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Yvonne Schwarzinger

PILZE

Vielfalt, die glücklich macht

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 Inhalt 

Vorhang auf für die Pilz-Stars!

Sortenvielfalt

9 Mal kluge Pilz-Tipps

Magdalena Wurth:
Im Wundergarten der Pilze

Andreas Wernle:
In die Schwammerl gehen

Spannender Einstieg
Pilze und Vorrat, Vorspeisen, Snacks

Tragende Hauptrolle
Pilze solo und mit Gemüse, Nudeln, Reis

Beste Nebenrolle
Pilze und Fisch

Ausgezeichnetes Team
Pilze und Fleisch

Glossar

Die Rezepte sind, wenn nicht anders angegeben, für 4 Portionen berechnet.

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„Pilze bereichern ein Gericht wie kaum eine andere Zutat.“

 

YVONNE SCHWARZINGER

Vorhang auf für die Pilz-Stars!

In der Küche hat jede Jahreszeit ihre Verlockungen. Wie uns der Frühling mit seinen frischen und duftigen Genüssen verführt, so betört uns der Herbst mit seiner reichen Fülle an kräftigen Aromen. Einen wesentlichen Beitrag dazu liefert die Vielfalt an Waldpilzen, die uns die Natur im Spätsommer und Herbst schenkt. Und durch ein zunehmend größer werdendes Angebot an Zuchtpilzen, von Champignons bis Shiitake, ist Pilzvergnügen sogar rund ums Jahr möglich.

Pilze sind wunderbare Geschöpfe. Ja, Geschöpfe - denn biologisch gesehen ist der Pilz weder ein Tier noch eine Pflanze. Er stellt eine eigene Gattung dar und so eigenständig ist der Speisepilz auch in der Küche. Ich liebe es, mit Pilzen zu kochen, ihre kräftigen Aromen und ihre Vielfalt bereichern ein Gericht wie kaum eine andere Zutat. Und das liegt am Umami.

Das Wort Umami stammt aus dem Japanischen und bezeichnet die fünfte Geschmacksqualität, neben süß, sauer, salzig und bitter. Umami ist in verschiedenen Lebensmitteln enthalten und selbst nicht schmeckbar. Es lässt aber alle Speisen intensiver schmecken, ist also quasi ein natürlicher Geschmacksverstärker. Und der Speisepilz gilt unter Köchen als der „König des Umami“. Fügt man einem Gericht Pilze zu, heben sich auch die anderen Aromen intensiver hervor. Getrocknete und geriebene Steinpilze können deshalb hervorragend als Würzmittel eingesetzt werden und ein paar mitgekochte Champignonstiele verfeinern eine Suppe oder Sauce ungemein.

Pilze sind auch für vegetarische Gerichte eine echte Bereicherung. Das liegt nicht nur an ihrem Geschmack, sondern auch an ihrer Konsistenz. So haben etwa frische gebratene Steinpilze so viel Biss, dass sie selbst eingefleischte Steakliebhaber überzeugen können.

An Pilzen mag ich besonders, dass sie eine gewisse Herausforderung in der Küche darstellen. Das heißt nicht, dass es schwierig ist, mit Pilzen zu kochen. Sie erfordern allerdings ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Wie bei kleinen Diven, muss man bei ihnen auch mit Fingerspitzengefühl vorgehen, um ihnen ihre Vorzüge zu entlocken. Und wie echte Stars spielen sie gern die Hauptrolle auf dem Teller. Selbst wenn sie nur in der Sauce oder als Beilage auftreten - Pilze sind meist die geschmacklich bestimmende Komponente. Dabei sind sie aber auch erstaunlich anpassungsfähig. Sie begleiten herbstlich kräftige Wildgerichte genauso gekonnt wie zarte frühlingshafte Fischkreationen. Sie verstehen sich mit Rahmsaucen genauso gut wie mit Butter und Olivenöl beim Braten. Sie lassen sich warm oder kalt genießen, roh oder gekocht, in Suppen und Salaten und überhaupt in tausend und einer Variante - mindestens! Pilze garantieren für mich Glücksmomente in der Küche und am Gaumen.

Doch der größte Glücksmoment, den mir Pilze bieten können, spielt sich außerhalb der Küche ab. Weit draußen, wo die Füße ins weiche Moos sinken und man Hasen begegnet. Dort, wo nur Vogelrufe die Stille stören. Dort, wo Sonnenstrahlen plötzlich durchs grüne Dickicht brechen. Dort, wo auf einmal ein perfekter Steinpilz steht. Und daneben noch einer, ein kleinerer. Und da drüben schimmern Rotkappen. Und hinter dem nächsten Baum heischt eine Horde Eierschwammerl strahlend gelb um Aufmerksamkeit. Ein großer Parasol beschirmt ein Beet von Herbsttrompeten. Und langsam füllt sich der Korb. Was gibt es Schöneres, als Pilze selber zu sammeln?

