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Titel

Impressum

Vorwort

Buch

 

 

 

 

 

Raimund Karrie

 

Apokalypse 2038

 

Die Himmelfahrt der Nutzlosen

 

DeBehr

 

 

 

 

Copyright by: Raimund Karrie

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

ISBN: 9783957531865

Umschlaggrafik: Copyright by Fotolia by© full_frame

Erstauflage: 2015

 

 

 

Vorwort

 

Apokalypse 2038 ist ein Roman, der sich zum Ziel gesetzt hat, das aufzuzeigen, was wohl einen jeden von uns mehr oder weniger umtreibt: die Sorge um das zukünftige Wohl unseres Landes, fußend auf dem, was die Politik für uns heute schon bereithält. Weniger wir als vielmehr unsere Nachfahren werden das zu verkraften haben, was heute angerichtet wird. Börsencrashs, Bankenpleiten, einhergehend mit einem immensen Schuldenberg plus Riesenbürgschaften für marode Euroländer, Kosten für die Stilllegung von AKWs et cetera lassen die Bürger bereits aufschrecken, vornehmlich jene, die nicht zu den Wohlhabenden zählen. Und derer sind inzwischen Legion. Aber auch der Mittelstand sieht keinen rosigen Zeiten entgegen. Er wird den Hauptanteil der Steuerlast zu schultern haben, bis auch er, ausgepowert und zugrunde gerichtet, eines Tages ebenfalls der Armut anheimfallen wird. Wie soll dann der Staat noch seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen, geschweige denn den Schuldenberg abtragen? Werden die Reichen und Wohlhabenden, all die Firmenmagnaten, Banker und nicht zuletzt auch die hoch dotierten Stars eines Tages so nett sein und dem Staat unter die Arme greifen, vornehmlich jene, die ihre Euros und Domizile ins Ausland verlegt oder den Staat mit Steuerhinterziehungen in Millionenhöhe geschädigt haben? Wohl eher nicht.

   Die Sünden vieler Staaten sind irreversibel, die Wirtschaft Europas, selbst die des Landes Frankreich, schwächelt. Einige andere Länder sind bereits nahezu insolvent, Griechenland ohnehin. Auf lange Sicht ist eine Pleite Deutschlands letztendlich auch nicht mehr auszuschließen. Wer rettet die Retter? Man spricht nicht darüber, will man doch des Wählers heile Welt nicht zerstören. Und der monatelange Aktionismus vor jeder Wahl soll den Bürger einlullen und ihn glauben machen, dass hier etwas getan wird, die Politik nicht untätig ist. Und so glaubt dann auch mancher brave Bürger, dass „die da oben“ das alles schon richten werden.

   Doch das naive Zeitalter neigt sich dem Ende zu. Man hört inzwischen immer häufiger – und das stimmt nachdenklich – auch kritische Stimmen: in den Medien, den Talkshows, an Stammtischen ohnehin und zunehmend im engen Bekanntenkreis. Und so war es auch nur eine Frage der Zeit, bis sich eine neue Partei gründete, die sich das Problem der Europapolitik auf ihre Fahnen geschrieben und es fast zweitausenddreizehn in den Bundestag geschafft hatte.

   Mit Apokalypse 2038 wird nun auch literarisch thematisiert, was diesem Lande eines Tages blühen mag, es sei denn, es geschieht noch ein Wunder – und wenn es das Wunder der späten Einsicht ist. Doch was wird der Staat tun, wenn dieses Wunder nicht eintritt und er eines Tages wirklich bankrott ist? Viele Lösungen wird es dann nicht geben. Eine Lösung, eine geradezu makabre Lösung, soll im Folgenden aufgezeigt werden, eine, die mit ihrer Menschenverachtung und Brutalität Erinnerungen an den Holocaust wachruft.

   Bei allem Ernst der Situation sind die Menschen im Jahre zweitausendachtunddreißig und danach jedoch nicht bar jeglichen Humors – der Autor ohnehin nicht –, was der Lektüre insgesamt durchaus guttut und, wie ich hoffe, den entsprechenden Genuss bereitet.

Der Autor

 

 

 

 

 

 

1

ERST STIRBT DIE MENSCHLICHKEIT,

DANN STIRBT DER MENSCH

ADAPTION EINES APHORISMUS

Der Professor klappte sein Tagebuch zu und lehnte sich behaglich zurück. Er spürte die wohltuende Wärme seines Kachelofens im Rücken, die ihn nun zusehends schläfrig machte und ihm ein kurzes, aber erquickliches Mittagsschläfchen versprach. Ein Auge warf noch kurz mal einen letzten Blick aus dem Fenster, hinter dem sich noch immer das seit Wochen, ja Monaten gleiche Bild darbot: eine Landschaft in Weiß. Der Winter wollte nicht rücken, stattdessen trieb er mit wirbelndem Schnee und eisiger Kälte sein gewohntes Spiel.

   Der Professor liebte seinen Winter. Gerne erinnerte er sich zurück an die oftmals zugefrorenen Fließe, auf denen er, noch jung an Jahren, mit seinen Kumpanen kilometerweit Schlittschuh laufen konnte. Heute genoss er den Winter auf bescheidenere Weise. Vor der Fensterscheibe gemütliche fünfundzwanzig Grad und zwei Zentimeter dahinter bereits Sibirien, sibirische fünfundzwanzig Grad Frost, wobei diese wohl eher seinem Wunschdenken entsprachen als der Wirklichkeit in einem kleinen Spreewalddorf Anfang April. Sibirien, sibirische Kälte, sibirische Eisenbahn, sibirische Wälder, Natur pur, Wölfe und anderes sibirisches Getier inklusive. Welch seltsam wundervolle Welt! Sie kannte er von Filmen und Erzählungen nur. In diesem Leben würde er all das wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen, live und dreidimensional, zum Anfassen.

   Sein Kopf fiel zur Seite. Er zuckte kurz zusammen, womit das Schläfchen abrupt zu Ende war. Er hatte geträumt. Ganz allein hatte er gestanden, weit draußen in einer einsamen Winterlandschaft, einer weiten Ebene, von fernen Wäldern umgeben, keine Menschenseele weit und breit. Er war dort nicht unglücklich gewesen, ganz im Gegenteil.

   Er spürte dem eigenartigen Gefühl nach. Eine erfüllte Sehnsucht, das Empfinden, ein langersehntes Ziel erreicht zu haben, hatten sich wohl seiner bemächtigt und dem Traum diese besondere Note gegeben. Die Bilder seines Traumes verweilten, die wundersamen Empfindungen entglitten, er hätte sie gerne festgehalten. Bilder wie jene in seinem Traum waren leicht zu bekommen, plakativ und klischeehaft, wie sie waren. Doch dieses neu geartete, bisher in seinen Träumen nie da gewesene Glücksgefühl schien für immer gegangen.

   Er nahm sein Tagebuch wieder zur Hand, öffnete es und griff zu seinem Füller. Langsam begann er zu schreiben.

    „13. April 2038. Heute seltsamen traum gehabt …“

   Er unterbrach sich, denn hinter seinem Fenster hatte sich endlich und doch unerwartet ein Szenenwechsel angebahnt. Die Sonne strahlte von einem tiefblauen Himmel und leitete wohl das Ende der Eiszeit ein.

