BUDAPEST
DER AUTOR
Roland Mischke, in Chemnitz geboren, studierte in Berlin Evangelische Theologie und Germanistik. Er arbeitete bei verschiedenen Tageszeitungen, darunter auch bei der FAZ, schrieb zwei Sachbücher und mehr als ein Dutzend Reiseführer. Nach 25 Jahren Zwischenstopp in Frankfurt am Main lebt er wieder in Berlin.
Willkommen in Budapest
Top 10: Das müssen Sie gesehen haben
Mein Budapest: Lieblingsplätze des Autors
Von Buda nach Pest
Vom Parlament ins Stadtwäldchen
Im Namen der Rose – Jugendstil in Budapest
Badeoper unter Bogensäulen im achteckigen Bassin – Thermalbäder
Kezit csókolom! – Küss die Hand! Budapests Kaffeehäuser
Museen und Galerien
Brücken
Kirchen und Synagogen
Straßen, Plätze, Stadtbezirke
Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
Übernachten
Essen und Trinken
Nightlife
Kultur und Unterhaltung
Shopping
Mit Kindern in der Stadt
Erholung und Sport
Daten zur Stadtgeschichte
Service von A bis Z
Register
Bildnachweis und Impressum
Zeichenerklärung
Top 10 Das müssen Sie gesehen haben |
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Mein Budapest Lieblingsplätze des Autors |
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Vista Point Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten |
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Kartensymbol: Verweist auf den Link zu den offline Karten im Buch sowie zu Google Maps. |
Budapest ist da am meisten anrührend, wo es altmodisch ist. Man besuche nur eines jener typischen Kaffeehäuser, die für viele Budapester ein zweites Zuhause sind, für die älteren aber zusätzlich noch das Lebenselixier. Hier herrscht eine melancholisch-heitere Atmosphäre, hier sitzen Menschen an stelzbeinigen Tischlein und parlieren über das, was einmal war. Wunderbare Szenen, ergreifende Gesichter, aristokratische Gesten. Kein Film kann diese Atmosphäre einfangen. Budapest pur. Das Kaffeehaus ist der beste Einstieg für den Zugereisten. Hier bekommt er die Seele dieser Stadt am anschaulichsten vorgeführt.
Budapest ist vergangenheitsorientiert, das Einst bestimmt auch heute oftmals noch das Jetzt, und die alte Glorie ist touristisches Faustpfand für die Zukunft. Doch die Enklaven, in denen die Welt von gestern noch existiert, werden immer kleiner. Denn Budapest ist auch Verkehrsknotenpunkt, Wirtschaftszentrum, Kulturmetropole und Dienstleistungszentrale. Eine pulsierende Großstadt mit inzwischen über zwei Millionen Einwohnern.
Um 1900 erlebte die ungarische Hauptstadt eine kulturelle Blüte, vergleichbar mit Wien, Berlin und Paris. Wie diese Metropolen verfügte auch Budapest über eine »institutionalisierte Zivilisiertheit«, die nach Georg Simmel der bedeutendste Wesenszug einer Großstadt ist. Thomas Mann, der sich in den 1930er Jahren mehrfach in Budapest aufhielt, sprach von der elegantesten Stadt Europas. Das trifft auch heute noch zu: Budapest ist eine moderne Stadt, aber unwiderruflich mit dem Charme des Altmodischen behaftet. Noch heute grüßen hier manche Leute wie vor hundert Jahren mit Kezit csókolom! – Küss die Hand!
Das Schönste an Ungarns Hauptstadt ist ihre einmalige Lage, auf beiden Seiten an den Fluss gebettet, Buda mit Hügeln, Pest brettflach. Budapest ist die wahre Donaumetropole, keine andere Stadt entlang dem zweitgrößten europäischen Strom zeigt so stark ihre Wasserlage. Beim Flanieren in der Innenstadt erschließt sich einem das abwechslungsreiche Panorama beider Stadthälften.
Herrengasse/Úri utca
S. 10, 42 J2–K3/Google Map
Die längste Straße im Burgviertel ist auch die authentischste. So sah Buda im Mittelalter aus.
Matthiaskirche und Fischerbastei
S. 12, 13, 37 f., 43 J/K3/Google Map
Die ursprünglich von zugewanderten Deutschen erbaute Kirche, in der Ungarns legendärer König Matthias getraut wurde, gehört zu den schönsten Gotteshäusern der Stadt. Nebenan befindet sich die 140 Meter lange Wallkonstruktion Fischerbastei mit ihren Aussichtsterrassen – eines der beliebtesten Fotomotive.
Burgpalast
S. 13 f., 43 L4/Google Map
Hier, auf den Hügeln über der Stadt, hat die Geschichte nach der Einwanderung des Reitervolks der Magyaren begonnen.
Kettenbrücke
S. 14, 35 f. K4/5/Google Map
Auf der ersten festen Brücke zwischen den beiden Stadthälften Buda und Pest wurde 1989 von Demonstranten der Realsozialismus zu Grabe getragen.
Große Synagoge
S. 17, 36 f. L7/Google Map
Die größte Synagoge Europas verweist darauf, dass Budapest über Jahrhunderte auch eine jüdische Stadt war.
Ungarisches Nationalmuseum
S. 17, 33 f. M7/8/Google Map
Im typischsten klassizistischen Bauwerk Ungarns können sich Besucher umfassend über die Nation und die Geschichte der Magyaren informieren.
Große Zentrale Markthalle
S. 17 f., 44, 67 N7/Google Map
Ungarn war lange Zeit ein Agrarland. In diesem imposanten, basilikaartigen Gebäude zeigt es die Vielfalt und Pracht seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse.
Parlament
S. 18 f., 45 H/J5/Google Map
In einem der größten Gebäude der Welt werden die Krönungsinsignien der ungarischen Nation aufbewahrt. Das Stilgemisch ist grandios. Die beste Sicht auf das Gebäude: vom anderen Ufer.
St.-Stephans-Basilika
S. 20, 38 K6/Google Map
Ungarns größte Kathedrale ist ein Pilgerort der Katholiken und bietet vom Turm einen der schönsten Blicke auf die Stadt.