Sortenvielfalt

! Zur Sicherheit: Bitte beachten Sie, dass die Fotos in diesem Kapitel nur die Sortenvielfalt der Pilze zeigen und nicht zur Pilzbestimmung geeignet sind. Da beim Sammeln von Waldpilzen die Verwechslungsgefahr mit giftigen Vertretern gegeben ist, sollten Sie ausschließlich Pilze verwenden, die Sie sicher erkennen oder im Zweifelsfall Expertenrat einholen bei einer der österreichischen Pilzberatungsstellen.

Steinpilz

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Der Steinpilz ist zweifellos der König der Pilze. Sein Geschmack ist würzig-intensiv und gleichzeitig edel. Er eignet sich für unterschiedlichste Zubereitungsarten und begeistert uns gebacken oder gebraten, als Tatar oder säuerlich eingelegt. Als einer der wenigen Pilze kann der Steinpilz auch bedenkenlos roh verzehrt werden. Achten Sie bei Steinpilzen immer darauf, möglichst frische Pilze zu verarbeiten. Werden Steinpilze zu lange gelagert, verändert sich ihr Aroma sehr negativ. Sie schmecken dann dumpf, erdig und unangenehm säuerlich.

Eierschwammerl (Pfifferling)

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Wenn der Steinpilz der König der Pilze ist, dann ist das Eierschwammerl der jugendlich übermütige Prinz, der uns mit seiner un komplizierten Art zu allerlei Geschmacks experimenten verlockt. Eierschwammerl haben ein deutliches Wald aroma, schmecken aber gleichzeitig frisch und unaufdringlich. Sie passen zu jeder Art von Fleisch ebenso wie zu Fisch und machen sich natürlich hervorragend in der klassischen Rahm- sauce mit viel Petersilie oder Kerbel. Braten Sie Eierschwammerl immer nur kurz und bei großer Hitze. Sie sollten bissfest und knackig bleiben und können übrigens auch roh verzehrt werden.

Maronenröhrling (Braunkappe)

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Ein hervorragender Speisepilz, der weit verbreitet in den heimischen Wäldern wächst. Der Maronenröhrling ähnelt im Aussehen dem Steinpilz, und Kenner schätzen seinen milden Geschmack. Bei Sammlern ist er nicht nur aufgrund seines häufigen Vorkommens und den vielfältigen Verwendungsarten in der Küche beliebt, sondern auch, weil es keine gefährlichen Verwechslungs-möglichkeiten gibt. Seine kastanienbraune Hutfarbe, der genetzte Stiel und die Lamellen, die sich auf Druck blau verfärben, machen eine Identifizierung einfach. Erwischt man dennoch einmal einen ungenießbaren Gallenröhrling, ist das zwar wegen des bitteren Geschmacks unangenehm, aber nicht gefährlich.

Herbsttrompete

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Die Herbsttrompeten, auch Totentrompeten genannt, wachsen in Gemeinschaft mit Rotbuchen und Eichen und sind deshalb auch nur in der Nähe dieser Bäume zu finden. Sie sind durch ihre dunkelgraue bis schwarze Farbe unverwechselbare und interessante Speisepilze, die jedoch ein bisschen Fingerspitzengefühl erfordern. Am einfachsten ist es, die Herbsttrompeten zu trocknen. Aufgrund ihres inten-siven Geschmacks eignen sie sich dann gerieben hervorragend als Gewürz. Gebraten schmecken Herbsttrompeten auch zu kräftigem Fleisch und Wild gut. Man sollte sie allerdings nicht unter andere Gemüse oder in Sahnesaucen mischen, da sie alles grau-schwarz färben.

Krause Glucke

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Leider findet man die Krause Glucke bei uns recht selten. Ihr leicht nussiger Geschmack macht sie nämlich zu einem ausgezeichneten Speisepilz. Ihr markanter Fruchtkörper erinnert an einen Badeschwamm und wird bis zu 40 cm groß und 5 kg schwer. Das weißliche Fleisch der Krausen Glucke lässt sich leicht in Röschen teilen und schmeckt gegart an-genehm bissfest und würzig und erinnert an das Aroma von Morcheln.

Parasol

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Riesenschirmpilz nennt man den Parasol auch. Einzelne Exemplare können bis zu 50 cm hoch werden und einen mehr als 30 cm breiten Hut tragen. Übrigens wird von dem beliebten und bei uns weit verbreiteten Speisepilz auch nur dieser verwendet, denn der Stiel ist hohl und hart bis holzig. Das cremig weiche Fleisch des Parasols schmeckt angenehm nussig, vor allem bei jüngeren Pilzen. Der Parasol wird besonders gerne paniert und wie ein Schnitzel ausgebacken. Und auch kurz gebraten schmeckt er hervorragend. Zum Dünsten oder Schmoren eignet er sich hingegen nicht, da das Fleisch dafür zu weich ist.