   Auch den Frühling liebte er. Eigentlich mochte er alle vier Jahreszeiten, jede auf ihre Weise, und er freute sich jedes Mal aufs Neue, wenn die nächste Jahreszeit eingeläutet wurde. Doch heute rief er sich schnell in Erinnerung, dass es erst April war und immer noch das alte Sprichwort galt: April, April, der weiß nicht, was er will! Also, bitte nicht zu früh freuen!

   Doch die Sonne blieb an diesem Tag. Und da es noch früher Nachmittag war und nicht mehr Januar oder Februar, vermochte sie mit ihren Strahlen bereits Außerordentliches. Von den Eiszapfen tropfte es, in der Dachrinne gluckerte es und aus den Büschen lugten das erste Grün hervor und die zarten Knospen. Zarte Knospen erregten auch in diesem Jahr wieder des Professors besondere Aufmerksamkeit. Ihr Sprießen im zeitigen Frühjahr hatte ihn schon immer fasziniert. Er verspürte auch diesmal wieder die alljährlich um diese Zeit einsetzende Unruhe.

   Da saß er nun faul und untätig an seinem Kachelofen, während draußen die Natur zum Aufbruch blies und sich zu großen Taten rüstete. Die Zeit seiner großen Taten schien endgültig abgelaufen. Als Schüler hatte er bereits aktiv in der Friedensbewegung und später dann in der Umweltbewegung mitgewirkt. Dieses sein politisch-gesellschaftlich geprägtes Engagement hatte ihn in seiner zukünftigen Berufswahl bestärkt. Was hatte er als Journalist so alles aufgedeckt und bewegen können! Nur einmal noch, einen Tag, eine Stunde, einige Minuten oder wenige Sekunden lang, einen winzigen Moment dieses Gefühl, diesen Geschmack des mühsam erreichten Ziels kosten, den Applaus hören, das Lob des Chefredakteurs, den wohlverdienten Ruhm genießen in allen Zügen – das wünschte er sich und vieles mehr ... Alles vorbei! Alles unwiderruflich vorbei, Geschichte – sorgfältig aufgezeichnet und somit der Nachwelt erhalten in einem seiner vielen Tagebücher.

   Diese Monotonie! Gut, er saß nicht nur hinterm Ofen, kritzelte nicht nur in seinem Tagebuch herum. Er hatte seinen Garten, fuhr Fahrrad, ging schwimmen und spazieren. Und im Herbst besuchte er seine einzigen wahren Freunde, die Waldpilze, auf die er sich in jedem Jahr erneut freute. Er versuchte, all diesen Dingen das Beste abzugewinnen, und meistens gelang ihm das auch. Aber der große Wurf war das nicht. Auch vermochten ihn die schlichten Dinge des Lebens zu erfreuen, wann immer diesen etwas Gegensätzliches innewohnte.

   So liebte er den Monat April eigens wegen seiner Launen – soeben schneite und fror es noch, jetzt schien die Sonne und man glaubte, in einem anderen Land zu sein – und immer wieder den tiefen Winter, wenn da die Fensterscheibe dreißig, vierzig oder mehr Grad voneinander trennte und er aus dem Fenster schaute, die Nase fast platt an die Scheibe gedrückt, und er es gar nicht recht fassen konnte, dass zwei Zentimeter weiter eisiger Winter herrschte. Man sieht die Kälte nicht, man weiß nur, dass sie dort draußen herrscht, bittere Wahrheit für alle, die es nicht so schön warm haben wie er, die da draußen, in Schlafsäcke oder nur in Kartons gekrochen, jämmerlich frieren, bis sie schließlich erfrieren und oftmals dann im Frühjahr erst von der Straßenreinigung eingesammelt und entsorgt werden wie früher nur die Tierkadaver.

   Es waren zumeist Alte und Gebrechliche, total verarmt und heruntergekommen, die dieses Schicksal heimgesucht hatte, sie, die mitunter zu Hunderten auf der Straße dahinvegetierten, wie auch mancher Erwerbslose, seit Jahren ohne Arbeit in einem stetig gewachsenen Heer von Arbeitslosen, ausgestattet mit einem Notgeld, das nur noch zum Sterben reichte. Inzwischen entfiel ja bereits auf jeweils einen Erwerbstätigen ein Arbeitsloser, Tendenz steigend.

   Auch den Professor hatte dieses Schicksal ereilt, doch hatte er mit dem moderaten Erlös aus Grund und Boden, Zusatzversicherungen und Ersparnissen sich und sein Haus erhalten können, so dass er von daher keinen Grund zur Klage hatte. Darüber hinaus konnte sich sein Sohn eines relativ sicheren Arbeitsplatzes im Polizeidienst erfreuen, so dass dessen Familie auch ein Auskommen hatte, bescheiden, aber ausreichend. Das Haus war zudem geräumig genug, alle unter einem Dach zu vereinen, also ihn, den Großvater, Professor genannt, und die junge Familie mit zwei fast schon erwachsenen Kindern.

   An diesem besagten dreizehnten April hatte sich vormittags etwas zugetragen, von dem der Professor am frühen Nachmittag dieses Tages noch nichts wissen konnte und was sicherlich einen weiteren Eintrag ins Tagebuch nach sich ziehen würde. Sein Sohn hatte mal wieder sein Frühstücksbrot daheim liegen lassen, worauf sein Enkel Jakobus gebeten wurde, es seinem Vater in die Polizeistation nachzutragen. Mehr oder weniger widerwillig kam er dieser Bitte nach, da die Vergesslichkeiten seines Vaters allmählich Formen annahmen.

   Jakobus hatte soeben die Tür zum Büro seines Vaters geöffnet, als dieser erst nach hartnäckigem Klopfen endlich „Herein!“ gerufen hatte. Des Vaters Gesichtsausdruck spiegelte den zu bewältigenden Arbeitsaufwand wider, erhellte sich jedoch umgehend, als er seines Frühstücksbrots gewahr wurde. Doch ein plötzlicher Telefonanruf gestattete ihm noch nicht einmal einen kleinen Bissen. Jakobus nahm derweil Platz und versuchte, aus den Worten und Satzfetzen seines Vaters einen Sinnzusammenhang zu erkennen.

   „Das ist in dieser Woche schon der zweite Fall. Das kann ja noch heiter werden … ja, genau, hab ich auch schon gesagt …, wird heute noch in die Wege geleitet … ja, ich notiere … geht in Ordnung, notfalls eine Hundestaffel …, aber klar doch … bedauere ich auch, wird diesmal nicht passieren …, ja, ich bin selbst vor Ort … ja, Ihnen auch … geht klar. Auf Wiederhören.“ Die gute Frühstücksbrotlaune war dahin.