Andrássy út und Heldenplatz
S. 20, 22, 41, 64 K6–G10/Google Map
Der 2,3 Kilometer lange Prachtboulevard Andrássy út steht seit 2002 unter UNESCO-Schutz und führt geradewegs auf den nationalen Identitätsplatz mit den ungarischen Gründervätern. Der Heldenplatz wird von zwei beeindruckenden Museumsgebäuden flankiert.
Liebe Leser,
dies sind einige meiner Lieblingsplätze, die ich immer wieder gerne besuche. Viel Freude in Budapest wünscht Ihnen
Roland Mischke
Elisabethstadt
S. 17, 40, 58 K/L7/8/Google Map
Das traditionelle jüdische Viertel hat sich zum lebendigen Ausgehviertel gemausert: Tradition trifft hier auf Moderne.
Stadtwäldchen
S. 22 f., 46, 68, 72 F–H9–12/Google Map
Im Erholungs- und Vergnügungspark der Stadt kommen Groß und Klein auf ihre Kosten. Highlights: Burg, Zoo, Heilbad.
Széchenyi Heilbad
S. 23, 26, 46, 72 F10/Google Map
In der pompösen Oase in Gelb, die zahlreiche Reiseführertitel ziert, geben sich die Ungarn dem Warmwasser-Schachspielen hin. Es ist das erste Heilbad von Pest.
Gellértberg
S. 44 N4/5/Google Map
Vom Gipfel des Gellértbergs, den die von Weitem sichtbare etwa 40 Meter hohe Freiheitstatue ziert, bietet sich der schönste Rundumblick auf die Stadt.
Margareteninsel
S. 44 f., 68, 71, 72 B–F5/6/Google Map
Die Insel in der Donau ist geschichtsträchtig und ein nahegelegenes Ausflugsziel mit Schwimmbad, Gärten, Sportanlagen und angesagten Bars.
Vormittag
Wiener Tor (Bécsi Kapu) – Herrengasse (Úri utca) – Országház utca – Táncsics Mihály utca – Matthiaskirche (Mátyás templom)
– Dreifaltigkeitsplatz (Szentháromság tér) – Fischerbastei (Halászbástya) – Burgpalast.
Mittagspause
Vár Bistro
K4/Google Map, I., Disz tér 8, 1-302 37 00 39, tägl. 8–20 Uhr.
Nachmittag
Kettenbrücke (Széchenyi lánchíd) – Széchenyi István tér – Vörösmarty tér – Kaffeehaus Gerbeaud – Erzsébet tér – Vaci utca
– Pariser Hof – Astoria – Große Synagoge – Ungarisches Nationalmuseum – Große Zentrale Markthalle – Freiheitsbrücke (Szabadság
híd).
Deine Klappe ist so groß wie das »Wiener Tor«, sagen Eltern bis heute zu ihren vorlauten Kindern in Budapest. Das Bécsi kapu, das Wiener Tor J3/Google Map, ist das größte der erhaltenen einstigen Stadttore und im nördlichen Teil Zugang zum Budaer Burgviertel J2/3–L4/Google Map. Wer von der anderen Seite der Donau, aus der Pester Innenstadt, anreist, nimmt am besten die Metro – unter der Donau geht‘s hindurch bis zur Station Széll Kálmán tér. Von dort sind es nur wenige Minuten zu Fuß durch die Várfok utca zum Wiener-Tor-Platz. Auch mit der Standseilbahn (Sikló) – vom Clark Adam tér, auf den die Kettenbrücke zuführt – kann man den 48 Meter über der Donau liegenden Burgberg erreichen.
Der dicht bebaute, eineinhalb Kilometer lange, flache Felsen des Burgviertels ist die Keimzelle der Metropole. 31-mal wurde er belagert: von Hunnen, Mongolen, Türken, Habsburgern und der Roten Armee. Fast ebenso oft musste das Burgviertel wieder aufgebaut werden. Während umfangreicher Restaurationsarbeiten in den letzten Jahrzehnten kamen hinter den Fassaden der Häuser erstaunlich viele mittelalterliche Überreste hervor. Wer durch die Hauptgasse des 60 Meter hoch gelegenen Stadtviertels flaniert, durch die Úri utca J2/K3/Google Map (Herrengasse), die Országház utca J2/K3/Google Map (Landtagsgasse) oder die Táncsics Mihály utca J3/K3/Google Map, kann sich anhand der alten Bausubstanz ein Bild davon machen, wie das mittelalterliche Buda einmal ausgesehen haben mag. Viele der einfach verputzten Häuser wirken klein und provinziell, dazwischen gibt es aber immer wieder prunkvolle Adelspalais und Stadttore. Im späten Mittelalter hatten sich vor allem die reichen Tuchhändler auf dem Burgberg angesiedelt und wetteiferten miteinander beim Bau ihrer Häuser.
Weil der Burgberg einen natürlichen Schutz bot, wenn Angreifer anrückten, entstand dort eine Siedlung der Arrivierten. Wer hier oben residierte, gehörte zur wohlhabenden Klasse. Auch an der Mauer, die das Burgviertel noch fast komplett umgibt, kann man entlanggehen und ein eindrucksvolles Panorama über die Stadt genießen. Von der UNESCO wurde das Budaer Burgviertel in die Liste der erhaltenswerten Weltkulturdenkmäler aufgenommen. Es ist das älteste, aber nicht mehr das typischste Viertel Budapests: ein Freilichtmuseum, in dem sich hinter jedem Stein ein Stück Geschichte verbirgt.
In der Táncsics Mihály utca Nr. 26 liegt ein altes jüdisches Gebetshaus J3/Google Map. Die Grabsteine hinter dem Gitter im Eingangstrakt stammen aus der Zeit vom 13. bis 18. Jahrhundert. Budas Juden waren treue Steuerzahler, mehrten die Einnahmen der königlichen Kassen und erhielten deshalb bereits 1251 das Privileg der freien Religionsausübung schriftlich verbürgt. Doch des Öfteren gab es Vertreibungen und Drangsalierungen. Im Gebäude Nr. 9 lebte 1837–40 der Nationalheld Lajos Kossuth. Danach war er noch zweimal zwangsweise Gast, genau wie andere ungarische Verfechter der nationalen Unabhängigkeit, die während der Befreiungskriege von 1848 hier eingekerkert waren. Im Haus Nr. 7 befindet sich heute ein Zentrum der musikhistorischen Forschung Ungarns, das Bartók-Archiv J3/Google Map.
