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Was dich in diesem Buch erwartet:

Deine Brüste, ja, die können was!

Probleme und Schmerzen beim Stillen – was tun?

Annas Katzenbrüste und die Badewannen voller Milch

Wie ging es weiter?

Tante Lore und der Fencheltee

Wie ging es weiter?

Das freie Säugen: Jede Menge Muttermilch-Wissen für den Start

Stillen macht glücklich – aber du beginnst als Laie

Richtiges Andocken: Damit das Baby gut dranhängt

Private Ruhe für deine unbezahlten Höchstleistungen

Butterblumen-Milch, reichhaltig und fett

Milcheinschuss und elfenbeinfarbene Folgemilch

Das Baby will trinken, aber es klopft auf Holz

Stille nach Bedarf

„Leere“ Brüste gibt es nicht

Welcher Brustwarzen-Typ bist du?

Stillst du noch oder nuckelt es schon?

Hüte dich vor wunden Brustwarzen

Es blutet, schmerzt und brennt total: das hilft

„Verirrte“ oder verstopfte Mini-Brustwarzen

Stillverweigerung: Rotz und andere Hindernisse

Das Baby kränkelt: Die Stillmama im Stress

Der Milch-Stau-See

Wohin mit der überschüssigen Milch?

Stil(l)- und Kleidungstipps

Wirst du eine Langstreckenstillerin?

Wenn das nächste Kind kommt – neu oder doppelt stillen

Zum raschen Nachlesen: Muttermilch, von Natur aus perfekt konzipiert

Stille Gedanken für den Alltag von Abmelken bis Zyklus und Verhütung

Hilfreiche Adressen

Deine stillen Erinnerungen

Was sind deine Brüste
für dich?

Welche (Kose-) Namen
hast du für deine Brüste?

Deine Brüste, ja, die können was!

Du hast dir dieses Buch gekauft oder es geschenkt bekommen. Warum eigentlich? Bist du neugierig, was du mit deinen Brüsten alles anstellen kannst? Oder stillst du bereits und möchtest wissen, wie lange das noch geht? Vielleicht bist du noch gar nicht Mutter, hast aber aus der kommerziellen Produktwerbung bereits gelernt, dass ganz kleine Babys zwar besser mit Muttermilch ernährt werden – die etwas größeren Kinder jedoch angeblich das aus Bröselmilch angemischte „Fläschchen“, Wegwerfgläschen und Breie aus Papp-Packungen bekommen?

Ich möchte dich dazu einladen, deine Brust, deine Brüste, deinen Busen, deine Titten, deine Möpse, deine wie auch immer bezeichneten und gearteten Nippelträger als potente Partner neu zu entdecken und dem, was dir naturgemäß gegeben ist, vorurteilsfrei zu begegnen. Egal, ob groß, klein, unförmig oder „perfekt“ geformt – das wahre Geheimnis deiner Brust lässt sich von außen nur vermuten. Erst als Stillende weißt du, was wirklich in deiner Dauermilchmaschine steckt und zu welchen Höchstleistungen sie rund um die Uhr im Stande ist. Wie es sich anfühlt, wenn die Milch einschießt und der Gedanke ans Baby schon ausreicht, das T-Shirt nass zu machen – ganz ohne Strom.

Stillen, das bedeutet vollkommene Vereinigung mit dem Säugling, Unabhängigkeit von Muttermilch-Ersatzprodukten, seinem Kind das uneingeschränkt Beste geben. Nicht nur Nahrung, sondern auch Wärme, Zärtlichkeit und schlichtweg sehr private Mutter-Zeit. Ganz schön viel Mutter-Zeit, wie du feststellen wirst, und für manche Anhängerinnen des freien Stillens etliche Jahre der durchaus gemütlichen, mitwachsenden Ein- oder Mehrmundbesauferei.