   „Arschloch! Hat gut reden mit seinem fetten Hintern. Oh, entschuldige, Jakobus, ich hatte dich ganz vergessen. Nur Ärger, nichts als Ärger. Jetzt kann ich mir die kommende Nacht wieder um die Ohren hauen und zum Training kann ich auch wieder nicht. Scheißjob, kann ich dir nur sagen.“

   „Sei froh, Vaddern, dass de den Job noch hast. Andere würden sich die Finger nach lecken.“

   „Ja, im Grunde hast du ja Recht. Aber weniger Ärger würde auch nichts schaden. Aber mal was anderes: Müsstest du um diese Zeit nicht in der Schule sein?“

   „Aber ja doch. Rate mal, warum ich da jetzt nicht bin.“

   „Entschuldige, entschuldige, ich … ich bin ein wenig durcheinander.“

   Der Kollege im Nebenzimmer war gerade dabei, seinen Mantel anzuziehen, was durch die geöffnete Tür zu sehen war. „He, Kollege, lauf nicht weg! Es gibt Arbeit. Hier, ruf dort mal an! Dann brauchen wir noch eine Hundertmannschaft und die Hundestaffel kannst du auch gleich anfordern. Treffpunkt dort um siebzehn Uhr. Alles klar? Mach gleich los!“

   „Was geht denn Tolles ab bei euch heute, Vaddern? Wieder so’n Opa abhandengekommen?“

   „Genau. Aber behalt’s für dich! Klar? Und tschüss jetzt, ich habe noch zu tun.“

   In der Schule angekommen, verweilte Jakobus die verbleibenden dreißig Minuten bis zum Pausengong auf dem Hof. Was sollte er noch erst in den Unterricht gehen, um sich dort unangenehmen Fragen seines Lehrers auszusetzen! Dann hätte er sich eine Notlüge einfallen lassen müssen, denn die Entschuldigungen mit dem Pausenbrot seines Vaters hatten inzwischen schon einen langen Bart und er verspürte nicht die geringste Lust, mit seinem ausgeprägten Sinn für Wahrheit sich und seinen Vater erneut bloßzustellen. Außerdem glaubte er, nichts zu versäumen, da zurzeit Sport lief und es in Sport ohnehin nichts zu versäumen gab.

   Er stellte sich unter das Vordach des Eingangs und schaute dem Schneetreiben zu.

   „Langsam könnte es mal Frühling werden. So’n langer Winter kann einem ganz schön auf den Senkel gehen. Immer nur diese Scheißkälte, man kommt sich ja vor wie am Nordpol oder in Sibirien.“

   Er konnte den Frühlingsbeginn gar nicht mehr abwarten. Den kalendarischen hatte man bereits hinter sich, den biologischen spürte er von Tag zu Tag immer mehr.

   Er dachte zurück an den letzten Mai. Da hatte er sie zum ersten Mal angesprochen. Es war der zehnte Mai gewesen. Er wusste es noch ganz genau, da brauchte es kein Tagebuch. Ereignisse wie diese bleiben ohnehin im Gedächtnis haften, tief und unauslöschbar – jederzeit abrufbar. Zunächst war es nur Augenkontakt gewesen. Er wusste noch genau, wie er sich lange Zeit gefragt hatte, ob das nur reiner Zufall war, wenn sie Bruchteile von Sekunden – so kam es ihm jedenfalls vor – zu ihm herübergeschaut hatte. Doch dann kam der Tag, eben dieser zehnte Mai, als er nicht mehr an Zufälle glauben wollte und den halben Schulhof überquerte.

   „Hallo, Blue.“

   „Du kennst ja meinen Namen.“

   „Und du weißt auch bestimmt, wie ich heiße, könnte ich wetten.“

   „Ja, weiß ich …“

   Wie er hatte auch sie sich schon erkundigt und von Mitschülerinnen schnell erfahren, wer denn der Schüler mit den schwarzen Haaren und der Jeansjacke da drüben sei. Sie war leicht errötet. Das hatte ihr nicht gefallen – er konnte es ihr ansehen –, ihm aber umso mehr, da er es als ersten Erfolg zu werten wagte. Und das Rot stand ihr. Rot und Blond hatten ihn schon immer fasziniert.

   An dem Tag hatte er auch erfahren, warum sie von allen Blue gerufen wurde. Ihr Name war Magdalena Maria Blaue. Viele hatten sie zunächst Mary Blue genannt, später dann nur noch Blue. Schuld an ihrem Spitznamen war der Englischlehrer gewesen, der gerne die Namen seiner Schülerschaft anglisierte. So meinte er, den Englischunterricht authentischer gestalten zu können. Das machte er in Jakobus’ Klasse genauso. Den Namen seines Freundes Simon Petermann musste er erst gar nicht ändern. Der wurde zunächst von ihm und dann auch von den Klassenkameraden einfach Saimon Pietermän ausgesprochen. Jakobus hatte sich schon immer gewundert, dass er nicht der Masche seines Lehrers zum Opfer gefallen war und man aus Jakobus einfach einen Jack gezimmert hatte. Somit war er für alle nach wie vor der Jakobus oder vielmehr der Jako. Dieser Name war wie ein Markenzeichen. Vielleicht hatte der Englischlehrer, dieses ahnend, es dann auch nicht gewagt, Jack gegen Jako antreten zu lassen.

   Fast ein Jahr waren Jako und Blue jetzt miteinander befreundet. Und dieses vergangene Jahr war richtig aufregend gewesen, eine Entdeckungsreise. Für beide war es Neuland, das sie da betreten hatten. Eine einmalig schöne Welt hatte sich ihnen aufgetan, bunt und voller bizarrer Klänge. Jetzt erlebten sie, was ältere Menschen meinten, wenn sie ihrer Jugendzeit nachjammerten und was in aller Welt so sehr besungen wurde. Oftmals zum Massenprodukt verkommen und als Klischee vermarktet, war sie einmal mehr aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und gab zwei Menschen das Gefühl, in ihrer Einzigkeit für sie, und nur für sie, geschaffen zu sein.

   Der Pausengong riss ihn aus seinen Gedanken. Die ersten Schüler waren ohnehin schon vorher auf dem Hof erschienen, weil die eine oder andere Lehrkraft aus irgendeinem unergründlichen Grund geglaubt hatte, den Unterricht mal wieder vorzeitig beenden zu können. Er freute sich schon auf Blue. Sie würden wieder gemeinsam die Pause verbringen, fern der anderen ihre Runden drehen oder bei den anderen stehen. Doch diesmal war Blue nicht an ihrem gemeinsamen Treffpunkt unweit des Eingangs erschienen. Dennoch hatte er sie schnell ausgemacht. Sie befand sich bei ihren Klassenkameraden, die heute nicht wie üblich in kleineren Grüppchen, sondern in einem auffälligen Knäuel zusammenstanden. Jako kannte einige von ihnen und so hatte er keine Scheu, sich dazuzugesellen.

   Die Gruppe scharte sich um ein Mädchen, das mit tränenerstickter Stimme etwas stammelte, was er zunächst nicht verstehen konnte. Doch dann wurde ihm allmählich klar, worum es sich handelte, und das nicht nur, weil ein Hubschrauber schon wieder über seine Schule flog. Hier weinte die Enkelin um ihren Großvater, dessen Vermisstenmeldung just zu dem Zeitpunkt eingetroffen war, als er in seines Vaters Büro gesessen hatte. Und sie hatte allen Grund zum Weinen. Sie würde ihren Großvater nicht wiedersehen, das wusste er, das wusste sie, das wusste eigentlich ein jeder. Seit einigen Jahren verschwanden alte Menschen, vornehmlich männlichen Geschlechts, einfach so, ohne Ankündigung, mitten aus ihrem Umfeld oder auch ohne Umfeld, wenn sie einsam und verlassen irgendwo ihr Dasein fristeten.