Von dem gotisches Palais aus dem 15. Jahrhundert in der Országház utca, Haus Nr. 2, sind nur Fragmente erhalten. Im Erdgeschoss liegt das elegante Restaurant Alabárdos, dessen Einrichtung einem Rittersaal nachempfunden wurde. Im Felsenkeller gibt es eine Weinstube.
Das Budapest Hilton J/K3/Google Map ist ein moderner Stahl-, Beton- und Glasbau, der freigelegte mittelalterliche Bausubstanz integriert. Als das Haus 1976 als Hotel der internationalen Luxusklasse eröffnet wurde, war damit ein ungewöhnliches denkmalpflegerisches Projekt erfolgreich zu Ende gebracht worden, eine gelungene Synthese aus Alt und Neu. Die spätbarocke Fassade eines einstigen Jesuitenkollegiums wurde ebenso bewahrt wie der ehemalige Kreuzgang, der als eine Art Wandelhalle fungiert. In der warmen Jahreszeit finden im Dominikanerhof Konzertabende statt. Das Ambiente sorgt für eine ganz besondere Stimmung.
Die Matthiaskirche K3/Google Map (Mátyás templom) am Dreifaltigkeitsplatz (Szentháromság tér) ist eines der markantesten Wahrzeichen Budapests. Man benannte sie nach dem populären König Matthias, der hier zweimal getraut wurde. Das Südportal und der lang gestreckte Chor stammen aus dem 13. Jahrhundert, der mittlere Teil aus der Zeit um 1400. Die Meinungen über den bauhistorischen Wert dieser Kirche klaffen weit auseinander: Manche halten sie für ein prachtvolles Beispiel des europäischen Eklektizismus – der gleichzeitigen Verwendung bekannter Stilarten an einem Bauwerk –, andere für eine geschmäcklerisch auffrisierte Kulisse. Zutreffend ist wohl beides. Das Gotteshaus wurde mehrfach umgebaut. Seine jüngste Veränderung erfuhr es 1873, als der damalige Architekturstar Frigyes Schulek auf das Gebäude »losgelassen« wurde: In einer Tabula-rasa-Aktion krempelte er die Kirche um – kaum ein Stein blieb auf dem anderen. Der 80 Meter hohe Südwestturm ist nur bis zum dritten Geschoss mittelalterlich, von da ab ausschließlich die Konstruktion Schuleks. Lediglich die Wandbemalung im Innern ließ der Architekt nach alten Vorlagen vornehmen. Zum Abschluss der Arbeiten im Jahr 1896 setzte Frigyes Schulek der Matthiaskirche ein bunt leuchtendes Ziegeldach auf.
Der Dreifaltigkeitsplatz K3/Google Map (Szentháromság tér) war einst Mittelpunkt des Lebens im Budaer Burgviertel. Heute gehört der Platz vorwiegend den Touristen. Hier starten in der wärmeren Jahreszeit auch Fiaker zur Rundfahrt im Burgviertel. Dieser höchste Punkt auf dem Burgberg wird von einer 14 Meter hohen Pestsäule K3/Google Map verziert. Nach der Epidemie von 1709 ließen verängstigte Bürger sie errichten.
Im Alten Budaer Rathaus K3/Google Map (Régi budai városháza) wurde 1710 die erste Ratssitzung abgehalten. An diesem Gebäude haben ein halbes Dutzend Architekten und noch mehr Künstler gearbeitet, darunter italienische Bildhauer. Die Statue an der Ecke stellt Pallas Athene dar. Sie sollte Buda schützen – auch vor den Neidern in Pest. 1873 saßen die jedoch am längeren Hebel: Beide Stadthälften wurden vereinigt und das Alte Rathaus verlor seine Funktion. Übrigens: Ein beliebter Ort für eine kurze Pause in entsprechend historischem Ambiente ist die Konditorei Ruszwurm K3/Google Map in der Szentháromság utca 7, deren Zuckerbäckereien schon immer so köstlich waren, dass das gesamte Wiener Konditoreiwesen sie während der Habsburger Monarchie darum beneidete.
Unübersehbar ist eines der Wahrzeichen von Budapest, die Fischerbastei J/K3/Google Map (Halászbástya), eine verwegene Mischung aus neogotischer Aussichtsterrasse und romantischer Ritterburg, die sich hinter dem Hilton-Hotel erstreckt und einige Besucher an Disneyland erinnert. Der berühmt-berüchtigte Frigyes Schulek hat sich auch hiermit einen architektonischen Traum verwirklicht: 140 Meter lang und acht Meter breit ist die Wallkonstruktion – für Verteidigungszwecke völlig unbrauchbar, aber »romantisch«. Darauf kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem an. Kein Wunder, dass die Fischerbastei auch heute noch ein beliebter Ort für traute Zweisamkeit ist: Viele Liebschaften haben hier mit einem ersten Rendezvous ihren Anfang genommen, Millionen Küsse wurden in den verborgenen Nischen und auf den Steinbänken getauscht, während unten in der Stadt das Nachtleben einsetzte. Die Anlage mit ihren verschnörkelten Treppen, Darstellungen von Fabelwesen, fünf verspielten Türmchen und einem mehrstöckigen Hauptturm gleicht einer Hochzeitstorte. Von hier hat man die zweifellos schönste Aussicht auf das Pester Donauufer mit der Margareteninsel und die dahinter liegende Innenstadt. Die Fischerbastei ist eines der am meisten fotografierten Budapest-Motive.
Ernster, fast sakral ist die Atmosphäre im Bereich des Burgpalasts L4/Google Map (Budavári palota) am Südende des Hügels. Der Weg dorthin führt über den Dísz tér K4/Google Map, einen Platz, der mit vielen schrecklichen Ereignissen belastet ist. Alle Eroberer und Herrscher pflegten hier die Widerspenstigen hinrichten zu lassen, das Volk schaute aus den umliegenden Häusern zu.
