zum ersten Mal fragte Crawford sich, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er die erste Beförderung in die Unternehmensleitung abgelehnt hätte. Als Concierge war er glücklich gewesen, hatte davon geträumt, eines Tages sein eigenes Hotel zu besitzen. Bis heute war ihm der liebste Teil seiner Arbeit, die Hotels zu besuchen und mit den Gästen zu arbeiten. Er kam nicht mehr häufig dazu und wenn, dann meistens, um mit unzufriedenen Kunden umzugehen, die angeschlagene Häuser besucht hatten. Aber das war immer noch um Längen besser, als in einem stickigen Büro zu sitzen und sich mit Budgetgrenzen herumzuschlagen.

George sah auf. Seine Brauen hoben sich, als wäre er überrascht, Crawford immer noch in seinem Büro vorzufinden. »Habe ich mich klar ausgedrückt?«

Crawford machte nicht einmal den Versuch zu lächeln, als er sich zum Gehen wandte. »Kristallklar.«


 

Kapitel Zwei

 

 

»Mat, nicht, dass ich dich nicht gern hier habe, aber bist du dir sicher? Es ist ein großes Risiko. Vielleicht solltest du einfach deinen Flug nach Hause nehmen und darüber nachdenken, in ein paar Monaten wiederzukommen, wenn Duarte und ich die Obstplantage zum Laufen gebracht haben.«

Mateus küsste die Wange seiner Schwägerin und fuhr mit der Hand über ihren leicht gewölbten Bauch. »Du hast keine paar Monate, irmãzinha«, zog er sie auf.

Sie schlug spielerisch nach ihm. »Ich bin im vierten Monat, und Duarte und du behandelt mich, als wäre ich aus Glas. Ich bin absolut fähig, auf der Plantage zu arbeiten, vielen Dank.«

Mateus schürzte die Lippen und bemühte sich, seine Worte sorgfältig zu wählen. Er bewegte sich auf gefährlichem Terrain und obwohl er fließend Englisch sprach, wirkte seine Wortwahl manchmal etwas barsch. Außerdem musste er die kulturellen Unterschiede zwischen ihnen berücksichtigen. Die machohafte Galanterie, die seine portugiesischen Eltern ihm so mühsam eingeimpft hatten, war hier nicht gern gesehen. Bree hatte sie während eines lautstarken Streits vor ein paar Wochen als patriarchalischen Scheißdreck bezeichnet. Damals hatte er angemerkt, dass er nicht sicher war, ob sie in ihrem Zustand Auto fahren sollte. Die Erinnerung brachte ihn immer noch zum Lächeln.

Eigentlich hatte er auf ihren übel verstauchten Zeh und ihre zerrissenen Flip-Flops – auch ein wunderbares Wort, das er hier gelernt hatte – angespielt, über die sie gerade erst gestolpert war. Aber nach dem Einlauf, den sie ihm verpasst hatte, war er zu eingeschüchtert gewesen, um darauf hinzuweisen.

Er entschied sich, bei der Wahrheit zu bleiben, da Bree über ein ausgezeichnetes Radar für Märchen verfügte. »Mir gefällt einfach der Gedanke nicht, dass du dich dauernd bückst und in die Knie gehst, um Bäume zu beschneiden. Abgesehen davon: Wer von uns ist denn der Botaniker, hm?«

Sie rümpfte die Nase, widersprach aber nicht. Sie wussten beide, dass ihre Stärke in der Buchhaltung lag. Duarte selbst steckte mit der Plantage bis über beide Ohren in Arbeit. Aus dem Grund war Mateus vor drei Monaten aus Portugal hergekommen.

Er hatte nicht erwartet, sich kopfüber in den pazifischen Nordwesten zu verlieben. Er wusste, dass er die kleine Plantage zum Aufblühen bringen könnte, wenn man ihm genug Zeit gab, aber sein Visum lief nächste Woche aus.

 

»Ich möchte nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst«, sagte Bree schließlich. »Was, wenn du dein Rückflugticket eintauschst und diese Scharade, die du dir vorstellst, nicht aufgeht? Was dann? Ein einfacher Flug nach Lissabon ist doppelt so teuer wie das, was du zurückbekommst.«

Das entsprach der Wahrheit, aber Mateus hatte das Internet nach Möglichkeiten durchforstet, um im Land bleiben zu dürfen. Ein Arbeitsvisum war seine beste Alternative, aber die Plantage musste finanziell auf festen Beinen stehen, bevor ihm diese Möglichkeit offenstand. Und bis dahin würden noch ein paar Monate vergehen.