   Da der Raucherkrebs einem Wildtier gleich inzwischen das Revier gewechselt hatte und sich im weiblichen Gehölz wohler zu fühlen schien als im männlichen, hatte er die ansonsten so wackeren Weibchen eins nach dem anderen dahingerissen wie der Wolf seine Beutetiere. Zurück blieben alte Männer, die, oftmals in ihren Betonklötzen und Wohnsilos, einsam und verlassen dahinvegetierend, erleben mussten, wie ständig Nachbarn wechselten und die, die nicht wechselten, gerade noch einen „Guten Tag“ übrig hatten. Was ihnen blieb, war ein Fernseher, der, so unterhaltend er auch sein mochte, sich weniger für Dialoge eignete und mit Streicheleinheiten, in welcher Form auch immer, gar sehr zu geizen wusste. Und viele dieser armen Kreaturen verschwanden, so als hätten sie ganz einfach dieser unerfreulichen Form des Lebensabends Strick und Kugel vorgezogen. Dann allerdings hätte man die Reste jener Zeugen der Verzweiflung in irgendeiner Weise und irgendwo antreffen müssen, doch sie blieben wie vom Boden verschluckt. Und es gab noch die anderen wie Violas Großvater, die, aufgefangen in der Gemeinschaft einer intakten Familie, nicht das erbärmliche Schicksal einer Vereinsamung zu leben hatten und die der Boden auch verschluckt haben musste.

Herr Blaue ließ fast die Angel fallen, als seine Enkelin angestürmt kam und ihn von hinten umarmte.

   „Schön, dich zu sehen.“

   Er liebte seine Enkelin über alles. Blue nahm neben ihm Platz auf der kleinen Bank, die der Großvater am Ufer ihres malerischen Flüsschens gebaut hatte. Die Sonne schien zurückgekommen und überall zwitscherten Vögel. Ein Tag zum Fröhlichsein, doch Blue schien alles andere als beschwingt. Langsam war die Erinnerung an den Vormittag zurückgekehrt und wieder sah sie die weinende Mitschülerin vor sich. Nachdem beide ein Weilchen stumm auf das Wasser geblickt hatten, wandte sich Blue ihrem Großvater zu.

   „Großvater, stell dir vor, heute Morgen in der Schule hat eine Mitschülerin – Viola heißt sie – erzählt, dass ihr Großvater einfach verschwunden sei. Jako hat mir dann gesagt, dass man sofort eine Suchaktion eingeleitet habe, man sich aber wenig Hoffnung mache, dass da was bei herauskommt. Die ganze Nacht wollten sie noch weitersuchen.“

   „Das arme Mädchen! Kann einem wirklich leidtun. Aber vielleicht finden sie ihn doch noch. Man soll die Hoffnung nie aufgeben.“

   „Jako weiß ein wenig mehr als die anderen. Er kriegt da so manches mit. Du weißt ja, sein Vater leitet die Sonderkommission, macht nichts anderes, als diese Fälle zu bearbeiten – Abgänge, wie sie das nennen. Er sagt, von hundert Fällen würden nur mal gerade sieben Prozent aufgeklärt. Das heißt doch, dass dreiundneunzig von hundert einfach nicht mehr aufgefunden werden. Hat man die entführt oder kurzerhand mal weggezaubert? Das geht doch wohl nicht mit rechten Dingen zu.“

   Der Großvater sagte erst einmal nichts und starrte weiter auf seine Angel. Was sollte er seiner Enkelin denn darauf auch antworten? Wie alle anderen hatte auch er keine Erklärung für dieses seltsame Phänomen. Dann sah er sich doch genötigt, hierzu ein paar Worte zu sagen.

   „Magdalena Maria, die sind natürlich nicht entführt worden und weggezaubert schon gar nicht. Warum sollte man sie denn entführen? Von denen ist doch nichts zu holen. Habe neulich erst wieder gelesen, dass es gerade die Ärmsten der Armen sind, die da verschwinden.“

   „Ja, ja, ich hab das ja auch nicht so gemeint, aber es kommt einem halt so vor.“

   „Genau! Weil man keine plausible Erklärung dafür hat. Warte mal! Gerade hat einer angebissen.“ Er zog kurz an der Angel und drehte dann an der Kurbel, bis sich ein zappelnder Fisch zeigte. „Zu klein. Den werfe ich zurück.“

   Blue war erleichtert. Sie leistete dem Großvater gerne Gesellschaft beim Angeln und hätte das noch lieber getan, wenn man die armen Tierchen am Leben gelassen hätte. Sie schaute jedes Mal weg, wenn der Großvater zum großen Schlag auf den Fischkopf ansetzte.

   „Wo waren wir stehen geblieben …? Ach ja, das ungelöste Problem mit den Alten. Ich hab mich das auch schon oft gefragt, wo die so abbleiben. Vielleicht machen sie es ja so, dass sie einfach weggehen, irgendwohin, vielleicht in irgendeinen Wald, wo sie dann sterben wollen, weil das Leben ihnen nichts mehr gibt, oder sie merken, dass es mit ihnen ohnehin bald zu Ende geht, so wie das die Elefanten tun. Wenn die ihr nahes Ende fühlen, verschwinden sie im Urwald oder es zieht sie zu einer einsamen Wasserstelle, dorthin, wo andere schon vor ihnen hingegangen sind. Und das tun sie, weil sie der Gesellschaft nicht zur Last fallen wollen. Von so einem Elefantenfriedhof habe ich mal gelesen. Vor vielen Jahren war das, da war ich noch ein kleiner Junge.“

   „Hatte wohl in einem deiner Märchenbücher gestanden. Oder du hast dir die ganze Sache ausgedacht wie die vielen anderen Geschichten auch, die du mir als kleinem Mädchen immer erzählt hattest. Schöne Geschichten waren das. Ich kenn die alle noch. Da waren der lustige Krimi vom Mondhasen und die romantische Erzählung von den Blütenträumen. Ach, und all die anderen. Ich weiß gar nicht, welche mir davon am besten gefallen hatte. Aber eine Erzählung, die von der Eiche und der Pappel, die krieg ich nicht mehr so richtig zusammen. War voller Symbolik. Könntest du mir eigentlich noch mal erzählen.“

   „Willst du die wirklich noch mal hören? Das kann doch nicht dein Ernst sein, du mit deinen sechzehn Jahren.“

   „Die hör ich mir auch noch in fünfzig oder sechzig Jahren an, das heißt, da erzähle ich die meinen Enkeln und die anderen Geschichten auch.“

   „Also gut, wie du willst.“

   Der Großvater schaute über das Wasser, als wolle er von irgendwo in der Ferne die Geschichte zurückholen. Dann begann er.