Morchel

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Die Speisemorchel ist bei Köchen mindestens so begehrt wie König Steinpilz. Sie ist praktisch seine Königin. Man findet die Morchel von April bis Mai vor allem in Auwäldern. Sie ist von unvergleichlich intensivem Geschmack und wird deshalb in getrockneter Form gern zum Würzen verwendet. Die edlen und teuren Morcheln lassen sich übrigens perfekt durch Trocknung haltbar machen. Vor der Verwendung werden sie dann für ca. 30 Minuten in Wasser eingeweicht und unterscheiden sich anschließend in Geschmack und Konsistenz kaum von frischen Exemplaren.

Rotkappe

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Die verschiedenen Arten der Rotkappe (z. B. Birken-, Eichen-, Fichtenrotkappe) sind als Speisepilze sehr beliebt und wachsen weit verbreitet in den heimischen Wäldern. Sie können zu beachtlicher Größe heranwachsen und fallen durch ihre orange-bis ziegelroten Kappen auf. Das ursprünglich helle Fleisch der Rotkappen verfärbt sich beim Anschneiden und Kochen violett bis blauschwarz. Das tut ihrem guten Geschmack aber keinen Abbruch. Am besten schmecken kleinere junge Exemplare. Rotkappen dürfen nicht roh gegessen werden.

Kräuterseitling

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Der Kräuterseitling ist ein hervorragender Zucht-pilz, bei dem der dicke Stiel der Kappe in nichts an Geschmack nachsteht. Die feste Konsistenz und das für einen Zuchtpilz überraschend kräftige Aroma lassen Kräuterseitlinge immer beliebter werden und machen sie zu einer echten Alternative für den weitaus teureren und selteneren Steinpilz.

Shiitake

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Neben dem Champignon ist der Shiitakepilz der meistangebaute Speisepilz weltweit. Er stammt ursprünglich aus Asien, wird aber auch bei uns immer beliebter. Shiitake haben eine feste Konsistenz, die beim Garen leicht gummiartig aber sehr angenehm im Biss wird. Der harte Stiel des Shiitake kann nicht verwendet werden. Shiitake eignen sich hervorragend zum Einlegen und besitzen besonders viel der Geschmacksqualität Umami, was sie zu hervorragenden Begleitern aller Speisen macht.

Austernpilz

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Ein ebenfalls sehr beliebter Kulturpilz, der fast überall angeboten wird, ist der Austernpilz oder Austernseitling. Er erinnert im Geschmack etwas an Kalbfleisch und hat eine angenehme Konsistenz. Allerdings sollten die Pilze immer möglichst frisch verkocht werden, da sie bei längerer Lagerung immer zäher werden. Besonders zart schmecken kleine, junge Austernpilze. Bei diesen kann der Stiel auch mitverwendet werden. Bei größeren Exemplaren sollte man das Stielende auf jeden Fall entfernen, da es auch beim Kochen hart und zäh bleibt.

Champignon

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Der Champignon ist der weltweit bedeutendste Kulturpilz. Sein Aroma ist relativ unspektakulär. Doch gerade das macht ihn in der Küche so beliebt, weil er zu beinahe allem harmoniert und dennoch deutlichen Pilzgeschmack hat. Außerdem zählt der Champignon zu den wenigen Pilzen, die bedenkenlos roh gegessen werden können. Champignons findet man übrigens auch auf Wiesen und in Wäldern. Doch Vorsicht: Es gibt auch giftige Vertreter der Gattung.

Enokipilze

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Der Enokipilz heißt eigentlich Gemeiner Samtfußrübling und wächst in der Natur im Winter an Baumstämmen. So kennen wir ihn aber kaum in der Küche, wo - von Asien ausgehend - hauptsächlich die gezüchtete Variante verarbeitet wird. Kultiviert wird der Enoki unter Lichtausschluss in Flaschen und wächst so zu den typischen langstieligen farblosen Fruchtkörpern. Sein Geschmack ist eher unspektakulär, doch die zarten weißen Pilzfäden haben einen angenehmen Biss und wirken vor allem optisch sehr nett in vielerlei Gerichten.