Nur wer vom Burgareal Fotos aus der Nachkriegszeit gesehen hat, kann ermessen, welche enorme Aufbauleistung hier vollbracht worden ist. Die legendäre Burg, die im 13. Jahrhundert nach dem Mongolensturm errichtet, 1541 von anbrandenden Osmanen fast zerstört und 1578 bei einer Explosion des gelagerten Schießpulvers beinah völlig vernichtet worden war, brannte während der Kriegsgeschehen 1944/45 komplett aus. Sinnlose Sprengungen der abziehenden Deutschen und mutwillige Verwüstungen der einrückenden sowjetischen Armee machten den späteren Restauratoren allergrößte Mühe, die Reste der Burganlage überhaupt freizulegen. Heute ist das mächtige Gebäude mit seinen 203 Sälen musterhaft restauriert, auch wenn immer noch Spuren des Beschusses aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen sind. In den Flügeln A, B, C und D ist die Nationalgalerie L4/Google Map (Nemzeti Galéria) untergebracht. Im Flügel E des Burgpalasts befindet sich das Historische Museum L4/Google Map (Budapesti Történeti Múzeum), eine Kompaktlektion aus über 2000 Jahren Siedlungs- und Stadtgeschichte. Hier sind Funde aus archäologischen Grabungen zusammengetragen, aber auch Exponate aus dem Mittelalter und gotische Skulpturen. An der nordwestlichen Seite der Burg informiert das Kriegshistorische Museum (Hadtörténeti Múzeum) L4/Google Map über die ungarischen Gefechte.
Im Flügel F befindet sich die Széchényi-Nationalbibliothek L4/Google Map, mit mehr als vier Millionen Exemplaren die größte Büchersammlung Ungarns. Aber ganz gleich, ob man sich am Nachmittag lieber in Budaer Museumspracht oder in Pester Konsumwelten bewegen möchte, eine kleine Stärkung ist sicherlich angesagt: Im Zentrum des Burgviertels, am Disz tér 8, befindet sich das Var Bistro K4/Google Map. Es bietet eine große Auswahl ungarischer Spezialitäten in modernem Ambiente zu günstigen Preisen (Selbstbedienung).
Danach geht es vom Szent György tér mit der Drahtseilbahn (Sikló) hinab zur Kettenbrücke K4/5/Google Map (Széchenyi Lánchíd) am Clark Ádám tér. Von dort weiter zu Fuß, per Bus oder Taxi hinüber nach Pest auf der anderen Uferseite der Donau, zunächst auf den Széchenyi István tér. Der Platz, den u. a. die Ungarische Akademie der Wissenschaften begrenzt, trug bis 2011 den Namen des US-amerikanischen Präsidenten Roosevelt. Die durch die Stadtverwaltung beschlossene Umbenennung sorgte für Aufsehen. Dominiert wird der Platz allerdings durch den Gresham-Palast K5/Google Map, einen prächtigen Jugendstilbau – einst Sitz einer Londoner Versicherung – der heute ein Four Seasons Hotel beherbergt.
Hier in Pest gilt eine andere Perspektive als in Buda: Statt nach unten sollte man nun hinaufschauen. Nirgendwo zeigt sich die Stadt so grandios wie an ihren Fassaden und Dächerlandschaften, wo sich die Architekturstile von Gotik, Renaissance, Barock, Jugendstil und Gründerzeit ausgesprochen harmonisch überlagern.
Der Vörösmarty tér L6/Google Map liegt mitten im Zentrum Pests und gehört zu den belebstesten Plätzen der ungarischen Hauptstadt. Das Denkmal des Dichters, der dem Platz seinen Namen gab, wurde mit privaten Spendenmitteln finanziert und aus carrarischem Marmor gehauen. Damit der Stein wegen niedriger Temperaturen nicht springt, ist es von Herbst bis Frühjahr in Planen gehüllt. Der Platz sieht dann aus, als habe der Verpackungskünstler Christo Hand angelegt. Das ganze Jahr über bieten Stände Souvenirs und Snacks an, im Dezember übernehmen die Stände des Weihnachtsmarkts.
Das plüschige, traditionsreiche Café Gerbeaud L6/Google Map am Vörösmarty tér ist ein Ort gepflegter Gastlichkeit und eine Budapester Institution. Alles ist hier gediegen, vieles lebt vom Ritual. Um die letzte Jahrhundertwende waren es mehr als 500 Kaffeehäuser, die mit Budapests Entfaltung zur Metropole organisch verknüpft waren. Wer im Kaffeehaus saß, war sozusagen intravenös an die Geschicke der Stadt angebunden. Das Gerbeaud war Kreuzungspunkt von Literaten, Theaterleuten, Angehörigen der ungarischen »Rolex-Society« und heute vor allem von Touristen aus aller Welt.
Die meterlange Vitrine präsentiert allerlei Köstlichkeiten der ausgesprochen süßen ungarischen Zuckerbäckerei – verschiedene Torten, Kuchen, Cremes und Parfaits listet die Karte auf. Sie werden alle Tag für Tag frisch zubereitet, da ist man seiner Reputation für edelstes Backwerk verpflichtet. Im Gerbeaud schmeckt die Dobos torta am besten, eine karamelisierte, cremige, prallsüße Torten-Köstlichkeit, die Budapests berühmteste gebackene Erfindung ist. Die vielen Kalorien dämpft man durch einen Espresso, der stilvoll in Herend-Porzellan serviert wird, und wahrscheinlich deshalb doppelt so gut schmeckt.
Von hier lohnt sich ein kurzer Abstecher zum neu gestalteten Erzsébet tér K/L6/Google Map, einem der zentralen Treffpunkte – nicht nur tagsüber zum Sonnenbaden und Kaffeetrinken, sondern auch abends, auf dem Sprung ins gleichnamige Viertel. In das ehemalige Gebäude des internationalen Busbahnhofs ist das Design Terminál gezogen, ein Zentrum für urbanes Design. Grünflächen, Wasserbecken, Springbrunnen, Fontänen, die Freiluftbar Fröccs sowie der angesagte Akvárium Klub sorgen für eine entspannte Atmosphäre. Zudem steht am Rande des Platzes Europas größtes mobiles Riesenrad, das in der Sommersaison aus 60 Metern Höhe einen imposanten Rundblick über die Dächer der Stadt bietet.