   „Es waren einmal eine Eiche und eine Pappel. Die Eiche stand am Waldesrand und die Pappel nicht weit von ihr entfernt an einem Bach. Ach ja, und dann war da auch noch eine Fichte. Alle drei unterhielten sich von Zeit zu Zeit. Meistens eröffnete die Eiche das Gespräch, was sie heute auch wieder tat. ,Sag mal, Pappel, der letzte Sturm hat dir aber ganz schön zu schaffen gemacht, hat dir einige Äste abgehauen. Wie du jetzt aussiehst! Ja, ja, das kommt davon, wenn man ein Weichholzbaum ist. Da freue ich mich doch tagtäglich, eine Eiche zu sein.‘ Die Pappel schwieg dazu, nicht weil sie etwa weise war. Nein, sie schämte sich einfach nur. Jetzt meldete sich auch noch die Fichte zu Wort. ,Eigentlich ist so eine Pappel zu nichts nütze. Steht da nur rum und hat keine Zukunft. Da haben wir beide, ich und auch du, Eiche, mehr zu bieten. Ich produziere die wunderschönen Zapfen und du die Eicheln. Und obendrein bin ich auch noch schön.‘ So suchte sie mit dem einen Lob der Eiche zu gefallen und mit dem anderen sich selber. Die Eiche fühlte sich zwar geschmeichelt, das Eigenlob der Fichte missfiel ihr jedoch. Also war es an der Zeit, diese in ihre Schranken zu weisen. ,Ich würde an deiner Stelle den Mund nicht so weit aufreißen, meine liebe Fichte, es weihnachtet bald und deine Schönheit könnte dich ganz schnell dein Leben kosten.‘

   ,Haha, da lache ich ja. Bei meinen fast fünf Metern dürfte ich aus dem Alter ja wohl raus sein. Ja, und meine Zapfen, die gebe ich gerne her. Die liegen und hängen in der Weihnachtszeit alle vergoldet und versilbert in Schaufenstern und an Christbäumen.‘

   ,Was ist das schon!‘, erhob sich die Eiche. ,Meine Eicheln sind weltberühmt. Große Männer, Politiker zum Beispiel, haben sich schon Eichel genannt und das beste Stück des Mannes ziert eine Eichel. Ja, da guckst du. Und meine Blätter zieren Wappen und Kartenspiele. Und es gibt uns in Sagen und Sprichwörtern.‘ Die Fichte schaute ein wenig ungläubig drein und so sah die Eiche sich gemüßigt, ihr wenigstens mit einem Sprichwort aufzuwarten. ,So ein Sprichwort ist zum Beispiel dieses: Was stört es eine deutsche Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr reibt?‘

   ,Und was soll das bitte schön bedeuten, dieses komische Sprichwort da?‘, triumphierte die Fichte, denn sie ahnte, dass die Eiche darauf wohl keine Antwort wisse. Und so war es. Die Eiche blieb stumm und einige Blätter erröteten leicht. ,Du brauchst gar nicht rot zu werden. Wir haben schon verstanden, nicht wahr, Pappel?‘, sprach sie darauf und erhoffte sich die Unterstützung durch die Pappel. Die zog es jedoch vor, hierzu zu schweigen, da ihr das Gespräch ohnehin recht niveaulos erschien.

   Hingegen äußerte sich die Eiche wieder. Das wollte sie nun doch nicht auf sich sitzen lassen. ,Erröten? Da lach ich aber! Noch nie was von Herbstfärbung gehört? Guck du dir lieber deinen Haarausfall an. Untenrum sind schon keine Nadeln mehr und oben werden die ersten Haare bereits schon braun. Du hast Probleme, Umweltprobleme bis zum Umfallen, glaub mir’s! Wenn das so weitergeht, wirst du’s nicht mehr lange machen. Dir wird’s ergehen wie der Pappel. Der fehlen jetzt schon die Arme. Sturm haut alles um und ab, was da faul ist –altes Naturgesetz. Nur die Starken überleben. Alles andere geht zugrunde. Das geschwächte Reh gereicht dem Wolf zum Fraß, den lahmen Has’ packt sich der Fuchs und nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Ja, so ist das und gar nicht anders.‘

   Die Eiche war zufrieden mit sich und den Weisheiten, die sie da so von sich gegeben hatte und die die beiden wohl überzeugt haben mussten, da jetzt alle schwiegen und eine angenehme Ruhe eingetreten war. Einstweilen jedenfalls, denn von weitem hörte man auf einmal Motorengeräusch. Es war das Motorengeräusch von Motorsägen. Und dieses Geräusch kam verdächtig näher und näher, bis man die ersten Waldarbeiter zu Gesicht bekam. Allen dreien wurde es mulmig und keine von ihnen hätte jetzt zu sagen gewagt, wie das schaurige Schauspiel wohl zu Ende gehe.

   Schon fielen die ersten Fichten in unmittelbarer Nachbarschaft den Sägen zum Opfer. Es waren allesamt kleine Bäume, schönste Weihnachtsbäume, alle schon jetzt im November geschlagen, mit Verfallsdatum bis zum Ablauf der Weihnachtsfeiertage. Die Fichte klammerte sich an die Hoffnung, dass fünf Meter hohe Bäume ja wohl schlecht in ein Weihnachtszimmer passen können. In dem Punkt hatte sie sich dann auch nicht geirrt.

   ,He, Kumpel, was hältst du denn von der hier?‘ Mit diesen Worten zeigte einer auf unsere Fichte, die vor Schreck erstarrte und sich in diesem Augenblick wünschte, der hässlichste Baum auf Erden zu sein. ,Nicht schlecht! Die können wir doch gut auf den Marktplatz stellen.‘ Das Todesurteil war gesprochen, die Hinrichtung auf der Stelle vollzogen. Eiche und Pappel sahen mit Entsetzen, wie die Fichte fiel. Noch ein letztes Ächzen und sie lag da, regungslos.

   Warum sah denn einer der Männer plötzlich die Eiche so seltsam an? Dann rief er die anderen zu sich und der Eiche wurde unwohl. ,Bestes Holz für einen Balken oder für Parkett, Eiche ist da das härteste, was es gibt. Wenn die Leute da drüber laufen, siehst du nichts.‘ Als Balken würde sie schon nicht enden wollen, aber als Fußbodenbelag, wo sie alle mit Füßen treten würden – nein, nur das nicht! Doch die Eiche wurde nicht gefragt. ,Früher oder später müssen wir alle sterben‘ waren ihre letzten Worte, ehe die Säge das vollendete, was an diesem Tag das Schicksal für sie vorgesehen hatte.

   Die Pappel hatte alldem fassungslos zugesehen. Sie fragte sich immer wieder, warum sie überleben durfte. Die beiden würden ihr fehlen, ja, auch die Eiche, die sich auf ihre Kosten so oft erhöht hatte. Wie heißt es doch so schön? Wer sich erhöht, wird erniedrigt werden. Und diese Weisheit hatte sich hier mal wieder erschreckend bewahrheitet.“

   Blue hatte mit offenem Mund zugehört, so wie sie das als kleines Mädchen schon immer getan hatte, wenn sie diese wundersamen Geschichten erzählt bekam. Der Großvater hatte gelegentlich zu ihr herübergeschaut und sich an seiner Enkelin erfreut, die mit sechzehn noch so hingebungsvoll seinen Erzählungen folgen konnte. Blue saß noch immer ganz ergriffen da, bis sie endlich in die Wirklichkeit zurückfand.