Aber Schluss mit der reinen Lobhudelei über das Stillen. Stillende wissen, dass das Stillen nicht immer einfach ist, auch wenn unsere Brüste angewachsen sind und wir doch davon ausgehen sollten, sie „bedienen“ zu können. Und noch nicht Stillende werden für den Fall des Still-Versuches erfahren, dass Stillen zwar das Natürlichste der Welt ist, jedoch auch Routine erfordert und Disziplin, Verzicht und Zuversicht – und manches Mal das Aushalten von wirklich gemeinen, direkt ins Hirn schießenden Schmerzen. Du kannst sogar richtig krank werden durch schlechte Stillpositionen, dauernden Schlafentzug und permanente Überlastung – aber du kannst dich auch gesund stillen und um den gesunden Verstand stillen. Du kannst stillen, so lange du möchtest, bis du alt und grau bist, und vielleicht findest du deine spätere Profession als Amme über den ersten, schmerzhaften Stillversuch am eigenen Wurm – wer weiß?

Doch zurück zum Thema. Du überlegst, ob sich das Stillen wirklich lohnt und möchtest wissen, was du dafür bekommst? Aus deiner Sicht: die Bestätigung, stillpotent zu sein. Eine gewissermaßen lebenslange Auszeichnung für dich und deine Brüste. Diese Auszeichnung, für die es keine Plakette, keinen Pokal und leider Gottes auch kein Geld gibt, ist nicht käuflich, nicht retournierbar und nicht auf andere übertragbar. Schon gar nicht auf deinen Partner, der sich über Wochen, Monate und vielleicht auch Jahre fragen wird, wie es sich anfühlt, wenn ein glücklich schmatzendes Baby, Kleinkind und vielleicht sogar Schulkind ihre Mama der Brüste wegen noch einen Tick lieber hat als sonst.

Als stillpotente Frau

Stillpotente Frauen nehmen sich das, was ihnen zusteht, und zwar das Beste. Und das noch dazu kostenlos, rund um die Uhr, unter der Woche, an Wochenenden, Feiertagen, im Sommer, Winter, zu Hause oder auf Reisen, auf der Erde oder im Weltall – solltest du Astronautin sein und einen Säugling bei der nächsten Mission dabei haben.

Nach einigen erfolgreichen Jahren der Stillbeziehung zu meinen Kindern und einem recht schweren Stillstart, der durch eine unnötigerweise an mir vorgenommene Bauchoperation verursacht worden war, habe ich nun dieses Buch geschrieben – auch deswegen, um nie zu vergessen, wie die ganze Stillerei so vor sich ging und welche Gedanken mir durch den Kopf geschossen sind, wenn ich das Stillen besonders genossen habe oder es mir, warum auch immer, gerade einmal wieder unglaublich auf den Geist gegangen ist.

Du kannst als Mädchen gar nicht jung genug sein, dich mit deiner persönlichen Stillpotenz zu beschäftigen! Hör nicht auf Gerüchte und doofe Sprüche bezüglich Größe oder Form deiner Brüste. Das alles ist zufällig so zu dir gekommen und wurde dir von deinen Erzeugern mitgegeben. Für das Stillen macht es auch herzlich wenig Unterschied, welche äußere Beschaffenheit deine Brüste haben – auf die inneren Werte kommt es hier an, und die sind unabhängig vom Fettgewebe außendrum bei uns Frauen naturgemäß vorhanden, wenn es um die stillpotente Stillbrust geht.

Ich hoffe, dass dir dieses Buch Spaß machen wird und du Lust verspürst,

 

Stillen ist tatsächlich ein Abenteuer, denn du weißt nicht, was auf dich zukommt. Später dann, beim zweiten, dritten und allen weiteren Kindern hast du das Stillen vielleicht(er) im Griff. Vor der ersten Stillzeit jedoch bist du eine Anfängerin.