Über die Deák Ferenc utca L6/Google Map, die 2007 umgestaltet wurde und nun als Fashion Street mit hochpreisigen Modeboutiquen bekannt ist, geht es zurück zum Vörösmárty tér, von dem auch die bekannteste Einkaufsstraße der Stadt abzweigt, die Váci utca L6–N7/Google Map. Sie wird gesäumt von stolzen Häusern, vor denen nostalgische Drei-Lampen-Kandelaber stehen. Viele große internationale Ladenketten haben hier ihre Filialen, alle bedeutenden Markennamen eine Adresse, aber auch Souvenirjäger kommen auf ihre Kosten. Wer sich für die Fassaden Zeit nimmt, wird antikisierende Giebelfriese entdecken mit gotisch erregten Engeln, entrückten Madonnen und ornamentalen Adler- und anderen Tiersymbolen. Das trifft auch für die kleinen Straßen und Plätze zu, die von der belebten Váci utca abführen. Zunächst der Kristof tér, dann die Régiposta utca, wo sich eine McDonald‘s-Filiale, übrigens die erste des Ostblocks, in wahrhaft altehrwürdigem Gemäuer breitgemacht hat, die Párizsi utca, Haris köz und schließlich der Párizsi udvar, der Pariser Hof M6/Google Map, am Ferenciek tér 10. Den gibt es nicht einmal in Paris, jedenfalls nicht so bunt und ornamentreich. Man sollte auf keinen Fall versäumen, seine Fassade zu studieren, eine faszinierende Welt. Handbearbeitete Fenster und Giebel, ausschweifende Portale, weite Treppenaufgänge und eine großzügige Dachlandschaft. Kein moderner Bauherr würde mehr in dieser Höhe, oft außerhalb des Blickfelds, derart kostbare Materialien verbauen.
Durch die Unterführung geht es auf die andere Straßenseite der Kossuth Lajos utca. Da lohnt sich ein Blick zurück auf das Panorama der Elisabethbrücke M5/6/Google Map (Erzsébet híd) zwischen den Häusern. Die Straßenschlucht mit anschließender Donauüberbrückung ist ein beliebtes Fotomotiv, denn sie verläuft leicht kurvig und wellig, ist stets erfüllt vom gleißenden Strom der Fahrzeuge und darüber flirrt die Luft durch aufwabernde Abgase. Eingerahmt ist die Zufahrt zur Brücke von den überladenen, sich an spanische Barockarchitektur anlehnenden Klothilden-Palästen, Zwillingsbauten von Kálman Giergl und Flóris Korb, die um die Wende zum 20. Jahrhundert bedeutende ungarische Baumeister waren.
Das Hotel Astoria L7/Google Map grenzt direkt an einen der Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Obwohl es 1912–14 als modernes Gebäude an diese Ecke gesetzt wurde, macht es einen archaischen Eindruck. Das Foyer ist von großzügiger Eleganz, das Kaffeehaus war einmal so beliebt, dass die Gäste sich in der Mittagszeit anstellten. Das Hotel Astoria und die gleichnamige U-Bahn-Station bilden den Mittelpunkt des Kleinen Ringes (Kiskörút). Von dieser Kreuzung aus gelangt man rechts und links herum sowie geradeaus stets zur Donau.
Unweit befindet sich die beeindruckende, im maurischen Stil unter der Leitung von Ludwig Förster Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Große Synagoge (Nagy zsinagóga) L7/Google Map. Das Zentrum jüdischen Glaubens in Budapest gilt als größte Synagoge Europas. An sie grenzt das Viertel Elisabethstadt K/L7/8/Google Map. (Erzsébetváros) an, dessen traditionell jüdische Wurzeln man vor allem in der Kazinczy út spürt. Das Viertel ist inzwischen aber das beliebteste Ausgehviertel der Stadt. Das der Synagoge angeschlossene Museum informiert über die Geschichte der ungarischen Juden, vor allem während des Zweiten Weltkriegs.
Zurück in der Museumsstraße (Múzeum körút) erblickt man ein sich monumental erhebendes Gebäude, dessen Vordach sich auf acht wuchtige Säulen stützt und über dessen imposante Freitreppe mit den genau 30 Stufen fast jeder Ungar im Lauf seines Lebens einmal steigt: das Ungarische Nationalmuseum M7/8/Google Map (Magyar Nemzeti Múzeum), ein Tempel nationalen Pathos und bezeichnenderweise Ungarns größtes Museum. 1837 begann man mit der Errichtung des Gebäudes, das sich an antiken Tempelbauten orientiert. Es gilt als höchste Leistung des ungarischen Klassizismus. Der Bau erstarrt geradezu in ehrfurchtsvoller Haltung vor der Geschichte, den Künsten und Wissenschaften.
Den Grundstock der Museumsexponate bildet die umfangreiche Sammlung der Grafen Széchenyi: Druckwerke, Münzen, Landkarten, Kupferstiche, Wappen, Antiquitäten und Bilder. Das Gebäude umfasst zwei Binnenhöfe, die Seitenflügel sind organisch miteinander verbunden. Die Fassade ist 109 Meter lang, der auf korinthischen Säulen ruhende Portikus 35 Meter breit. Es lohnt sich, dem Museum einen Besuch abzustatten, stellt es doch lückenlos die ungarische Geschichte dar, stets in Korrespondenz zur europäischen Historie.
Nach so viel Sakralem ist es Zeit für sinnliche Lebenslust. An der vom Kálvin tér abzweigenden Ráday utca stimmen vor allem gemütliche Kneipen und Restaurants auf einen Ort ein, an dem es nur ums Essen und Trinken geht: Die Große Zentrale Markthalle N7/Google Map (Központi Nagyvásárcsarnok) spricht mit ihrem orientalisch anmutenden Treiben und dem überbordenden Angebot landwirtschaftlicher Produkte die Sinne des Besuchers an. Diese »Kathedrale«, die sich die ungarische Agrarwirtschaft ans Donauufer gesetzt hat, ist in ihrem Hauptschiff 150 Meter lang, besitzt zu beiden Seiten sechs Querschiffe und eine luftige Dachkonstruktion. Die 1897 eröffnete Markthalle wurde 1994 komplett saniert.