   „Immer wieder toll, dir zuzuhören, Großvater. Für kurze Augenblicke meint man, dabei zu sein. Man vergisst förmlich, dass es sich hier um Bäume handelt. Tierfabeln mag ich ja auch so.“

   Der Großvater lächelte nur und sagte weiter nichts dazu. Das waren seine Glücksmomente, wenn seine Enkelin ihm Gesellschaft leistete und sie gemeinsam plaudern konnten. Wie lange würde das noch andauern? Obwohl sie bereits einen Freund hatte, war sie ihm treu geblieben. Regelmäßig besuchte sie ihn hier draußen und es hatte nicht den Anschein, dass sich das bald ändern würde – aber man weiß ja nie.

   Es gab noch jemanden, den er liebte und mit der er lebte, zusammen in dem alten Bauernhaus, das er vor Jahren gekauft und eigenhändig renoviert hatte. Und sie bat jetzt zum Kaffee. Von der Bank aus waren es nur wenige Schritte bis zum Haus, quer über die Wiese. Da hatte Blue aber Glück. Als hätte man sie erwartet, gab es ihren Lieblingskuchen: Gugelhupf. Dazu Milchkaffee und alles auf Meissner Gedeck, das mit dem Zwiebelmuster. Blue liebte es und was ihr zudem gefiel, war die Tatsache, dass dieses doch recht wertvolle Geschirr nicht nur, in einer Vitrine abgestellt, an bessere Zeiten erinnerte, sondern auch immer wieder benutzt wurde.

   Herta und Blue redeten nicht viel miteinander. So sehr Großvater und Enkelin ein Herz und eine Seele waren, so schwer tat Blue sich mit ihrer Stiefgroßmutter. Aber solange solch gute Gugelhupfe aufgetischt wurden, sollte es ihr recht sein. Gut backen konnte sie und gut kochen auch, ansonsten schien sie keine Qualitäten zu haben. Das sah ihr Großvater gänzlich anders. Für ihn war sie die Frau seines Lebens. Großmutter schien total vergessen, vielleicht konnte deshalb Blue diese Frau nicht in ihr Herz schließen. Sie war zehn Jahre alt gewesen, als ihre Großmutter starb. Kaum zwei Jahre später hatte er bereits diese Neue. Blue hatte es ihm verübelt und sich eine ganze Weile nicht blicken lassen. Später dann hatte der Großvater immer wieder versucht, ihr das verständlich zu machen. Ein Mann könne nicht alleine leben, ein Mann brauche eine Frau. Ein Mann sei nun mal ein Mann.

   Als er Herta kennenlernte, war er noch achtundfünfzig Jahre alt, sie neun Jahre jünger, damals attraktiv und heute auch noch ansehnlich. Sie war immer flott gekleidet, sehr anspruchsvoll. Großvater hatte sich ihren Traumwagen zugelegt, einen Porsche Cabrio. Ihm hätte ein Kleinwagen voll und ganz gereicht, aber Madame liebte den Luxus. Und da sie auch edlem Porzellan und antiken Möbeln nicht abgeneigt war, hatte sich Blues Großvater auch mit diesen Dingen zu umgeben. Den alten, schon in die Jahre gekommenen Sessel allerdings würde er niemals gegen einen anderen austauschen. In ihm hatte schon sein Vater gesessen. Da hing er dran, den gab er nicht her.

   Den Abend verbrachte Blue bei Jako. Sie durfte dort ein- und ausgehen, gehörte fast schon zur Familie. Jedenfalls konnten sie alle gut leiden. Bis auf den Vater waren alle beim Abendessen beisammen, Jakos Mutter, seine sechzehnjährige Schwester Miriam, mit der sich Blue schon bald angefreundet hatte, der Professor, also sein Großvater, und natürlich Jako selbst.

   Gegen neun Uhr öffnete sich die Tür und Jakos Vater trat ein.

   „Na, habt ihr ihn endlich gefunden?“, fragte seine Frau erleichtert. „Bist sicher ausgehungert, komm, mach’s dir bequem!“

   „Mir ist der Hunger vergangen. Natürlich haben wir den nicht gefunden – würden wir auch nicht. Jedes Mal diese sinnlose Sucherei nach den Alten. Aber ab sofort soll eine andere Regelung gelten und deshalb haben wir die Suche auch abgebrochen.“ Dann nahm er sich doch ein Stück Brot und bestrich es mit der selbst gemachten Marmelade. Viel mehr hatte die Küche in diesen lausigen Zeiten nicht zu bieten, wo ständig weitere Renten- und Lohnkürzungen ins Haus standen.

   „Und welche neue Regelung soll das sein?“, wollte Jako jetzt gerne wissen und die anderen schien das auch zu interessieren.

   „Na ja, wir werden nur noch jene Fälle bearbeiten, die gewisse Merkmale aufweisen. Also, wenn wir zum Beispiel in Erfahrung bringen können, dass da einer suizidgefährdet ist oder an Alzheimer leidet und sich vielleicht in der Umgebung verirrt hat und nicht mehr nach Hause findet – solche und ähnlich gelagerte Fälle.“

   „Und die anderen, die – soviel ich weiß – überwiegenden Fälle, lasst ihr einfach laufen.“

   „Ja, so ist es nun mal, und es ist richtig so, mein Sohn, glaub’s mir!“

   „Dein Vater hat da vollkommen Recht. Hast du die vielen Nächte vergessen, die er sich da immer um die Ohren schlagen musste? Und alles meistens umsonst, wer soll das eigentlich bezahlen? Hast du da auch schon mal dran gedacht? Der Staat ist pleite.“

   Wess Brot ich ess’, dess Lied ich sing. Dieses alte Sprichwort galt auch noch im Jahre zweitausendachtunddreißig – und nicht nur für den Ernährer. Der Staat wusste, was er an seinen Beamten hatte. Sie waren seine Stütze, bildeten sein Rückgrat. Und die Beamten wiederum wussten die seitens ihres Arbeitgebers an ihnen verübten Wohltaten hoch zu schätzen, und das wie nie zuvor in diesen dürren Jahren. Und die Ehefrauen dieser glücklichen Spezies sonnten sich im Schatten ihrer Männer.

   „Der Mensch gilt schon lange nichts mehr in diesem Lande. Friss oder stirb – das ist die Devise“, raunzte der Professor noch von seinem Kachelofen.

   Einstweilen herrschte Stille, jeder hing so seinen Gedanken nach. Blue sah sich unwillkürlich an die Eiche erinnert, was die da über das Naturgesetz ausgesagt hatte. Und hatte sie in der Schule nicht von Darwin gehört, der Ähnliches verbreitet hatte? War bereits das Ende der Menschlichkeit gekommen, bevor das Ende der Menschheit an sich kam? Ständig in den Medien die Beschwörung der atomaren Gefahr, ausgehend von Schurkenstaaten und islamistischen Terroristen. Die christlich geprägten Länder wie Amerika und Europa waren ihnen schon lange ein Dorn im Auge. So jammerte Blue, still in sich gekehrt. Wenn sie nicht ihre Liebe hätte, ihre kleine Insel in einer von Hass erfüllten Welt! Aber dort muss es doch auch diese Inseln geben und die vielen Väter und Mütter, die auch ihre Kinder lieben, und die Großväter und, und, und.