Daher musste er einfach die Grenze nach Kanada überqueren und seinen Pass abstempeln lassen. Und sobald er wieder in Washington landete, würde sein amerikanisches Visum automatisch um drei Monate verlängert. Es war narrensicher.

Das einzige Problem war, dass er das Geld von seinem Rückflugticket nach Lissabon brauchte, um die kleine Rundreise nach Vancouver und zurück zu bezahlen.

»Du zerbrichst dir zu sehr den Kopf«, sagte er und wischte ihre Sorgen beiseite. »Ein Touristenvisum ist nur eine Formalität. Eine Menge Leute machen das so. Alles wird gut gehen.«

Er hoffte jedenfalls, dass das der Fall sein würde. Die einzige andere Option wäre, dass er in seine winzige Wohnung und zu seinem langweiligen, aussichtslosen Job zurückkehrte, von dem er sich eine Auszeit genommen hatte, um herzukommen. Das war das Letzte, was er wollte, nun, da Duarte Bree geheiratet und die beiden sich in den Staaten niedergelassen hatten.

Er hatte gehofft, dass Bree vielleicht nach Portugal mitkommen würde und dass Duarte sich dafür entschied, den Olivenhain zu führen, den ihre Eltern ihnen hinterlassen hatten. Aber Bree hatte eine große Familie und konnte sich nicht vorstellen, sie zu verlassen. Und Duarte hatte in Portugal nur Mateus und einen winzigen Bestand Olivenbäumchen, der kaum genug Geld im Jahr abwarf, um die Steuern für das Land zu bezahlen.

Mateus hatte Duarte seine Chance auf Glück in den Staaten nicht missgönnt. Er wollte das Beste für seinen Bruder und Bree war genau das. Und wenn die kleine Familie sich in fünf Monaten vergrößerte und ihr neuestes Mitglied willkommen hieß, wollte Mateus dabei sein. Er wollte nicht nur dem Namen nach ein Onkel sein. Er wollte ein Teil sein, genau wie bei der Plantage. Dies war nun sein Leben und alles, was er brauchte, um es abzusichern, war eine Greencard.

Bree griff nach ihm und schlang ihm den Arm um die Taille. »Du hast schon so viel für uns getan. Bist du sicher, dass du bleiben willst? Es wirklich willst? Dass du es nicht nur für uns tust?«

Er legte ihr einen Arm um die Schultern, während sie auf das Haus zugingen. Das weiß getünchte, mit Schindeln versehene Gebäude schien ihm Licht der untergehenden Sonne zu glühen. Zusammen mit der schwachen Reflexion des rosa gestreiften Himmels in den Fenstern war der Anblick atemberaubend.

Das Haus war der einzige Teil der Plantage, der dem Reparaturstau der Vorbesitzer nicht zum Opfer gefallen war. Es mochte ein paar Jahre dauern, um die Bäume zu ihrer früheren Pracht zurückzuführen, aber er würde sie schon aufpäppeln. Allerdings hatten weder er noch Duarte einen Funken Talent in Sachen Heimwerken, sodass es ein Glück war, dass das Haus so gut in Schuss gehalten worden war.

»Ich tue es vielleicht bis zu einem gewissen Punkt für euch«, gab er zu. »Aber auch zu einem großen Teil für mich selbst. Ich möchte ein Leben, wie Duarte und du es euch hier aufbaut.«

Sie schnaubte. »Eine Frau und ein Baby? Spätestens jetzt weiß ich, dass du lügst.«

Er lachte und schubste sie mit seiner Hüfte an. »Na ja, vielleicht nicht ganz genau das, was ihr habt. Aber ein hübsches Zuhause? Erde, in die ich die Hände versenken kann, und Land, aus dem ich etwas machen kann? Ja.«

»Und vielleicht irgendwann ein Ehemann und ein Baby?«, fragte sie mit forschendem Unterton.

Es war nicht so, als ob sie nie zuvor darüber gesprochen hätten. Er war bereit, sesshaft zu werden. Er wollte – er hatte nur nie den richtigen Mann getroffen. Seine Eltern waren alles andere als perfekt gewesen, aber sie hatten eine wunderbare Ehe geführt. Und Duarte hatte mit Bree ein ebenso enges Band geschmiedet. Wie sollte er sich jemals mit weniger als wahrer Liebe zufriedengeben, nachdem er erlebt hatte, wie glücklich sie machte?