An der Freiheitsbrücke N6/7/Google Map (Szabadság híd) geht die Stadttour zu Ende. Das 331 Meter lange Bauwerk wirkt ungarisch verspielt und übermütig. Auf jedem der vier Türmchen hockt ein Turul-Vogel mit ausgebreiteten Schwingen, der Sagenvogel und das Wappentier des legendären Árpádengeschlechts, mit dem Ungarns Geschichte in Europa begann. Auf Pester Seite gibt es noch die beiden Zollhäuschen. Heute muss allerdings niemand mehr dafür bezahlen, wenn er von einer Seite der Donau auf die andere wechseln will.
Vormittag
Parlament (Országház) – Szabadság tér – St.-Stephans-Basilika (Szent István bazilika) – Andrássy út – Opernhaus (Operaház)
– Pester Broadway – Liszt Ferenc tér.
Mittag
Restaurant Menza
J8/Google Map, VI., Liszt Ferenc tér 2
1-413 14 82, www.menza.co.hu, tägl. 10–24 Uhr.
Nachmittag
Oktogon tér – Heldenplatz (Hősök tere) – Stadtwäldchen (Városliget) mit Burg Vajdahunyad, Széchenyi-Heilbad, Zoo, Restaurant
Gundel.
Am Kossuth Lajos tér steht eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt, das Parlament H/J5/Google Map (Országház). Nachdem der Landtag zunächst seinen Sitz in der damaligen Redoute von Pest hatte, begannen die von 1885 bis 1902 währenden Bauarbeiten für das seinerzeit weltgrößte Parlamentsgebäude. Das an seiner Außenhaut völlig mit heimischem weißen Kalkstein verkleidete Gebäude gilt als Paradebeispiel der eklektizistischen Architektur in Ungarn. Neben den mit Fresken, Gemälden und Gobelins reich geschmückten Räumen kann man seit 2000 auch die Krönungsinsignien Stephans I. während einer Führung bestaunen.
Über die Vécsey utca gelangt man zum Szabadság tér J6/Google Map, dem Freiheitsplatz, an dem jedoch lange Unfreiheit herrschte. Dort stand bis 1897 Budapests größter Gefängniskomplex. Graf Lajos Batthyány, der erste Ministerpräsidenten der unabhängigen ungarischen Regierung, wurde 1849 vor der Strafanstalt öffentlich hingerichtet. Erst ab 1898 wurde der Szabadság tér neu bebaut, vor allem von Meistern des Jugendstils. Im ehemaligen Börsenpalast an der Westseite hatte bis 2009 das ungarische Fernsehen sein Domizil, derzeit wird der Bau aufwendig saniert. An der Südostseite steht das schöne Gebäude der ungarischen Nationalbank.
International in die Schlagzeilen geraten ist der Platz jedoch 2014, als ein von der rechtsnationalen Regierung in Auftrag gegebenes Denkmal zur Erinnerung an die NS-Besatzungszeit eingeweiht wurde. Heftige Proteste löste das Mahnmal – deutscher Reichsadler greift Erzengel Gabriel (also Ungarn) an – deshalb aus, weil es Ungarn lediglich als Opfer darstellt und die damals bestehende Kooperation zwischen Reichsverweser Horthy und Hitler ausblendet.
An den alten Platz grenzt auch die Postsparkasse J6/Google Map (Postatakarékpénztár), Hold utca 4, an deren farbenprächtiger Fassade sich jeder sattsehen kann. Am Szent István tér steht das gleichnamige monumentale Gotteshaus, Szent István bazilika K6/Google Map (St.-Stephans-Basilika), das dem ersten getauften König Stephan (István) geweiht wurde. Der Bau der Basilika war eine Katastrophe: 1868 stürzte sie wegen statischer Fehlplanung ein, erst 1906 konnte sie nach der Fertigstellung durch Miklós Ybl und József Kauser geweiht werden. In einer eigenen Kapelle wird eine Reliquie aufbewahrt: die rechte Hand des heiligen Stephan, Ziel vieler katholischer Pilger. Von der Kuppel bietet sich ein schöner Blick über die Stadt.
Ein paar Meter entfernt beginnt die Andrássy út K6–G10/Google Map, Budapests Champs-Élysées und UNESCO-Weltkulturerbe. Tatsächlich ist diese Prachtstraße mit jener in Paris vergleichbar, nicht nur der Ausmaße wegen. Die schnurgerade, 2300 Meter lange Straße entstand vor über 100 Jahren, um die Pester Bürger ins Grüne zu geleiten. Ihren Namen erhielt sie nach dem damaligen Ministerpräsidenten, der die Entwicklung Budapests zur Weltstadt vorantrieb. Beim Bummel entlang dieser Radialstraße entdeckt man rund 150 wunderbare Gebäude im Stil der Neorenaissance und des Neobarock. Mietshäuser bergen stimmungsvolle Interieurs, Skulpturen und Springbrunnen im Innern. Interessant ist etwa Nr. 39, das sanierte Pariser Kaufhaus J7/Google Map (Párizsi Nagyáruház), ein Jugendstilbau, der neben einer Buchhandlung ein Café auf zweiter Etage beherbergt, das ein echter Geheimtipp ist, da es im wunderschönen Lotz-Terem liegt. Ein ganz besonderer Blickfang ist auch das Opernhaus J/K7/Google Map (Operaház), das sich im Stil überladener italienischer Neorenaissance präsentiert. Eine Führung durch das großartige Gebäude mit seinen prunkvollen Treppenhäusern und schönen Innenräumen sollte man sich nicht entgehen lassen.
Die Oper bildet das Tor zu einem Gebiet, das als Pester Broadway J7/8/Google Map bekannt ist. Ursprünglich bezeichnete dieser Begriff nur die Nagymező utca, auf der sich u. a. das Moulin Rouge befindet. Inzwischen tummeln sich auch vom Liszt Ferenc tér bis zum Oktogon tér mehrere Theater, Kabaretts, Museen und Nachtclubs, darunter auch das Operettentheater und die Musikakademie. Abends erstrahlt diese Kulturmeile im bunten Lichtermeer. Bei einem kleinen Abstecher kann man sich Anregungen für das Abendprogramm holen. Einen kurzen Besuch lohnt auch das Mai Manó Haus J7/Google Map, Nagymező utca 20. Das beeindruckende Gebäude ließ der kaiserlich-königliche Hoffotograf Mai Manó 1894 bauen. Es dient inzwischen als Atelier und als Ausstellungsort des Ungarischen Hauses der Fotografie.