Das Gute daran: Du brauchst fürs Stillen keinen Stillführerschein, den du in irgendeinem Vorbereitungskurs erwirbst oder gegen teures Geld in der Stillführerscheinschule kaufen musst. Die richtige Vorbereitung auf das Stillen ist vielmehr, deine Brüste zu lieben und sie als verlängerten Futterlöffel zu betrachten. Diese zwei reifen, potenten Milchknospen werden dir viel Arbeit abnehmen, dir aber auch manch schlaflose Stunden bescheren. Als echte Abenteurerin und Forscherin weißt du jedoch, dass es auf ausgetretenen Pfaden wenig Neues zu entdecken gibt und der erste Schritt in eine neue Welt daher besonders spannend ist.

Dieses Buch können Mädchen und Frauen alleine oder gemeinsam mit der besten Freundin lesen. Aber auch deine Mutter ist vielleicht daran interessiert, es einmal durchzublättern, und wird dir dann eventuell berichten wollen, ob und wie lange sie dich (und deine Geschwister, und vielleicht noch andere) gestillt und wie sie diese Zeit in Erinnerung behalten hat.

Vergiss nicht, dass du nach der Geburt eines Kindes auf unbestimmte Zeit und in unbestimmter Menge perfekt abgestimmte Muttermilch produzieren kannst, solange die Nachfrage da ist, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wenn das kein Wunder ist – was dann?

PROBLEME UND SCHMERZEN BEIM STILLEN – WAS TUN?

Solltest du Probleme beim Stillen haben – was für eine Anfängerin nichts Ungewöhnliches ist – und/oder deine Stillschmerzen trotz der im Buch beschriebenen Linderungsmethoden unvermindert stark und störend weiter andauern, zögere bitte nicht, eine Hebamme, eine Stillberaterin, eine(n) Ärztin / Arzt deines Vertrauens oder eine(n) anderweitige(n) Therapeutin / Therapeuten zu befragen.

Auch stillende Mütter und Frauen, die früher einmal selbst gestillt haben, sind Still-Expertinnen. Sie können dir eine gute Stütze in nicht so leichten Stillzeiten sein und dich dabei ermutigen, einen schmerzfreien Weg zu finden. Beschreibe, wie genau dein Stillproblem beschaffen ist und welche Art von Schmerzen du wahrnimmst.

Bedenke, dass deine Brust zwar „automatisch“ Milch erzeugt, körperlicher / seelischer Stress, Unwohlsein, gewisse Nahrungsmittel oder Krankheiten das Stillen jedoch negativ beeinflussen können.

Nun aber zurück zum Wunder des Stillens und den Geschichten von Anna, Eva und Tante Lore…

Annas Katzenbrüste und die
Badewannen voller Milch

Anna sitzt auf dem Balkon und genießt sommerliche 30 Grad. Ihre Kinder sind das erste Mal, seit sie auf der Welt sind, nachts nicht bei ihr – und das bedeutet für Anna, dass seit über 6 Jahren das erste Mal abends, nachts, morgens und nachmittags nicht gestillt werden wird. „In der Anfangsstillzeit wäre das nicht gegangen“, erinnert sich Anna an früher, „da hätte ich nach einem halben Tag pralle Brüste und spätestens am nächsten Morgen einen schmerzhaften Milchstau gehabt, autsch.“

Warum Anna noch immer stillt, weiß sie eigentlich gar nicht so genau. Es hat sich so ergeben und fühlt sich einfach richtig an. Während sie ihre Brüste und die schlafenden Nippel betrachtet, klingelt ihre Freundin Eva an der Tür. „Eva, ich hatte ja ganz vergessen, dass du vorbeikommen wolltest – es lebe die Stilldemenz“, lacht Anna über sich selber, und Eva verschwindet mit dem Hinweis „muss mal“ aufs Klo.