»Vielleicht eines Tages, wenn es denn so sein soll. Man kann das Schicksal nicht zwingen.«

Bree schüttelte den Kopf. »Duarte sagt dasselbe.«

»Unsere avó Margarida hat das immer zu uns gesagt. Meistens, wenn wir uns darüber beklagt haben, dass wir uns irgendetwas nicht leisten konnten, das wir uns gewünscht haben.«

»Ah, eure berühmte Großmutter. Ist sie auch diejenige, der ich dafür danken darf, dass Duarte so gern diesen Mist von wegen Der Mann verdient die Brötchen und die Frau backt sie vom Stapel lässt?«

Mateus stieß ein Lachen aus. Das bezweifelte er sehr. Ihre avó war nicht die Art Frau gewesen, die folgsam zu Hause am Herd wartete. Duarte musste sich schon eine Menge künstlerische Freiheit geleistet haben, wenn er ihr diese Weisheit zugeordnet hatte.

»Ich glaube, sie hätte Duarte den erstbesten Brotschieber, der ihr in die Finger gefallen wäre, über den Kopf gezogen, wenn er ihr mit diesem Spruch gekommen wäre.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Und Entschuldigung, aber du wärst eine furchtbare Bäckerin.«

Bree verbrannte praktisch alles, was sie berührte. Daher war die Küche ganz eindeutig Duartes Revier.

Doch Mateus verstand, worauf sein Bruder hinausgewollt hatte. Sie machten sich beide Sorgen darum, dass Bree sich überanstrengte. Sie schien auf Teufel komm raus beweisen zu wollen, dass eine Schwangerschaft keine Behinderung war, und er wusste, dass sie recht hatte. Doch er wusste auch, dass sie deutlich schneller ermüdete als früher. Er verlagerte sein Gewicht, sodass sie sich an ihn lehnen konnte, während sie umherschlenderten. Sie seufzte, wehrte sich aber nicht gegen die Unterstützung. Sie musste erschöpft sein, wenn sie ihn nicht wegstieß.

»Ich hätte ihm eins aufs Dach gegeben, aber ich will dem Baby nicht beibringen, dass Gewalt eine Lösung ist«, sagte sie bedauernd. »Und ich glaube ohnehin, dass er von metaphorischen Brötchen sprach.« Sie nickte in Richtung ihres Bauchs. »Du weißt schon, aus einem anderen Ofen.«

»Diese Analogie habe ich noch nie verstanden«, meinte Mateus und folgte ihrem Blick zu der Kugel, auf der nun ihre Hand ruhte.

»Die meisten Analogien ergeben nicht viel Sinn. Ich meine, wer ist auf die Idee gekommen, Bizepse als Guns zu bezeichnen? Als Schießeisen?« Sie erreichten die Terrasse und Bree löste sich aus seiner sanften Umarmung und sank auf die Schaukel, die Duarte und er letzten Monaten in einem fröhlichen Gelb gestrichen hatten. »Schießeisen sind Waffen. Sie sollen Menschen einschüchtern, sie beeinflussen, und sie können töten. Wenn man also irgendein Körperteil so nennen will, sollten es nicht Brüste sein?«

Mateus mochte sich nicht sexuell von Frauen angezogen fühlen, aber er wusste ein nettes Paar Brüste zu schätzen. Und Brees fielen definitiv in diese Kategorie. Die Schwangerschaft hatte sie ein wenig voller gemacht, auch wenn es ihm erst aufgefallen war, nachdem sie sich darüber beklagt hatte.

»Schüchterst du denn eine Menge Leute mit deinen Waffen ein?«, fragte er amüsiert.

Sie schüttelte sie ein wenig, zuckte zusammen und faltete schützend die Arme über ihrem Brustkorb. »Autsch. Fühlt sich an, als hätte man andauernd PMS«, murmelte sie.

Er lachte und spannte den Bizeps an. Er war immer ein Läufer gewesen und mochte Sport, aber die letzten paar Monate körperlicher Arbeit auf der Plantage hatte ihn mit mehr Muskeln ausgestattet, als er je zuvor gehabt hatte. »Deine Waffen sind hübscher«, gestand er ihr zu.

Sie kicherte vor sich hin, bis sie einen Schluckauf bekam, sodass sie sich den Bauch halten musste und so fand Duarte sie beide vor.

»Belästigst du schon wieder meine Frau, maninho?«

Mateus grinste ihn an. Mit Bree und Duarte an seiner Seite fühlte sich die Plantage bereits mehr nach einem Zuhause an als Portugal. Nun musste er nur einen Weg finden zu bleiben. »Immer.«