Am verkehrsfreien Liszt Ferenc tér J7/8/Google Map haben sich zahlreiche Cafés und Kneipen angesiedelt – der perfekte Ort für eine Mittagspause, zum Beispiel im Menza. Das beliebte Restaurant mit den braunen Lederbänken und den Tapeten im Retro-Stil hat nichts mit einer Mensa gemein, auch wenn der Name das vermuten ließe. Im Sommer sitzt man draußen und genießt die charmante Atmosphäre, wirft einen Blick auf den Namensgeber des Platzes, der mit einer Skulptur verewigt wurde, und lauscht eventuell den Proben aus der nahen Musikakademie J8/Google Map (Zeneakadémia). In den zwei Sälen der renommierten Musikhochschule, die Liszt 1875 gründete, finden regelmäßig Konzerte des Nachwuchses und etablierter Musiker statt. Wer nach weiteren Informationen zur Stadt und seinem Aufenthalt sucht, begibt sich in das Büro des Tourismusamtes, das am Anfang des Liszt Ferenc térs seinen Sitz hat.
Der Oktogon tér J8/Google Map ist ein Werk der Symmetrie mit vier einander genau gegenüberstehenden Gebäuden. Etwas weiter, unübersehbar auf der linken Seite der Andrássy út, steht das Haus des Terrors J8/Google Map (Terror Háza). Im ehemaligen Sitz der Pfeilkreuzler und später der kommunistischen Staatssicherheit rücken wechselnde Ausstellungen dunkle Kapitel der ungarischen Geschichte ins Licht. Fußmüde weichen hier auf die Metro M1 bis Hősök tere aus (Station: Vörösmarty utca). Sie erfahren, dass in Budapest sogar die Metro eine Sehenswürdigkeit für sich ist: Denn von den Metropolen auf dem europäischen Festland hatten nicht Paris oder Berlin als erste eine Linienbahn im städtischen Untergrund, sondern Budapest. Eröffnet wurde sie nach nur 20-monatiger Bauzeit zu den Millenniumsfeierlichkeiten 1896. Ein kleines Museum im Originalteil des Tunnels in der Fußgängerunterführung unter dem Deák tér erinnert an das ingenieurstechnische Meisterwerk, das auf dem Kontinent bewundert wurde. Noch heute verkehren die kleinen Züge auf der ursprünglichen, 1973 rekonstruierten Strecke. Seit 2002 ist die Bahn Teil des Weltkulturerbes.
Zu Fuß geht es die Andrássy út weiter entlang, vorbei am Ferenc Hopp Museum für Ostasiatische Kunst (Kelet-Ázsiai Művészeti Múzeum) bis zum Hősök tere. Auf diesem Heldenplatz G10/Google Map, einem Meisterwerk des ungarischen Historismus, stellt eine der kleineren Nationen Europas der Welt anhand des Millenniumsdenkmals ihre tausendjährige Geschichte (896–1896) vor. In der Mitte des Platzes steht der Erzengel Gabriel auf einer 36 Meter hohen korinthischen Säule. Um seinen Sockel herum strecken sich die sieben Reiterstandbilder der Stammesfürsten der Magyaren. Links und rechts der Säule in den beiden Kolonnaden thronen je sieben historische Persönlichkeiten, darunter Könige, Fürsten und Helden.
Das Gebäude, das den Heldenplatz links abschließt, das Museum der Schönen Künste F/G9/10/Google Map (auch: Museum der bildenden Künste, Szépművészeti Múzeum), wurde 1906 eigens zur Aufnahme der seinerzeit schon bedeutenden städtischen Kunstsammlung erbaut. Das neoklassizistische Bauwerk von Albert Schickedanz und Fülöp Herzog besteht aus einem Hauptgebäude und drei tempelartigen Nebenbauten. Bemerkenswert ist neben der Ägyptischen Abteilung und der Antikensammlung vor allem die Galerie Alter Meister. Den Grundstock legte die Wiener Eszterházy-Sammlung, die Ungarn 1871 angekauft hatte. Als Pendant dazu entstand im aufstrebenden Budapest 1896, zu den Millenniumsfeierlichkeiten, die Kunsthalle G10/Google Map (Műcsarnok) auf der anderen Flanke des Heldenplatzes, um Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst einen eigenen Rahmen zu geben. Auch dieses Gebäude entwarf Albert Schickedanz.
Der Heldenplatz ist das Tor zum Stadtwäldchen F–H9–12/Google Map (Városliget), dem vielseitigen Erholungs- und Vergnügungspark der Stadt, in dem nicht nur Kinder auf ihre Kosten kommen. Eine kleine Brücke überquert den Teich, auf dem im Winter Groß und Klein auf Schlittschuhen ihre Runden ziehen. Neueste Technologien sorgen dafür, dass das Eis auch bei Plusgraden nicht schmilzt. Die Anlage und das imposante, neobarocke Gebäude der Eislaufbahn G10/Google Map (Műjégpálya) sind frisch saniert.
Der Teich umschließt den Nachbau einer wildromantischen Burg in Siebenbürgen: Vajdahunyad G10/Google Map. Ursprünglich war die Burg nur aus Pappmaché zur Tausendjahrfeier angefertigt worden, doch auf Drängen begeisterter Bürger installierte Ignác Alpár die Märchenkulisse 1904 in Stein. Der Baustil, eine Mischung aus Romanik, Gotik, Barock und Frührenaissance, war als Hommage an die historischen Epochen des 1000-jährigen Ungarn gedacht. In der Burg ist das Landwirtschaftsmuseum (Mezőgazdasági Múzeum) untergebracht. Davor steht das Anonymus-Denkmal G10/11/Google Map, das den unbekannten Verfasser der Gesta Hungagorum (»Taten der Magyaren«), ehrt.