Judasohr (Mu-Err-Pilz)

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Das Judasohr ist ein beinahe weltweit verbreiteter Baumpilz, den wir unter dem Namen Mu-Err-Pilz vor allem aus der asiatischen Küche kennen. Seine Konsistenz ist eher gallert- bis gummiartig. Auch weist er kaum bis keinerlei Eigengeschmack oder Geruch auf. Er wird hauptsächlich in Ragouts verkocht und nimmt dabei den Geschmack der anderen Zutaten an. Der fehlende Geschmack wird jedoch durch die vielen enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe wieder wettgemacht. Im Handel ist das Judasohr hauptsächlich getrocknet erhältlich und kann nach einigen Stunden Einweichzeit verwendet werden.

Semmelstoppelpilz

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Der Semmelstoppelpilz ist in der Küche vor allem als Würzpilz beliebt. Er weist trockenes und festes Fleisch und ein sehr intensives Aroma auf, das bei älteren Exemplaren deutlich ins Bittere geht. Erkennbar ist der Semmelstoppelpilz an den zahllosen feinen Stacheln auf der Unterseite des Hutes. Diese sollten vor dem Kochen entfernt werden, da sie die meisten Bitterstoffe enthalten. Junge Semmelstoppelpilze schmecken zart-nussig und können wie Eierschwammerl verwendet werden.

Stockschwämmchen

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Das Gemeine Stockschwämmchen ist ein sehr guter Speisepilz, der gern auf morschen Baumstümpfen oder liegenden Stämmen wächst und auch kultiviert werden kann. Beim Sammeln kann das wohlschmeckende Stockschwämmchen allerdings sehr leicht mit dem hochgiftigen Nadelholzhäubling verwechselt werden, zumal es teilweise sogar mit diesem in unmittelbarer Nachbarschaft oder in gemischten Gruppen wächst. Es empfiehlt sich daher, nur Zuchtpilze zu verwenden.

Weiße Alba-Trüffel

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Der teuerste Pilz der Welt mit dem wohl intensivsten Aroma, das man entweder liebt oder hasst. Alba-Trüffel werden über eine eigene Trüffelbörse zu oft stark schwankenden Tagespreisen gehandelt, die bis zu 10.000 Euro pro Kilogramm gehen können. Deshalb genießen Lieb -haber Alba-Trüffeln, die es übrigens nur von Oktober bis Jänner gibt, grammweise - am besten roh, hauchfein über frische Pasta oder Eierspeisen gehobelt. Im Handel werden häufig günstige Trüffelöle angeboten, die künstliche Aromastoffe enthalten und nicht mit dem Geschmack echter Trüffeln vergleichbar sind.

Schwarze Perigord-Trüffel

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Unter Kennern nicht weniger begehrt und nicht weniger teuer ist die schwarze Perigord-Trüffel, die ebenfalls nur im Winter auf den Markt kommt. Ihr Aroma ist eben-so intensiv aber etwas weniger aufdringlich als das von Alba-Trüffeln. Im Unterschied zu Weißen Trüffeln entwickeln Perigord-Trüffel ihr volles Aroma nur, wenn sie gegart werden. Nicht verwechseln darf man Perigord-Trüffel mit den Sommer- oder China-Trüffeln. Diese sehen zwar fast gleich aus, haben aber wenig bis gar keinen Geschmack und sind deshalb günstig zu erstehen.

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1 } Bitte Wasser sparen!

Nicht grundlos nennt man Pilze auch Schwammerl, denn wie ein Schwamm nehmen sie Wasser auf. Pilze sollten deshalb möglichst nicht gewaschen werden. Größere Pilze kann man einfach mit einem trockenen Tuch von Erdresten befreien. Ist Waschen unumgänglich, wie etwa bei kleinen Eierschwammerln oder sandigen Morcheln, die Pilze in einem Sieb nur unter fließendem Wasser waschen. Am besten mit einem Brauseaufsatz - zur Not auch in der Dusche! Waschen Sie Pilze immer erst unmittelbar vor der Verwendung.

2 } Trockenlegung

Gewaschene Pilze sollten vor der Verwendung immer gut getrocknet werden. Um sie dabei nicht zu zerbrechen, legen Sie sie am besten auf ein sauberes Küchentuch und decken sie mit einem zweiten ab. Nach wenigen Minuten haben die Tücher einiges an Wasser aufgesogen. Im Sommer können Pilze natürlich wunderbar, auf einem Küchentuch ausgelegt, in der Sonne trocknen.

3 } Kühl und luftig

Bewahren Sie Pilze immer im Kühlschrank auf - am besten unter 4 °C. Lagern Sie die Pilze dabei in einem flachen Behälter, dessen Boden mit Küchenrolle ausgelegt ist. Zum Abdecken der Pilze eignet sich diese ebenfalls am besten. In luftdichten Gefäßen oder in Plastikfolie beginnen die Pilze nämlich zu „schwitzen“ und verderben dadurch rascher.

4 } Druck lass nach!