Eva ist schwanger mit ihrem ersten Kind. Als sie vom Toilettenbesuch zurück kommt, fällt sie müde und mit leicht geschwollenen Beinen auf Annas Couch. „Also ehrlich“, stöhnt sie, „so eine Schwangerschaft hätte ich mir leichter vorgestellt. Und meine Titten werden auch immer draller, die platzen bald noch. Fühl‘mich jetzt schon wie eine Kuh.“ „Ich kann dich beruhigen“, kichert Anna, „wenn sie überhaupt annähernd mal platzen, dann erst nach dem Milcheinschuss, so zwei oder drei Tage nach der Geburt, und selbst dann platzen sie natürlich nicht, das wäre ja ganz schön doof von deinem Körper. Vergiss nicht, ein Foto von deinen Monster-Bubus zu machen, wenn die Milch das allererste Mal eingeschossen ist! Dieses Ergebnis bekommst du sonst nur auf chirurgischem Weg. Aber leider ist der Wunderbusen nach einigen Tagen wieder abgeschwollen auf normale Stillgröße. Oder zum Glück – der wird nämlich ganz schön heiß und fühlt sich absolut unnormal an. Ich hab damals Quarkwickel draufgemacht, hat zwar ziemlich ekelhaft gestunken, war aber eine deutliche Erleichterung.“

Stillen? Wunderbusen? Quarkwickel? Damit hatte sich Eva eigentlich noch überhaupt nicht auseinandergesetzt. Eheseminar, Schwangerschaft, vielleicht noch einen Geburtsvorbereitungskurs bei der Hebamme, ok, aber für danach – was sollte nach der Geburt schon Großartiges passieren? Dann war das Kind ja da und das Schwierigste überstanden. Der Wurm würde regelmäßig quäken und irgendwas würde man ihm dann wohl auch füttern. Stillen, so überlegt Eva insgeheim, das würde ja bedeuten, den Krümel rund um die Uhr bei sich haben und die Brust bei jeder Gelegenheit auch öffentlich hervorkramen zu müssen.

„Weißt du eigentlich, wie viel Muttermilch ich schon produziert habe, seit Wölfchen und Jenny auf der Welt sind?“, unterbricht Anna den Gedankengang ihrer besten Freundin und stellt ihr ein Glas Wasser vor die Nase. „Nö, keine Ahnung.“ Eva trinkt ein paar Schluck und sieht sich das halbvolle Glas genauer an. „Da war ein Viertelliter drin, ein paar von diesen Gläsern wirst du wohl schon mit Muttermilch vollgemacht haben, wenn deine Kinder 6 und 3,5 Jahre alt sind und die Kleine immer noch den durstigen Mama-Saugnapf spielt.“ „Sie spielt nicht durstiger Saugnapf, sondern sie genießt ihre leckeren Mama-Zwischenmahlzeiten“, korrigiert Anna und zieht Eva sanft an den Ohren. „Aber zurück zur Schätzung, was glaubst du?“, will Anna wissen. „Hm, dann sagen wir einfach mal – 100 Liter Muttermilch.“ „Pah!“, lacht Anna, „da wären meine Saugnäpfe, wie du sie nennst, aber schon längst verdurstet. In Wirklichkeit waren es grob geschätzt weit über 500 Liter Muttermilch bis zum heutigen Tag, und das sind mehr als 3 volle Ladungen meiner schönen freistehenden Tigertatzen-Badewanne.“

Eva ist baff. Damit hätte sie nicht gerechnet, obwohl sie in der Schule in Mathematik die Einsen und Anna die Vieren geschrieben hatte. Aber über 5 Hektoliter und 3 Badewannen voller Muttermilch – und das aus Annas Katzenbrüsten? Das war zu viel des Guten.

„Ne, ehrlich, das glaub ich jetzt nicht…“ Eva trinkt das Wasserglas leer und blickt an sich runter. „Ja jaaa“, tönt Anna und deutet auf ihre relativ flachen Brüste, „klein und fein, still dich ein. Die waren auch mal größer, aber jetzt sind sie auf Dauerbetrieb geschaltet und haben den idealen Härtegrad erreicht. Produzieren nur bei Bedarf, weil ich ja keinen Handel damit betreibe. Meine Milch wird täglich frisch gemischt und ich könnte auf diese Weise geradezu unendlich lange weiterstillen, bis zum Mars und wieder zurück.“ „Na, jetzt übertreibst du aber“, grinst Eva.