Unweit liegt das bekannte Széchenyi gyógyfürdő F10/Google Map (Széchenyi Heilbad), eine pompöse Oase in Gelb, dessen Abbild zahlreiche Reiseführertitel ziert, vor allem mit im Wasser Schach spielenden Herren im Vordergrund. Man sollte es sich nicht entgehen lassen, einen Blick hineinzuwerfen. Der Eingang zum Heilbad befindet sich am Kós Károly sétany, der zum Schwimmbad gegenüber vom Zoo.
Der Budapester Zoo F9/10/Google Map ist eine Augenweide und begeistert auch ältere Generationen als Ziel eines Sonntagsausflugs. Inzwischen sind fast alle Anlagen saniert oder komplett neu entstanden. Nicht verpassen sollte man das alte Jugendstil-Elefantenhaus. An den Tierpark grenzt der Hauptstädtische Zirkus F10/Google Map (Fővárosi Nagycirkusz), der auch Familien ohne Ungarischkenntnisse empfohlen sei – internationale Artisten verzaubern das Publikum mehrmals die Woche.
Den Abschluss des Rundgangs bildet das bekannteste Restaurant der Stadt, das Gundel F10/Google Map. Es gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den besten Häusern Europas und knüpft seit der Privatisierung 1991 erfolgreich an diesen alten Glanz an. Zahlreiche Persönlichkeiten haben bei ihrem Budapest-Aufenthalt hier gespeist. Einige Fotos der berühmten Gäste sind im Eingangsbereich ausgestellt. Am Nachmittag, auf der Terrasse, ist der Genuss eines Kaffees und eines Gundel-Palatschinkens (mit Nuss-Rosinen-Rum-Füllung) nicht günstig, aber auch nicht unerschwinglich. Vom Gundel étterem sind es nur wenige Minuten zurück zum Heldenplatz.
Das ausklingende 19. Jahrhundert war die künstlerische Geburtsstunde des Jugendstils mit bildnerischer Kraft, kühnem Linienschwung, hinreißenden floralen Mustern oder strenger Geometrie. In der Architektur fand er seinen Ausdruck in Schornsteinen wie Zwiebelknollen, Dachfirsten wie Dornenhecken, Portikusdecken und Balkonen in Treppenhäusern. Mit Blumenmotiven der ungarischen Volkskunst, indischen Symbolen und Ornamenten der italienischen Renaissance. Alles im Namen der Rose, im Dienst einer stürmischen Kreativität. Mit dieser frühen Flower-Power setzte sich das Budapester Bürgertum seine selbstverliebten Denkmäler, grell, wild und bengalisch leuchtend wie in keiner anderen europäischen Metropole. Budapests größter Stilmeister jener Zeit war Ödön Lechner (1845–1914), der bedeutende Repräsentativbauten hinterließ.
Die meisterlichen Hinterlassenschaften dieser Epoche sind das orientalisch anmutende Kunstgewerbemuseum N8/Google Map (Iparművészeti Múzeum) in der Üllői út 33–37, der Gresham-Palast K5/Google Map am Széchenyi István tér, das Geologische Institut (Geológiai Szolgálat) H12/Google Map in der Stefánia út 14 und vor allem die Postsparkasse J6/Google Map (Postatakarékpénztár) in der Hold utca 4 – jeweils ein Muss für Architekturliebhaber. Die markanten Bauten entstanden um 1900, haben Krieg und Mangelökonomie überstanden und sind erfolgreich restauriert worden. Der Gresham-Palast, 1906/07 für die Londoner Versicherungsgesellschaft Gresham erbaut, erstrahlt seit 2004 als Luxushotel im neuen imposanten Glanz.
Die Jugendstilgebäude künden immer noch von dem Geist, der ihre Schöpfung zustande brachte. Die überbordenden Schmuckelemente umfassen ein weites gedankliches Territorium, das zurückreicht bis in die osmanische Kultur und die Brücke schlägt zu asiatischen Kulturen bis nach Fernost. Sie geben auch einen Einblick in die ungarische Nationalromantik, denn exakt geklärt ist bis heute nicht, woher die wilden magyarischen Reiterhorden im 9. Jahrhundert eigentlich kamen. Wo die Ursprünge im Dunkel liegen, wuchert der Mythos und bringt es zu fantastischen Ausschmückungen der eigenen Vergangenheit.
Eigentlich müsste man die ungarische Hauptstadt »Bad Budapest« nennen. Nicht nur, weil sie seit 1937 – amtlich anerkannt – der größte Kurort der Welt ist, sondern wegen der nicht weniger als 130 Thermalquellen, auf denen die Stadt wie ein gigantischer Schwamm festgesaugt sitzt. Die Temperaturen dieser Gewässer liegen zwischen wohligen 24 und brühheißen 78 Grad Celsius. Im Stadtgebiet gibt es 47 Heilbäder, alle aus unterirdischen Quellen gespeist – rund 70 Millionen Liter Heilwasser sprudeln pro Tag aus der Erde.
Das 1918 eröffnete Gellértbad O6/Google Map (Gellért gyógyfürdő) ist zweifellos der schönste und prächtigste Belle-Époque-Thermaltempel Europas. Ein Bad mit langer Tradition und reich verzierter Innenausstattung. Ein Zeremonienpalast, in dem man auch noch in 36 und 38 Grad warmem Wasser baden darf. Bemerkenswert sind das Jugendstil-Hallenbad und das Sprudelbad mit Balkönchen und vergoldeten Säulen. Majestätische Räume mit Mosaiken wie geträumt, wunderschönen Majolika-Dekorationen, verzauberten Miniaturen auf Kacheln, Gedichten in Türkis.
Sehr viel älter ist das Königsbad H4/Google Map (Király gyógyfürdő), zu dem 1565 ein türkischer Pascha den Grundstein legte. Vier grüne Kuppeln werden überragt von einem muslimischen Halbmond. Unter der größten Kuppel liegt das achteckige Becken des Ilidse, umgeben von acht Blendbögen, ein türkisches Ritualbad. Weil das Außenlicht nur durch die verglasten Öffnungen der Kuppel sickert, erscheinen die Lichtverhältnisse unwirklich, schaffen eine surreale Atmosphäre. Der türkischen Badehausarchitektur hat eine spätere Zeit den klassizistischen Vorbau verpasst.