   „Ich kann einfach nicht verstehen, wohin die laufen, die ihr da demnächst alle laufen lasst.“  

   „Selbst die Polizei weiß darauf keine Antwort zu geben, Jakobus, jedenfalls keine plausible. Stimmt’s, Ernst? Oder hat deine SOKO neue Erkenntnisse, wovon das Fußvolk noch nichts wissen darf? Na, deinem Vater kannst du’s doch ruhig verraten.“

   Ernst Schuster, Hauptkommissar und Leiter der SOKO „OPA“ schüttelte nur den Kopf und zog es vor, sich mit seinem Vater erst gar nicht auf irgendwelche Diskussionen einzulassen.

   „Ich sag euch, wo die verbleiben. Die steigen in irgendeinen Flieger und ab geht’s ins Paradies, irgendwohin in die weite Welt, da, wo’s schön ist.“

   „Also Großvater, das glaubst du doch selber nicht“, meinte jetzt Miriam.

   „Unser Großvater macht doch nur Spaß. Überleg doch mal, woher sie das ganze Geld nehmen sollen und warum sie sich daheim nicht verabschieden und warum sie auch nie wieder etwas von sich hören lassen. Nein, nein, wenn ihr mich fragt, das Ganze trägt gewaltig kriminelle Züge. Aber damit kann man dir ja nicht kommen, Vaddern.“

   „Beweise, gib uns Beweise, Jakobus! Dann sehen wir mal weiter. Die Presse ist auch nur am Mutmaßen.“ Jako gab sich einstweilen erst einmal geschlagen, nicht so der Professor. „Da hast du nicht ganz Unrecht“, meinte dieser dann auch. „Zu meiner Zeit als Journalist hätten wir alles darangesetzt, hier eine Antwort zu finden. Und wir hätten sie gefunden. Aber die Jungs heutzutage haben keinen Mumm mehr. Mensch, was haben wir noch alles aufgedeckt!“ Mehr wollte er dazu nicht sagen, weil ihm mal wieder die Pfeife ausgegangen war. „Bruderherz, vielleicht ist das ja wirklich kriminell, wie du vermutest, aber ich hab mir sagen lassen, dass viele Alte so isoliert in ihren Familien leben, dass sie nicht den geringsten Grund sehen, sich von diesen zu verabschieden, wenn sie abhauen. Und Freunde haben nur die wenigsten in unserer kontaktfeindlichen Gesellschaft. Die Alten sind unnütz, lästig, werden lediglich geduldet. Achtzig Jahre und älter sind sie oft, bevor sie da einfach so ins Nichts verschwinden.“

   „Stimmt genau, Miriam“, schaltete sich der Professor jetzt wieder ein. „So gesund, wie die leben: kaum Fleisch, keine Butter und andere Fette. Hager und zäh sind sie alle, die werden steinalt. Vor vielen Jahren und davor waren die Menschen noch alle an den zahlreichen Stoffwechselkrankheiten gestorben. Gicht und Diabetes haben die da gehabt, aber auch Herz- und Kreislaufkrankheiten. Schlaganfälle und Herzinfarkte bei höchstem Cholesterinspiegel waren an der Tagesordnung. Und dann der Bewegungsmangel, die haben doch jeden Meter im Auto verbracht! Heute legen die Ältesten noch kilometerweite Strecken zu Fuß oder auf ihren klapprigen Rädern zurück, haben einen Garten oder gehen in Flüssen schwimmen, die inzwischen fast alle Trinkwasserqualität haben dank der vielen Firmenschließungen.

   Was hatte es zu Zeiten meines Vaters und Großvaters noch für Umweltskandale gegeben! Und die Luft war vergiftet, nicht nur wegen der vielen Auspuffgase der damals noch mit Öl und Benzin betriebenen Autos, auch für die Fabriken und Stromerzeuger fanden sich immer wieder neue Methoden und Tricks, die Umweltbestimmungen zu umgehen. Ach, und die Atommeiler gab’s ja auch noch. Korruption, um nur ein Mittel zu nennen, war damals an der Tagesordnung. Unser riesiges Ozonloch und die Klimaerwärmung rühren aus jener Zeit wie auch die damit verbundenen vielen Naturkatastrophen. Abgesehen davon und natürlich auch von unserer Armut, könnte man es heutzutage hier bestens aushalten. Vielleicht gäbe es dann auch mehr Menschlichkeit, aber man kann wohl nicht alles haben.“

   „Wie weise – hört, hört! Der Herr Professor hat wieder mal gesprochen.“

   „Jakobus, mach du dich nur lustig über deinen alten Großvater!“, brummelte der Professor von hinten.

   Jako wagte noch eine weitere Bemerkung, da des Alten Augen lächelten.

   „Ja, ja, die gesunden Alten! Ärzte sind arbeitslos und Krankenhäuser gibt es auch keine mehr, oder? Großvater, wo lebst du? Noch nie was gehört von der Krise des Gesundheitssystems? Das krankt doch schon seit Jahren, liegt in den letzten Zügen und der Exitus ist nur noch eine Frage von Stunden. Überleg doch mal! Die Alten mögen ja noch so rüstig sein, aber die Wartezimmer sind voll mit denen. Sitzen die da nur zum Vergnügen? Vielleicht, weil sie es da so schön warm haben im Winter und in den Illustrierten blättern können. Alles zum Nulltarif? Nein, diese Alten haben die typischen Gesundheitsprobleme der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts: Orthopädische Probleme noch und nöcher, Rückenprobleme, Gelenkprobleme und dental gibt es stets was zu reparieren – nur mal, um diese Beispiele zu nennen. Der menschliche Körper ist einfach für eine heutige Lebensdauer nicht ausgelegt.

   Ja, und nicht zu vergessen die vielen Menschen, die früher an ihren Erbkrankheiten gestorben wären, heute jedoch dank fleißiger Genforschung und der ganzen modernen Medizin mit all ihren Maschinen und Medikamenten uralt werden können. Und wer bezahlt das alles? Das Gesundheitswesen hat sich in eigener Sache stets kontraproduktiv verhalten. Das Gesundheitswesen müsste wieder gesunden. Guckt nicht so ungläubig! Eins ist doch klar: Stirbt das Gesundheitswesen, dann stirbt der Rest auch. Und das sind wir. Von daher allein ist es schon recht und billig, dass wir uns alle an den Kosten beteiligen müssen, ob uns das gefällt oder nicht.“

   „Und ob wir das nötige Geld haben oder nicht, das hast du vergessen in deinem gewaltigen Redefluss. Du könntest wirklich mal ein Buch schreiben, Jakobus. Den Subskriptionspreis zahle ich schon heute.“ Der Professor schaute gar nicht mehr so vergnügt drein. „So ein verdammter Enkel kann einem wirklich den ganzen Tag verderben“, murmelte er so leise, dass es niemand hören konnte.

   „Du solltest lieber ein Buch schreiben, Großvater, ich meine, nicht nur so’n Tagebuch. Du könntest richtig berühmt werden. Du bist doch ein Mann der Feder, jedenfalls sind das immer deine Reden, wenn du mal im Haushalt anpacken sollst.“

   „,Ich kann dies nicht und das nicht. Ich hab das nicht gelernt. Ich bin von Kind an ungeschickt. Ich bin halt ein Mann der Feder.‘ Ja, so tönt er dann immer, nicht wahr, Mutter?“ Das war seine Schwester gewesen, die ihrem Bruder nur selten solche Schützenhilfe anbot. Die Mutter fühlte sich nicht angesprochen und schwieg.

   Blue schaute auf die Uhr und Jako wusste Bescheid. Beide erhoben sich und Jako fuhr seine Freundin heim. Für Kurzstrecken wie diese reichte seine alte Möhre noch. So nannte er seinen uralten Mercedes, den er seinem Großvater für den symbolischen Betrag von einem E abgekauft hatte. Der hatte ihn vor Jahren noch für Euro erworben, gebraucht und gut erhalten. Damals hatte er ungefähr zehntausend dafür bezahlt, also fünftausend nach heutigem Geld. Er hätte ihn seinem Enkel dann doch auch gleich schenken können. „Warum hat dein Großvater eigentlich den einen E für die Möhre noch haben wollen, Jako?“, bohrte Blue. „Na klar doch. So konnte er seinen anderen Enkeln gegenüber sagen, dass sein Enkel Jakobus ihn nicht geschenkt bekommen habe, sondern hat bezahlen müssen. Über die Summe aber hatte er sich stets ausgeschwiegen.“ 

   Auch in der Schule, wann immer sich die Gelegenheit bot, in der Pause oder in Freistunden, in Stunden ohne Lehrer oder mit Lehrer, vor dem Nachhauseweg oder danach – das Thema der folgenden Tage war das Verschwinden des Großvaters einer Mitschülerin. Seltsamerweise war das Thema in nicht auch nur einer Klasse Gegenstand des Unterrichts gewesen. Die gesamte Lehrerschaft hatte sich weggeduckt und den Eindruck erweckt, dass es sich hier schlicht um ein Tabuthema handele, das im Unterricht nichts zu suchen hatte.

   Jako und sein Freund Simon Petermann warteten, bis die Mitschüler den Klassenraum verlassen hatten, um ungestört miteinander reden zu können.

   „Simon, ich sage dir, hier ist was faul. Die Sache stinkt zum Himmel, aber gewaltig, sag ich dir. Hast du bemerkt, wie der Dicke sich gedrückt und gewunden hat, um auch nicht mit einer Silbe nur auf das Thema einzugehen? Und in der nächsten Stunde wird es uns beim Schlappi genauso ergehen.“

   „Vielleicht. Also, wenn die Schülerin verschwunden wär und nicht ihr Oppa, ja, dann hätten wir eine Chance.“

   „Ja, vielleicht. Aber der Schlappi wird das Thema schon deshalb abblocken, weil der einfach zu unterrichtsgeil ist, weißt du. Der hat mit uns noch nie über was anderes geredet als über seine lieben Zahlen und Formeln. Die Mathelehrer sind alle so, die sind gar nicht in der Lage, ein vernünftiges Gespräch mit uns Schülern zu führen. Ich hab jedenfalls noch keinen kennengelernt.“

   „Wenn wir nicht selbst etwas unternehmen, wird die Menschheit weiter im Dunkeln tappen. Und das können wir nicht zulassen!“

   „Nein, nein, auf keinen Fall.“

   Beide lachten schelmisch und schlugen sich gegenseitig gegen die Hände.

   „Aber leichter gesagt als getan“, fuhr Jako fort. „Ich mach dir mal einen Vorschlag. Wir sprechen erst einmal …“ Er wurde unterbrochen, denn die Klassenzimmertür öffnete sich und herein schaute Blue.

   „He, Jako, wo steckst du denn eigentlich?“

   „Hier, wie du siehst. Simon und ich konferieren gerade und suchen die Antwort auf die Frage, wo der Oppa von deiner Mitschülerin abgeblieben ist. Du könntest uns eigentlich dabei helfen. Wir, Simon und ich, also Jasi, untersuchen ab sofort den Fall. Hör zu! Du könntest uns mit deiner Klassenkameradin zusammenbringen, mit der Jasi dann ein Gespräch führen würde. Was hältst du davon? Sag!“

   „Hm. Aber nur, wenn ich bei eurem tollen Gespräch auch dabei sein kann. Das wäre meine Bedingung.“

   „Was dagegen, Simon?“ 

   „Nein, nichts dagegen. Blue ist immer herzlich willkommen. Aber wir sind nach wie vor Jasi und nicht so etwas wie Jasiblue oder Blasi oder …“

   „Ja, ja, lass gut sein, ihr könnt euch nennen, wie ihr wollt. Passt nur auf, dass sie euch nicht mit der Stasi verwechseln und noch einsperren. Haha!“

   „Haha! – Also wann? Heute Nachmittag?“

   „Ich geb euch Bescheid. So, und jetzt muss ich in meine Klasse. Wir schreiben nämlich ’ne Klausur. Also bis dann! Tschüss!“

   „Tschüss, Blue. Ich lieb dich.“

   „Ja, ja, nur weil ich euch so schön helfe.“

   Das Gespräch hatte im Physiksaal stattgefunden neben dem kleinen Physikgeräteraum, mit diesem verbunden durch eine Tür, die leicht angelehnt war. Und hinter dieser Tür saß zufällig ihr Physiklehrer, der seinen Ohren nicht traute, als er nun unfreiwilliger Zeuge dieses Gespräches wurde. Er hatte auch die kritischen Anmerkungen seiner beiden Schüler, die Kollegen „Schlappi“ und den „Dicken“ betreffend, zur Kenntnis genommen, nebst ihrer Ansicht bezüglich des gesamten Kollegiums. Er nickte mit dem Kopf, zustimmend, beschämt. Ohne Anweisung von oben, eben ohne jeglichen ersichtlichen Grund hatte sein Kollegium, eine ganze Mannschaft von gestandenen Lehrern, die jüngsten Vorgänge totgeschwiegen. Und das war nicht das erste Mal, das war vorauseilender Gehorsam in seiner Reinform: das Ende von Zivilcourage. Der ethische Offenbarungseid pur.

   Er musste an seinen Vater denken, der auch Lehrer gewesen war, dem er nicht nur beruflich gefolgt war. Dieser Mann war in vielen Fragen des Lebens sein Vorbild gewesen, hatte das Leben seines Sohnes bestimmt, bislang jedenfalls. Und was war davon hängen geblieben? Wie die Eisenspäne vor dem Magneten hatte er sich in eine Richtung mit den anderen ausgerichtet. Die physikalischen Gesetze waren ihm bekannt, sie konnte er erklären. Doch welchen Gesetzen gehorchten sie, seine Kollegen und er? Er brauchte auch hier nicht lange nachdenken.